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Muer Tageblatt tlzg«llun,«a «<>m,n -I« ^»»tr«s«t. UN- für fluiwkiOg, ^!r Psstanft-Il«, INIzrgrn. — <kksch«!nt »«rktLAttch, K,rnsprech.flnschluS Nr. SS. MnIeiger für öas Erzgebirge ^,»<r«npr,If«: dl« ft««,<-,<s»»I»n>, P«N«>-N« für fln,->g-n a»» Nu« unt Um««««n» 2.' Pf-Nttig«, nuowärUa« ^nzilgrn ÜL pf«»nigr. NrNam«p«IU» >«!>« «0 psrur.tg«, ouüwSrlig« N«kla» m«n I lltlchswnrk, amtlich« I«U« »1 ps«0N>»«- Lrlegramme: Lagrdlaa fiueerZgebles« Enthalten- -!e amtlichen öekanntmachungerr -es Rates -er Sto-t UN- -es Amtsgerichts fiue. postsch-lt.ksnto: Fml rripzig Nr. I»»» Nr. 65 Sonnta^> den N. März 1929 24. ZnhrganH Die Politik der Woche NeparationSkonserenz Wie die Delcgationssührer Belgiens und Italiens, so verlief auch Tw. Schacht zu Begrnn dec letzten Woche Paris, um Berlin einen Besuch abzusialten. An geblich bildete ein Familienfest die Ursache seiner Reise. Wie sich nachträglich herausstcllte, bestand dieses Fest darin, daß eine Freundin seiner Tochter heiratete. Tat sächlich Pflegte Dc. Schacht in der Reichskanzlei stun denlange Verhandlungen mit Reichskanzler Müller. Netchssinau.Minister Hilferding und Reichswirt- schasrsminister Curtius. Pflichtgemäss berichtete er auch dem Reichspräsidenten über den Verlaus der Pariser Sachverstündigenbesprcchungen. Nach seiner Rückkehr setzte in Paris die „Schlacht der Zahlen" ein. v': war sehr heftig, wie schon die zahlreichen Borge- chre erkennen ließen. In diesen hatte Dr. Schacht zunächst 800 Millionen RM und sdäter 1,2 Milliar den RM als deutsche Jahres; ah lang genannt, die er aber nur 37 Jahre hindurch, bezahlen wollte. Schon darüber gerieten die Franzmänner ganz aus dem Händchen. Lins neue Flotirukünfsrenz Tie Gläubigerstaaten konnten das Reparations problem wesentlich vereinfachen, wenn sie mir de« Ab rüstung wirtlich ernst machen wollten. Ein Versuchs ballon, der in Genf aufgelassen wurde, regt fetzt eine neue Flottsnkcmfercnz für den 15. Juni an. Der Verfitzende des Abrüstungsausschusses des Völkerbundes Herr Colban, der in den Hauptstädten Europas sondierte, ist der Auffassung, daß keine der Seemächte sich grundsätzlich gegen eine neue Flottenkonferenz aussprach. Damit ist freilich noch nicht viel gewonnen. Dennoch wird sehr beachtet, daß das englische Flotten budget, das setzt dem Unterhaus znging, eine '.licht unbeträchtliche Verminderung der Ausgaben für die britische Kriegsflotte brachte. Der Lord der Admira lität. Bridgeman, veröffentlichte aus diesem An laß eine Statistik der Kriegsflotten der Well, die recht beachtliche Zahlen ausweist. Nach ihr verfügen Groß britannien über 20, die Vereinigten Staaten über 18. Japan über 10, Frankreich über 9 und Italien über 4 Schlachtschiffe. Im Bau befindet sich lediglich ein deutsches Schlachtschiff. Der Kreuzerbcstand gestaltet sich gegenwärtig also: Britisches Reich 52, Vereinigte Staaten 32, Japan 34, Frankreich 15, Italien 14. Im Bau befinden sich in England 9, den Bereinigten Staaten 8. Japan 7, Frankreich 4 und Italien 4 Kreuzer. Die Flottenprogramms der Großmächte ent halten überdies an Kreuzerbanten folgendes: Groß britannien 3, Vereinigte Staaten 15, Frankreich 1 und Italien 6 Kreuzer. Was die Utttersesbootprogramme betrifft, müssen die Pläne Frankreichs aufsallen, die den Bon Vor: 13 Unterseebooten vorsehen. Aus dem englischen Mariuebudget und den Vorschlägen