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AllkktlM-ZeilMA. Wage blatt für die Stabt Aue und Umgebung. Erscheint tLgiich Nachmittags, außer an Sonn- n. Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau« LO Pfg., auswärt« 25 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegcl" 5 Pfg. mehr. — Bei der Post abgeholt Pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Nr. 151 Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Veraniwsrtllcher Redakteur: Ernst Funke, Aue (Erzgebirge.) Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraße. Freitag, den 8. September 1899. Inserate die einspaltige Petitzeile 10 Pf-., amtliche Inserate die Corpus Zeile 25 Pfg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Aufnahme itv»/o^«abatt. — Bei größeren Inseraten ». mehrmaliger Ausnahme wird entsprechend höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an- - IS. Jahrgang. Auerthnl'Zeitung erscheint jetzt täglich, k o st e t PPS rttsiiot nur 20 Pfennige. Airs olle* Ivelt. * Der Kaiser nahm am 5. d. Mts. vormittags 9 Uhr das Frühstück mit dem Gefolge im Garten des kaiserlichen Palastes in Straßburg ein. Um 11 Uhr empfing er den Bürgermeister von Dar-e>'-Lalaam. Um 12 Uhr mittags fuhr der Kaiser bei der städtischen Kunst- und Gewerbeschule vor. Zum Empfange waren der Statthalter Fürst zu Hohenlohe-Langen burg und der Bürgermeister Back erschienen. * Straßburg, 6. Sept. Gestern Nachmittag um 5 Uhr begab sich der Kaiser zu den neuen Hafenan lagen auf der Sporeninsel,welche er unter der Führung des Obersten Bürgermeister Beck besichtigt''. * Der Ches des ostasiatischen KreuzergeschiFaders Prinz Heinrich hat Ende^ August fast sämtliche Lee- streitkräste im Hafen von Hakodate zusammengezogen, nachdem die Schiffe in den japanisch-sibirischen Ge- wässern Einzelfahrten unternommen haben. In Hakodate sind jetzt die großen Kreuzer „Deutschland'', Flaggschiff des Geschwaderchefs, „Hertha", Flaggschiff des zweiten Admirals Kontreadmirals Fritze, „Kaiserin Augusta", der kleine Kreuzer „Irene", das Stations schiff Kanonenboot „Iltis" vereinigt. Demnach ankern in Hakodate sämtliche Schiffe der ostasiatischen Station mit Ausnahmeder „Gefion", die als Wacht- schiff vor Tsintau liegt. * Berlin, ö. Sept. Minister v. d. Recke soll, wie eS heißt, das jetzt sreigewordene Oberpräsidium der Provinz Westfalen erhalten. * Berlin, b. Sept. DieZahlderinaktiven Staats minister hat sich dadurch, daß den zurückgetretenen Reffortministern Dr. D. Bosse und Frhr. v. d. Recke der Titel und Rang eines Staatsministers belassen ist, auf 21 vermehrt. Der älteste von ihnen ist der ehemalige Präsident des Reichskanzleramts, Dr. v. Del- brück, der am 26. November 1869 zum preußischen Staatsminister ernannt und seit 1876 inaktiv ist; er steht im 83. Lebensjahre. * Dem Anträge Laboris auf Borladung der ehemaligen Militärattachees v. Schwartzkoppcn und Panizzardi wird entsprochen werden. Ein Tele gramm meldet uns darüber: An v. Schwartzkoppcn und Panizzardi werden Borladungen ergehen, vor dem Kriegsgericht in Rennes zu erscheinen. Die Vorladungen werden zunächst dem Kriegsmi nister zugestellt * Berlin, 6. Sept. Der Bertheidiger Labori hat sich telegraphisch an den deutschen Kaiser und an den König von Italien gewendet, um sie dringend zu bitten, den Obersten Schwartzkoppcn und Panniz- zardt zu gestatten, im Dreyfus-Prmeß auszusagen. * Der mysteriöse Zeuge, der am : Montag plötz lich auftauchte, steht im Mittelpunkt des Interesses. Namentlich in Wien ist man eifrig bemüht, diese Frage zu lösen. Das „N. W. Tageblatt" dürfte wohl die richtige Spur aufgefunden haben, wenn es schreibt: „Der Zeuge heißt mst vollem Namen Eugen Huderzek Edler von Cernutzky und ist in Budwets geboren; sein Vater war Oberstleutnant der österreichischen Armee. Eugen Cernutzky diente als Offizier im 14. Dragonerregiment und war seinerzeit Kamerad des gegenwärtigen österreichischen