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WenM für MckE Imlsblatl für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. 1891. No. 39. Freitag, Seu 24. Juli Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Inserate werden Montags und Donnerstags! bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Tharandt, Mn, Menlkhn und die UmMNden. Bekanntmachung. In der Zeit vom 2. bis spätestens den 15. nächsten Monats ist der 2. Termin Grundsteuer nach 2 Pf. für die Einheit, - 3. - städtische Anlagen und - 2. - Hundesteuer bei Vermeidung von Weiterungen an die Stadtkämmerei abzuentrichten. Hierbei werden die für erpachtete Communländerei noch rückständigen Pachtzinsen, sowie alle der Schul- und Anlagenkasse schuldigen Schulgelder und beziehentlich städtischen Anlagen zur nunmehr unverzüglichen Bezahlung in Erinnerung gebracht. Wilsdruff, am 23. Juli 1891. Der Stadt rath. Brgmstr. Bekanutmachung. Das 7. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1891 enthält: Nr. 23. Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadtgemeinde Frankenberg betr., vom 15. Juni 1891; Nr. 24. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zu Erbauung einer schmalspurigen Eisenbahn von Taubenheim über Beiersdorf nach Dürrbennersdorf betr., vom 18. Juni 1891. Nr. 25. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum zur Herstellung einer Wegeüberführung bei Station 644Z-70 der Leipzig-Hofer Eisenbahn betr,, vom 1, Juli 1891; Nr. 26. Bekanntmachung, die Telegraphenordnung für das Deutsche Reich betr., vom 23. Juni 1891. Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt zur Einsichtnahme auf hiesiger Rathserpedition aus. Wilsdruff, am 22. Juli 1891. Der Stadtrat h. L i< IHrr, Brgmstr. Auktion. In Helbigsdorf gelangen Montag, den 27. Juli d. I-, Nachmittags 2 Uhr, 1 Pferd, brauner Wallach, 2 Zuchtkühe, I Roll- und 1 Rüstwagen, sowie 50—60 Centner Heu gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Bieterversammlung bis ^2 Nhr im Gasthof daselbst. Wilsdruff, am 22. Juli 1891. Der Gerichts voll zieh er des K. Amtsgerichts daselbst. Tagesgefchichte. s Der Sommer ist die Zeit der Badekuren und der Ferien-! reisen, auch der wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Kon gresse, der großen Musikfeste und der Bühnenweihspiele. Seit einigen Jahren hat sich diesen Beschäftigungen der schönen Zeit der internationale Sport hinzugesellt, das gegenseitige Visitemachen gekrönter Häupter und volksthümlicher Deputationen, Besuche von Kriegsgeschwadern in fremden Häfen, bei denen nur zu Salutzwecken geschossen wird und sogar von ganzen Gewerbe ausstellungen in der Hauptstadt eines fremden Reiches, bei denen das Gewerbe der politischen Sympathie zum Vorwande dient. Solche Dinge sind in früherer Zeit auch hin und wieder vor gekommen, aber man betrachtete sie als Kuriositäten und ver zeichnete sie als merkwürdige Ereignisse in die Ehroniken des Zeit alters, so ziemlich in derselben Weise, wie das Buch der Könige von dem Besuche redet, den die Königin von Saba am Hofe von Jerusalem abstattete. Gegenwärtig scheinen die internationalen Sommererkurse zu regelmäßigen nnd festen Institutionen zu werden, man fragt nicht mehr, ob, sondern nur noch von wem und wohin sie diesmal ausgenommen werden. Sie bilden eine Art lustigen Kommentars zu dein ernsthaften Geschäftsverkehr, den die Kabinete mit einander pflegen, und drücken in ihrer Weise die Svmpathien, Wünsche und Hoffnungen aus, die den Verhandlungen der Regierungen zu Grunde liegen. Sie geben von den Regungen und Bewegungen des Zeitalters, zwar nicht die diplomatischen Geheimnisse und die aktenmäßigen Details, aber die allgemeine Richtung und Lebhaftigkeit dem Anblicke der Völker preis. Mehr hinter ihnen zu suchen, ist thöricht, aber