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Nr. ISS Sonntag, cken 14. Zull 1S2S Iuer Tageblatt -E- /lnzeiger für Sas Erzgebirse ES «ochnU«-» »I« «ttUch« »«km,Mmachm>^ »« NM« S°r SW»« m» S°s 71m«»,«Ich,, „»«. 24. Jahrgang D;r Politik äer Woche ÄS, bis RSt^rmgÄvnseren, — Niederlage der Schutzzöllner in Snglarrb — Europäische Proteste gegen Amerika - Mißglückter Petlch in NuwÄlien — Der Zwischenfall von Hidasnemet« — Japans neue ThinapolltU H bis neue Außenpolitik Schidcharas, der das bisherige Verhältnis Japans zu China, das fast einer chronischen Gegner in freundliches Zusammenarbeiten verwandeln w - D'k emseitigen Verträge sollen beseitigt werden. Japan verzichtet freiwillig auf alle aggressiven Maßnahmen gegen irgend einen Teil des chinesischen Arsches und befürwortet eine Politik des Ausgleiches und der Verständigung. Dem Genfer Völker- bunde legt auch die neue Negierung große Bedeutung bei. Wich- tisl" ist, daß sie die Zeit für gekommen hält, ein neues Ab- rustungsubereinkommen mit den großen Seemächten zu treffen, das nicht nur eine Beschränkung, sondern auch eine wesentliche Herabsetzung der Seerüstungen bringt. Die Vorverhandlungen zur politischen Konferenz der Regie- rungen sind immer noch in vollem Flusse. Da die Verhandlungen zwischen London und Paris nicht vorankommen wollen, griff in dieser Woche Reichsaußenminister Dr. Stresemann nachdrücklich ein. Seinen Bemühungen ist es wesentlich zu verdanken, baß die französische Regierung neue Vorschläge nach London sandte. Demgemäß steht fest, daß die politische Konferenz am 5. August zusammentreten soll. Poincarä wünscht jedoch immer noch eine Schweizer Stadt als Tagungsort, während Macdonald auf Lon don verharrt. Auch über die Verhandlungsmethoden und die Tagesordnung konnte noch keine völlige Uebereinstimmung er zielt werden. Immerhin gehen die Verhandlungen weiter. Die neue Arbeiterregierung Englands brachte es dieser Tage .rtig, den Schubzöllnern eine gründliche Niederlage beizu- .umgen. Die Mehrheit des englischen Volkes hat sich bei den Wahlen vom 30. Mai gegen die Schutzzollpolitik der Konserva tiven ausgesprochen. Die Mehrheit des Unterhauses lehnte dem- g.mäß Reichsvorzugszöll, ab. Sie wird auch für die Ab schaffung der Zölle eintreten, die im Augenblick noch auf zahl reichen Lebensmitteln ruhen. Die englischen Konservativen sind natürlich anderer Auffassung, doch ihr Antrag wurde im Un terhaus mit 340 gegen 220 Stimmen abgelehnt. Die englischen Liberalen unterstützten hierbei die Arbeiterpartei. Darüber große Freude in der englischen Regierung und bei ihren Freunden in der Welt. Die neue amerikanische Zollvorlage mft immer stärkeren Widerspruch bei allen interessierten Mächten hervor. Bis jetzt Haden nicht weniger als 38 Länder gegen sie Einspruch erhoben, darunter England, Frankreich, Belgien, Italien, Oesterreich, Spanien, die Schweiz, Dänemark, Norwegen, Schweden, Hol land und nahezu alle südamerikanischen Staaten. Der Ein spruch Frankreichs ist ganz allgemein, Holland protestiert gegen die neuen Zölle auf Diamanten und Blumenzwiebeln, Uruguay und Mexiko gegen die neuen Fleischzölle, Persien gegen die Tep- pichzölle und so geht es fort. Das Deutsche Reich gehört nicht zu den protestierenden Ländern. Umso größer ist die Aufregung in Italien, was aus den letzten Aeußerungen der faschistischen Presse unzweideutig hervorgeht. Die Opposition des amerika nischen Senats verzeichnet alle diese Einsprüche mit Genugtuung) denn sie