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Mittwoch, 14. Mal ISIS. Nr. los s. Jahrgang. Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. . . ihn so, da» er hin TrauechffA nich lasten wollt«: er Likschleß, düs« selbst zu schrei. In Neu-Kamerun fand zwischen einer Abtei- lung der Schutztrupp« und räuberischen Eingeborenen ein Gefecht statt, wobei ein Bizeseldwebel gefallen ist.*) Der Schweitzer Aviatiker Dr. Biber überflog am Dienstag morgen die Berner Alpen und vollbrachte damit di« größt« ylugleistung, di« bi»h«r jemal» ««reicht tourd«. IE- Mutmaßliche MttchasnnD pm 1». Mair vstwiud, heiter, nacht, kühl, tagsüber «ärmer, trinken. -Hwi Das Wichtigste vom Tage. Der Staatssekretär de» Auswärtigen Am tes, von Jagow, ist gestern abend nach Wien abgereist. Kaiser Frantz Joseph wird den Staatssekretär heute nachmittag um 2 Uhr in besonderer Audientz empfangen. von der griechischen Regierung ist di« Aus wanderung aller Personen im Mter von 16 bis 41 Jahren verboten worden. »I an airdmi Gt«L«. Spanien unä Frankreich. >0? König Alfons ist von seinem Pariser Besuche nach Madrid zurückgekehrt, den Machthabern an der Sein« dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein, weil während des Aufenthaltes des gekrönten Gastes in Pa ris sich kein Zwischenfall abgespielt hat und vor allem, weil «S zum Glück kein Attentat aus den Monarchen ge geben hat. Der König hat sich wie gewöhnlich recht lie benswürdig gegeben, von eigentlichen p o l tt isch en Un terredungen hat man aber nicht» vernommen. Auch die bet der Galatasel gewechselten Lrinksprüche erhoben sich kaum Wer den konventionellen Ton. Gleichwohl konnte man sich in der Presse nicht genug daran tun, aus die eminent politische Bedeutung de» Besuche» Htntzuwei- sen und den Abschluß gewisser Uebereinkommen in be ¬ stimmte Aussicht zu stellen. Ursprünglich hieß e» so gar, daß Spanten offiziell der Triple-Entenie bei- treten würde; Hierüber ist es aber ziemlich still gewor den, nachdem ein derartiger Schritt von spanischer Sette auf das Entschiedenste in Abrede gestellt worden war. , Man hatte in den Blättern eben ein bischen zu dick aus getragen, bet den Artikeln dürste wohl der Wunsch der Vater de» Gedanken» gewesen sein. Schließlich mußte man sich damit begnügen, tzu konstatieren, daß der Besuch den lichten Schlußstein der spanisch-französischen M arokkoverhandlunhen bilde. Um dem Besuche wenigsten» eine besondere Nuance zu geben, erörterte man in den Boulevardsblättern die wirtschaftlichen Be ziehungen beider Nachbarstaaten und gab der Meinung Ausdruck, daß auf diesem Gebiete wahrscheinlich eine weitere Annäherung die Folge de» Besuche» sein werd«. Ob e» dahin kommen wird, läßt sich nicht so ohne wei tere» lagen, wenn auch beid« Länder in wirtschaftlicher Hinsicht eng aus«tnand«r angewiesen sind. Zn Spanten ist man aber gerade in dieser Hinsicht sehr zurückhaltend, man fürchtet nach den gemachten Erfahrungen die Ri- valttät der Franzosen, insbesondere im Hinblick aus Marokko, trotz des jetzt geschlossenen Abkvmmen». Man Weitz, datz die Franzosen schlaue Füchse sind und alle» daransetzen w«rden, um Spanien zurückzudrängen. Wohl um dem König« di« Wehrkraft Frankreich» zu z«igen, hat man ihm kurz vor seiner Abreise da» Flieger korps vorgesührt; die Blätter bringen fpaltenlange Bericht« Wer da» Entzücken, in da» der König geraten sein soll. Nun, der König ist SPortSmann durch und durch u. es ist erklärlich, datz er an den exakten Hebungen der Flieger seine Freude gehabt hat; ob ihn da» aber tzu weitergehenden