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Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Die,« Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Son», und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei HauS öO Rpj. Postbezug monatlich 2.30 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung de« Bezugspreise«. — Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bei Wieder holungen nach Preisliste Nr. 3 (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bet Konkurs Vas zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Käme» des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt »nb Zwangsoergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß htnftMW Anzeigen sind an den ErscheinungStagen bi» vormittags 10 Uhr aufzugebem^ Verlag: Mohr » Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und G. L. Förster'« GrbsW Verantwortlich für Oertltche« u. Sächsische«, Unterhalttmgstetl. Sport u. Anzeige»« Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PuWE D. A. l.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 548 u. SSW Nr. 49 Donnerstag, den 27. Februar 1936 88. Jahrgang Alarmzustand m Tokio Marine bewacht die Ministerien Tokio, 27. Februar. Ueber Tokio ist der rtlarmzustand verhängt worden Amtlicherseits wird dies als Vorsichtsmaßnahme bezeichnet die es ermögliche, die Ruhe und Ordnung sowie die lebens wichtigen Betriebe unter militärischen Schuh zu stellen, ob wohl — wie man betont — in der Hauptstadt voll und ganz Ruhe und Ordnung herrsche Das Erste und das Zweite Geschwader, die vom Marine- Ministerium nach Tokio und Osaka beordert wurden, dürsten erst heute an ihren Bestimmungsorten eintreffen. Die Küstenwachtflotte ist aus Dokohama nach Tokio be ordert worden. Wie jetzt bestätigt wird, ist General Watanabe, der In spekteur für militärisches Erziehungswesen, am frühen Mor sten um 6 Uhr von Männern in Militäruniformen in seiner Wohnung ermordet worden. General Watanabe wurde im vergangenen Jahr Nachfolger des Generals Mazaki, den Man zu der aktivistischen Richtung zählte. Weitere Rachrichten au» Japan wollen wissen, daß die Regierung die Lage völlig beherrsche. Die Börsen und Ban- ken in Tokio hätten wieder ihren Betrieb ausgenommen. Ebenso sei die Börse von Osaka wieder geöffnet. Tokio selbst sei unter kriegsmäßige Polizeikontrolle gestellt worden. Gerüchte, wonach ein hoher Beamter der Mitsu Bishi- Bank in Tokio ermordet worden sei, haben sich nicht bestä- «gt. Hofmarschall Suzuki, der Führer der Seiyukai-Par- tei, wurde mißhandelt und dabei schwer verletzt. Der frühere Siegelbewahrer Makino, der ebenfalls angegriffen wurde, wurde im Gesicht leicht verletzt. Er konnte entkommen. Seine Leibwache erschoß den Anführer der Meuterer, mit denen es zu einem Gefecht kam. Die Meuterer eroberten das Land haus Makinos und setzten es in Brand. Auf den Fürsten Saionji wurde kein Anschlag verübt. Eine Abteilung Marine ist nach Tokio gebracht worden, wo sie die Ministerien bewacht. Die Meuterer scheinen noch immer das Hauptquartier der städtischen Polizei beseht zu halten. Der Polizeipräsident von Tokio, der verletzt wurde, bereitet einen Angriff aus das Gebäude vor. um es zurück zunehmen. Oer Eindruck in Amerika Washington, 27. Februar. Der stellvertretende Staatssekretär des Aeußeren, Phil lips, erklärte, die amerikanische Regierung habe „mit Be dauern von der Tötung hoher japanischer Staatsmänner Kenntnis genommen". Phillips bezweifelte, daß die Ereig nisse in Tokio an der Haltung der japanischen Regierung gegenüber der Londoner Flottenkonferenz etwas ändern werden. Die amerikanische Regierung lasse sich über die Entwicklung in London fortlaufend unterrichten, lehne je doch eine Stellungnahme ab. Die kmmuiWe Wühlarbeit in Irland Irische Kirchenfürsten fordern Untersuchungsausschuß über die Religionsunruhen Cardinal Mac Rorh über die kommunistische Wühlarbeit in Irland Belfast 26. Februar. Der Primas von Irland, Kar akal Mac Rorh und der