Ministerpräsidenten Grasen Thun, der Reservema jor des genannten Regiments ist. Cernutzky war immer voll abenteuerlicher Empfindungen. * Pari», 8. Sept. Der Präsident der Antise- Mtten'Liga in Paris Dubuc ist verhaftet worden. * Pari», 8. Sept. Nach einer Meldung von Kap Haitien ist General Jimenes in Puerto Plata angekommen und wird sich heute nach St. Jago begeben. * Paris, 6. Sept. In Marseille, Toulouse, Pau, Nevers, Angouleme und anderen Orten sind Haus suchungen bei Mitgliedern der royalistischen oder antisemitischen Komitees vorgenommen worden. Es wurden einige Papiere beschlagnahmt. * London, 6. Sept. Die Meldung, daß General Buller für das Kommando der Truppen in Süd- afrika auSersehen sei, ist unbegründet, desgleichen die Meldung von der Entsendung neuer Regimenter nach der Kapkolonie, welche heute hier im Um lauf war. * Pretoria, 5. Sept. Der Volksraad nahm heute Vormittag den von Koctze eingebrachten An trag an, die Regierung zu befragen, warum bri- tische Truppen an der Grenze zusammengezogen seien. * Kairo, 4. Sept. Die anglo-egyptischen Truppen hatten bei Tedum einen Zusammenstoß mit einer größeren Anzahl Derwische. Bei dem sich daran an schließenden Gefecht erlitten die Derwische eine schwere Niederlage. * Bombay, 5. Sept. An der russisch-afghanischen Grenze hat ein hestiges Gefecht zwischen dem Sirdar Mahomed Jsmail>,Khan, dem Sohn des Isa Khan, und afghanischen Truppen unter dem Oberst Mur Mahumed Kahn stattgesunden. Die Truppen des Emir erlitten zuerst schwere Verluste, nachdem sie aber Verstärkung erhalten hatten, schlugen sie Ismail Khan in die Flucht. * Prozeß Dreysus. Die vorgestrige Sitzung des Kriegsgerichts begann um 6^/z Uhr und wurde über eine Stunde unter Ausschluß der Oeffentlichkeit ab» gehalten. — Um 8 Uhr tritt der Gerichtshof ein. Sofort erhebt sich Labori und erklärt: Ich teile dem Gerichtshof mit, daß ich den Regierungskom» miffar ersucht habe, den Herrn Oberst von Schwartz, koppen und den General Panizzardi bitten zu lassen, ob sie nach Rennes kommen und vor dem Kriegsgericht aussagen wollten. (Große, anhaltende Bewegung.) Die Ereignisse verpflichten uns in letzter Stunde, uns an das Zeugnis ausländischer Persönlichkeiten zu wenden." Regierungskommissar Carriere erklärt, er wisse nicht, ob es möglich sei, das Verlangen der Verteidigung zu erfüllen. Si cher sei, daß es sich um einen sehr delikaten Punkt handele. Vielleicht könne man die Offiziere um Hergabe von Dokumenten bitten, wenn sie existie ren, aber er glaube nicht, daß die Regierung das könne. — Redakteur des „Malin", Bassel bekundet, Esterhazy habe ihm in London in einer Unterre dung gesagt, er sei der Autor des Bordereaus und habe das letztere aus Befehl Sandherrs geschrieben, der einen faktischen Beweis von der Schuld Drey sus' haben wollte. Labori fragt den Zeugen: Wie war die materielle Lage Esterhazys, als der Zeuge ihn sah?" Basset: „Beim ersten Mal schien er mir reichlich mit Mitteln versehen zu sein, später schien er an Geldmangel zu leiden." — General Roget verlangt das Wort. Er sagt, er habe einen Bries von Esterhazy erhalten, dessen Original er am 9. August dem Präsidenten Jouaust überreicht habe. Er besitze nur noch die Kopie des Briefes. Aber er habe später noch weitere Briefe von Esterhazy erhalten, die er ungeöffnet dem Präsidenten des Kriegsgerichts gegeben habe. Labori bittet um Ber- lesung der Briefe, woraus Präsident Jouaust meint, diese seien von gar keiner Wichtigkeit. Labori bleibt bei seinem Verlangen, woraus Jouaust er widert, er werde die Briefe zu den Akten geben. Auch Regierungskommissar Carriere erklärt, er habe ebenfalls Briefe von Esterhazy erhalten, er habe sie aber nicht gelesen. Auf eine Frage Laboris er- klärt General Roget, nach seiner Ansicht sei den Geständnissen Esterhazys kein Wert beizumessen. Er hege die Meinung, daß Esterhazy ein Stroh mann sei. Ueber letztere Aeußerung drückt Labori sein