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14. Jahrgang Donnerstag, äen iS. Januar ISIS MWMMWMWMM». M»' 2W. 12. Schriftführer. ründet« wir unbediij ruf dem Spiel« Männern uv lahlrrcht gebe! und jede wah !ten m die p tt. Gebt Gu oissensfre alb mit all, > t r e t e n. Wahlen trenn , unsere Ford l soweit irgei / ziehung fr ie Eltern! Anzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: /^uer Sonntagsblatt. iW"Spr,chslunür -er NrSaktton mit«u-nahm» »er Sonntag« nachmittags 4—s Uhr. — Lelrgramm-fl-ress«: Tagrdiatt ^urerzgrbirg«. z»rnspr«ch«r SS. Ziir unverlangt «ingesanSt« Manuskript» kann Vrwähr nicht geletstrt w«röen. E«»> «,a ritrittSerNLrun« ihrigen macht ird. Vas Neueste vom tage. Karl Liebknecht und Siosa Luxemburg find gestern verhaftet worden; einem unverbürgten Ge rücht zufolge sollen Leide getütet worden sein. Tie luxemburgisch« Regierung teilte der französischen Regierung dl« Thronbesteigung der Prinz essin Charlotte mit' Nach einem Telegramm aus Buenos Aires hat das Abgeordnetenhaus eine Gesetzesvorlage an genommen, durch welche Wer die ganze Repu blik der Kriegszustand verhängt wird. Wie aus Oppeln gemeldet wird, ist in Oberschle- sien für den 16. Januar der Generalstreik an geordnet. Tie Arbeiter verlangen 80 Mark Schicht lohn und sofortige Beseitigung de» Grenz schutzes. Ter Essener Arbeiter- u. Soldatenrat hat eine zwangsweise Sozialisierung de» Berg baues angeor-mt. , vmrrung. Tre Niederwerfung des SpartakuS-Aufstan- deS in Berlin ermöglicht es, etwas freier in diejZukunst zu blicken und auszuruhen vom betäubenden Kampfge schrei des Augenblickes. Nun Wunen wir das, was Spar takus angerichtet hat, zu werten versuchen. Wir wol len nicht von den durch seine Schuld zerstörten Wer ten, vom VorwärtS-Hau», da» in Trümmern liegt und anderen Schäden» nicht einmal von den vielen unschul digen Opfern sprechen, die di« Kugeln gefordert ha ben, obwohl das alles schon längst genügt, um da» Ver brecherische von Liebknecht» Beginnen zu kennzeichnen. Nein, wir wollen auf die ideellen Ergebnisse blicken. Im ersten Augenblick könnte man meinen, daß Liebknecht den Bürgerlichen einen großen Dienst erwiesen, für sie ein« außerordentlich wirksame Wahlreklame gemacht habe. Gewiß hat er das, Uber Ur die falsche Partei. Unser Volk ist politisch noch nicht reis geung, um sich von AugenblickSstimmungen freizuhalten. Ti« Versuche Liebknechts haben sicher unzählige bürgerlich« Demo kraten in das Lager der Reaktion zu ien Deutsch- Nationalen getrieben. Ties« Bürger lassen sich ein flüstern, daß gegen di« Diktatur von unten nur die Dik tatur von oben helfen kann, und übersehen, daß wir so aus den Diktaturen nie Herau»kommen können! Ti« Reaktion versucht nämlich genau so wie Liebknecht, den Teufel mit Beelzebub auszutreiben. ES gibt nur ein Mittel, das dauernd die Diktatur unmöglich macht, und daß ist das Recht. Und darum ist die Partei, di« all ein« Liebknecht wirksam bekämpft nicht die deutsch-natio nale, die nach dem Polizei- und Militär» und Obrigkeits staat schreit, sondern die Deutsche Demokratisch« Partei. Sie ist die Partei, der die Zukunft gehört. Gis will den Volksstaat! Will dl« Regierungsgewalt auf di« BolkS- mehrheit begründen