Bridge mans ergibt sich jedoch die Tendenz, die Rcibungsflä- chen mit den Bereinigten Staaten nach besten Kräften zu vermeiden. Bürgerkrieg 1« Mexiko Dan? des Eingreifens Hoovers, dsS neuen Präsi denten der Bereinigten Staaten, geht dec Bürgerkrieg in Mexiko seinem raschen Ende entgegen. Hoover ver bot nämlich gleich nach seinem Amtsantritt den Waf fenhandel mit Mexiko. Er erkannte die Regierung GillCalles als rechtmäßig an und erlaubte ihr, Kriegs material aus nordameriionischen Regierungsmaga;inen zu beziehen. In drei Fällen erhielten die mexikani schen BundeStrnPpen auch die Erlaubnis, den kürzeren und strategisch wichtigen Durchzugsweg über nordame- rtkcunsches Territorium zu wühlen. Dem Ausstand der Generäle wurde damit das Rückgrat gebrochen. Im Staate Beraeruz herrscht wieder völlig« Ruhe und Ordnung. General Agutrrs wurde völlig geschlagen, in die Flucht gejagt, gefangen und standrechtlich er schossen. In Nordmexiko gehen dis Kümpfe zwar noch Weiler, doch gehen die Streitkräfte der Aufstän dischen fortgesetzt zurück, da ihre Truppen massenhaft desertieren. Bei dieser Sachlage dürste in kurzer Zeit der Bürgerkrieg in.Mexiko beendet sein. Gegenwärtig wird im Norden nur noch untergeordneter Kleinkrieg geführt. GvßcNdämmerung in Moskau Der Bürgerkrieg in Rußland hat im Laufe der letzten Monate sich in einen Kleinkrieg der Kommu- nisienslihrer umgewandelt. Trotzki war der erste, der nach Sibirien wandern mußte, der erste auch, den Sta lin aus dem sowjetrussischen Paradies Yinauswarf. Er sitzt gegenwärtig im Hotel Tokatlean in Stambul und wartet immer noch auf seine Einreiseerlaubnis nach Deutschland. In seinem besuch versichert er die NeichsregierunL- ausdrücklich, nicht 3f?ent1ich, hervsrtrL« ten und sich in keiner Weise in dis deutsche Politik einmischen zu wollen. Er will als kranker Mann sich von Berliner SPszialärzten behandeln lassen und hierauf in einem deutschen Badeort, etwa Wildungen, seine Selbstbiographie vollenden und ein Werk über den Marxismus in Sowjetrußland schreiben. Wenn er noch lange in Konstantinopel wartet, wird er un verhofften Besuch erhalten. Die Sowjetbehörden ha ben näm ich in Angora um die Einreiseerlaubnis für sechzig Ali ganger Trotzkis nach der Türkei nachgesucht und Kemal Ghasi versprochen, die Kosten für den Unterhalt auszubrtngen. Siche da, ein klassi sches Beispiel sowjetrussifcher Nächstenliebe! In Mos kau gehen inzwischen die Kümpfe Stalins fröhlich weiter. Nachdem Vie Linke erledigt ist, wird die Be kämpfung der Rechten energisch in Angriff genommen. So ist Bucharin von der Leitung der „Prawda" zu rückgetreten. Er legte auch den Vorsitz der Komintern nieder. Noch pikanter ist freilich die Kaltstellung des russischen Volkskommissars für die äußeren An gelegenheiten Tschitscherins. Dieser sitzt nämlich seit Monaten in einem Sanatorium im Grünewald bet Berlin und hüllt sich in völliges Schweigen. Mit dem russischen Botschafter Krestinski unterhält er so gut wie keine Beziehungen. In Moskau dagegen herrscht Litwinow, der zum engeren Freundeskreis Stalins gehört, im Auswärtigen Amt, ohne sich um Tschitscherin auch nur einen Deut zu kümmern. So wird begreiflich, daß man in Berliner politischen Krei sen dec 'Ansicht ist, Tschitscherins Berliner Aufenthalt wäre nicht ganz freiwillig, sondern eher «in Exil. Wer wird der Nächste sein? Oie gestrige Vollsitzung cler Ueparations»konferen; Tie