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Erscheint wöchentlich drei Mal mid zwur Dienstag, D»nnerftag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementsprcis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. >>r!0INII>IVI LNilv. Jnltian' für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten nnd die Eorpusspaltenzcile mit >6 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. . M. Sonnabend, den 24. Januar I88Ü. 5. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Ein Vorkommnis; in Kalisch regt seit acht Tagen die Presse ans. Dentsche Offiziere sollten einer Einladnng rassischer Kameraden Folge leistend, nach Kalisch zum Besuch gekom- meu sein und daselbst soll es, nachdem das Gespräch auf Politik ge lenkt worden war, zu Händeln gekommen sein. Bom Generalkom mando des 5. Armeecorps ist dieser Vorfall bereits auf das Ent schiedenste dementirt worden. Jetzt nimmt auch der ,,Russische In valide", das Organ des russischen Kriegsministers, Veranlassung, diesen Vorgang entschieden in Abrede zu stellen. Der betr. Artikel ist zugleich in einem Tone gehalten, der ein erfreuliches Zeugnis; von der Wiederkehr friedlicher Gesinnungen in den leitenden Kreisen Rußlands ablegt. Oesterreich-Ungarn. Die Nachrichten aus Wien und Pest sind ziemlich dürftig. Gerüchte, ob das Ministerium Taaffe sich ver vollständigen, fortregieren oder gehen wird, interessiren bei uns weniger. Die Delegationsverhandlungen schleichen matt dahin; das Hauptinteresse concentrirt sich aus die handelspolitischen Beziehungen zu Deutschland und damit beschäftigt man sich gegenwärtig in den Parlamenten nicht. Daß die ungarische Delegation das außerordent liche Erfordernis; für die Besetzthaltung Bosniens pro 1880 unver ändert genehmigt hat und die Untersuchung gegen die inhaflirten Pester Tumultanten begonnen hat, ist die einzige nennenswerthe Ansbeute der Telegrammnachrichten aus Oesterreich-Ungarn. Frankreich. Paris hatte in oieser Woche zwei Leichenbegäng nisse; bei dem einen, das des Herzogs von Gramont, demonstrirten die Bonapartisten; die Beerdigung des einst vergötterten Jules Favre, der den Herzog von Gramont nur um zwei Tage überlebte, war aus Donnerstag Mittag festgesetzt; sie sollte uncb protestantischem Ritus stattfinden und mit einer kirchlichen Feier verbunden sein; das republikanische Paris wird dabei nicht nur seine Schaulust zu be friedigen sncben, sondern auch zugleich die Gelegenheit als imposante Gegendemonstration gegen die Bonapartisten ausnützen. — Die „Re- pnbiigue franyaise" verlangt Personaländernngen in der diplomatischen Vertretung Frankreichs im Auslande und fügt hinzu, das Ausland würde mit Genugthuung diese Modisieation sehen, welche den Beweis liefern würde, daß Frankreich von Männern bedient wird, die würdig sind, es zn vertreten, indem sie keine Gelegenheit vorübergehen lassen würden, um in vollem Maße eine Politik zu billigen, welche die Ausrechterhaltung der guten Beziehungen mit ganz Europa sicherte. Atan würde diesem Äusführen keine hohe Bedeutung beizulegen brauchen, wenn das genannte Blatt nicht das Organ des jetzt ein flußreichen Herrn Gambetta wäre. Italien. Der Papst ist bettlägerig erkrankt. — Garibaldi's erste Ehe mit der Raimondi ist aufgelöst; der alte Freischärler auf Enprera soll bereits wieder eine neue Ehe mit seiner bisherigen Wirthschafterin eingegangen sein. — Die Beliebtheit, die sich der Kronprinz des deutschen Reiches in Italien erworben hat, kennzeichnet sich in dem Umstande, daß in Peglie zur Gelegenheit seiner Rückkehr nach dort eine Illumination vorbereitet wird. England. London, 21. Januar. Heute Nachmittag hat in der Kohlengrube Leycett in der Grafschaft Stafford in Folge schla gender Wetter eine Explosion slattgcfnuden, durch welche 70—90 Personen ums Leben gekommen sein sollen. — Aus Irland laufen vielfach die bedauerlichsten Gerückte ein. So haben in der Nacht zum 15. d. M. wieder große Schlägereien zwischen den arbeitenden i Klassen und Polizisten