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- -— — - . Der englische Zusammenbruch bei Cambrai /luer Tageblatt MW Anzeiger für -as Erzgebirge M8 mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. «.Äk-W« /.Äs«" uns HÄsabAu«»,"'»»'« Sprrchstunü» Ser Neüaktlon mit Ausnahme Ser Sonntage nachmittag» 4—s Uhr. — Telegramm-flüceste r Tageblatt ftueerzgeblrge. Fernsprecher SS. »!nn unverlangt eingesanüle Manuskripte kann Gewühr nlcht geleistet werüen. Nr. 284 Irettag» äen 7. Dezember 1917 12. Jahrgang Lloyä George. Am 6. Dezember herrscht nunmehr ein Jahr lang mit fast diktatorischer Gewalt über dem einstmals so freien England und den freien Völkern der Entente Llohd George, in dein wir uns gewöhnt haben, die Verkörperung des Vernichtungswillens unserer Seinve gegen uns zu erblicken. Seit jenem Tage hat er nun endlich freie Bahn gehabt. Llohd George, der England zum Munition erzeugenden Staat in größtem Stile ge macht hat, hat die Erzeugung seines Landes noch weiter um eilt Vielfaches gesteigert, hat neue Munitionsfabri ken, neue Schiffswerften in erstaunlicher Zahl gegründet; er hat, um die Wirkung des U-Boot-Krieges zu schmä lern, ein neues Laudwirtschaftsprvgramm zu verwirk lichen begonnen und große Mengen von Weideland un ter den Pflug genommen. Rücksichtslos hat er es ver standen, alle Widerstände zu überwinden und alle Neste einer ehemals freien Verfassung in England auszutilgen. Die alte Knbinettsvcrfassung mit 'ihren historischen Mi. uisterämtern mußte einem Kriegskabinett Weichen, das Llohd George als Diktator beherrscht; wo einer sei ner Ministerkollegen, wie der Arbeiterführer Hender son, einen schwachen Versuch machte, entfernte Frie- denvinöglichkeiten nicht ganz unbenutzt zu lassen, wurde ihn: rücksichtslos der Stuhl vor die Tür gesetzt. Die Rekruten mit Gewi'sensbedenken und die Vertreter srie- denSsreundlicher Strömungen wurden verfolgt, Frir« densvcrsaminlungen gesprengt, und alle Versucht der Arbeiter, noch gewisse Neste ihrer alten Gewerkschafts vorrechte zu retten, abwechselnd mit Zuckerbrot und Peitsche beseitigt. Ucberall redete der Premierminister, suchte er die allmählich.flau werdende Stimmung wieder aufzupeitschen; und wenn in Frankreich oder .Italien unter dem Truck der dauernden Mißerfolge die'Gefahr herauszusteigen schien, daß die Soldknechte Englands allmählich gegen das englische Joch ausbegehren könn ten, io war im Augenblick der englische Sprechminister zur Stelle und mächtig klangen die Fanfaren vom siche ren Siege des Verbandes im Jahre 1917. Als er einige Wochen Minister war, in der Guild- Hall zu London am 11. Januar hörten wir das Wort vom Siege im Jahre 1917 zum ersten Mal. Wieder in der Guildhall am 27. April hörten wir von dem neuen Landwtrtschastsprogramm mit den drei Milli onen Acres Ackerland; „wenn unser neues Programm dnrchgesührt wird, wird der U-Bootkrieg vereitelt sein." Am 29. Juni in Glasgow klang es noch triumphieren der gegen die U-Bo vier „wir fangen an sie zu kriegen; Maßregeln sind getroffen, um sie zu vernich ten." Am 21. Juli entwickelte. Lloyd George in der Queenshall das neue S ch i f fs b aup rog r a rn m, das im Jahre 1917 die Zahl der Schiffsbauten des vorher gehenden Jahres vervierfachen sollte. Am 4. August hatte nach Llohd George die Entente nur noch die letz ten Abhänge des Aufstieges zurückzulegen und am 20. 'August erscholl es triumphierend, daß die Zange der Entente mehr und mehr kneift und daß man bald die Nuß krachen hören werde und den Kern würde herauS- holen können. England müsse einen Steg davon tragen, den kein deutscher Professor fortreden könne und der eine Warnung sein müsse für jeden Regierenden, der jetzt aus einem Throne sitzt oder jemals fitzen wird, für alle Könige und Ratgeber der Könige l Und so hat Llohd George weiter geredet, immer den Sieg prophezeit, mit jmmer blutrünstigeren Bildern seine Hörer gepackt und aus Frankreich und Italien immer neue Blutop/er herausgeholt. Es ist ihm bisher nur allzu gut gelungen; denn Llohd George ist mehr als ein Redner; er ist ein« kraft- volle Persönlichkeit mit einem riesenhaften' Willen, der ansteckend wirkt. Aber weder seine Worte noch seine gewaltige'Energie vermögen auf die Tauer gegen die harte Wirklichkeit der Tatsachen etwas auszurichten. Allo