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Freitag, IS. September IVII Ilikr 4000 rttIM liimitn. Nr. TIS. Sechster Jahrgang. Nu er Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge l^erantworllicher Redakteur: frlt, ^rnkolä. <ür die Inserate verantwortlich: vll»It<r Rr»v». Beide in U--e i. Erzgel-. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittag» von » Uhr. — Telegramm-Ndreffer Tageblatt Aueerzaeo.cgr Fernsprecher »r. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag üaer vnicst- a-veeisgr-StielliebsIi m. b. in kiue i. Lrzgeb. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins ksaus monatlich so pfg. 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Pa» »Ptchitasl' nom Kay- Aus eine Anfrage der deutschen Negierung ha' na« britische Eabtnekt a -n i I i ft in ft b r e > <- g i- ft - l l -, f I K > Ii-Niei G r o I >I i -u I I e b oe i AettnI u II I e II II e l a II eai. » In unlerrichteieu Berliner Koiien wirb iml eiiui neuen Zu sammenkunft oes Lluaissek eiüift non K i v e r i« n- W ä n> t e i und vrs Bo11U> ntl e r o lL .1 in b v n iiir den' Heutigen F > .-11 n , g.rea-i ei. » Aul dem s n z i a l d e in n k > a i i sch e n P a r t e 11 a n hielt Bebel am Donneietag eine große Rede gegen die Marokko politik der Regierung. * Ruch Meldungen kriMeler Abendblattes werden m Belgien nichi nur die Ncscrvisten der Genieiruvp n nicht cnilassen, sondern auch noch die Iahr iängc I »0 6, 19 0 7 und 1908 ein berufen werden. » Aui den sili'n ren r u s s i s ch cn M i n i il e r p r ä s i d e n l S t o l y.- p i n wurde eine R i vo lv e r a I c n l a l ausueinhri, wobei er schwer verwundet wurde. * In der chinesischen Provinz Zze11ch w a u wurden von Ainsländischen mel>rere wrinliche Missionare e > in v r d e t. Mnunaßliche Witterung am Sonnabend: Rordwest- wind, wolkig, zeitweise Regen, kühl. "ML Neichstagswahlre^t und Teuerung. Der Deutsche Städtetag hat bei seiner diesjährigen Tagung in Posen nach einem Referat des Münchener Rechtsrats Dr. Merck einen Antrag angenommen, in dem der Wunsch nach einer Neu - ein !« ilung der Wahlkreise ausgesprochen ist. Leider hat das zur Neige gegangene Jw.eresse der Versammelten einem Ber'incr Anträge, der sich auf dieTeuerung bezog, nicht die zur,Beratung erforderliche Dringlichkeit zucrkaimt; doch ist aus dem Zu ammenhang der Verhandlungen ersichtlich, daß die Sllidte- ver.reter die Nahrungsmittclteuerung als eine schwere Kalamität anerkennen und den Staatsregierung.cn wie dem Bundesrat die Verpflichtung schleuniger Hilfsmaßnahmen auferlegt wissen wol len In der Tat gehören beide Materien, Wahlkreisetnteilung und Nahrungsmittclteuerung, zusammen, denn wenn auch die Teuerung eine Folge elementarer, klimatischer Vorgänge ist, so gewinnt sie ihre politische Bedeutung doch vorzugsweise daourch, daß unsere Staatswirtfchafl die Schärfe der Kalamität verschul det hat und daher auch durch andere Maximen sie wieder mildern kann. Diesen anderen Maximen steht aber nichts mehr im Wege, als die Verteilung des politischen Rechts in Deutschland auf Grund einer veralteten Wahllreisgeometrie, die den Bezirken des ostelbi'chen Großgrundbesitzes das Uebergswicht über die städtische Welt verschafft. Deu schland wird durch die agrarische Koterie beherrscht, die durch die bestehende Wahlkreiseinteilüng gebildet wirb. Es hat hier keinen Sinn, die schon hundertmal ausgefiihrten Zahlen zu wiederholen; es mag daher der Hinweis genügen, daß Schaum burg-Lippe schon mit 10 000 Wahlberechtigten einen Abgeordne ten stellt, während wir zirka ein Dutzend Kreise mit mehr als 100 000 Wählberechtigzen haben. Daher kommt es, daß der s Städtebewohner in Deutschland im Durchschnitt knapp den drtl. ! ten Teil des bürgerlichen Rechte» genießt, das der ostelbische Inn. > ker auottben darf. Dieses Verhältnis der Unterordnung unter di« Interessen der agrarischen Koterie gewinnt seinen klaren Aus druck durch die nähezu bedeutungslosen Maßnahmen, die die Sraatsregierungen aus Anlaß der Mißernte getroffen haben. Mit ihren Frachttarisermäßigungen für Futtermittel und ihren Wald- streuverordnungen