Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblali für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die gespaltene Raumzeile 20Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Reich«- pfennig, die 3 gespaltene Reklamezrile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgedühr 2V Reichspfennige. Bor geschriebene Erscheinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Ke t*N svve ch SV: Amt Wilsdruff NV. 6 berücksichtigt. Anzeige«. . I II I ' nehmen zu jeder Zeit Be. annahme dis vorm.10Uhr. Für die Richtigkeit der »er I« Falle höherer Gemalt, «neg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. JederRadattanspruch erlischt, wenn derBetragdnrch 6 nmg ooer«ür-n«g de« Bezugspreises. Rücksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt nnr, wenn Porto beiliegt. Klage eingezogen werdenmuß oderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittürngsstellenentgegeu. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreruamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, LiÄL".'? Woch«nbI°U s«r WII-dr»ff u Um°°,.nd 'ragerund Geschäftsstellen -—- nebmen ru jeder 2,eir Be. ^r^^^W^ahrgang Telegr.-Bdr.: „Amtsblatt^ Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 8640 Sonnabend, den 28. Februar 1931 Frei vs» Enttäuschungen. Keife nach Moskau. — 19 Millionen Tonnen Eisen. — Bülows Bild. — Vater des Vaterlandes. Es ließ sich trotz allem Lärm von Moskau her er warten, daß die für den 25. angekündigten kommunistischen Demonstrationen wegen der Erwerbslosigkeit keinen -roßen Erfolg haben würden. Es ist ohne weiteres klar — mit Geschrei und blindem Toben allein wird nicht ge holfen, nur einträchtige Bemühungen und lang an dauernde Tätigkeit zur wirklich produktiven Einreihung der Arbeitslosen in den Erzeugungsprozetz sind imstande, die augenblicklich unsere ganze Kultur bedrohende Ka lamität allmählich zu beseitigen. Da hilft nicht die drohend gehobene Faust, hilft nicht das gespannte Gewehr, Gewalt m u ß a u s s ch e i d e n. Wo es Klugheit gilt, da schaffet die Gewalt nichts. Das mutz auch Moskau an erkennen, das sich wahrscheinlich trotz aller seiner bis herigen Parolen noch nicht genügend solcher Zustände im eigenen Lande rühmen kann, um die neue Blüte der Menschheit zu beweisen. Was man bisher hört, ist übel genug, und noch niemand hat die Behauptung entkräftet, daß es zurzeit eine Qual und fast eine Marter bedeutet, in den weiten Gefilden Rußlands als Arbeite: zu leben. Wenn jetzt die deutschen Großindustriellen von Borsig, Klöckner, Poensgen u. a. einer Einladung der Sowjetherren entsprechend die russischen Verhältnisse an Ort und Stelle studieren, so ist das auf der einen Seite ein Nachweis für die Entschlossenheit der Industriellen, der lebendigen Entwicklung zu folgen, wie auf der anderen Seite kür die Absicht der Sowjetführer, sich Mit den Jn- dustrieherzögen Deutschlands in Verbindung zu setzen - ein Zusammenwirken der beiden anscheinend widerstreben den Kräfte ist es nicht. Sieht auch ein bißchen Unterrichtung übe: das Ge lingendes russischen F ü n s j a h r p l a n e s aus dem Programm der deutschen Industriellen? Es kann Eü.. bestritten werden, wie in Deutschland diese Frage allmählich an Interesse gewinnt. Und noch ist es durch aus nicht entschieden, ob hier die Vorteile oder die Nach- leue für unser heimisches Gewerbe überwiegen. Die Mei- ?""9en ,ind sehr geteilt. Während die Optimisten einen der deutschen Lieferungen erwarten, neigen die -pestimlsten zu der in Frankreich, England und den Ver einigten Staaten vertretenen Meinung, der Fünfjahrplau Rußlands werde bei seiner Vollendung eine dauernde Krise über die Länder verhängen. Wie eine unwider- nehliche Welle soll sich dann das russische Dumping — die Unterbietung — ergießen und jeden Blütenkeim neuer Gestaltung ertöten. Ob das für Deutschland zu trifft, ob es überhaupt zutrifft, wer will das sagen? Sollte der Fünfjahrplau erfolgreich zu Ende geführt werden — und man ist neuerdings geneigt, namentlich in Frankreich und England das anzunehmen —, so würde sich allerdings für die deutsche Industrie die Alternative ergeben, mit einem Angebot von 19 Millionen Tonnen russischen Eisens rechnen zu müssen. Wächst hier Befruch tung oder heilloses Verderben empor? Jedenfalls wäre den deutschen Industriellen bei ihrer jetzigen Reise eine Heimkehr ohne allzu viele Enttäuschungen zu wünschen. 