verfügt damit über neues Material im Kampfe gegen die Zollvorlage. Ms Holländischen Wahlen brachten keine wesentliche Ver änderungen in der Zusammensetzung der Kammer. Beachtens wert ist lediglich, daß die katholische Staatspartei dieses Mal mehr als eine Million Stimmen gewann, eine Ziffer, die in der holländischen Wahlgeschichte bisher einzig dasteht. Die Sozial demokraten erzielten 805 000 Stimmen. Die Bildung eines parlamentarischen Kabinetts stößt erneut auf größte Schwierig keiten, da die Katholiken nicht mit den Sozialisten und die bür- gerlich-prvtestantischen Rechtsgruppen nicht mit den Katholiken Zusammengehen wollen. Die öffentliche Meinung des Landes spricht sich deshalb in zunehmender Weise dafür aus, daß das zurückgetretene Geschäftsministerium de Geer wieder auf der Bildfläche erscheint. Sollte Ionkheer Lolijn Außenminister werden, dann haben die Belgier weniger als je in der Kanal frage auf holländische Zugeständnisse zu rechnen. Eine große lleberraschung gab es über Sonntag in Bukarest, wo es der Regierung Maniu in letzter Stunde gelang, einen Militärputsch zu unterdrücken. Das Kabinett trat im Kriegs ministerium zu eingehender Verhandlungen zusammen, alle Re gierungsgebäude wurden von den Truppen besetzt und zahlreiche Offiziere verhaftet. Die Führung hatte der ehemalige Oberst Stoica, aber auch zahlreiche aktive Offiziere waren in bas Komplott verwickelt. Die ganze Bewegung hatte einen weit ernsteren Tharatter, als dies von der Regierung zugegeben wird. Zahlreiche Offiziere wurden gezwungen, aus dem Armeeverdanb auszuscheiden, wähenb andere ein kriegsgerichtliches Verfahren zu erwarten haben. Inwieweit der letzte liberale Ministerpräsi dent Vintilla Bratianu in di« Pläne der Putschisten eingeweiht war, ist zur Stunde noch nicht feststellbar, doch wird in Buka rester Regierungskreisen angenommen, baß er genau in» Bilde war. Der tschechisch-ungarische Konflikt von Hidasnemeti wegen der Verhaftung des Eisenbahnbeamten Pecha steht unmittewar vor seiner Beilegung, ohne daß die Anrufung ein» internationa len Instanz notwendig wäre. Die Angelegenheit dürste durch einen Notenwechsel erledigt werden, dem die Wiederaufnahme des Eisenbahnverkehrs in.^basneiMi folgen wird^ Die lienische „Tribuna" führt die Nervosität dertschechosiowattschen Regierung auf folgende Ursachen zurück: 1. Die «rgebnislosigkett der Belgrader Konferenz der keinen Entente. 2. Den Pariser Empfang des Grafen Dethlen, der bewies, baß man in Paris die Präger These, wonach Ungarn den Frieden gefährde, nicht mebr unbedingt glaubt und 3. die Spionageaffäre des Haupt- 2n» Fakul, är wichtige militärische Urkunden in» Ausland lieferte. Demgemäß wäre die Aufregung in Prag vornehmlich ein taktisches Manöver gewesen.. Der neue japanische Ministerpräsident Hamagutschi unter- breitete dem Staatsrat sein Rrgieru^programm^a- inallen wesentlich«» Punkt« geachwlgt wurde. Don «»«tm Bedeu Am clen ^oungsplan Bon Dr. Külz^ Neichsminister a. D- Die Politische Behandlung des Young- Plan e S wird dis deutsche Regierung vor eine außer ordentlich schwierige innen- und außenpolitische Lage steilen, und es wird gut sein, rechtzeitig eine klare und feste Einstellung gegenüber diesen Schwierigkeiten zu finden? Die Nationalisten in Frankreich und in Deutsch land arbeiten sich wieder einmal ungewollt, aber nach haltig in die Hände. In Deutschland tritt ein sogenannter Reichsaus schuß für das deutsche Volksbegehren aus, um sich als Abwehrfront gegen