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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (vormittag,. Abonnementtpreit betritgl vierteljährlich I Mark so Ps Änreiger für Znserale werden bi« späteste» Mittag« de« vorhergehenden läge« de« Erscheinen« erdete» und die Eorputspalten teile mit in Pf., unter „Eingesandt" mit > Pf. berechnet. Zwönttz und Umgegend. Organ für den Ltadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. verantwortlicher Redacreur: Bernhard Ott in Zwönitz. 2O Sonnabend, den 17. Februar 1883. 8. Jahrq. Bekanntmachung. Nachdem das Austragen der Anlagenzettel auf das Jahr 1883 in der Hauptsache beendet, wird hierdurch regulativmäßig bekannt gemacht, daß das communliche Abschätzungscataster für 1883 in hiesiger Siadlcaffen-Expedition zur Einsicht für die Contribuenten, soweit es einem Jeden betrifft (8 27 des Regulativs) bereit liegt. Etwaige Reklamationen gegen die Abschätzung sind bis mit 20. Februar d. I. schriftlich hier anzubringen; Reklamationen, welche später eingehen, haben keinen Anspruch auf Berücksichtigung. Diejenigen Anlagenpflichtigen, welche Anlagenzettel noch nicht erhalten haben, sind in Bezug auf die Reklamation bei Verlust der selbe» gleichfalls an die obenbemerkte Reklamationsfrist gebunden. Durch die Reklamation wird die Verpflichtung zur Zahlung der inzwischen fällig werdenden Steuer-Termine nicht aufgehoben, e« hat vielmehr die Zahlung in Gemäßheit der Einschätzung zu erfolgen. Die Ausgleichung geschieht bei dem nächsten Steuertermine, bez. nach Beendigung des Reclamationsverfahrens. Der Reklamation ist der behändigte Steuerzettel beizufügen. Zwönitz, am 5. Februar 1883. Der Stadtgemeinderat h. Adam, Bürgermeister. Die Donauconferenz, Oesterreich und Deutschland. Seit voriger Woche tagt in London die Donauconferenz, welche nach den bestehenden Verträgen der Großmächte und der Uferstaateu alle vier Jahre zusammenzutreten und die Angelegenheit der Donau schifffahrt einer Controls zu unterziehen hat. Hochwichtig ist diese Angelegenheit offenbar, denn die Donau ist der europäische Central strom, fließt durch Deutschland, Oesterreich und Rumänien, begrenzt mit ihren Ufern Serbien und Bulgarien und ist in einem Theile ihres Unterlaufes, in der Kiliamündung, in Folge der Erwerbung Bessarabiens durch Rußland auch ein russischer Strom geworden. Fragt man aber nach der speciellen Aufgabe der gegenwärtigen Donauconferenz, so kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, als wenn zwei Großmächte, die gerade die wenigsten natürlichen An sprüche auf die Donau haben, den größten Einfluß auf dieselbe ge winnen wollten. Es sind dies die Staaten England und Rußland, von denen ersteres bereits einen lebhaften Dampfschifffahrtsverkehr auf der unteren Donau unterhält und nach Serbien, Bulgarien und Rumänien einen einträglichen Handel treibt, und letzterer bestrebt ist, die bisher von dem Schifffahrtsverkehre ausgeschlossene Kilia mündung schiffbarer und verkehrsreicher zu machen, um dadurch nach und nach die Donau von ihrem Ausflusse zu einem rein russischen Strom zu machen. Jedenfalls ringen England und Rußland um den maßgebende» Einfluß auf der unteren Donau und da von den schwachen Uferstaaten Rumänien und Serbien, die übrigens nur mit berathender Stimme zur Donauconferenz zugelassen sind, nichts für die Wahrung ihrer Interessen an der gewaltigen Wasserstraße zu erwarten ist, so wäre dringend zu wünschen, daß Oesterreich und Deutschland ihren ganzen Einfluß in der Conserenz aufböten, um die Verkehrsadern der Donau selbst auch auf den unteren Strom gebieten vorwiegend dem deutschen und österreichischen Handel und Verkehre dienstbar zu machen. Ein Blick auf die Landkarte muß übrigens auch Jedermann belehren, daß die Donau fast auf ihrem ganzen Laufe ein deutscher und österreichischer Strom ist und nur an ihren Mündungsarmen einige andere Länder bespült. Sollten da Deutschland und Oesterreich nicht auch das erste Recht an die Donau haben. Für Oesterreich zumal ist die Donau die Lebensader der Gegenwart und Zukunft, denn nur nach Südosten hin kann der österreichische Staat materielle und moralische Eroberungen machen, und die Basis für alle derartige Bestrebungen