gestrige Vollsitzung der ReparationSkonferenz dauerte von 8 bis 6 Uhr. Lord Nevelstoke legte einen vorläufigen Bericht des Untersuchungsausschusses vor, der sich bekanntlich mit der Kapitalbeschaffung, dem Verhältnis der geplanten Zentralbank zu den Noten banken und der Kreditorganisation beschäftigt. Im wesentlichen besteht über die wichtigen Fragen Einver ständnis. Zur nochmaligen Durchsicht des Berichtes des Untersuchungsausschusses über das Sachlieferungsver- fahren wird der Sachtieferungsausschuß am Sonnabend nnd Montag früh nochmals tagen. Was das Sachlie- -ferungSverfahren betrifft, so soll auch zugleich die Organisationssrage im voraus geregelt werden. Es handelt sich dabei u. a. darum, von den Sachlieferun- gen solche auszuichließen, die geeignet wären, von dem beziehenden Land weiter exportiert zu werden. Sir Josiah Stamp hat als Generalberichterstatrcr «inen Fragebogen über das Arbeitsprogramm vorgelegt, des sen Besprechung den größten Teil der Sitzung bean spruchte. Die Erörterung über die künftige Bank soll große Fortschritte gemacht haben. Auch bei der Besprechung der Transserfrage soll im wesentlichen Einigkeit ge herrscht haben, doch ist hier «in Punkt offen geblieben, der mit der Höh« der Reparativ nsj ah re Sz cchl u n ge n im Zusammenhang steht. Ueber den Zahlungsmechanismus soll man sich bei- nahs einig fein! Geheimrat Kastl begibt sich voraus sichtlich Mitte dec kommenden Woche zur Teilnahme an der Tagung des Vorstandes des Reichsverbandes der deutschen .Industrie nach Berlirv L8 st-ohrs lcwst Trvdmzcchillngerl? In einer Betrachtung über den Stand der Ver handlungen der ReVarationSstchverstündigen schreibt die Agentur HadaZ: „Dian hebt in Konserenzkreisen die besonders günstige Atmosphäre hervor, in der gegen wärtig die Sitzungen verlaufen. Wegen dieser glück lichen Tendenz darf man cmnchmen, daß sehr bald die Frage der Höhe und der Anzahl der Annuitäten der deutschen.Schuld in Angriff genommen werden. UsberdieS scheint man bei gewissen Delegationen ge neigt zu sein, die Jahreszahlungen in zwei Teile zu teilen. Der eine, der bedingt sein würde, könnt« mit 900 Millionen NM beginnen, um während einer Pe riode von 58 Jahren 1700 Millionen RM zu errei chen. Dieser Teil würde für dis Bezahlung dec Kriegs schuld bestimmt ff ein. Der andere, sogenannte unbe dingte Teil, würde für dis Zahlung der Reparationen bestimmt sein und sich aus eine Milliarde RM belaufen, könnt« aber schneller kn Form einer Anleihe mobili siert werden. Dieser ZahluugSantctl würde auf diese Weise schnell abgetragen sein, während der andere be dingte sich dauernd erhöhen würde. Wohlverstanden tragen diese Hinweise vorläufig noch rein hypotheti schen Charakter, da ja die Frage der Höhe und der Anzahl der deutschen JahreSzählungcn offziekl in den Sitzungen des Sachoerständigenausschusses noch nicht in Angriff genommen ist." Die feindlichen Brüder D4e Nationalsozialistische Arbeiterpartei veran staltete im GesellschaftShaus in Gumbinnen eine poli tische öffentliche Versammlung, die auch stark von Kommunisten besucht war. Im Anschluß an den Ver trag des Redners, der über das Thema „Die Not der heurigen Zeit" sprach, entwickelte sich eine allgemeine Schlägerei, bei der sieben Personen znm Teil schwer verlas wurden. Zweieinhalb Millionen Arbeitslose Ende Februar noch geringe Zunahme der Arbeitslosigkeit In der zweiten Februarhälffs hak