bemühen sich di» Regierungen überall nur um denFortbestandderhetmischenVtehzucht, aas sür die Wolksrrnährung spät» rhtnja auch von Vorteil sein kann. Aber di« gegenwärtig schon bestehende I«u»rung in Fletsch und in Zeralien, Kartoffeln und Gemüse iwird dadurch in keiner Weis« berührt. Soll da Abhilfe geschaffen werden, so ist mit dem Mundspttzen nicht, getan, sondern «» muß auch ge- pfiffen werden, d. b. der Bunde,«t muß di« Einfuhrzölle auf diejenigen Leben,mittel, an denen « jetzt mangelt, zeitweise auf. heben oder wentasten, berabsetzen. Selbst für dt, Futtermittel wäre das nötig, denn billig« Frachttarife für Futtermittel haben nur den Wert, wenn genügend Futtermittel im Lande sind. An dernfalls sind die Frachtermäßigungen Var« Prä- mien für den Großgrundbesitzer, der die Futtermit tel an die kleinen Wirte verkauft und in Ermangelung auswär tiger freier Konkurrenz die Preise diktieren kann. Die Beschlüsse des Städtetages können keinen anderen Sinn b '' H, als einer In 'hier Abhängigksi' zaghaften Regierung das Gewissen für ihre Pflichten zu schärfen. Dazu sind die Siädte woh' befugt, denen man früher jede Einmischung in politische Strei'so'gen verbieten wollte; denn die Städte haben schwer un ter dem geltenden politischen und wirtschaftlichen Regime zu leiden Nich' nur daß sei Druck politischer Nechtlosigkeil die all gemeine Hingabe an die Bürgerpflichten auch gegenüber der Stadt beeinträchtig', sondern auch direkt werden die städtischen Finanzen durch die Minderung des Verdienstes und Vermehrung der Ausgaben der Bürger hart betroffen Es steigen infolge der Teuerung die Pflichten der Städte auf dem Gebiete der Ar menpflege, des Krankenwesens und des Säug lingsschuhes ins Ungemessene. Schließlich tritt neben der geminderten Steuerfähig leit der Bevölkerung auch dtegcminderteSteuerwilligkeit auf, ein Faktor, der zwar in den Etatsvoranschlägen der Gemeinden nicht zahlen mäßig zur Erscheinung kommt, wohl aber in den Ergebnissen des S'adtbaushaltes. Es ist eine alte Erfahrung, daß in Notstands jahren die Neigung erwacht, sich an den Steuern schadlos zu hal ten für das, was die Not verschlingt. Der Bürger macht die Allgemeinheit verantwortlich sür die allgemeine Not; mit Recht zwar insofern, als in der Tat unsere Staatscinrichtungen einen Teil der Not verschulden, mit Unrecht aber insofern, als er selbst daran schuld Hal, daß unsere Staatscinrichtungen nicht immer gut sind. Wäre er da, wo die Bürgerpflicht ihn ruft, weniger gleickigül- Ng u weniger mutlos, so würde manche N>" nicht sein, die er heute beklagt. Einstweilen ist der Südtetag für ihn Wortführer ge wesen, aber nur wenige Monate trennen ihn von dem Tage, wo er selbst seine Stimme erheben soll. Alsdann wird sich zeigen, ob es ihm um die Beseitigung der schweren Not ernst ist. Die deutsch-französischen Marokkoverhandlungen. Ucber die deutsch-französischen Marokkoverhandlungen schreibt der Berliner Lokal-Anzeiger: An hiesigen maßgebenden Stellen waren nach unseren Informationen am Donnerstag bis zur zwei ten Nachmittagsstunde keinerlei Depeschen von Wichtigkeit aus Paris eingetrossen, man weiß also noch nicht, wann di« franzö sische Antwort auf die deutschen Gegenvor'chlüge erwartet werden darf. Um Mißverständnisse zu vermeiden, sind beide Parteien übercingckommen, daß die Unterhandlungen ausschließlich in Berlin geführt werden sollen. Herr v. Kiderlen-Wächter hat, entgegen der Meldung eines anderen Blattes, den Botschaf ter Lambon seit dessen Rückkehr vom Besuche seiner Familie in Dresden noch nicht gesehen, aber die Auffassung in hie sigen leitenden Kreisen scheint nach wie vor dahin zu.gehen, daß die Verhandlungen in Kürze dahin gediehen sein werden, daß nur noch minder wichtige Detailfragen zur Erledigung übrig bleiben. Die französisch« Antwortnote. Nachdem der französische Minister des Aeußeven de Eel- ves in Rambouillet noch eine Besprechung mit Präsident Fal. libre» gehabt hatte, kehrte er g«stern nachmittag 3^ Uhr nach Paris zurück und setzte sofort die endgültige Fassung der französischen Antwortnote an die deutsche Regierung fest. Die Note sollte