den Young-Plan zu etablieren und durch Volksentscheid den „Pariser Plan als das Erzeug nis eines ruhig überlegenden Parteigeistes und Höchster ruhebedürftiger Feigheit" zu Fall zu bringen.,. Auf der anderen Seite bemühen sich in Frankreich dis Mi litaristen und Imperialisten mit täglich stärker werden dem Nachdruck auf Beibehaltung Le« Rheinlandbe setzung? Ein .Blick in das „Echo Vs Paris" genügt, um das zu erkennen, aber auch besonnens Blätter wie das „Oeuvre" können sich mit eine« Behandlung des Problems der Freigabe Les Saargebietes nicht be freunden. Für die deutsche Regierung ist dis Stellungnahme nach außen und innen gegeben. Eino Annahme des Pariser Plans ist nur möglich, wenn gleichzeitig dis Frage der Räumung des besetzten Gebietes und dis Freigabe des Saargebietes befriedigend gelöst wer den. Eins hintereinander folgende Behandlung dieser Problems ist für Deutschland unannehmbar. Es kann sich nur um eins endgültige Liquidierung handeln, dis Zug um Zug geschieht. Wechsel auf dis Zukunft sind nach den Erfahrungen der Vergangenheit für uns wertlos. Ob drei Konferenzen gleichzeitig Jagen oder vS nur eins Konferenz den ganzen Fragenkomplex behan delt, Ist gleichgültig/ Dias Wesentliche ist, daß das Ergebnis oer Konferenzen eins Gesamtlösung und keine Teillösung bringt, das gilt ganz besonders auch gegenüber de« Saarfrage. Man soll sich in Deutschs land nicht darüber täuschen, daß eine Verschiebung der Lösung eins ungeheure Erschwerung für uns be deutet. In Frankreich arbeitet, mit reichsten finan ziellen Mtteln versehen, eine starke Bewegung auf Angliederung des SaargcbieteS an Frankreich., Nun sind die Führer dieser Bewegung sich darüber nicht im Unklaren, daß dis Gesamtheit der Saarbevölkerung immer sich! zu Deutschland bekennen wird, aber sio er streben ein ähnliches Ergebnis wie in Oberschlesien, hoffen bei der bevorstehenden Volksabstimmung aus französische Erfolge in einzelnen Grenzgebieten und dadurch auf dis Angliederung eines Teils der Saar gruben. Wenn es nicht gelingt, Räumungs- und Saar problem gleichzeitig mit dem Pariser Plan zu einem erträglichen Ergebnis zu bringen, so kann die Regie rung aus Annahme des Pariser Planes nicht rechnen. ES ksedarf dann gar nicht der sogenannten nationalen großen Einheitsfront, dis jetzt unter Mißbrauch dieses Wortes mit der Absicht eines Volksbegehrens gegen die Pariser Verhandlungen auf dem Plan erscheint, sondern es würds schon der Reichstag selbst für eine Genehmigung der Pariser Verhandlungen dann nicht zu haben sein.' Gelingt eS dagegen, Besatzungs- und Saarproblem zu lösen, so sinkt das nationalistische Vorgehen zu völliger Bedeutungslosigkeit herab. Das deutsche Volk ist dann einfach! vor die Entscheidung der Frage gestellt, ob es die Befreiung des besetzten Gebietes, die Rückgabe des Saarlandes und eine Ent-, lastung seiner Feindzahlungen um 500 Millionen ha ben will oder nicht/ Lite Entscheidung kann nicht zwei-1 felhaft sein, denn auch das Gerede von der BersNa-I vung kommender Geschlechter wird demgegenüber nicht verfangen/ Jeder Mensch weiß, daß die weltpoliti schen EnkwicklungSMöglichkeiten innerhalb des Zeitrau mes, für den der Young-Plan läuft, so unüberseh bar sind, daß, auch Per Young-Plan naturgemäß nur relativen Ewigkeitswert besitzt. Wenn jemand vor zehn IÄhren an eins Milderung der Bestimmungen von Versailles gedacht und sie von den Gegnern verlangt Hütte, so wäre tt von diesen ausgelacht worden, und doch fam später