und dadurch jeden Putschversuch dauernd unmöglich machen. Ein« Verfassung, die den Willen des Gesamtvolke» zur Geltung bringt, die dem«, kritische Verfassung, muß da» Endziel der politischen Entwicklung jedes Staate» sein. ES gilt, diese« Ziel so schnell und so vollkommen al» Möglich.zu erreichen. In der Demokratie kommt jeder zu Wort, jeder zur Vertre tung seiner Wünsche, ohne zu den Waffen greisen zu müssen. Und auch der Staat bedarf der Waffen nur gegen Prtvatverbrecher, wie Dieb«, Mörder, Einbrechex, nicht gegen Staatsverbrecher, di« volle Freiheit haben, ihre Truppen anzuwerben, und di« nur dann zu siegen hof fen, wenn sie waffenlos di« Mehrheit gewinnen. Ter Zustrom der Bürgerlichen zur Deutsch nationalen Partei wär« daher eine politische Dummheit; er würde die Errichtung der vollkommenen Demokratie, des idealen Rechtszustande», der dauerhaftesten Ord nung nicht beschleunigen, sondern ver zögern. Nur die absolut demokratischen Parteien bekämpfen wirksam die Gewalt, nicht di« Gewaltparteien von rechts und links, für die Macht vor Recht g«ht. E» gilt, da» Ziel unentwegt -u verfolgen, sich d-rrch nicht» beirren zu wssen, auch nicht durch Liebknecht» Maschinengewehr«. La» Heil bringt nur die Deutsch« demokratisch« Partei! gras vrsckdortt-ftantzau an da; deutsche Volk. Ter Staatssekretär de» Auswärtigen Amte», Graf Brockdorff-Rantzau, empfing gestern Vertreter der Presse, zu denen er a. u. fotzendes sagt«: ES liegt mir daran, durch Ihre Vermittelung dem deutschen Volke zu sagen, daß, wie schwere Forderungen auch die nächst« Zett stel len inag, ein Grund zum Verzweifeln nur dann vorhan den ist, wenn wir uns.selbst nicht die nötige Kraft zu trauen, als einiges Volk zu den endgültigen Friedens verhandlungen zu gehen. Uns liegt an dem endgültigen Siege der Demokratie in der Welt. Dieser Sieg kann nicht herbeigeführt werden durch die kleinlichen Mittel, durch Intrigen und Borzimmergeheimnisse, wie sie das alte System anzuwenden beliebte. Ebensowenig dürfte er gefördert werden dadurch, daß wir versuchen, wie einzelne Presseorgane^ die die alt« Zett immer noch nicht verschwunden glauben, e» Vorschlägen, Verwirrung in die Reihen unserer Gegner zu bringen. Wenn wir un sere Gegner erst uneinig machen müßten, um sie zu der Ueberzeugung zu bringen, daß wirklich nur da» Gute in der Welt von Bestand ist, dann mühten wir ja von vornherein bei ihnen nicht da» vorauSsehen, wa» da dringendste Bedürfnis für di« Zugehörigkeit zum Völ kerbund bedeutet: Die sittliche Ueberzeugung. Dies« zu haben, ist unsere Aufgabe, und hierzu, mein« Herren, bedarf ich Ihrer Unterstützung. Wir brauchen hierzu ei nen Resonanzboden im.deutfchen Volk, da» sich frei gemacht hat von einem Überlebten System und nunmehr der ganzen Welt die Freiheit wünscht, di« e» sich innerhalb seiner Grenzen zu schaffen im Begriff ist. Aus zertrümmerten Geigen konnte selbst Sarasate nicht spielen. So muß denn das deutsche Volk wieder zu ei ner inneren Einheit werden, wenn die Worte seiner Führer in der ganzen Welt sKlang Haben sollen. Wir wol len eine neue Politik für das deutsche Volk. Wir wob- len eine Politik der Bersühnungmitdem Aus lande, eine Politik, die einen echten, von edlem Atem