Bischof von Down und Connor) Dr. Mage an, fordern in ihrem diesjährigen Fastenbrief «rneut eine Untersuchung der Ursachen, die im vori- gen Sommer zu den blutigen Religionsunruhqn vr Belfast geführt haben. Dr Magean weist darauf hin, daß innerhalb der letzten Jahre in Belfast dreimal große Ausschreitungen statt- Sefunden hätten, bei denen sowohl Menschenleben als auch Sachschäden zu beklagen gewesen seien, nämlich in den Jahren M2, 1934 und 1935. Im vergangenen Jahr sei jedes Kirch- w>el in der Stadt Belfast mit einer einzigen Ausnahme davon grossen worden. Tausende von Bürgern seien gezwungen Garden, ihre Arbeitsplätze zu verlassen. Man habe Tausende "Us ihren Heimstätten vertrieben und ihrer Rechte beraubt) leben und ihr Brot zu verdienen. , Beide Kirchenfürsten verlangen die Einsetzung eines v«r- Mgtcn Ausschusses, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Behauptungen des Ministerpräsidenten von Nord-Irlands Craigavon, wonach die Mitteilungen über die Verfolgung Katholiken in Nord-Irland unwahre und niederträchtig« ^chnchten seien, di« jeder Begründung entbehrten, würden vch bei einer solchen Untersuchung als fälsch erweisen. y, „Wir können nicht vergessen," so erklärt Kardinal Mac „daß im Juli jeden Jahres das Leben der Katholiken M ebenso gefährdet ist wie zur Pennalzeit." (Dieser Vergleich ^Zieht sich auf di« Massenverfolgung und Rechtloserklärung »r Katholiken und ihrer Religion unter den Strafgesetzen Uglands, die mehrere Jahrhunderte Gültigkeit hatten.) g. Der Kardinal weist ferner darauf hin, daß unter dem ^cknamen „Vereinigt« Front" in vielen Teilen der sechs ^fschosten und auch in Südirland ein« getarnte kom munistische Bewegung bestehe. D«r Kardinal beschreibt diese Bewegung als «men B«r- fuch, den Kommunismus unter dem Mantel des Pa- 'Notismus nach Irland zu schmuggeln. In einigen Län-- An, so fährt Kardinal Mac Rorh fort, richte sich die Lotigkeit der Vereinigten Front gegen den Faschismus, anderen gegen den Krieg, aber in Irland zögen sie es sich als Republikaner hinzustellen in der Annahme- "nt dieser Methode am besten di« Jugend des Laiches zu gewinnen j illi Kardinal beklagt schließlich, daß sich das Filmgxschäft ^^sttz von Gesellschaften befinde, die nicht irisch seien, eins o-i^rlung, die in Belfast als auf die Jlchen bezüglich aus- wird. Eden antwortet auf außenpolitisch« Unterhausanfragen > London, 26. Februar. Im Unterhaus wurden am Mittwoch wieder eine Reihe von außenpolitischen Anfragen! gestellt. Der Abgeordnete Mander fragte, ob Besprechungen zwischen den Vertretern der Wehrministerien Großbrit a n - Niens, Frankreichs und Deutschlands sowie der anderen Vertragsunterzeichner stattgefunden hätten oder be absichtigt seien im Zusammenhang mit Schritten,, di« man möglicherweise zur Erfüllung des Vertrages von Lo carno tun müsse, und ob im Mittelmeer ähnliche Be sprechungen beabsichtigt feien. Eden erwiderte, daß er auf beide Teile der Frage nein antworten kann«. Der Abgeordnete Bellender wollt« wissen, pb di« deutsche Regierung irgendwelche Vorstellungen wegen des französisch-sowi«trUs.sisch«n Paktes erhoben habe und ob die Haltung .Deutschlands gegenüber dem Lo- cKrnopakt in irgendeiner Weise durch di« Bestimmungen des französisch-sowjetrusiischen Paktes geändert worden ^sei. Eden antwortet«, daß die deutsche Regierung di« Unter^eichner- mäckte des Locarnovertrages am 26. Mai 1935 über ihre Ansichten bezüglich der Auswirkuna des kra n röst sch-sowiet- -<sischen Paktes auf den Locarno-Vertrag unterrichtet habe. Dies« Haltung wurde erneut auseinandergefetzt und erweitert dargestellt in der Mitteilung vom 21. Februar Alle bekannte Stellungnahme zur irrtümlichen Auffassung Herriots), die in der Londoner Presse am folgenden Tage veröfffentlicht wor den sei. Der Abgeordnete Maclay fragte, ob die Regierung beabsichtige, Deutschland aufzufordern, seine Gebiets- forderüngen und seine Ansichten über die Rohstoff frage beim Völkerbund vorzubringen. Eden