Entschlüssen bewogen haben dürste, muß dahin gestellt bleiben. Immerhin wäre e» verfehlt, di« Bedeutung des Besuche» ganz und gar gering einzu schätzen, er ist «in Ausdruck der Zugehörigkeit Spanien» zu den Entente-Mächten, auch wenn kein besonderer Ver trag abgeschlossen wird. An eine selbständige Außen politik Spanten» ist schon seit langem nicht mehr zu den ken, man empfängt die Hauptdirektive von England, und zu den wirklichen Großmächten wird man Spanien trotz seiner Botschafter nicht rechnen können. Da» Ministerium de» Auswärtigen in Petersburg erklärt alle Kombinationen vom Beitritt Spanien» zur Tripel-Entente, die während des ,Pariser i Königsbesuches laut wurden, für völlig unbegründet. Der Besuch habe eine weitere Annäherung Spaniens an Frankreich be wirkt, doch lsri die Frage de» formellen Beitritt» Spaniens zur Tripel-Entente offiziell nicht berührt worden. Richarä Wagner. Machd.uL Noch heute, hundert Jahre nach feiner am -2. Mat ISIS erfolgten Geburt, ist Richard Wagner umstritten, wie die Zeit seine» gangen Leben» hindurch: heute noch, oder schon wieder, erscheinen Bücher und Aussätze, die seine künstlerische Tat und seine menschliche Bedeutung zu leugnen oder herab« zusetzen suchen, wnd, mit den verhimmelnden oder besonnen feiernden verglichen, jedenfalls beweisen, p>te wichtig die Erscheinung Richard Wchpttr» auch unserer Zeit ist. Be stritten wird ihm selbst da» Recht aus feinen Namen: der Streit, ob der PoltzeiaktuarA» Wagner, der al» sein Vater gilt, oder der Schauspieler, Maler und Schriftsteller Ludwig Geyer, der de» schon verwaisten halbjährigen Knaben Stief vater wurde, ihn erzeugte, wird nie zu entscheide» sein. Wagner, der in Leipzig geboren «ar, «erbracht» di, ersten Leben» und .Schuljahre im Haus« sein«» Stiefvater», den er auch verlor, al» «r sieben Jahr« alt «ar, in Dresdin. Schon jetzt schrieb er Gedicht«, von denen ein», da» der els- jährige Knabe auf den Tod «ine, Mitschüler» gemacht hatte, bereit» gedruckt wurde, und Entwürfe zu Trauerspielen. Einen Entwurf in Shokespeavisscher Manier noch« er mit aus die Leipzig«, Ntkolaischul«, und «, ist schuld daran, datz di« Schulstudirn Richard Wagmr» wenig erfolgreich verlie fen. In Leipzig lernt» er, per bi» dahin nW »tel Berüh rung mit der Musik hatte, Beethoven kennen, Und di« Eg- mont-Musik begeisterte ihn so, daß ,r sein Tranechstel nicht ohne Musik lass«n wollte: er beschloß, dich« selbst zu schrei ben, gewann einig« V«rtrauth«tt mit der Methode de« Ge neralbässe» und fertigte «iNige Kompositionen, von denen ein« Ouvertüre auch zur AMührung «langte. Di« Untver- sitüt bezog er» der sich im endlich« Eimech«nd»w Mit sei- In München wurden der preutztsche Militär, attachee, Generalstabsmajor von Le winski, und ein Poltzetwachtmeister von einem Söjährtgen Mann durch Revolverschüsse auf der Straße getötet.*) * In Graz kam e» zwischen katholischen und deutsch-freiheitlichen Studenten zu Ret- bereien, zu deren Beilegung Soldaten -er- angezogen werden mutzten. kreis erweitert haben. Daraus ergeben sich Mr sie Porteile, die offenkundig zutage liegen mhd di« Lei pianch einem an deren den Wunsch aufkomMön lassen, sich gleichfalls außer- Halb seines engeren Vaterlandes di« Welt aiMsehen. Hierzu bietet sich in jedem Jahre «ine günstige Gelegenheit Mr alle, di« geneigt sind, ihrer Dienstpflicht in unserem ostasiattschen Schutzgebiete Ktautschou als Freiwillige zu genü gen. Denn sowohl di« MatrcifeN - Artillerie - Mteilung Mautschau, da» L. Seebataillon in Tsingtau sowie da» ost asiatische