durchdrungenen Bund der Nationen bringt Aber man wird uns fragen: Wen führt ihr in diesen Völkerbund? Tann müssen wir sagen können: Wir dringen ein einige» Volk, da» den Frieden in der Welt will und da» gesonnen ist, für jeden Fortschritt der Mensch heit aufrecht und bewußt in die Schranken zu treten. AaskenWlstand und frieden. Drei Fragen Grzibeuger» an »ie Entente. Tie Verhandlungen zur Verlängerung des Waffen- sttllstandsabkommens wurden gestern vormittag in Trier tm Salonwagen des Marschall» Koch durch Ansprachen der Vorsitz«!,den d«r beiderseitigen Waffenstillstandskom- mission«n eröffnet. Ti« Ansprache de» Vorsitzenden der deutschen WasfenstilrstaiidökomMisstvn, Staatssekretär» Erzberger, enthielt u. a. fotzende Gedanken r Tas deutsche Volk will Frieden. Die alliierten Regierungen haben es anders gewollt. Tie sprechen auch heute noch nichts von Frieden, sondern nur von einer Verlängerug dB Waffenstillstand«». Ta» deutsche Volk hat die Waffen» stillstandsb«diugungett di» zür Grenz« des Möglichen er füllt. Wo Bedingungen nicht «ingehalten worden sind, tragen unsere Gegner fast ausschließlich die Verantwor tung, so namentlich in der Frag« der Abnahme der Ver kehrsmittel. Am Ü. Januar waren von den Alliierten Übernommen 1821 Lokomotiven und 68 801 Wagen, zur Uebernahm« vorgeführt ab«r waren 4907 Lokomotiven und 106 K28 Wagen Daher mutz eine Konventtonal- stras« deutscherseits abgelehnt und «ine weitere Verlän gerung d«r Frist für di« Uebergabe de» Berkehr»mat«- rials gefordert w«rd«n. Deutschland ist entschlossen, die Verpflichtungen d«s Waffenstillstandes loyal zu erfül len. Aber di« Alliierten haben ihrersett» da» WaffenstM« standoabkommen systematisch verletzt. Ungehinder ter Verkehr und wirtschaftlich« Bewegungsfreiheit zwi schen den besetzten Gebieten und dem Übrigen Deutsch, land sind vernichtet worden. Mit Entrüstung erfüllt un» das Borgeyen der französischen BesatzungSbehvrden in Elsaß-Lothrlngen. Alle Maßregeln der verbündeten Regierungen in Elsaß-Lothrlngen beweisen, daß Frank. Regierungen in Elsaß-Lothrlngen beweisen, daß Frank reich darauf auSgeht, der Entscheidung der Friedens konferenz vorzugreifen und Slsatz-L oth ringen zu annektier«», ohne daß da» von Frankreich so ost und so laut gesorderl« Selbstbestimmung-recht der Völker auch nur tm geringsten geachtet wird. Derselbe Pro test muß gegen das von Per Entente angeborene oder viel- mehr aufgezwungene Finanzabkommen erhoben werden, welches Deutschland der finanziellen und wirtschaftlichen Diktatur der Entente ausliefert. Zum Schluß leg« ich der Entente drei Fragen vor. Tie erste lautet: «an» werde« Sie VW Blockade aufhebe«? Di« Ernährung Deutschlands verschlechtert sich! von Tag zu Tag. Bon dem Stande der Ernährung wird es zum großen Teil ab hängen, wie di« innere Lage Deutschland» sich gestaltet. Tas deutsche Volk hat e» ertragen, waffenlos zu werden, aber es würde es nicht ertragen, brotlos zu werden. Der Hunger würde einen seelischen Zustand Hervorrufen, des. sen Folgen auch di« Alliierten nicht wünschen können. sIch warne Sie. Auch Ihr« Völker sind nicht gefeit gegen die Weltreoolution! Die zweite Frage: Wird die «ntente jetzt bindende Verpflichtung«» eingehe« über