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Amts- Uh AlUUMt für den L»«S Das Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckers Hurtt» »arltdurüt in Blauenthal wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben Eibenstock, den 24. Juli 1908. K Ü N t ll l i ltl k s A M t 6 ll k l k ltlt. dlhouueuteut »tert.lj. 1 M. 25 Pf. einschlteßl. be» „Jllustr. Unterhaltungsbl.' a. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. Tetrgr.-A-reffe: A»tsttatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210. — Norwegen. Aalesund, 24. Juli. Ter Tsuristen- damprcr „Kronprinzessin Cecilie" ist mir dem König von Sachsen an Bord gestern vormittag hier eingetroffen. König Friedrich August unternahm mit Gefolge eine Spazier fahrt nach der eine halbe Meile entfernten Borgunskirche. Am nachmittag setzte der Dampfer die Reise nach Molde fort, wo er um 4 Uhr nachmittags eintraf. Sobald der Dampfer festgemacht halte, ging von der „Hohenzollern" ein höherer Offizier an Bord. Abends 9 Uhr begab sich der König mit den beiden Prinzen auf die „Hohenzollern". — Merok, 14. Juli. Auf der Fahrt von Molde nach Merok nahm Se. Majestät der Kaiser einen einstündigen Aufenthalt in Aalesund, welcher zu einer Wagenfahrt durch die aus der Asche neu erstandene Stadt benutzt wurde. Bei dieser Gelegenheit versprach der Kaiser für die neuerbaute Kirche die Stiftung eines dreiteiligen Kirchenfensters. Die zahlreich herbeigeströmte dankbare Bevölkerung brachte dem hohen Wohltäter begeisterte Ovationen dar. Die Ankunft in Merok erfolgte um 5 Uhr 15 Min. Unmittelbar nach der selben unternahm der Kaiser mit den Herren des Gefolges einen Spaziergang an Land. Das Wetter ist schön und warm. — Schweden. Präsident Falliöres ist am Freitag in Trelhafvet von dem König von Schwe den empfangen worden; nachmittags erfolgte die gemeinsame Fahrt nach Stockholm. — England. Dover, 24. Juli. Der Versuch Jabez Wolffs, den Aermelkanal zu durchschwimmen, ist abermals gescheitert. Nachdem er 35 Meilen geschwom men hatte, gab er auf und landete 10 Uhr abends in Dover. — Belgien. Brüssel, 25. Juli. Eine Tal von beispielloser Bestialität beging gestern abend ein Ar beiter der Bergischen Kohlengrube in Louvriere an einem Arbeitskollegen. Die beiden Arbeiter waren in Streit geraten, in dessen Verlaufe sich der eine voller Wut auf seinen Gegner warf und diesem mit den Zähnen das Gesicht vollständig zer fleischte. Der Rasende riß seinem Opfer große Fleischstücke aus den Backen und dem Kinn und biß ihm auch die Nase ab. Man fand die ausgespieenen Fleischstücke am Fußboden. Die Aerzte wollen versuchen, ihn wieder auszuheilen, doch schwebt der Unglückliche in großer Lebensgefahr und wird, wenn die Heilung gelingt, gräßlich entstellt sein. — Schweiz. Kandersteg,25. Juli. Ein großes Unglück hat sich heute morgen um 3 Uhr bei den Arbeiten im Loetschbergrunnel ereignet. Bei einer Sprengung etwa 2400 Meter vom Tunnelportal entfernt erfolgte ein ge waltiger W a ss e r e i n b ru ch, der den Stollen füllte und alles wegschwemmte. 25 italienische Arbeiter sind ertrunken. Das Wasser stammt wahrscheinlich aus der über dem Tunnel hinfließendsn Kander. — Kandersteg, 25. Juli. Der Aufseher Riva bei der Bauleitung teilt über seine Wahrnehmungen folgen des mit: „Es war nachts kurz vor '/g3 Uhr, ich hatte auf der ganzen Strecke Kontrolle gemacht und auch die Ar beiten vor Ort inspiziert. Alles ging normal, das Bohrgestein war gut, die Mineure hatten 12 Schüsse geladen. Während das Mineur- und Bohrpersonal sich langsam zurückzog, trat ich den Rückweg an. Ich war wohl etwa 