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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, 0« »Wtlrdruftrr Taarklatt- «rschet«» an »llen Wrrkt«p«n nach»Nta,» 5 Utz,. : Br> Bdtzolnnb t» »«r DrschSsttftrllc und »rn «-»»adkft-llrn 2 StM. im Manul, dci .Zustellung durch die Loten 2,30 RM., bei Postdeft^Iun, r «M. zuzüglich Ablea«. „ .. . gebühr. Li»,el»ummern bb»osg.All-P°sianft-!len Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegevd Postboten UN» »nsere«us. test,er und Geschäftsstellen nehme»,» jeder Zeil Be ¬ stellungen entgegen. I« Falle höherer Gemalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch aus Lieserung bar Leitung ober Kürzung de« Bezugspreises. — «ürLsenbnng eingesandter Schrtststüche erfolg! nur, Merin Porl» bestiegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzette 2VRpfg.^Hie 4gespaltene Feile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die «gespaltene Reklamezeile im textlichen Mtle 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Lord Cecil, der englische Vertreter beim Völker bund, hat unter lautem Protest sein Amt niedergelegt und vor einigen Tagen im englischen Parlament mit einer Deutlichkeit gesprochen, die den für die Nichtabrüstung Ver antwortlichen recht unangenehm gewesen ist. So unan genehm, daß man es für zweckmäßig hielt, die Kunde in die Welt zu setzen, daß England — einen Kreuzer von der Bauliste gestrichen habe. Die Welt wird diese Nachricht mit ziemlicher Fassung entgegengenommen haben. Zwei fellos hat sie darob sogar gelächelt wie über einen schlechten Witz; denn gleichzeitig erfuhr man von den außerordent- kich weitgehenden Anstrengungen Nordamerikas, seine See macht so auszugestalten, daß sie sogar die englische über treffen soll. Und das heißt in einer Zeit, da sich die Er findungen technischer Art, die für die militärische Rüstung verwertbar sind, ja geradezu überstürzen, doch Wohl eine ganze Menge. Wir Deutsche jedenfalls sind ja durch das Diktat der Versailler Mächte genötigt, diesen Anstrengun gen tatenlos zuzuschauen, obwohl wir wissen, daß ein großer Teil der Riesensummen, die wir als sogenannte Kriegsentschädigung, als „Wiederherstellung der von uns verursachten Kriegsschäden" zu bezahlen haben, für diese Kriegszwecke verwendet wird. Ein Witz ist diese Abrüstungsfrage, aber ein schlechter, — und er wird nicht besser dadurch, daß nun auch Sow ie t r u tz l a n d an den Beratungen der wieder einmal zu- fammentretenden Abrüstungskommission in Genf teil- nehmen wir^ Der Beginn dieser Verhandlungen ist für »ie nachpe Woche angesetzt worden und Rußland wirv Litwinow dorthin schicken, um daran teilzunehmen. Nuß- Oberhalb des Völkerbundes, sogar sehr glaubt, daß sich die ganze Tendenz »leses Bundes gegen Rußland richtet. Die Russen haben ja die Folgerungen aus den politischen Verhältnissen der L>pat- und Nachkriegsjahre gezogen und sich selbst eine Armee geschaffen, deren Gefechtswert doch nicht mehr so gering ist wie damals, als sich die frisch geborene Sowjetregierung gegen manche Angriffe zu verteidigen hatte. Man weiß, daß erst im allerletzten Augenblick und nur »urch französische Hilfe 1920 Polen vor einer Niederlage schwerster und für die gesamte Entwicklung des bolsche wistischen Gedankens bedeutsamster Art gerettet werden konnte. Trotzki hat dafür gesorgt, daß es heute vielleicht noch aussichtsloser ist, Rußland zu attackieren als damals. Litwinow hat, ehe er nach Genf fährt, auch noch aus drücklich erklärt, daß durch seine Teilnahme an den Be ratungen einer Völkerbundkommission nicht das geringste »n der Stellung Rußlands zum Völkerbunde geändert wird. Immerhin scheint aus seinen Ausführungen