die sofortig« Rückgabe der in ihren Hände« befindlichen deutsch«« Kriegsgefan genen? Tie Regelung der Zurückführung unserer Krieg», gefangenen soll im Präliminarfrieden erfolgen. So führt di« Frage der Kriegsgefangenen zur drittrn und letzten Frag«, di« ich an di« Entente zu richten Gabe: Wan« werden wir in der Lage sein, de» PrällMnae- lrieden zn schließen? Mehr al» sechsmal hat di« deut, sche Regierung versucht, die Verhandlungen über den Ab schluß de» Präliminarfrieden« einzuleiten. E» ist deine Antwort erfolgt. Der Gewalt de» Sieger» stellt sich da» ewige Recht de» deutschen volle» gegenüber, da» Recht auf Fortentwickelung. Dies«» Recht ist -eilig und unan tastbar. ! oerpKnäimg Ser «euiscke« kistnbzlM« miS fvistrn. Nach den Berliner Abendblättern hat sich Staat», sekretär Erzberger bei einer Konferenz mit dem süddeut- schen Eisenbahnmtnister in Ulm geäußert, Marschall Fach halte für ein« angemessen« Entschädigung für den Aus. bau Belgien» und Nordfrankreichs den Betrag von 8 0 Milliarden, für di« anderen Schäden die Summ« von 20 Milliarden Mark. Di« Alliierten würden als Sicherheit di« Verpfändung der deutschen Eisenbah nen und der deutschen Forsten fordern. Tie Mitteilungen über die Verschärfung der wasfen- stillstandsbedingungen, di« Foch beabsichtigt, sind auf fallend dürftig und unklar. G» wird aber von Lag M Tag klarer, daß die Franzosen gegen un» nicht» gute» im Schild« führen. So liegen in Berlin zuverlässige Nach richten vor, daß di« französisch« Mlitärpartet Vicht» Ge ringere» al» die Wiederaufnahme der Feind seligkeiten gegen un» betreibt, worin st« freilich bei der eigenen Armee di» auf weitere» kein« groß« Gegenliebe findet. i Kein« iuternettenale Kontrolle de« Rohste ff«. (Reuter.) Morning Post meldet au» Pari» r Tie Alli ierten beabsichtigen nicht, die Regierungskontrolle über die Industrien in ihren Ländern weiterhin durchzu- führen. Sie haben auch beschlossen, keine inter nationale Kontrolle über die Rohstoffe au»« zuüben. MtLdrrrmg dtt Seesper«. Wie man au» Hamburg meldet, ist eine Milderung der Seesperre gegen Deutschland insofern eingetreten, al» no rwegisch« Schiff« nach deutschen Häfen Ge- leitschein« erhalten. Daraufhin ist da» erste norwegisch« Schiff unter Gelettschein, der Dampfer Triumph, mit einer Ladung von Heringen und Fisch-Erzeugnissen von Stavanger im Hamburger Hasen «Ingelaufen. NvstzVgen hat jetzt um Gelettschein« nachgesucht, um von Deutsch, land Salzladungen für Norweger zu erhalten. — Tie amerikanischen Friedensckbgeorvneten sollen, wie Daily Telegraph behauptet, der Ueberzeugung sein, daß di« Blockade gegen die Mittelmächte aufgehoben werden müßt«, weil eine unzureichend« Lösung der Le- benSmittelfrag« gefährlich« Folgen für sie haben könne. Kürst LichnowSky wir» die Friedensdelegation führe«. Wie di« Berl. N. N. von unterrichteter Seit« hören, bestätigt e» sich, daß Fürst LichnowSkh di« deutsch« Frtedensvelegatton fiihren wird. Außer ihm werden in maßgebenden Kreisen noch! al» Angehörig« der Delega tion Graf Brockdorff-Rantzau, der deutsch« Staatssekretär de» Aeußeren und der sozialistisch« Theo retiker Kaut»kh genannt. Ferner dürfte noch al» Dell nehmer der Graf Arko 1» Krage kommen.