Marine-Departement in .Peking und Tientsin er gänzen .sich vornehmlich au» Drei- und Vierjährig - Frei willigen. Die Bedingungen, die Freiwillige Mr diese Ma- rineteile erfüllen pilissen, simsd ein« kräftige «Konstitution und gesunde Zähne sowie eins Grüße vön 1,65 Meter Mr Freiwillige dos Seebataillons Md 1,64 Meter für Frei willige der Matrosen-Attillerie. Dabei (müssen die Frei willigen, die in diesem Jahre «intreien wollen, vor dem 1. Oktober 18S4 geboren sein. Jünger« (Leute haben nur dann Aussicht eingestellt tzu werden, wenn sie Mr ihr Atter besonder» kräftig sind. Pi« Einstellung sder Freiwilligen «rfolgt im Oktober jeden Jahre». Der .Etnstellungsott .ist Guxhav«n. Hier erhalten die Leute ihrs erste militä risch« Ausbildung, die bi» zum Januar «der Frühjahr de» nächsten Jahre» dauert, Ist diese beendet, so wird die Lu» Greife nach dem Schutzgebiet «»getreten. Hierzu stehen groß« Passagierdampfer zur Verfügung; sie find mit allen Einrich tungen, die «ins sänge« Seereise mit Oren wechselnden Ansordertmtzen bedingt, versehen. Schon unterwegs bekom men die Leute «in interessant«» Stück pon der Wett zu sehen. Port Said .mit einem großen internationalen Verkehr, To- ilombo aus Ceylon mit seinen ^weltberühmten Naturschön- heilen, Hongkong und Shanghai mit seiner chinesischen Be völkerung. Ueberall bietet sich «ine Füll« neu«r Eindrücke, di« Lelsbrnd und anregend atff jeden Menschen wirken müs sen. Sie Mrd fortgesetzt in unserem Schutzgebiet selber uiw in den anderen in Betracht kommenden Gegenden. Wenn auch Tsingtau in mancher .Beziehung «inen deutschen Tha- .ratter zeigt, so strömt Loch hier ebenso wie in den übrigen größeren Plätzen iln Ostasien .ein gut Mil internationalen Vettehrs zusammen, der reich an interessanten Wechselfällen .ist. < , Wohl niemand ist bisher a>us dem Mudlande zurück gekehrt, ohne seine Ansichten über viele Dinge geändert zu haben, aber auch wohl niemand, der es bereut hätte, den Entschluß, in» .Ausland zu gehen, ausgsführt Fu haben. Ver gleiche deutscher Sitten und Gebräuche mit denen anderer Länder werden uns erkennen lassen, daß vieles in unserem Vaterlande einer höheren Einschätzung wert ist, als wir vordem geglaubt haben. Zudsm'gibt es im Auslande viel« Momente, in denen uns erst so recht klar wird, was e» heißt, ein Deutscher zu sein und deutsch zu fühlen. All« dies« Momente tragen dazu Lei, daß Mr froher über unser eigenes Vaterland zuriickkehren kl» Mr hinausgezogen sind und daß wir uns damit eine Quelle pon Erfahrungen ge- schckffen haben, von d«r Mr unser L«ben hindurch tzu zehren vermögen. Wer den Wunsch hat, ins Ausland zu gehen, Hat sich an da» Kaiserliche Kommando der Matrosen-Artille« Mcsendonk, entstand der Tristan., entstanden die Schriften zur Kunst, di« 'diesem und den späteren Werken den Grund legten; hier wandte sich der Komponist von der Oper, der Kapellmeister vom Theater, hier fand er seine, die neue Kunst. Näue Wanderjahre folgten; in Paris, wo die denk würdige Aufführung des Tannhäuser stattfand, in München, wo bas Verständnis und die Freigebigkeit Ludwig» II. dem bisher Armen den Lupus, den er brauchte und verlangen durfte, gewährten, in Wien versuchte er, da» Publikum sich zu gewinnen und Mm Theater seiner Zeit ein Verhältnis zu. finden. Gin« neu« Einsamkeit folgt: in tiefster Zurück- gezogenheit führte er, im innigsten Bunde Mit seiner Gattin, der Tochter de» Freunde» Liszt, in Triebschen Lei Luzern lebend, das Riesenwerk de» NiLelungenringe«, 'das 26 Jahr« seine« Leben» erfüllte, Mr Vollendung. Dann durst« er