her vorzugehen, daß Rußland gegen die V e r s ch l e p p u n g s- versuche in der Abrüstungsfrage sehr ener gisch protestieren will. Und — das ist ein weiterer Witz — damit wird der russische Vertreter in der Abrüstungs kommission zu einem Verbündeten der deut schen Delegation. Man denkt unwillkürlich an das Frühjahr 1918, als die Vertreter der bolschewistischen Sowjetregierung mit den Deutschen in Brest-Litowsk ver handelt und den deutschen Militärs gegenüber allein mit der Idee der Weltrevolutionierung gefochten haben, aller dings vergeblich. Jetzt will Litwinow allen Nachbarn des russischen Staates einen Nichtangriffspakt Vor schlägen. Dabei kann Rußland aus alle Fälle nur ge winnen, — wenigstens für den Augenblick. Verträge sind uämlich ganz schöne Dinge, solange man sie hält, und kein Mensch zweifelt daran, daß das Rußland von heute sich den Teufel um alle Pakte und Vereinbarungen kümmern wird, wenn es den Augenblick für günstig und ge kommen hält, mit Waffengewalt seine Ansprüche auf jene Gebiete geltend zu machen, die man ihm entrissen hat. Allerdings wird, wie die Dinge nun einmal liegen, die russische Beteiligung an d e r A b r ü st u n g s- konferenz in Genf die Arbeiten dieser Kommission vermutlich noch ergebnisloser machen, als sie es an und für sich schon sind. Wirtschaftlich stehen die Völker Europas einander gegenüber bis an die Zähne gerüstet und es ist Nur eine natürliche Folge davon, daß sie das auch militä risch tun und daß dies fürs erste so bleiben wird. - Oie deutsche Delegation für Genf. Die deutsche Delegation für die neue Genfer Ab rüstungskonferenz wird wieder unter Führung des Grafen Bernstorff stehen. Weiter gehören ihr an: Geheimrat Weizsäcker als Vertreter des Auswärtigen Amtes, Oberst bon Bötticher als Vertreter des Reichswehrministeriums und Admiral Freiherr von Freiberg als Vertreter der Reichsmarineleitung. Die deutsche Delegation für die an schließende Ratstagung wird wiederum aus Minister Stresemann, Dr. v. Schubert und Dr. Gaus bestehen. Die deiM-MWei BerMluWu MeWsM Berlin, 22. November. Wie die T.-U. erfährt, können die «crliner deutsch-polnischen Verhandlungen im wesentlichen als "geschlossen gelten. Die Unterzeichnung -es Schlußprotokolls krabeben. Unwetter unci Stürme Schneegestöber mKiteldeuiWarrd. Zahlreiche Schiffskatastrophen. In Ostdeutschland zeigt das Thermometer Tempera turen von 10 Grad Külte und darunter. Durch die Kälte ist auf dem Schiffahrtsweg der Unterelbe das erste Treibeis entstanden. Infolge der in ganz Mitteldeutschland herr schenden Stürme, die von starken Schneefällen be gleitet waren, ist es zu großen Verkehrsstörungen gekommen, die vor allem dadurch hervorgerufen wur den, daß die Signale und Weichen eingefroren waren, so daß in vielen Fällen die Züge vor den Ein fahrtssignalen stehenbleiben mußten, bis die Strecken wie der befahrbar gemacht werden konnten. Im Niesengebirge liegt der Schnee 20 Zentimeter hoch. Die Temperaturen betrugen hier nur 4 bis 5 Grad unter Null. Am Rhein und in Süddeutschland herrscht dagegen noch Herbstwetter. Zuweilen zeigte das Thermometer sogar auf 8 bis 9 Grad Wärme. Die Wintersportplätze des Schwarzwalds kommen also vorläufig noch nicht auf ihre Kosten. Verheerungen in anderen Ländern. Aus Moskau wird gemeldet, daß in L e n ink a n sechs Erdstöße verzeichnet worden sind. Es ist dies das sechfle- mal, daß Leninkan von Erdbeben heimgesucht wird. Neun Häuser sind eingestürzt. Zwei Tote werden gemeldet. Auch in Aula bei Lucca (Italien) wurde ein Erdstoß Verspürt. Hier wurde jedoch nur leichter Sachswavcn an- gcrichtet. Stürme und schlechtes Wetter herrschen in fast allen Teilen der spanischen