de» DaweSplan. Und wenn beim Dawesplan jemand geglaubt hätte, vast schon nach vier Jahren eine weitere Revision stattfände, so wäre auch er als Illusionist betrachtet worden. Genau so wird es mit dem Young-Plan gehen, dessen Annahme wei tere Entspannungen und Entlastungen nicht verhin dern, sondern im Gegenteil vorbereiten und erleichtern würde. goungplon UN- Reichsbahn Am 8. Juli veröffentlichten dis „Münchener Neuesten Nachrichten" aus Berlin eins Meldung, wo nach Veranlassung bestünde, anzunchmen, daß über den bekannten Wortlaut des Young-PlaneS hinaus in Paris noch bestimmte schriftliche Abreden getroffen worden seien, die sich insbesondere aus die künftige Verwaltung der Reichsbahn bezögen. Es wurde zu gleich eins baldige Bekanntgabe dieser Abreden oder Richtlinien gefordert. Nunmehr will auch ^die Zeit schrift des Deutschen Beamtenbundes wissen, daß der gleichen Sonderabmachungen getroffen sind.. Me Dis kussion hierüber dürfte leicht die bereits begonnenen Beratungen übe« diesen delikaten Punkt des Young- Planes stören, und es ist deswegen angebracht, darauf, hinzuweisen, daß tatsächlich eins keineswegs ängstlich geheinl gehaltene Vereinbarung Mischen Dir. Schacht und Young besteht, .in der Nr- Schacht dem Vor sitzenden der Sachverständigenkonferenz zugesichert hat, darauf hinwirken zu wollen, daß gewisse Voraussetzun gen bei der Umgestaltung .der Reichsbahnverwaltung erfüllt werden, die zur Sicherung der der Reichsbahn auferlegten Lasten notwendig erscheinen. Die deutsch-belgischen Markverhanblungen Nach Meldungen aus Brüssel ist gestern ein Abkommen zwischen den deutschen und belgischen Unterhändlern über die Frage der Vergütung für die in Belgien verbliebenen Markbe träge erzielt worden. Der Kabinettsrat, der Freitag nachmittag abgehalten wurde, habe zu dem Ergebnis der Verhandlungen Stellung nehmen können. Wie „Soir" hierzu meidet, wird es indessen erforderlich sein, daß auch die in Berlin in der Sequester frage geführten Verhandlungen gleichfalls zum Abschluß ge langen. Es handelt sich dabei um die Annahme der Empfehlung des Doung-Planes, wonach die Liquidierung des deutschen Eigen tums in Belgien eingestellt werden soll. Vie Strafanträge im StinnesprozeV FM StinnrSprozeß stellte haute, nachdem Maats anwaltschaftsrat Tw. Berliner sein achtstündiges Plä doyer beendet hatte, de« Oberstaatsanwalt unter außer ordentlicher .Spannung alle« Prozeßbeteiligten fol gende Strafanträge: gegen Hugo SttnneS jun. acht Monate Gefäng nis und eine Geldstrafe von 100 000 RM, gingen die Angeklagten Nothmann, ,V. Waldow, Leo und Eugen Hirsch.je 6 Monate Gefängnis, Legen den Angeklagten Groß fünf Monats Ge fängnis und gegen den Angeklagten Schneid drei Monate Ge fängnis. Durch die Untersuchungshaft sollen al« verbüßt gelten bet dem Angeklagten Minne« drei Woche«, bet Nothmann 14 Tage, bet v. Waldow sieben Wochen, bet Leo Hirsch und Groß eine Woche und bet Schneid fünf Tage/ Sämtliche Angeklagten nahmen dl« An trägs ohne jede Erregung auf. Moblllflert -le Tschechoslowake!! Eia tschechoslowakisch«» D«»«nti TuS Tschechoslowakische Pressebüro meldet: Wle Alarmnächrtchten über die Mobilisierung von fünf Jahrgängen der Reserve der tschechoslowakischen Armee, die gestern vormittag verbreitet wurden, werden vom Ministerium für nationale Verteidigung al» durchaus erfunden und völlig unbegründet erllärt. Diese ten denziösen Nachrichten verfolgen «in bestimmte« Ziel und ihre Verbreiter werden strafrechtlich verfolgt We den.