Worte und aller Verntchtuugswille haben cS nicht hin- dern können, daß gleich in den ersten Tagen des neuen Ministerpräsidenten das Schicksal Rumüntenö sich vollendete. Und am Ende seines MtnisterjahreS reiht sich diesem Mißerfolg würdig an der Zusammen bruch Italiens i und das Ausscheiden Ruß lands aus dem Kriege. Auf den Schlachtfeldern von Flandern und der Champagne haben die deutschen Li nien Stand gehalten, und weder die vielgerühmten Tanks noch die Sprengung eine» ganzen Berge» bei Messtnes, diese beiden größten Ereignisse PeS KriegS- jahreü nach englischer Auffassung, haben die deutsch- Der heutige amtliche Kriegsbericht. (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 7. Dezember. Westlicher Kriegs sch « «Platz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Das iin Upernbogcn zeitweilig starke Feuer dehnte ich nach Süden bis zur LHS aus. Auf dem .Südufer der Scarpe war der Artillerie kamps am Abend gesteigert. Zwischen Grandcourt und Karcoing führten kleinere Unternehmungen zur Ver besserung unserer Stellungen; das Gehöft La Justice ..mrde erstürmt, Marcoing vom Feinde gesäubert. Rörv- -ich von La Vacqnerie behaupteten wir unsere Stellun- . en in erbittertem Kampf gegen einige Handgranaten-, angriffc. Vorübergehend cindringender Feind wurde im Ge genstoß geworfen. Heerrsgrttppc Deutscher Kronprinz. Aus beiden Maasufern war die Aeuertätigkeit nach mittags lebhaft. Hcck'Sgrnppe Herzog Albrecht. Rheinische Landwehr brachte von kühnen: Vorstoß gegen französische Gräben bei Apremont 2« Gefangene ein. — Leutnant Müller errang seinen 36. Lustsieg. festlicher Kriegsschauplatz Nichts Besonderes. Mazedonische Front. Geringe Gefechtstätigkeit. stlattrnische Front. In Ausnutzung ihrer Erfolge haben die Truppen des Feldmarschalls Konrad den Monte Siseinol er stürmt. Die Zahl der in den Sieben Gemeinden ge machten Gefangenen hat sich auf 15 000 erhöht. Der Erste Gencra l q » a r t i c r m ci st e r T. P.i Ludcnvorss. Linie durchbrechen können. Deutsche Leistungen sind schließlich doch größer gewesen als englische Worte. Und den großen Worten von Lloyd George über das rie sige Schisssbauprogramm und das noch riesigere Land- wirtschastsprogramm, welche vereinigt den ll-Boolkrieg vernichten sollen, können wir beruhigt das vernichtende Urteil englischer Fachkreise entgegenhalten, die, wie das Liverpooler „Journal of Eommerce" vom 9. 'August Llohd Georges unverständliche Berechnungen einen „tvll- ! ewordeuLn Optimismus" nennen. Lloyd Georges Phra sen von der übermenschlichen Bosheit der Mittelmächte, welche die ganze Welt mit vorbedachter Bosheit in den Krieg gestürzt haben, halten wir jetzt die russische n Geheimdokumente entgegen, welche .dje deutsche Darstellung der Kriegsursachen Punkt für Punkt bestäti gen und den unwiderstehlichen Beweis erbracht haben, daß eine Cnteutemacht nach der anderen von England in diesen Krieg hineingeschleppt worden ist. Wie sehr sich trotz aller großen Worte von Llohd George die Lage des Verbandes im Jahre 1917 verschlechtert hat, zeigt der von uns schon wiederholt erwähnte Bries von Lord Lansdvwne an den ^,DallY Telegraph". Wir wollen diese einzelne Stimme gewiß nickst über schätzen; aber Wohl können wir mit Genugtuung die Tat suche foststcllen, daß ein Jahr nachdem Llohd George der Diktator der Veruichtungsgenossenschast gegen Deutsch land geworden war, einer der angesehensten Staats männer Englands erklärt, daß ein Teil der Verbands ziele sich g l 8 unerreichbar erwiesen hat. Wir warten geduldig yuf die weitere . „Zerschmetterung" Deutschlands, die Lloyd George doch Wohl erst 191Ü zu Wege bringen wird. Politische Uebersicht. Mronr hrlegmüe. Ähr Schluß. Wir haben bereits gestern den Anfang der diesmal gegen Deutschland besonders feindseligen Kricgsrede Wilsons vor dem amerikanischen Kongreß veröffentlicht. Heute liegt der Schluß dieser Botschaft vor, die noch schärfer wie der erste Teil in der für Wilson charakteristischen unklaren Ideo logie sich gegen die die „ganze Welt bedrohende" preußische Militärautokratie wendet und in welchem Wilson überdies auch noch den Versuch macht, unsere Verbündeten und die Russen mit allerlei Lockungen zu umgarnen. Die Rede lautet: „Aber wenn ein richtiger Begriff falsch angewen« det worden ist, so