sich die Zahl der Unter- MtzungSempsänzer in der ArbeitSlvfrnmwsich.'rung und Krisen unterstützung noch um etwa 100 000 Personen erhöht. Am 28. Februar gab es in der Arbeitslosenversicherung (einschließ lich Sondevsürsorge bei berufsüblicher Arbeitslosigkeit) rund 2 460 000 HauMni-orstützungsempfängsr gegen rund 2 360 000 am 15. Februar. Davon waren nach vorläufigen Ermittlungen etwa 940 000 Personen in der Sondenürsorge. Die Zunahme betrifft ganz überwiegend diese Gruppe, während in dec Ar- beitslos-enverstchrung -- zum ersten Male feit vielen Monaten —ein kleiner Rückgang der Unterstützten zu verzeichnen ist (um 32 000 oder 2 v. H.). Die geringe Zunahme der Krifenunterstühtsn um rund 7000 Personen hat für das Gesamtergebnis keine wesentliche Bedeutung. Dis Zulassung ausländischer Landarbeiter im Jahre 1929 Der Reichsarbeitsminckter har im Dezember vorigen Jah res das Kontingent ausländischer Landarbeiter kür das Jahr 1929 auf 110 000 festgeietz.. 00 000 salben bereits vor dem 15. April 1929, weitere 40 000 nach dstsem Ze u punkt beschäf tigt werden dürfen, 10 000 endlich sollten als Reserve für be sondere Notfälle dienen. Da die ungewöhnlich lange Frvstpe-ewd.' dieses Winters die Frühjahrsarbeiten der Landwirffchast üark zusanunendrän- gen und den sofortigen Bedas' an Arbeitskräften erheblich er höhen wird, hat dec 'ReicbZarbeiisminister mit Fusummnng des Re'vchsrats und nach Anhörung des Verwal!unge>ra.-e der Reichsanitalt für Arbeit-'nmiillung und .0. > - e e- rung nunmehr bestimm:, daß dis 40 090 Lardrrv'vw, die et st vom 15. April ad zugelassen werden sollte:'., bereits vom 1. April ab beschäftigt werden dürfen. Von diesem Tage ab ist also, von der Nvtreserve abgesehen, dos gesamte Kontigirsui für 1929 zneei.tisen. Ueber die Vrneiluna der No:räeioe entschei det der Präsident der ReichSansinl! m»: Fall zu Fall. Gegen über irrigen Mitteilungen der P.-' u n e . e > darauf hin gewiesen, daß sine Erhöhung des Kontingent- im ganzen nicht erfolgt ist. Sespsmils L>rgs w bpümen Ankündigung neuer RcgwruagSmastuahmen Halbamtlich wird in Madrid bekannt gegeben: „Da in der vergangenen Nacht die Ausschreitungen in den Straßen des Zentrums von Madrid sich wie derholt haben und da die Agitatoren bei ihrer vater landsfeindlichen Haltung beharren und jede Rücksicht aus das nationale Interesse vergessen, wirb die Regie rung, obwohl sie die Lage nist, als ernst, sondern nur als lästig und unerträglich ausieht, im Laufe «ines heute abznyaltcnden KabinettSrats neue Maßnahmen verfügen, wie sie von ihr zur Aufrechterhaltung der Ordnung in ganz Spanien für notwendig erachtet wer den." Braunschweig wrtt preußisch weräen Antrag ach Einleitung von Verhandlungen wegen Anschlusses Braunschweigs an Preußen In einer an? dem ganzen Lande außerordentlich stark ans Kreisen der Industrie, Les Handels, des Gewerbes nnd der Landwirtschast besuchten Versammlung des Landesverbandes der De u t f ch n a l i o n a len B o l l s p a r t c i des Landes Braunschweig wurde nach langer und eingehender Aussprache dar Beschluß gefaßt, die Landtagsfraklion zu beauftragen, 'Un verzüglich im Landtag den Antrag cinznbringen, die Regie rung zu ersuchen, sofort mit Preußen in Verhandlungen einzu treten wegen des Anschlusses Braunschweigs an Preußen. Vkr Etat Der Reichstag beendete gestern dis Aussprache über den Etat 1326 und den Natttar und überwieS sie dem Ausschuß.