1 Kilometer ge gangen, als die Sprengschüsse ertönten. Beim achten Schuß stieß plötzlich vom Sprengorl her ein furchtbarer Windstoß hervor, eine förmliche Luftsäule trieb dem Tunnelausgang zu und löschte im Nu alle Lichter aus. Lautlos eilte ich vor wärts und veranlaßte alle Arbeiter in meiner Nähe zur Ret tung. Beim Ausgang stieß ich bereits auf eine heranrückende Nettungskolonne. Ich schloß mich dieser wieder an, und et wa bei 1000 Meter gelang es, einen Arbeiter, der im Sand steckte und mit dem Tode kämpfte, zu retten. Es ivar ein schweres Stück Arbeit, trotzdem er nicht gar tief vergraben war. Das Nachrutschen erschwerte jedes Vordringen, und bald mußte jedes Weiterkommen aufgegeben werden. Heute kann man nur auf allen Vieren kriechend bis zu 1500 Meter kommen. — Türkei. Konstantinopel. Die jung tür kische Bewegung hat überraschend schnell zu einem Er folg geführt. Schon die Ernennung eines neuen Großwesirs war als eine Konzession aufzufassen, die der Sultan den Jungtürken machte. Jetzt soll ihnen sogar ihr Hauptwunsch erfüllt werden: die Einberufung eines Parlaments. Einer amtlichen Publikation türkischer Blätter zufolge hat der Groß wesir infolge eines Jrades des Sultans an die Provinzbe hörden eine Zirkulardepesche gerichtet, wonach ein Abgeord netenhaus einberufen werden soll, dessen Organisation in ihren Grundzügen ein rühmliches Werk des Sultans sei. Die vom Sultan in Aussicht gestellte Wiederherstellung der alten Verfassung von 1876 wurde von den jungtürkischen Kreisen mit Begeisterung ausgenommen. Aus der Provinz Zinn sind zahlreiche Tankdepeschen an den Sultan einge- Kleinasien. Einer solchen Maßregel aber stellte sich, abge sehen von der Abneigung der Kleinasiaten vor der Hergabe ihrer Söhne zu oft lang dauernden, schlecht besoldeten Kriegs diensten in Europa, der das ganze Leben der Moslim er füllende Glaube entgegen, der den Kampf unter Moham medanern verbietet. Wahrscheinlich hat ein Gutachten des Scheich ul Islam gegen die gewaltsame Unterdrückung des Armeeaufstandes in Mazedonien den Ausschlag dafür gegeben, daß sich der Sultan so schnell zur Einberufung des Parla ments auf Grund der Verfassung von 1876 entschloß. Die Erscheinung, daß eine bisher unblutig verlaufene, die Gleichberechtigung aller Konfessionen verfechtende türkische Bewegung aus eigener Kraft die offenbaren Schäden der Verwaltung abstellen will, kann nicht ohne Einfluß aus die Reformvorschläge der Großmächte und ihre weitere Behand lung bleiben. Tastesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 25. Juli. Am 1. Ok tober dieses Jahres findet innerhalb des deutschen Heeres, das bisher 12 Maschinengcwehrkompanien probeweise einge führt hat, eine Vermehrung dieser Waffe statt, und zwar werden in erster Linie die Grenzkorps bedacht werden. So kommen z. B. nach den Provinzen Posen und Schle sien Maschinengewehrkompanien noch Ostrowo, Glogau, Breslau, Brieg und Gleiwitz. Es ist beabsichtigt, jedem In fanterieregiment eine Maschinenkompagnie zu sechs Geschützen zuzuteilen. Wann der Zeitpunkt eintreten wird, an dem diese Absicht zur Tat geworden ist, läßt sich naturgemäß noch nicht feststellen. — Die Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und König Eduard findet am 11. August in Schloß Friedri chshof statt. — Berlin, 25. Juli. Die Fahrt um die Erde, die in New-Aor! ihren Anfang genommen hat und in Paris ihr Ende finden wird, bedeutet einen glänzenden Sieg für die deutsche Industrie. Heute mittag um ' „ 12 Uhr ist Ober leutnant Koeppen mit seinem Protoswagen als Erster in Berlin eingetroffen, wo ihm von einer