nicht minder thöricht wäre es, ihnen alle Bedeutung abzusprechen. Wenn der Kaiser von Oesterreich ein englisches Geschwader an seiner Küste feierlich auszeichnet, wenn der Admiral dieses Geschwaders der italienischen Flotte seine Huldigung darbringt, wenn unser Kaiser der eng lisch e nK ö n i g j n und der englischen 'Nation einen Staats besuch abstattet, wenn die französischen Republikaner den Tschechen in Prag und den R usse n in Kronstadt geräuschvolle Demonstrationen darbringen, so wird zwar durch alle diese Höflichkeiten und Freundschaftsbezeugungen an der Situation nichts geändert, aber es wird doch auf diese Situation ein helleres Licht geworfen, und sie selbst gewinnt ein lebendigeres Ansehen, als es sonst der Fall sein würde. Was man weiß, das fühlt, sieht und hört man nun auch: der Dreibund auf der einen Seite, die Gegner des Dreibundes auf der andern ziehen mit Musik und Fahnen an uns vorüber, ungefähr so, ivie in England und Amerika am Vorabend des Wahlkampfes die Parteien in Prozession durch die Straßen paradiren. Auf unsere internationalen Schaustellungen braucht der Kampf nicht nothwendig zu folgen; wir hoffen im Gegen- tbeil, daß er ausbleiben werde, und zu diesem erwünschten Er gebnisse trägt es vielleicht bei, wenn die ungeheueren Kräfte, die der Kampf hüben und drüben entfesseln würde, sich von Zeit l s zu Zeit, wie es bei den fürstlichen Zusammenkünften und Flotten- besuchen geschieht, wirksam in Erinnerung bringen. Den besten Schutz gegen dm Friedensbruch gewährt heutzutage die Furcht barkeit des Krieges und das Geheimniß, das über seinen künftigen Schrecknissen waltet. Denn gegenwärtig kann auch der sachverständigste Mann nicht mit einiger Wahrscheinlich keit voraussagen, welche Wendungen bei einem Aufeinanderplatzen der europäischen Nationen unter den neuen bisher nie erprobten Verhältnissen, — neue Waffen, neue Zerstörungsmittel, nie ge kannte Massen von Kämpfern — eintreten werden. Nur das Eine -scheint sicher, daß der Krieg künftig ungeheure Opfer an Gut und Blut kosten wird; für alles Uebrige ist man auf Muth- maßungen angewiesen; die Erfahrung, die Lehrmeisterin aller früheren Heerführer, schweigt oder giebt höchstens einige frag mentarische Winke, die übrigens fast nur für den Seekrieg einigen Werth haben. Für den Landkrieg fehlt es bis jetzt an jeder erfahrungsreichen Antwort auf Fragen, von denen die Strategie und die Taktik auf das tiefste berührt werden, wie die vervoll kommneten Waffen und Kriegsmittel im Ernstfälle wirken, welche Fechtarten sie künftig noch gestatten, welche sie unmöglich machen werden. Um nur ein Beispiel zu nennen, die Frage, ob künftig noch Kavallerie auf dem Schlachtselde verwendbar bleibe, läßt sich nicht mehr durch Bezugnahme auf die Kriegsgeschichte ent scheiden; der berühmte Erfolg von Mars-la-Tour wird voraus sichtlich sich nie wiederholen; die Bedingungen, unter denen er sich vollzog, waren schon äußerst schwierig, aber sie sind ver schwunden, seit das Magazingewehr an die Stelle der Chassepots und ihres Gleichen getreten ist. Die Schwarzmalerei der oppositionellen Ernteschätzungen wird in den aus allen Theilen Deutsch lands eintreffenden Berichten auf ihren wahren Werth reduzirt. Darnach hat das nasse Wetter der letzten Wochen wohl stellen weise argen Schaden angerichtet, im allgemeinen aber stehen alle Feldfrüchte ausgezeichnet und ist in Bezug auf die Ernte noch nichts verabsäumt, im Fall von nun an beständige, warme Witterung eintritt. Insbesondere ist auch der vorwiegend land- wirthschaftliche Osten der preußischen Monarchie im wesentlichen gut durch die meteorologischen Unbilden der jüngsten Zeit ge kommen. In der Provinz Posen hat der Roggenschnitt seit Mittwoch ganz allgemein seinen Anfang genommen. Bei dem befriedigenden