antwortete, die Antwort auf den ersten Teil der Frage laut«: Nein; be züglich der zweiten Frag« machte er den Abgeordneten därauf aufmerksam, daß dr« Regierung die Rohstoffrage zur Zett erwäg«. Leitspruch für den 28. Februar Erfinden heißt, einen aus einer großen Reihe von Irr tümern herausgeschälten richtigen Grundgedanken durch zahlreiche Mißerfolge und Kompromisse hindurch zum praktischen Erfolg fuhren. Rudolf Diesel. Militärputsch mIapan Wie sich Vie Revolte abspielte Ueber den Hergang der blutiger, Ereignisse in Tokio lie- gen in London folgende Einzelheiten vor: Der Handstreich wurde in den frühen Morgenstunden des Mittwoch durchgeführt, als sich das 3. Regiment der 1. Division auf dem Wege zum Bahnhof befand, wo die Verladung nach der Mandschurei vonstatten gehen sollte. Unterwegs trennten sich größere Abteilungen unter Füh rung des Hauptmanns Nonaka und anderer Offiziere von der Haupttruppe und besetzten die strategischen Punkte der Stadt Tokio. Im Verlaufe dieser Aktion bemächtigten sich die Truppen des Kriegsministeriume, des Kabinettsbüros des Innenministeriums und der Polizeidirektion. Ferner wurde eine Abteilung in die Wohnung des Ministerpräsi denten, Admiral Okada, gesandt, der ermordet wurde. Bei )er Besetzung der öffentlichen Gebäude stießen die Put- chisten nur auf schwachen Widerstand. Anschließend soll es edoch zu Aufruhrakten und Brandstiftungen gekommen sein. Doch liegen hierüber keine zuverlässigen Meldungen vor. Von den drei Ermordeten galt Admiral Saito, der sich auch in der Politik einen Namen gemacht hatte, als Anhänger einer gemäßigten Außenpolitik, während sich der Minister präsident Okada den radikalen Vertretern einer imperia listischen Politik in China widersetzt haben soll. Der Finanz- Minister Takahaschi wird als ein Gegner erhöhter Mi- litärausgaben bezeichnet, die fast die Hälfte des Gesamthaus haltes ausmachen. Saito war 78 Jahre, Takahaschi 82 und Okada 68 Jahre alt. Auch andere Persönlichkeiten sollen er mordet worden sein, so der Chef der Mitsui-Gesellschaft und der Polizeipräsident von Tokio. Graf Makino und General Suzuki seien ebenfalls angegriffen worden, hätten sich aber vor den revoltierenden Offizieren durch die Flucht retten kön nen. Der „ältere Staatsmann" Fürst Saionji, der Minister des kaiserlichen Haushalts, Masa, und der Kriegsminister Ge neral Kawashima sollen sich ebenfalls in Sicherheit befinden. Die Regierung wieder Herr der Lage? Rach den letzten Meldungen soll der Staalsstreich miß lungen sein. Die Regierung habe die Zügel wieder in der Hand. Der bisherige Innenminister Goto soll vom Kaiser zum amtierenden Ministerpräsidenten ernannt worden sein. Die kaiserliche Garde hat den Befehl erhallen, die Meuterer aus den von ihnen besetzten Gebäuden zu vertreiben. Die Straßen in Tokio sind mit Truppen angefüllt. Die Bank von Japan hat ihre Schalter geschlossen. Ueber ganz Japan wurde das Sriegsrecht verhängt. Eine Stellungnahme der Berliner Botschaft Die japanische Botschaft in Berlin erklärt zu den Mel dungen über die Vorgänge in Tokio: 1. Nach den bis jetzt hier vorliegenden amtlichen Mel- düngen ist eine Gruppe Soldaten in die Räume einiger Be hörden in Tokio eingedrungen; das Auswärtige Amt jedoch sowie andere Zentralstellen sind hierbei keineswegs in Mit leidenschaft gezogen. Ueberhaupt ist der Vorfall durchaus nicht so bedeutend, wie ibn die Presse aufgezogen hat. Es besteht begründete Aussicht, daß bald wieder Ruhe und Ordnung hergestellt werden. 2. Die Botschaft ist überzeugt, daß der Vorfall nicht, wie es in den Pressemeldungen dartzestellt wird, ein soge nannter Militärputsch unter organisierter Leitung durch Heereseinheiten ist, sondern daß es sich lediglich um Ein - zelaktionen einiger jungerOffiziere handelt. Oer erste amtliche Bericht Das japanische Kriegsministerium veröffentlicht folgen- den amtlichen Bericht über die Vorgänge am Mittwoch: »Heule früh um 5 Uhr haben Gruxxen junger Offiziere Amtlicher Teil Seite k