vieltausendköpfigen Menschenmenge, die stundenlang des Siegers geduldig in den Straßen harrte, ein jubelnder Empfang bereitet wurde. — Berlin. Ztr dem im September statlfindenden 12. Internationalen Presse-Kongreß sind aus allen Ländern so zahlreiche Anmeldungen eingelaufen, daß die Liste der Teilnehmer bereits geschlossen worden ist. Die Presse Oesterreich-Ungarns, Jialiens, Belgiens, Hollands, Englands, der skandinavischen Länder, Griechenlands, Amerikas und Japans wird durch Redakteure der leitenden Zeitungen ver treten sein. Ein auffallend reges Interesse für den Kongreß zeigt sich in den Kreisen der französischen Journalisten. — Hamburg, 23. Juli. DaS Kriegsgericht der 17. Division sprach den Reiter der Schutziruppe, Schmidt, von der Anklage, einen Kameraden vorsätzlich erschossen zu haben, frei. Die ärztlichen Sachverständigen erklärten, der Ange klagte sei infolge der Entbehrungen und der Aufregungen während des Feldzuges m einem pathologischen Reizzustand versetzt gewesen, der freie Willensbestimmung ausschloß. — München. Die „Münchner N. N? bringen fol gende fast unglaubliche Meldung: „Der Kultusmini st er hat den Senat der Universität München amtlich aufgefordert, bei den Professoren und Dozenten um eine Einschränkung der öffentlichen Mei nungsäußerung außerhalb der Lehrstühle hinzuwirken. Der Senat der Universität München hat das Verlangen des Kultusministers geschlossen und mutig a b g e w i e s e n." — Von Montag, d. 27. Juli bis Sonnabend, d. 1. August finden in den Morgenstunden internationale wissen schaftliche Ballonaufstiege statt. Es steigen Drachen, bemannte oder unbemannte Ballons in den meisten Hauptstädten Europas auf. Der Finder eines jeden unbe mannten Ballons erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphisch Nachricht sendet. — Oesterreich-Ungarn. Klausenburg. Ei nige jugendliche Landarbeiter verhöhnten in betrunkenem Zustande eine Gendarmeriepatroui lle. ES kam zu einem Zusammenstoß, wobei die Gendarmen von ihren Waf fen Gebrauch machten. Dabei wurden sechs Arbeiter und der Gendarm Petersi getötet. — Rußland. Mi tau, 25. Juli. Die Stadt Telschi steht in Flammen. Aus Libau gingen gestern Extrazüge mit Feuerwehr und Militärkommandos ab. Eben solche Hilfe wurde auch aus anderen Städten gesandt. Laut den heutigen Nachrichten sind von Tellchi bloß einige Häuser übrig geblieben. Hegen die Skandale. Wenn man die Wirkung der letzten Sensationsprozesse um Harden und Eulenburg untersucht, so muß man ausrufen: Nun aber Schluß mit all diesen Skandalen! Am besten wissen es die Deutschen im Auslande, welcher Schaden an gerichtet worden ist. Französische Blätter hatten sich beson dere Rubriken eingerichtet: soanllalks allkmanäks. In diesen wurden die Verfehlungen einzelner verallgemeinert und das ganze deutsche Volk als innerlich faul und morsch dargestellt. Auch in Frankreich gibt es anormal veranlagte Personen, nicht weniger als in Deutschland, wie überhaupt in den ro manischen Ländern das perverse Laster stark verbreitet ist. Es wird dort im allgemeinen milder beurteilt, wie schon da raus hervorgeht, daß es nicht unter Strafe gestellt ist. Pro zesse, wie wir sie erlebt haben, sind in Frankreich auch des halb nicht möglich, weil dort bei Beleidigungen, übler Nach rede, der Beweis der Wahrheit nicht zugelassen wird. Die französische Presse hat aber so getan, als ob die Schmutze reien, die in derr deutschen Prozessen breitgetreten worden sind, nicht bloß in deutschen Gerichtssälen sondern überhaupt nur in Deutschland vorkämen. Aehnliches war auch in der Presse des übrigen Auslandes zu