ist das kein Grund, ihn nicht richtig anzuwenden. Er. müßte unter den Schutz seiner wah ren Freunde gestellt werden. Laßt uns wiederholen, daß der Autokratie zuerst die völlige Aussichts losigkeit ihrer Ansprüche auf Macht oder Führerschaft in der modernen Welt gezeigt werden mutz. Es ist unmöglich, irgendeinen Maßstab der Gerechtigkeit an zuwenden, solange solche Kräfte nicht mattgesetzt oder vernichtet sind, wie die, über welche die ge genwärtigen Herrscher Deutschlands verfügen. Nicht eher, als bis daS vollbracht ist, kann das Recht als Schiedsrichter und Friedensstifter unter den Völ kern eingesetzt werden. Aber wenn es vollbracht ist, wie es mit Gottes Hilfe sicher der Fall sein wird, so werden wir die Freiheit haben, etwas zu tun, was nie vorher getan wurde, und jetzt ist es Zeit, unsere Ab sicht, dies zn tun, bestimmt auSzusprechcn r wir wer den die Freiheit haben, den Frieden aus Edelmut und Gerechtigkeit zu gründen unter Ausschluß aller selbst süchtigen Ansprüche auf Vorteile, selbst bei den Siegern. Lassen Sie hier kein Mißverständnis ob walten. Unsere augenblickliche Aufgabe ist die, den Krieg zu gewinnen. Nichts wird uns davon je ab bringen, bis sie erfüllt ist. Alle Macht, alle Hilfs mittel, die wir besitzen, an Menschen, Geld und Roh stossen, sind ihr gewidmet und werden ihr weiterhin gewidmet sein, bis unser Zweck erfüllt ist. Ihr hört ebenso wie ich die Stimmen der Menschlichkeit, die täg lich vernehmbarer, deutlicher, überzeugender und über redender werden und überall aus dem Herzen der Menschen kommen. Sie bestehen darauf, daß der Krieg nicht mit einem Racheakt irgendwelcher Art enden soll, weil die unverantwortlichen Herrscher eines ein zelnen Landes ein schweres, verabscheuungswürdiges Unrecht beging'n. Es ist dieser Gedanke, der in der Formel „Keine Annexionen und keine Kontributionen, keine zur Strafe auscrlegten Entschädigungen" zum Ausdruck gelaugt. 'Gerade weil diese unreife Formel ein instinktives Urteil über das Recht der einfachen Menschen ocr ganzen Welt ausdrückt, wurde sie von den Meistern deutscher Intrige sorg fältig nnsgeuutzt, um die Völker Rußlands und aller anderen Länder, die ihre Agenten erreichen konn ten, irreznführen in der Absicht, einen vorzeitigen Frieden herbeizusühren. ehe die Autokratie ihre endgültige, überzeugende Lektion erhalten hat und die Völker der Welt das Vie.hi haben, ihre eige nen Schicksale zu bestimmen. Denjenigen, welche den Frieden zustande zu bringen wünschen, ehe dieser Zweck erreicht ist. empfehle ich, ihren Rat anderswo anzubringen. Wir wollen nichts davon wissen, und werden den Krieg nur als gewonnen betrachten, wenn das deutsche Volk zu uns durch entsprechend beglaw- bigte Vertreter sagt, daß es bereit ist, einem Abkom men zuzustimmen, das auf Gerechtigkeit und Sühne des Unrechtes das seine Herrscher begangen ha- ben^ beruht. Sie begingen Belgien gegenüber ein Unrecht, das gut gemacht werden mutz. Sie dehnen ihre Macht, die sie wieder aufgeben müssen, auch über andere Völker aus, nämlich über Ungarn, über die bisher freien Balkanstaaten, Über die Türkei und nach Asien. Wir mißgönnten Deutsch» land nicht den durch Geschicklichkeit, Fleiß, Wissen und Unternchmnngsgetst erzielten Erfolg, standen ihm nicht im Wege und waren eher geneigt, ihn zu bewundern. Deutschland baute für sich ein wahres Weltreich von Handel und Einfluß auf, das eS sich Lurch den Weltfrieden gesichert hatte. Wir begnügten uns, mit dein Wettbewerb der Industrie, der Wissenschaft und des Handels uns abzufinden, der für uns durch Deutschlands Erfolg mit sich gebracht wurde, mttzutun oder zurückzubleiben, je nachdem wir Fähigkeit und Initiative hatten oder nicht, Tieutschland zu über treffen. Aber in dem Augenblick, wo es die fried lichen Triumph« geerntet hatte, warf Deutschland sie weg, um an ihre Stelle zu setzen, was die Welt nie mehr gestatten wird, nämlich die militärische und politische Oberherrschaft durch! Waffengewalt, um da mit die Rivalen, die es nicht übertreffen konnte, und die es an: meisten fürchtete und haßte, au» dem .Sat tel zu heben. Ter Friede, den wir schließen, muß da» Unrecht abstellen, er muß die einstmals schönen Landschaften und glücklichen Völker.Belgiens und Nord.' srankreichS vo.n der preußischen Eroberung und