giebt der Lauf der Donau ab. Viel, ja schrecklich viel hat in dieser Richtung Oesterreich in den beiden letzten Jahrzehnten versäumt, denn sonst würde an den serbischen, bulgarischen und rumänischen Ufern der Donau nicht Eng land mit seinen Schiffen erfolgreichen Handel treiben und hat Oester reich daher unbedingt die Aufgabe, scharf darüber zu wachen, daß es in der Donaufrage nicht übervortheilt wird. Ein fast gleiches Interesse hat aber auch Deutschland, das befreundete Nachbarland Oesterreichs, denn im deutschen Reiche beginnt bereits die Donau und zeigt sich schon in Württemberg und Bayern als eine werthvolle Wasserstraße; wie man erfährt, befürwortete daher Deutschland in der Londoner Conserenz alle Forderungen und Vorschläge Oesterreichs bezüglich der Donauangelegenheiten und wir dürfen erwarten, daß Deutschland und Oesterreich dabei nicht zu kurz kommen. politische Aundschau. Deutschland. Der Geburtstag unseres Kaisers fällt in diesem Jahre wiederum in die Charwoche und zwar auf den Gründonnerstag. Die Feier des hohen Festtages für das deutsche Volk, an welchem der Monarch sein 86. Lebensjahr vollendet, wird dadurch insofern beeinträchtigt, als die sonst übliche Illumination, wie dies in der Neichshanptstadt in den früheren gleichartigen Fällen geschehen ist, wird unterbleiben müssen. Die Verhandlungen des Reichstages dürften zur Stunde schon vertagt worden sein, so daß nunmehr dem preußischen Abgeordneten hause hinlänglich Naum zur Fortsetzung seiner Berathungen geboten ist. Am Montag verwies der Reichstag nach theilweise sehr bewegten Debatten in zweiter Lesung die Novelle zum Militär-PensionS-Ge- setze wieder an die IX. Commission zur schriftlichen Berichterstattung zurück und ein Gleiches geschah mit dem Relicten-Gesetz. Am Dienstag beschäftigte sich das Haus ausschließlich mit Wahlprüfungen und wurden im Verlaufe der ebenfalls sehr animirten Debatte eine ganze Reihe von Wahlen theils beanstandet, theils für ungiltig erklärt. Die Mitt wochs-Sitzung war wiederum dem Etat und zwar der dritten Lesung desselben, gewidmet; doch bildeten bei der Generaldiscussion hierüber weniger die allgemeinen financiell-politischen Gesichtspunkte als viel mehr militärische Betrachtungen das Grundthema. Abg. Richter- Hagen nahm zunächst die Gelegenheit wahr, dem Kriegsminister von Kameke gegenüber zu erkläre», daß er eine Jdentisicirung des Offi- ciercorps init der ganzen Armee für zulässig halte; die Feldarmee iin Kriege bestehe höchstens zu einem Drittel aus Berufssoldaten, die Mehrheit sei das Volk selbst, die Steuerzahler, deren Recht, über die Armee mitzuberathen, d. h. durch Vermittelung des Reichstages, ihrer erwählten Vertretung, unbestreitbar sei. Nachdem der social- democratische Abgeordnete Geiser namens seiner Parteigenossen er klärt hatte, daß sie gegen den Etat stimmen würden, unternahmen es die Abgeordneten v. Kardorff und v. Schorlemer-Alst, den Aus führungen Richter's entgegenzutreten, worauf letzterer erwiederte, daß er als Volksvertreter es als seine Pflicht erachte, an jedem Punkte, wo er es für nöthig halte, seine Kritik einzusetzen. Nachdem noch Abg. von Mümigerode seinen den Anschauungen Richter'« ganz ent gegengesetzten Standpunkt dargelegt hatte, wurde die Generaldis cussion »ach eine»« persönlichen Disput zwischen den Herren Richter, v. Kardorff und v. Schorlemer-Alst geschlossen. In der Special debatte genehmigte das Haus sämmtliche fortdauernden Ausgaben der ersten drei Capitel des Etats (Bundesrath, Reichstag und Reichs kanzlei, sowie Auswärtiges Amt), ebenso wurde» die Ordinaria des Reichsschatzamtes und der Reichsdruckerei angenommen; die EtatS- Berathuiig wurde am Donnerstag fortgesetzt. Am Dienstag Abend trat das preußische Abgeordnetenhaus nach mehrtägiger Pause wieder zusammen. Auf der Tagesordnung stand lediglich die sogenannte Canal - Vorlage, welche die Erbauung tines Canals von Dortmund nach der untern Emü vorschlägt. In der Generaldiscussion wurde auch von den Gegnern der Vorlage die Bedeutung der künstlichen Wasserstraßen anerkannt, nur wurden von dieser Seite die sinanciellen Bedenken Hervorgehoden, da zum Bau des erwähnten Canal« 46 Millionen Mark gefordert Wörden» Da«