beobachten. Aber es ist nicht bei der moralischen Schädigung des deutschen Volkes geblieben, es liegen auch Berichte von nach teiligen wirtschaftlichen Folgen vor. So haben z. B. in Hol land und Mexiko deutsche Kaufleute darüber geklagt, daß ihre ausländischen Konkurrenten die schlimmsten Prozeßbe- richte und Artikel der deutschen Sensationspresse in ihrem Kundenkreise verbreitet haben. In der Tat hat es ja deutsche Blätter gegeben, die geradezu im Schutz wühlten und nicht genug abstoßende Beschuldigungen, ob erweislich wahr oder nicht, bringen konnten. Der tiefe Widerwille, der unsere besten Kreise, im Bür gertum ebenso wie in der Aristokratie, gegen die Aera der Skandalprozesse erfüllt, ist der beste Beweis für den gesunden Kern des deutschen Volkes, das heute noch wie zu Schopen hauers Zeiten nicht in den von ihm an den Juden getadelten Fehler: Mangel an vereeunllia (Schamgefühl) verfallen will. Me türkische Meßerraschung. In der Türkei vollzieht sich eine Umwälzung. Man liest jetzt in der europäischen Presse häufig die Bemerkung, daß der Orient das Land der Ueberraschungen sei. Gewiß, in der orientalischen Geschichte fehlt es nicht an großen Wendungen, an scheinbaren Plötzlichkeiten, die aus fana tischen Leidenschaften entstanden sind und von einzelnen Gewaltmenschen heroorgerufen wurden. Aber wenn die gegenwärtige Bewegung unter den Türken überraschend wirkt, so erklärt sich das zum Teil daraus, daß die Kenntnis und richtige Beurteilung der Orientalen noch immer mangelhaft im Abendlande ist. In manchen Kanzleien hat man ge glaubt, daß die sprichwörtliche Geduld der Türken uner schöpflich sei, man wollte von außen her die Zustände in Mazedonien reformieren, man verschrieb dem kranken Mann Rezepte und mutete ihm Arzneien zu, die seiner innersten Natur zuwider waren. Da auf einmal erhebt er sich und zeigt eine Lebenskraft, die ihm nur wenige bessere Kenner zugetraut hatten. Im Jahre 1876 gab der gegenwärtige Sultan bald nach seiner Thronbesteigung eine Verfassung. Sie sollte die frem den Versuche der Einmischung in die inneren Verhältnisse des osmanischen Reiches, insbesondere zugunsten der christ lichen Völkerschaften, abwehren helfen. Das Drängen der russischen Protektoren der Bulgaren zum Kriege ließ sich dadurch nicht aufhalten. Nach einem kurzen Scheinleben blieb die Verfassung auf dem Papier stehen. Wo sich später Anhänger einer verfassungsmäßigen Erneuerung des tür kischen Reiches zeigten, wurden sie mit Gefängnis oder Ver bannung bestraft. » Trotzdem hat die jungtürkische Bewegung im Stillen weiter gearbeitet und sich namentlich in der Armee Eingang zu verschaffen gewußt. Ihre Erfolge im Heere dankt sie mit den sog. Reformen, die von den fremden Mächten in Mazedonien eingeführt worden sind und noch eingeführt werden sollen. Ganz begreiflich; denn die Umtriebe und Bluttaten der christlichen Banden dauerten fort, ohne daß die türkischen Armeekorps dagegen von ihrer Uebermacht Gebrauch machen durften. So fand der jungtürkische Ge danke, daß eine am Haupte reformierte Türkei, eine Be schränkung der Autokratie mit ihren Nebenerscheinungen, der Palastränke und des Spionentums, imstande sei, selbst Ord nung zu stiften, leicht Eingang bei den Offizieren und Soldaten. Eine Unterdrückung dieser Bewegung, die zunächst das zweite Armeekorps in Monastir erfaßt hatte, wäre nur mög lich gewesen durch Heranziehung neuer Regimenter aus Milk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Htrngebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. -- - -s-iis.------- 55. Jahrgang. —— ^7-i—- Dienstag, den 28. Juli