Halbinsel, besonders im Süden. In Sevilla ist infolge eines Sturmes ein Hausdach ein- gesturzt, wobei ein Mann, dessen Frau und dessen Sohn getötet wurden. Mehrere Häuser wurden beschädigt und Baume entwurzelt. Bei Malaga befinden sich zahl reiche Schiffe insolae der hochgebenden See in einer wird im Laufe des morgigen Tages erfolgen. Ein amtliches Kom munique über das Ergebnis wird im Laufe des Vormittags vor aussichtlich ausgegeben werden. Vie neue belgische Legierung Brüssel, 23. November. Der Verbam-sausschuß der christ lichen Arbeiterschaft, der heute hier zu einer Sitzung zusammen getreten war, hat der Teilnahme an der Regierung I^par zuge stimmt. Auch von liberaler Seite ist der Beteiligung am Kabinett Iafpar zugeftimM worden. Die neue Regierung setzt sich wie folgt zusammen: Iaspar, Ministerpräsident; Janson, Iustizminister (Liberal), Delegierter beim Völkerbund; Meuthers, Kultusminister (Liberal); Hymans, Außenminister (Liberal); Lippens, Eisenbahnminister (Liberal), ehemaliger Gouverneur von Belgisch-Kongo; De Broqueville, Kriegsminister; Baels, Landwirtschaftsmimster (Kath. Flame); van Overbergh, Innenminister (Christl. Demokrat); Heyman, Arbeitsminister (Lhriststl. Demokrat). Seulfche Volkspattei und ReWschulgeseH Die Beschlüsse in Braunschweig. Der Zentralvorstand der Deutschen Volkspartei, der sich in Braunschweig vor allem mit dem Reichsschulgesetz befaßte, nahm eine Entschließung an, in der folgende For derungen aufgestellt werden: 1. Neben Sicherung der konfessionellen Bekenntnis schule in ihrer geschichtlich gewordenen Art dauernde Er haltung der christlichen Simultanschule. 2. Angleichung der in der Reichsverfassung bevor zugten Gemeinschaftsschule an die christliche Simultan- schule. 3. Sicherung der Lehrfreiheit gegen jeden Versuch einer konfessionellen Verengung des gesamten Unterrichts in der Bekenntnisschule. 4. Unbedingte Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Schulsysteme eines Schulverbandes. 5. Volle Aufrechterhaltung der Schulhoheit des Staates auch für den Religionsunterricht. Die Deutsche Valkspartei, die sich, so heißt es am Schluß der Entschließung, die Freiheit der Entschließung Vorbehalten hat, ist nach wie vor bereit, an drm Zustande kommen des Gesetzes mitzuarbeiten; sic erwartet aber, daß die Reichstagsfraktion nur einem Gesetz zustimmt, das den Forderungen ihres nationalen und liberalen Bildungs ideals entspricht. Llnaelöste Probleme. Reichsanßemmnistcr Dr. Stresemann hielt in einer öffentlichen Versammlung eine Rede über politische Tages- fraaen. Er erklärte, daß die Außenpolitik, die, von der. Lou gefährlichen Lage. Infolge eines' Sturmes strandete in der Nähe von Cadiz der spanische Passagierdampfer „Antonio Lopez", der von Havanna und Newyork heim kehrte. Drei Schleppdampfer sind ihm zu Hilfe gesandt worden. Ein dänischer Dampfer von 2000 Tonnen strandete an der Mündung der Barbate. Von Bord eines Fischer bootes, das sich in einer schwierigen Lage befindet, wurde ein Seemann von einer Welle weggespült. An der schottischen Küste ist der Motorfischer „Alaska" mit seiner neun Mann starken Besatzung untergegangsn. An der Küste von Northumberland scheiterte der Dampfer „Djerissa"; 26 Mann der Besatzung wurden gerettet. Auch der Dampfer „Georgia" ist gesunken; ein Teil der Be satzung konnte gerettet werden. Simmvecheerungen in Dänemark. Seit Sonntag rast über Dänemark und über vic Nord und Ostsee ein Orkan, der zu Wasser uud zu Lande große Verheerungen anrichtet. Unmittelbar vor Kopenhagen scheiterte das dänische Segelschiff „Glimt" und sank. Die Besatzung konnte sich mit knapper Rot retten. In den Hafenstädten Nordschleswigs hat der Sturm große