Stande des reifen Getreides bedarf es nur schönen Wetters von mindestens 8 Tage Dauer, um den reichen Segen des Feldes in den Scheunen zu bergen. Bis jetzt ist keinerlei Grund zu der Annahme vorhanden, daß die Regenfälle des Juli irgend einer Getreideart in nennenswerthem Maße verderblich geworden wären. Denn auch die jungen Kartoffeln, bezüglich deren bisher die meisten Befürchtungen laut geworden sind, zeigen eine derartig zufriedenstellende Qualität und werden in so großen Mengen zu Markte gebracht, daß die Preise von Woche zu Woche rückläufige Bewegung zeigen und demnächst ! durchweg pro Centner unter 3 Mark gesunken sein werden. So berichtet das „Posener Tageblatt", und was für die gedachte Provinz im Besondern gilt, kann ohne weiteres auch auf die übrigen Provinzen des deutschen Ostens ausgedehnt werden. Hiernach liegt zu Besorgnissen wegen des deutschen Ernteauöfalls in der That ein zureichender Grund nicht vor. Zur Sozialistenbewegung. Die „National-Ztg." schreibt: Alle Versuche der Sozialdemokraten, die Bewegung auf das platte Land zu tragen, sind kläglich gescheitert. Auf allen Parteitagen wurde bekundet, daß die bisherige Art der Agitation wesentlich daran schuld sei, daß die Sozialdemokratie auf den: Lande keinen festen Boden habe fassen können. So sollen nun vorläufig die sozialdemokratischen Versammlungen auf dem Lande aufhören, da sich überall heranSgestellt hat, daß die Redner, welche von der Stadt kommen, mit dem allergrößten Mißtrauen von den Bauern betrachtet werden; letztere sollen in den Jdeenkreis der geschulten Agitatoren nichteindringen können, und die ungeschulten, welche auf dem Lande vertreten sind, brächten die sozialdemokratischen Lebren so ungeschickt bei der Wirthshaus- tafel zum Vortrag, daß die Geistlichen und Lehrer leichtes Spiel hätten, um die sozialdemokratischen Agitatoren abzuführen. Darum also soll die Agitation durch das Wort aufhören, resp. stark beschränkt werden; dagegen gedenken die Leiter der Bewegung eine Agitation durch die Verbreitung billiger Schriften und Bro schüren und Werke zu hegen, wie sie bis dahin noch nicht stattge funden haben soll. Eine Ausgabe derartiger Pamphlete ist von hervorragenden „Genossen" auögearbeitet. Die zu bearbeitenden ländlichen Kreise sind derartig ausgewäblt, daß sie von mehreren Seiten angefaßt werden können; die Genossen bestimmter Stärke sollen auf diesen oder jenen ländlichen Wahlkreis losgelassen werden. Ganz genaue Instructionen sind ebenfalls fürdieVer- theiler von Broschüren und Flugblättern ausgearbeitet. HoffeM lich wird dieser neue Feldzug dasselbe Ende haben wie die früheren, in denen die Sozialdemokratie schmählich unterlag. Berlin, 21. Juli. Eiu schreckliches Brandunglück Hal sich gestern Vormittag auf dem Grundstücke Klopfstockstraße 49 zugetragen. In der parterre gelegenen Wohnung eines Miethers versuchte ein noch im jugendlichen Alter stehendes Kindermädchen, der häufigen Warnungen ungeachtet, die immer und immer wieder in der Presse auftauchen, aus einem Behälter Spiritus in eine brennende Flamme zu gießen. Wie häufig in derartigen Fällen büßte die Unglückliche diese Unvorsichtigkeit mit dem Tode: die Flasche explodirte und ergoß ihren brennenden Inhalt auf die Kleider des jungen Mädchens, welche alsbald in Hellen Flammen aufgingen. Auf die gellenden Hilferufe der Bedrohten eilte der Hausherr, welcher ein Bad nahm, herbei und versuchte den Brand mittelst Badetuches zu ersticken. Das Mädchen ent wand sich aber seinen Händen und sprang in ihrer Angst durch das Fenster; auf dem Hofe erst gelang es hinzueilenden Haus bewohnern, die Flammen zu ersticken. In hoffnungslosem Zu stande wurde die Verunglückte nach dem benachbarten Sanatorium transportirt, woselbst sie am Nachmittage gegen 5 Uhr ihren