4- Enttäuschungen waren es im großen und ganzen, die der Öffentlichkeit durch die mit gewaltiger Reklame an gekündigten .Memoiren des früheren Deut schen Reichskanzlers Fürsten Bülow ge- nnd"w?nn^o» sicher braucht man sich nicht zu irren, ke^vor seinem c?^ Eers her zu sagen pflegt, niemand beute l glücklich zu Preisen, so müßte man Lnen seiner auch niemand vor dem Er- !wwv-nd seiner aan"?'^n nach dem Tode. Bülow galt nÄr di VerkA "nd nachher noch Ucher als c Mannes, der die Kunst des staatslelter^ > t groß^ Weisheit in sich verband, sieaen dieses seines politischen Textes vor- M a s'k ae kaUen revidiert werden. D i e Maske r st 8^1 len. Dar ¬ legungen nicht mehr das Muster eines Herrn von Welt und eines bedeutenden Politikers dar sondern eines von allen Menschlichkeiten bedruckten Geistes' der sich seiner Aufgabe, an der Sp^e des R E s 1^ x^m bewußt gewesen ist und in bodenkriecherischer Weise die ihm vor gesetzten wie beigeordneten Porionlichkxj^ türkisch in die Fersen zu stechen versuchte. So ist also sein historisches Quellenwerk überaus s rag w u r d i g. zn also begreiflich, wenn jetzt sein Bild aus dem Reichsrat ent- l"«t werden sott, wo es ernst zur größeren Ehre des Reichskanzlers ausgehängt worden ist. Lie Entscheidung über den von einem Abgeordneten bereits gestellten An- des^ Zwar noch nicht gefallen, sie soll erst im Ältestenrat .^Reichstages getroffen werden; aber ste dürfte kaum Nm-l-^aft sein. Bülow geht nicht als einwandfreier A?uker in die Weltgeschichte über. Es kann nicht ver- werden, wenn er über seinen Meister alle Bosheiten ^?"et, ohne dem Gemeinwesen auch nur um ein Jota uutzen. Die Geschichte ist das Gericht. * am g/E-d^'^ud mit viel schönen Reden einst die Fürsten Ium-, chßeit, konnten die Württemberger als schönstes Kmer Treue ihrer Untertanen für sich aufweisen. Den - rtanenbegnft kennen wir nicht mehr in solcher Form MehrAWg vor iW« des Auern Die furchtbare Tragödie der Landwirtschaft. Das Berufsinteresse der Landarbeiter soll geweckt werden Die Preußische Hauptlandwirtschafts kammer hielt ihre 13. Hauptversammlung ab. Präsi dent Dr. Dr. e. h. Brandes eröffnete die Sitzung und führte aus, daß der ständige Rückgang der Landwirtschaft während der vergangenen Jahre dahin geführt habe, daß nicht nur mit einem weiteren Rückgang, sondern mit dem Verfall der Landwirtschaft gerechnet werden müsse, wenn nicht alsbald eine energische Wendung zum Besseren er folge. Im Osten stehe sie bereits im Zusammenbruch. Die Verschuldungsziffern und die Zahlen der Zwangsversteigerungen wüchsen ständig. Das unver minderte Klaffen der Preisschere zuungunsten der Landwirtschaft, das zum erheblichen Teil aus den hohen Preisspannen beruhe, laste die Rentabilität in allen Produktionszweigen fehlen. Hier mützten Mittel und Wege zu einer Rationalisierung gefunden werden. Der Vorwurf, die Landwirtschaft rufe nach Selbsthilfe und sei dabei von sich aus wenig tätig, sei ungerechtfertigt. Wenn auch auf dem Gebiete der Selbsthilfe noch vieles zu tun bleibe, so müsse die Landwirtschaft sich doch „mehr Achtung und Verständnis für die Arbeit des Bauern und seiner Organisationen" ausbitten. Die tieferen Gründe der furchtbaren Tragödie, die sich in der Landwirtschaft und mit ihr in der ganzen deutschen Wirtschaft