Erstaunen aus. Auch Verteidiger Demange findet es seltsam, daß man erst so spät behaupte, Esterhazy sei ein Strohmann. Labori fragt: .Wa rum, wenn Esterhazy ein Strohmann war, hat er dann nicht im Zolaprozeß ein Geständnis abgelegt?" Roget: „Das weiß ich nicht. Ich bin der Meinung, daß Esterhazy ein Strohmann sein könne, darauf- hin geworden, da^ Esterhazy absichtlich hat Briese Herumliegen lassen, die gefunden werden, und den Genera'.stab kompromittieren sollten." Labori ver langt, daß der Bericht und der Bries des Gouver- neurs Zurlinden über die Untersuchung, welche ge gen Esterhazy geführt worden ist, verlesen wurde. Man werde sehen, ob das die Sprach» sei, wie man über einen Strohmann spreche. Der Bericht und der Brief werden verlesen. Nach unwesentlichen Bekundungen des Generals Zurlinden und des Re dakteurs Defeze vom „Temps" wird der Senator Trarieux ausgerusen. Er ist von den bisher Ge- ladenen der letzte Zeuge der Verteidigung. Er spricht mit großer Wucht und lauter Stimme. Er erzählt, daß auch er nach der Verurteilung Dreysus' fest an dessen Schuld geglaubt habe, daß er aber später infolge der Polemiken, die sich speziell gegen Dreysus als Juden erhoben, beunruhigt worden sei. Er habe mit Hanotaux und Scheurer-Kestner über die Angelegenheiten gesprochen. Zeuge schtl- dert alsdann die Manöver, mit denen man die Revision zu Hintertreiben suchte. Später sei er, Trarieux, zu dem Botschafter einer fremden Macht (Italien) gegangen und habe ihn um nähere Aus kunft gebeten. Der betreffende Herr habe wieder- holt gesagt, Dreysus sei unschuldig; die französische Regierung habe einen Irrtum begangen. "TNr wahre Verräter sei Esterhazy. — Nachdem noch der Gerichtshof in der Frage, ob die Dokumente des Bordereaus auf diplomatischem Wege erbeten wer den sollten, sich für unzuständig erklärt hat, .wird die Sitzung geschlossen. De * iir i f <tz t « 8 Hof, 4. Sept. Die vielgenannte Bertha Rother, das Modell des Professors Gräf in Berlin zu dem berühmten Bilde „Das Märchen" läßt sich zur Zeit in lebenden Bildern im hiesigen Colosseum bewunoern. 8 Hamburg, 4. Sept. Eine gewaltige Feuers brunst kam in dem Speicher Nr. 10 an der Neuen burg zum Ausbruch und zwar in einem derselben mächtigen Lagerhäuser, die fast genau vor Jahres- frist, am 7. September 1898, von einem großen Brande heimgesucht wurden. Das Feuec kam in den Lagerräumlichkeitcn der Firma SörgelL Lindemann, Galanterie-, Kurz- und Spielwaarengeschäft su Zros aus. Die Bewohner der vierten Etage eines Neben hauses vermochten sich rechizeitig in Sicherheit zu bringen, dagegen schienen die ves dritten Stockwerks, die Ehesrau Lörgel und ihre beide» Kinder unrett bar verloren zu sein; der Treppenweg war ihnen abgeschnitten, da gelang es den Feuerwehrleuten noch im letzten Augenblicke unter höchster Lebensge- fahr die drei Gefährdeten mit Hilfe der großen mechanischen Lchiebeleiter durch das Fenster in Sicherheit zu bringen. Gegen I Uhr teilte sich das Feuer auch dem angrenzenden Speicher Nr. 9 mit, aus dem hauptsächlich Baumwolle der Firma Nacke L Böhmer lagerte. Obwohl sofort ein sechster Zug der Feuerwehr hernnrückte, wurde auch dieser Speicher in allen seinen Theilen von den Flamme» ergriffen und zerstört. tz Köln, 4. Sept. Ein über dem MittebNieder- rheingebtet niedergegangenes Gewitter hat zahlreiche Unglückssälle herbeigeführt. Hinter Brühl wurde ein von der Jagd heimkehrender Jäger durch einen Blitzschlag gelähmt und sein Hund getödtet. In Gladbach wurde eine Telephonistin vom Blitze ge troffen und derart schwer gelähmt, daß nach Ansicht der Aerzte eine längere Zeit zu ihrer Wiederher stellung erforderlich sein wird. 8 Aus Anlaß einer Anzeige, durch die einige Weinhändler der Wällsteiner Gegend der Weinpant schern beschuldet wurden, wurde in einem Falle eine Weinbereitungsart festgestellt, bet der noch keine 100 Liter Most als Grundlage für 1200 Liter Wein ge dient hatten.