stattgefunden. Die Gerichtsvollzieher, welche ! wegen nicht Steuerzahlen die Leute exmitireu müssen, werden von Polizisten begleitet, die nicht zahlen könnenden Arbeiter rotten sich i zusammen. So ist im Augenblick die Schlägerei im Gange, wobei l doch schließlich die Arbeiter immer den Kürzesten ziehen, denn bei > der nächsten Gelegenheit kommt eine weit stärkere Patrouille Poli- zisten, und die Verhaftungen werden dutzendweise vorgenommen. So wird den Leuten hinter Schloß und Niegel Gelegenheit gegeben, darüber nachzudenken, das; Bezahlen auch hier die erste Bedingung ist. Griechenland. Den Kammern ist eine von 26 Abgeordneten unterzeichnete Klageschrift zugegaugen, worin der Kriegsminister be- sckuldigt wird, 1000 Paar Schuhe zu 80,000 Drachmen und 15,000 Kisten Zwieback zu 45,000 Drachmen angekauft zu haben, welche Preise den Werth der Gegenstände bei weitem übersteigen, während das Schuhwerk für Soldaten unbrauchbar und der Zwieback ver dorben sei. Die Verhandlung dieser Angelegenheit ist verschoben worden. Rußland. Während über die nächste politische Gestaltung des europäischen Rußland noch ein tiefes Dunkel gebreitet ist und die Nihilisten ihre Maulw.urfsarbeit unverdrossen fortsetzen, hat auch die auswärtige Politik des Czarenreiches neuerdings nur Mißerfolge zu verzeichnen. So wird dem „Standard" gemeldet, daß die Russen aufs Neue von den Turkmenen geschlagen und zur Räumung von Tschikischlar gezwungen seien. Gesetzt, daß die Meldung auf Wahr heit beruht, so ist es ziemlich gewiß, daß nicht nur die in Tschikischlar angehäuften ungeheuren Kriegsvorräthe entweder in Stich gelassen oder verbrannt wurden, sondern der Verlust der Russen sehr groß war. An der mittelasiatischen Frage scheint sich Rußland die Finger ebenso zu verbrennen, wie an der orientalischen. Türkei. Die Beweglichkeit der türkischen Staatsmaschine äußert sich nur im -Ministerwechsel. Wie ein eingebildeter Kranker heute diesen und morgen jenen Arzt herbeiruft, so versucht es der Sultan heute mit diesem, morgen mit jenem Ministerium, alle aber thun so ziemlich dasselbe, nämlich nichts. Es kann daher auch nicht Wunder nehmen, wenn es jetzt heißt, Safvet Pascha, der mit dem Sultan eine lange Unterredung hatte, werde wieder an die Spitze eines neuen Cabinets treten. Bulgarien. Die Nachricht, daß sich der junge Fürst Alexander mit Rücktrittsgedanken trägt, wird von Petersburg aus wiederholt bestätigt. Einstweilen wird der Ministerpräsident Bischof Clement während der Abwesenheit des Fürsten die Funktionen des Regenten übernehmen. Daß der Russe Rogges zum Leiter des Ministeriums des Innern ernannt worden ist, hat im Lande allgemeine Unzu friedenheit machgerufen. - Im Gouvernement Schnmla sind wiederum bewaffnete mohamedanische Banden aufgetauchl. Uoüales und Sächsisches. Dresden, 21. Januar. Bei der Zweiten Kammer ist ein kgl. Dekret eingcgaugen, welches beantragt, die nach 8 17 der Verfassungs- urkuude Sr. Maj. dem Könige zur freien Benutzung vorbehalteuen Stallamtswiescu in Dresden auf den Staat zu übernehmen und da für das Kammergut Pillnitz, welches zur Zeit gegen Zahlung einer jährlichen Rente au die Staatskasse in der Verwaltung und Benutz ung der kgl. Zivilliste sich befindet, denjenigen Grundstücken einzu reihen, welche nach Beilage I zur Vcrfassungsurkuude der freien Benutzung des Königs vorbehalten sind. Dresden, 21. Januar. Der kgl. sächsische Elesandte in Berlin, Geh. Rath. v. Nostitz-Wallwitz, hatte dort gestern Abend gegen 7 Uhr das Unglück, an der Ecke der Leuna- und Königgrätzerstraße auszugleiten und ein Bein zu brechen. 'Nack einer uurubigen Nacht ist heute das Befinden des Gesandten, der sich in der Behandlung seines Hausarztes befindet, ein ziemlich zufriedenstellendes. Dresden. Das Elbcis, welches fick in den letzten Tagen wieder gebildet hatte, ist am Mittwoch oberhalb Außig in Gang gekommen. Nachdem dasselbe Abends gegen 8 Uhr Tetschen passirt, kam es je doch bei Niedergrund wieder zum Stehen und bildet einen bis nach