abspielte, seien neben zu wenig Spar samkeit in den öffentlichen Haushalten und Überspannung der Soziallasten in der Weltagrar- und Wirtschaftskrisis sowie im Versailler Diktat mit seinen Tributlasten zu suchen. Eine Lösung von handelspolitischen Bindungen sei keineswegs Utopie und brauche nicht unsere Handels beziehungen zum Ausland unheilbar zu zerstören. Es sei ein aussichtsloses Unterfangen, die deutsche Wirtschaft und die Landwirtschaft, die Haushalte von Reich, Ländern und Gemeinden wieder in Ordnung bringen zu wollen, wenn fast zwei Milliarden Tributtasten aufzubringen seien. Deshalb müßte handelspolitisch die Freiheit in den wirt schaftspolitischen Maßnahmen für landwirtschaftliche Produkte wiedererlangt werden. Jnnenwirtschaft- l i ch müsse von dem Grundsatz ausgegangen werden, daß das deutsche Volk sich in seiner heutigen Lage in erster Linie von dem ernähren und das verbrauchen müsse, was aus deutschem Boden wachse. Die Änderung des Ver sailler Diktates müsse unverzüglich in Angriff genommen werden. Anschließend sprach Graf vonBaudissin über die „Bildung eines Ausschusses für Arbeitcrwesen beim Vorstande der Preußischen Hauptlandwirtschafts- kammer". Es soll ein Ausschuß für Arbeiterwesen ge bildet werden, der aus sieben Unternehmern und sieben Arbeitnehmern besteht, die sich aus den Mitgliedern der bei den einzelnen Landwirtschaftskammern errichteten Ausschüsse oder Beiräte für Arbeiterfragen zusammen setzen. Die Hanptlandwirtschaftskammcr und mit ihr die Landwirtschaftskammern glaubten nicht länger mehr zögern zu sollen und hofften, daß durch die Mitarbeit der Landarbeiterschaft an Fragen, die ihren Gedankenkreisen nahelägen, die gemeinsamen Interessen des Berufsstandes eine wertvolle Förderung erführen. Der preußische LandVittMastsminisier Dr. Steiger nahm weiter Gelegenheit, sich zu den dringendsten Probleme» in der Landwirtschaft zu äußern. Der Minister führte im An schluß an die Entschließungen des Retchskabtnetts aus, daß der Schutz der Veredlungswirtschaft, der besonders der bäuerlichen Wirtschaft Hilfe bringen soll, eine besondere Rolle spiele. Die Aufgaben der Selbsthilfe der Landwirtschaft lägen sowohl auf dem Gebiete der Pro duktionstechnik wie aus dem des Absatzes. Insbesondere ging der Minister aus die Fragen des land wirtschaftlichen Kredits ein. Zum Schluß führte der Minister aus, daß aber nicht nur im O st e n. sondern auch im Westen Gegenden vorhanden seien, die dringend der Reichs- und Staatsfürsorge bedürften, und wies dabei insbesondere aus die Höhengebiete Eifel, Hunsrück, Westerwald, Teile vom Sauerland und der Rhön sowie auf die Nicderungsgebiete, vor allem das Emsland, hin. Nur durch eine Zusammen arbeit aller Stellen sei es möglich, das Ziel, die Wiedererlangung der Rentabilität der Landwirtschaft, zu erreichen. * Geeignete GrnnMage oder wirkungslose Geste? Der Deutsche Landwirtschaftsrat zum Agrarprogramm. Der Deutsche Landwirtschaftsrat teilt mit: Der Ständige Ausschuß des Deutschen Landwirischaftsrates erkennt an, daß das Agrarprogramm des Ncichsernährungs- ministers eine geeignete Grundlage für eine zielbewusste Agrarpolitik bilden kann, wenn das Kabinett von den ihm erteilten Ermächtigungen schleu nigst den Gebrauch macht, der zur Wiederherstellung der Ren tabilität in der Landwirtschaft nötig ist, und wenn das Kabi nen die Revision der einschlägigen Handelsverträge ungesäumt energisch in Angriff nimmt Der Ständige Aus schuß erwartet, daß Reichsrat und Reichstag die Vorlage schleunigst verabschieden und daß dann das Kabinen ungesäumt die erforderlichen Maßnahmen trifft. Werden diese Maßnahmen nicht in dem erforderlichen Ausmaß und mit der nötigen Beschleunigung getroffen, so würde die Landwirtschaft in der Agrarvorlage nur eine wirkungslose Geste erblicken, die die schon herrschende Erbitterung in der