in Bayreuth da» Theater seiner Sehnsucht, den Festspteltempel, bauen und den Parsival, den höchsten Ausdruck seine» Kunst willen» vollenden. Die letzten Lebensjahre verbvackte er in Italien und starb vor LV Jahren am 16. Februar im Hause, da» für ihn gehörte: im stolz-schöüen Valazzo Dendkamin- Ealergt. Starb al» Vollendeter: durch all« Stufen hatte da» Leben ihn geführt, Schüler war er und Meister, Ver bannter und Königsfreund, verkannt und gefriert, Umstürz ler und Erneuerer, einsam und Freund der Besten — Lud- wig», Liszt», Stein», Nietzsche», Gobineau», Hrrwegh», Kel ln», Bülow» und vieler anderer. Durch all» Reiche ging auch sein Geist. Kaum ist di« Meng« sein«, Schriften zu übersHen: «r schrieb Novellen in der enthusiasttsch^skuriien Art Hoffmann», grundlegend» Werk» zur Kunsttheorte und eine Fülle kleiner Schriften zu ewigen und TageSfragen, selbst zu Einzeldingen, wie z. B. zur Vivisektion oder «nem fagengeschichtlichen Thema. Er selbst beschrieb sein reiche» Leben, umfassende «rteffamm- lungen hat er hinterlassen: und er schrieb neben Dramen. Mlitaräienst unä Weltkenntnis. (Von unserem Berliner cW - Mitarbeiter.) Häufiger al» in früheren Jahren trifft man jetzt Deut sche, die sich längere Zeit im Ausland vufgehalten, dadurch ihre Kenntnisse für» Leiben bereichert und ihren (Gesicht s- ner Familie einer musikalischen Laufbahn widmen wollte, pur um Assthetik Und Philosophie zu hören: statt die» zu tun, ergab «r sich nach seinem eigenen Geständnis auf einige Zeit gründlich allen studentischen Ausschweifungen. Um sich zu retten, begann er endlich «in streng geregelte» musi kalische» Studium. Nach verschiedenen Reisen, die ihn nach Wien, Prag, Würzburg führten und auf -denen mehrere Opern entworfen, gedichtet, komponiert wurden, nahm er eine Stellung al» Musikdirektor am Magdeburger Stadthe- ater an. der gleiche Beschäftigung in Königsberg, wo er sein« erst« Gattin Minna heimMhrt», und in Riga folgte. Von hier- wo sein erste», bedeutende» Werk, der Rtenzt, entstand, führt« Sine Seereise, deren Abenteuer, verbunden mit einer Ide« H«tne», ihm den Gedanken de» Fliegenden Holländer» etngaben, nach London: von dort ging er über voulogn« nach Part». Da» L«b«n hier in der Fremde, da, «r selbst in No- Villen schildert^ brachte ihn in bittere Not; .unbedeutende Musikalisch« Tageswerk, die er selbst verachtet«, mußte er, sich »u ernähren, für allerhand Instrumente Learbeiten.Doch trotzdem seine Entwicklung in der kleinen Arbeit de» Tage» zu stocken drohte^ wurde der Rienzi vollendet Und zuletzt, in Meudon Lei Part», der Fliegende Holländer geschrieben. Die Aufführungen beider Opern führten ihn nach Deutsch land zurück, und de« Dvwddner Bühne, di, den Rtenzt bracht», -emng «, den Meister al» sächsischen Hofkapell- Meister zu halten. Im Ickhr» IS4S tmt er, im wesentltchrn au» künstlerischen Gründen, ja aus Rücksichten de» The- ater», auf die Seite der Revolutionär». Gr mußte fliehen dich wurde steckbrieflich versolgt: auf der Flucht berührt« er, der eben die Sag» de» Sängerkriege» mit der Tannhäuser» verschmolzen hatte, die Wartburg, und gelangt« schließlich nach Zürich. Hier, in der Einsamkeit der vervanndng, im Hdnnw tiefer, sehnsüchtig entsagend«! Lieb« p» «Milde ^uer Tageblatt UW MMg-, S-- k-M-bi-g- — MWZZ mit »er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. «fe-- Spimhskmö» »n tw-attisa mitMwaah«, »w Vomnos» aachmittag» 4—1 Uh». — «»le-ramm-jwnM, ragrblatt ftEMttrg». gvmspnchw ss. --W" M, im»«laugi ttuyefaaSN Maaoftttpt. kau» vw-hr ulcht „l.1^ ««»«.