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Adorker Wochenblatt. Mittheil»»^en über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Zehnter Jahrgang. IPrei« für de Jahrgang bei Bestellung von der Post: l Thaler, bei Bestellung des Blattes durch Botcngelcgenheit: Lu Neugroschen. ^-6. Erscheint jeden Mittwoch. 5. 1840. briefliche Mittheilung über das Koncert in Klingenthal. Ihr habt, wcrthe Freunde, über das Koncert, das am 10. Jan. d. I. zu Klingenthal im Lcitcrdschen Saale gegeben worden und für diesen Ort als sellc- nes Ereigniß zu betrachte» ist, eine Miltheilung aus dem Grunde verlangt, weil ihr, als Obervoigtländer, an solchen Erscheinungen warmen Antheil nehmt und doch wegen des mangelnden Schnees eure Goldfüchse nicht vor den Scblitlen spannen und mit dem neuen Schellengeläute nicht nach Klingenthal hincinstolziren tonntet. Hier empfangt ihr nun einen sogenannten Koncertbcricht. Einen sogenannten, sage ichg denn einen vollständigen und regelrechten vermag ich nicht zu geben, theUs weil ich als Dilettant dies nicht kann, theils weil ich guter Freunde wegen, die beim Koncerte beteiligt waren, und denen ich weder zu Leibe rücken, noch zu vikl zu Liebe reden möchte, über Einzelnes schweigen muß;— und nicht können und müssen sind doch tüchtige Entschuldigungsgrün de! — Ich werde mich also mehr an das Allgemeine und im Besonderen an Klingenthal halten. Nun so wäre denn die Ouvvrluro des Berichts vorüber; jetzt zu der Ouvorlurv des Kvncertes! Der erste Theil begann mit der Ouvvrluro pu- «toralo von Kalliwoda. Den friedlich frohen Hirten klängen folgte alsbald ein hitziger Kampf: Der Streit der Weintrinker und der Wasser- trinker, ein sehr ansprechendes Doppclchor von Zöllner. Nachdem zwischen den streitenden Parteien ein gegenseitig ehrenvoller Friede geschlossen worden ') Diese Mittheilung konnte in die vorige d. Bl. wegen ginzlichen Mangels an Raum nicht ausgenommen werden. war, jubelte die Königin der Friedensmusik, die Vio line, in verliebten, leidenschaftlich kecken Klängen eines Kvncertes von Beriet. Allein auch im Frieden wahrt der Kampf; ist's nicht Kampf der Gewalt, so ist's der Kampf der List gegen das Gesetz. In ge- hcimnißvvll schauerlicher Werkstätte sannen und streb ten besorgten Herzens die Falschmünzer, bis der auftrelende Eapitain mit seinem kraftvollen „schweigt, bleibt ihr Thoren!" freudigen Muth in die zaghaften Seelen hineindonnerte; und „ist der nur ächt, dann ist's schon recht, das Andere bleibe immer Schein!" so schloß der begeisterte, erfreuende Chor. Mit dieser von Slegmayer komponirtcn Einlage zu den Falsch münzern endete der 1.'Theil. Aus der gemü.hlichen Situation herzlich sich be grüßender Freunde und fröhlichen Gläserklanges drau ßen in den zahlreichen Nebenstuben und liebäugelnder und liebcflusternder Herren und Damen drinnen im Saale, den ein Kranz von schönen Blüthen aus der Sachsen und der Böhmer Land lieblich schmückte: miuen aus dieser sentimentalen, fröhlichen Stimmung — denkt euch, Freunde! — weckte plötzlich ein musi kalischer Schrei des Entsetzens und Ausrufes: die Ouvorturv „zur Stummen" begann den 2. Theil mit ihrem gewaltigen Zornakkorde. M't reißender Macht brauste der Sturm der Tonwogen einher, und manches Auge sprühte Kampfeslust, und manches Herz schlug muthig an die stahlgeschiente Br-ust. Doch bald vertrieb den gewaltigen Rumor der mäch tigere Amor; das schöne Liebesduett aus Jessonda von Spohr weckte sanftere Gefühle; und was die Schwester frei und offen mit Herz und Kraft er freuend erst gesungen, das tönte aus der Damen schwesterlichem Kreise wohl hie und da als leises Echo gar erquicklich nach: „dabin, dahin laßt uns ziehen, wo die Blumen schöner blühen, und die Herzen-sanf ter schlagen!" Hatte das Cello dies Echo etwa so