Landwirtschaft nur steigern würde. Das Genfer Abkommen und der polnische Handelsvertrag sind mit einer wirkungsvollen Agrarpolitik unvereinbar. * BeschemMmg statt Gsw. Umschuldung und D ü n g e m i t t e l k r e d l t e. In der Presse werden vielfach Wünsche geäußert, es möchten aus Mitteln der Osthilfe vorschußweise die in der Landwirtschaft zur Durchführung der Frühjahrsbestellung er forderlichen Mittel zur Beschaffung von künstlichem Dünger bereitgestellt werden. Dem sehr großen Bedarf sind, wie amtlich miigeieilt wird, die gegenwärtig verfügbaren Mittel nicht gewachsen, ganz abgesehen" davon, daß gesetz- licheErmächtigungen zur Bereitstellung solcher Vor schüsse fehlen und mit der erforderlichen Beschleunigung nicht erwirkt werden können. Im Rahmen der Osthilse könnten solche Hilfen auch nur den für die Umschuldung in Betracht kommenden Betrieben im Anwendungsgebiet der Ost hilfe zugewendet werden. Um das Mögliche und Nötige zu tun und auch die Düngemittelhändler von der Sorge zu befreien, bei möglichen Akkorden einen sicheren Ausfall zu erleiden, sind jedoch die zur Durchführung der Osthilfe eingesetzten Landstetten ermächtigt worden, im Rahmen der Umschuldung Düngemittel lieferanten Bescheinigungen des Inhalts auszustellen, daß im Falle der Umschuldung diese neuen Düngemittelkredite in voller Höhe zur Auszahlung gelangen und nicht in etwaige Akkorde einbezogen wxrden. Damit kann natürlich keine Gewähr dafür übernommen werden, daß ei» Betrieb auch tatsächlich umaeicbuldei werden wird. wie damals. AVer der Ausländer würde eine starke Ent täuschung mit in seine Heimat nehmen, der an derLiebe aller Deutschen zum gewählten greisen Reichspräsidenten von Hindenburg zweifeln würde. Die Anhänglichkeit und Verehrung für ihn ist stark in den Herzen aller verankert. Daran ändert nichts die Tatsache, daß in letzter Zeit mehrere geistig gestörte Personen trotz polizeilicher und militärischer Wachen in den Palast des Reichspräsidenten eindringen konnten mit dem Vorsatz, Hindenburg zu belästigen. Es geht natürlich viel zu weit, und man muß es geradezu als unerhört bezeichnen, wenn jeder Beliebige ungehindert zum Reichsoberhaupt Vordringen kann. In voller Willens freiheit muß der Präsident seines hohen Amtes walten können, ungestört auch von Bittstellern, denen wahrlich Zeit und Raum genug geboten wird, um ihre Wünsche zu äußern. Aber des Reiches oberster Beamter muß un behelligt bleiben als erster Repräsentant des Reiches und als Pater des Vaterlandes, der nicht für einen da ist, sondern für alle. Das muß so bleiben auch bei dem Be wußtsein, daß Hindenburg getrost sein Haupt in jedes Mannes Scüotz legen kann. Einheitliche politische Richtlinien. Deutschnal io nale Ländertagung. Im Preußischen Landtag trat eine deuischnationale Län- dcrtagung zusammen, an der etwa 60 deutschnationale Länder minister, Reichsratsmitglieder und Reichstagsabgeordnete, Ab geordnete der Länder, Parlamente sowie Mitglieder des Preu ßischen Staatsrates teilnahmeu. Die Tagung verfolgt den Zweck, einheitliche politische Richtlinien für die einzelnen Parlamente zn schaffen. Der Vorsitzende, der preußische Landtagsabgeordnete von Winterfeld, eröffnete die Tagung mit einem Hinweis auf die gegenwärtige politische Lage. Da die Reichstagsfraktion gegenwärtig nicht in der Lage sei, zu dem Osthilfeprogramm Stellung zu nehmen, so liege die Verantwortung mehr als bisher beim Neichsrat und bei den Länderparlamenten. Es sei notwendig, in den Grundzügen an den Ent- und Um schuldungsplänen Hugenbergs festzuhalten. Die neue Agrarvorlage sei völlig unzureichend. Die neue Vorlage sei nur dazu da, der Landwirtschaft Sand in die Augen streuen. Es müsse eine Regierung der Rechten zustande kommen. .. Der württembcrgische Finanzminister Dr. Dehlinger sprach über die Finanzlage des Reiches und der Länder. Die