Über schwemmungen ver'-'-r--^ Vie folgen ües Slurmwetters 35 Fischer ertrunken London, 22. November. Die schweren Stürme der letzten Tage hoben der Schiffahrt großen Schaden zugeftigt. Bei dem Untergang von Fischerbooten in der Nähr von Malaga und Ca- d-ix sind 35 Personen ertrunken. Wie weiter gemeldet wird, ist dsr deutsche Dampfer „UsberjeH" (?) an der spanischen Küste ge sunken. Die Besatzung soll gerettet werden sein. An der englischen Küste in der Nähe von Mru outh befindet sich der Oeldampfer „Georgia" aus Holland mit 15köpsiger Besatzung in sinkendem Zustand. Die Rettungsboote können wegen der schweren See nicht an den Oeldampfer hercmkcmmen. Von London aus sind be sondere Hilssmaßnahmen eingelettet worden. doner Konferenz über die Befreiung der Ruhr uns ver Sanktionsstädle sowie der ersten Zone nach Locarno und Genf geführt habe, unbedingt fortgesetzt werde. Dr. Strese mann wandte sich dann mit besonderer Schärfe gegen die Ortsgruppe Braunschweig der Deutschen Friedensgesellschaft und erklärte, daß die Kreise um Förster und Mertens, die ihr eigenes Vaterland angreifen und Frankreich davor war nen, Deutschland zu trauen, die größten Verräter einer Ver ständigung und Befreiung und somit die verhängnisvollsten Gegner der Verständigungspolitik seien Dr. Stresemann wies in weiteren Ausführungen darauf hin, daß Deutschland und Europa noch lange nicht vor einer abgeschlossenen Entwick lung ständen, daß weitere Kämpfe um Ideen uns bevorstehen. Man müsse sich fragen, ob die Ordnung von heute ein Dauer zustand sei. Wohin man sehe: Unsertigkeit und ungelöste Probleme. In bezi^g aus die landwirtschaftlichen Fragen betonte Dr. Stresemann, daß die Situation der Landwirtschaft gegenwärtig außerordentlich ungünstig sei und daß es eines der entscheidensten Probleme unserer deutschen Wirtschaft bedeute, die Existenz sowie die Produktions- und Konsumtionskraft der deutschen Landwirtschaft zu erhallen. Der Wiederaufbau unseres Vaterlandes, so schloß Dr. Strese mann, sei nicht Sache einer einzelnen Partei, sondern der Zusammenarbeit aller vernünftigen Elemente des deutschen Volkes. (Lebhafter Beifall.) Deutscher Reichstag. io. Berlin, 22. November. Eins zahme Sache blieb die Wiedereröffnung des Reichs tages nach vierwöchiger Arbeitspause, obwohl bei der sibirischen Kälte, die über uns hercingebrochen ist, hübsche Ge legenheit gewesen wäre, sich durch gewaltige Reden sür längere Frist in innerliche Glut zu versetzen. Daraus wurde nichts, selbst dann nicht, als nach der fast ohne Äußerung vor sich gehenden Erledigung geringerer Angelegenheiten der Kommu nist Hörnle unter voller Ausnutzung der einstündigen Rede zeit zu einem Vorstoß gegen das deutsche Handels abkommen mit Frankreich ausholle und es für eine hinterlistige Ausgeburt der Bourgeoisie erklärte. Vorher hatte der Nationalsozialist Stöhr sich die Pressevorwürsc verbeten, die vor den Ferien gegen ihn erhoben wurden, als er de dritte Lesung des Abkommens über die Regelung der Sozial- rcntnervorlage im Saargebiet verhinderte. Nur in Fürsorge sür die wirklichem Interessen der Sozialrentner habe er das getan, was auch an der Saar selbst durchaus anerkannt worden sei. Vor der Tagesordnung verlangte ferner der Kommunist Rädeldie Behandlung der Krisenfürsorgc, ohne damit durch zudringen. Und nach dem Abgeordneten Hörnle begann der Sozialdemokrat Wissell, der frühere Minister, ebenfalls UZ in die Materie des deutsch-französischen Handelsabkommens hinabzutauchen. Selbst das kurze Erscheinen des soeben ans Braunschweig zurimgekehrten Neichsaußenministers Dr. Stresemann und seine sichtlich zufriedene Miene vermochUn die Stimmung im Saal nicht ui beben.