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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Ps. prreanmuranäa. MM für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehende« Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. «8. Donnerstag, den 22. April 1880. 5. Jahrg. Bekanntmachung. In Gemäßheit der in § 46 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Jnli 1878 enthaltenen Bestimmung werden alle Personen, welche am hiesigen Orte ihre Beüragspflicht zu erfüllen haben, denen aber die Mittheilung des Einschätzungsergebnisses nicht hat behändigt werden können, aufgefordert, sich ungesäumt bei der hiesigen Steuereinnahme zu melden. Zwönitz, am 20. April 1880. Der Bürger m ei st er. Schönherr. Tngesgeschichte. Deutschland. In Neichskreisen wird die Besorgniß gehegt, daß nach der nunmehr erfolgten Annahme der Militärvorlage und der Genehmigung des Socialistengesetzes eine große Anzahl von Abgeordneten Berlin verlassen und daß es daher nicht leicht sein wird, die auch jetzt nur knapp gesicherte Beschlußfähigkeit des Reichs tags aufrecht zu erhalten. Es sind deshalb schon jetzt von den Fractionen Schritte geschehen, um solchen Uebelständen möglichst entgegen zu wirken. Bis jetzt darf übrigens an der Hoffnung fest gehalten werden, daß der Reichstag vor Pfingsten geschlossen werden kann. Man glaubt ja vielfach, daß noch zwei Vorlagen seitens des Bundesrathes, ein Gesetzentwurf wegen Unterstützung der Hinter bliebenen von Neichsbeamten und ein zweiter, betreffend den Parla mentsbau, an den Reichstag gelangen werden — jedoch sind hieran, namentlich was die letztere Vorlage anbetrifft, wohl noch Zweifel erlaubt. Zu erledigen sind im Reichstag augenblicklich im Wesent lichen noch das Wuchergesetz, das Stempelabgabengesetz, der Samoa- vertrag, das Viehseuchengesetz und die Anträge von Seydewitz und Genossen, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung. Allerdings noch ein reicher Stoff, der nur bei allerseits angestrengter Thätig- keit und einer Beschränkung auf das Nothwendige bei den Debatten bis Pfingsten fertig gestellt werden kann. — Die gemachten Wahrnehmungen über das Anwachsen der Auswanderung nach Amerika werden durch die Mittheilungen ame rikanischer Blätter über die Einwanderungs-Statistik bestätigt. Ein New-Dorker Blatt sagt in einem Rückblick auf die Einwanderung im ersten Quartal 1880, daß die Ziffer unerreicht dastehe gegen die gleiche Periode früherer Jahre; sie beträgt ca. 35,000, obwohl das erste Quartal des Jahres für die europäische Auswanderung das am wenigsten belangreiche zu sein pflegt. Für den Monat April rechnen die New Parker Einwandernngs - Behörden ca. 50,000 Eu ropamüde. Unsern deutschen Landsleuten und den Schweden, welche in New-Jork eintreffen, rühmen die dortigen Blätter die verhältniß« mäßig beste Ausstattung an Geldmitteln nach, wodurch denselben sofort die Weiterreise nach dem Westen möglich ist. Um so bedau erlicher ist freilich für das Mutterland das Verschwinden gerad- solcher Elemente. Als Ursache ihres Wandertriebes geben die Aus wanderer selbst die schlechte Geschäftslage in Europa an, wozu für Deutschland, wie die neueste Nummer der New-Iorker „Handelsztg." vom 2. d. meint, noch „die neue Heeresvorlage ihren Einfluß geltend machen dürste." Allerdings hat Amerika sich im vorigen Jahre einer bedeutend besseren Geschäftslage erfreut als Europa, kundige Beurtheiler sind aber durchaus getheilter Meinung, ob dieser Auf schwung Dauer verheißt. Gerade neuerdings liegen sehr bezeichnende Mittheilungen von dem Rückgang der Preisermäßigungen vor, so daß vermuthUch in demselben Maße, als sich die Zahl der Auswan derer steigert, auch die Summe der Enttäuschungen zunehmen wird. Oesterreich-Ungaru. Neber den Verlauf der Ministerkrisis in Oesterreich liegen kerne zuverlässigen Nachrichten vor; es hat am Freitag eine Sitzung des Ministerraths stattgefunden, aber über den Verlauf derselben sind keine Mittheilungen irr die Oeffentlichkeit ge drungen. Wahrscheinlich sind die Minister selbst noch nicht zu festen Entschließungen gekommen. Am wahrscheinlichsten scheint es, daß nach Durchrathung des Budgets eine Auflösung des Neichsraths be- ! schlossen werden wird. Ob aber bis dahin der „verfassungstreue" Theil des Ministeriums noch im Amte bleiben wird, ist gleichwohl zweifelhaft. Die höchst auffällige Thatsache, daß der Sektionschef im Ministerium des Auswärtigen, Schwegel, gegen das Ministerium gestimmt hat, findet jetzt ihre Aufklärung dahin, daß derselbe sich schon seit längerer Zeit mit der Absicht trägt, den Staatsdienst zu verlassen und den Wunsch hatte, diesen Schritt mit einem gewissen Aufsehen zu thun. Spanien. Das in Madrid erscheinende „Diario" bringt eine Mittheilung über ein angebliches Geständniß, welches Otero vor seiner Hinrichtung dem Herzog von Sexto abgelegt haben soll. Hiernach hätte Otero von einer geheimen Gesellschaft in Voledo, deren Mit glieder ihm selbst unbekannt gewesen wären, den Auftrag erhalten, den König zu tödten. Geld und Waffen seien ihm zu diesem Zweck geliefert worden, und inan habe ihn, falls er die passende Gelegen heit vorübergehen ließe, mit Ermordung bedroht. Sehr wahrschein lich klingt diese Meldung gerade nicht. Jetzt wo Otero todt, läßt sich indessen die Richtigkeit der Angabe des Herzogs weder beweisen noch widerlegen. Rußland. Zwei Sterbebetten in Petersburg ziehen die Auf merksamkeit und menschliche Sympathie der ganzen Welt auf sich: das der Kaiserin und das des Fürsten Gortschakoff. Als event. Nachfolger des letzteren wird Orloff genannt, der einstweilen wieder nach Paris zurückgekehrt ist. Nach dem am Montag Mittag über das Befinden des Fürsten Gortschakoff ausgegebene Bulletin hat der selbe die Nacht fieberfrei verbracht und dauert die Sonnabend ein getretene Besserung fort; die Schlaflosigkeit verhindert jedoch die Rückkehr der Kräfte und wird es zur Wiederherstellung derselben längerer Zeit, eines günstigen Klimas und vollkommener Ruhe, ins besondere der Abwesenheit jeglicher anstrengenden geistigen Thätigkeit bedürfen. Asien. Ueber die zopftragenden Söhne des himmlischen Reiches muß mit einem Male eine gewaltige Kriegslust gekommen sein. Nach dem die chinesische Negierung sich Rußland gegenüber recht unge fällig bewies, kommt jetzt noch hinzu, daß sie von der portugiesischen Negierung die Insel Macar forderte und alsbald unverzüglich da rauf von derselben mit Gewalt Besitz ergriffen hat. In Lissabon herrscht hierüber nicht geringe Aufregung. Lokales und Sächsisches. Zwönitz. Der Geburtstag Sr. Maj. des Königs wird hier in der Weise festlich begangen werden, als von der priv. Schützengilde, dem freiw. Feuerwehrcorps und dem Militär-Leteranen-Verein, nach dem von deren Musikchören unter Abfeuern von Böllerschüssen eine Neveille ausgeführt, an: Abend im Schützenhause gemeinsam ein Fest- actus abgehalten werden wird, dem sich ein von den Musikchören wie Sängern genannter Vereine ausgeführtes Concert anschließt, während vom Gewerbevereine mit Einschluß der Liedertafel im Feld schlößchen eine Abendunterhaltung veranstaltet wird. Zwönitz. Am 20. d. M. wurde in, blauen Engel die General versammlung der Schutzgemeinschaft für Handel und Gewerbe für Zwönitz abgehalten. Von allgemeinem Interesse dürfte der Beschluß sein, eine Platzliste über schlechte Bezahler aufzustellen. In diese Liste kann jedes Mitglied die Namen derer verzeichnen lassen, die, gleichviel ob eine Mahnung von Seiten der Schutzgemeinschaft vor-