gestern abend mit besonderem Kurier nach Berlin ab gehen. Am späteren Nachmittag empfing der Minister den eng lischen und dann den russi,schen Botschafter. Französisch« Hirngespinst«. Gestern früh ging in Luneville da» Gerücht um, daß 2 6 deutsche Ulanen in der Umgebung der Stadt gesehen worden seien. Major Magnin entsandte Gendarmen und eine Eslndron Chasseurs in die in Betracht kommenden Gemeinden, man fand aber keinen Menschen, der deutsche Reiter gesehen Ijärte. Mau glaubt es mit Leuten zu tun zu haben, die Halluzinationen zum Opfer gefallen sind. Dt« Präfektur de» Departements Meurthe- et-Moselle und da» Ministerium de» Innern bezeichnen da» Ge- riicht für unzutreff«nd. Sin« englisch« Stimm« für Deutschland. Tunningham« Graham, die bekannte Maroktoaurorttät, erklärt im Tvening Standard: Deutschland kämpft den Kampf Lnglani.s, denn wenn die Franzosen frei« Hand in Marokko er hielten, würden st« -w.tfello, den «ngstschen Handel ebenso auo- schließen, wie sie e, in Madagaskar getan haben. Ossiziill« Aeußerung zum -etzartikrl In d«r N«n«n Fr. Press«. DtoNordtxutsch« Lllgomttn« Zeitung schreibt: Di« kaiserlich« Regierung hat auf ihre Anfrage von der königlich großbritanni schen Regierung die Mitteilung erhalten, daß der englische Bot schafter in Wien weder den bekannten Artikel der Neuen Freien Press« inspiriert, noch die ihm von dem Verfasser de» Artikel» zugeschriebenen Aeußerungen getan hat. Damit ist der Zwischen fall für die kaiserliche Regierung in befriedigender Welse er ledigt. — Die Neue Freie Presse veröffentlicht eine Zuschrift des Sekretärs des englischen Bo.isüMers Lardwright, in der die. ser mitteilt, daß kein Mitglied der englischen Botschaft von Str Tartwright ermächtigt worden sei, den bekannten Artikel in der Neuen Fr. Presse über ein Interview des Botschafters mit an deren zu besprechen. Dieser könne daher nicht dafür hasten, was unverantwortliche Personen in dieser Angelegenheit veröffent lichen. Politische Tagesschau. * Aue 15 September. * N«u« General«. Das Militärwochenblatt meldet: Der Eroßherzog von Sachsen wurde zum General der In fanterie, der Herzog von Anhalt zum General der Ka vallerie ernannt. ErbprinzReuß j. L., Regent der Für - stentümer Neuß, erhielt den Eharakter als General der Ka vallerie. * Anrechnung «ine» Kriegsjahre» sür Kamerun. Ein im Reichsanzeiger veröffentlichter Kaiserlicher Erlaß vom 10. August bestimmt, daß die von der deutsch-englischen Pola-Eroß- sch nellen G r e n zexpedition in der Zeit von Anfang Sep tember 1008 bis Ende April 1000 ausgesührte Unternehmung im Sinne der A8 1? des Offizierspenstonsgesetzes und 7 des Mannschastsversorgungsgesetzes als ein Krieg anzuschen-ist, für den den beteiligten Deutschen ein Kriegsjahr anzurechneu ist. * Konteradmiral Scheer. Wie ein Berliner Blatt hört, ist Konteradmiral Scheer, bisher Ehef des Stabes der Hochseeflotte, zum Direktor des A l lgemei n en-Mar ined epar t e- ments des Reichsmarineamts und gleichzeitig zum stellvertre tenden Bevollmächtigten zum Bundesrat ernannt worden. Er tritt damit an die Stelle des Vizeadmirals Paschen, der zur Disposition gestellt worden ist. * Ei» Zentrumsabgeordnete« für Treimung von Kirche und Staat. In einer Zentrumsversammlung, die am Sonntag, den 10. September, im lothringischen Kreise Saargemünd tagte, gab der Zentrumsabgeordnete Han die Erklärung ab, daß auu; er für die Trennung von Kirche und Staat Pei. Aehnlich hat sich vor Jahrzehnten ichon Windthorst ausgesprochen. * Keine Truppeilausschreitungen in Böhmen. In den letz ten Tagen brachten verschiedene Tagesblätter Nachrichten über angebliche schwere Ausschreitungen im Truppenübungsläger Neu- Benatek bei Prag. Auch sollten bei den Manöver» in Böhmen durch Zufall Offiziere erschossen worden fein. Don zuständiger Seite wird dem Wiener K. K. Telegr.-Torr.-Bureau mrigetcilt, daß die Nachrichten jeder Grundlage entbehren. * Die Verstümmelung Finnlands. In ganz Finnland sollen am 17. September um dieselbe Stunde (6 Uhr abends) Pro te st Versammlung en gegen die von der russischen Regie rung geplante Abtrennung zweier Kreise des Wiborgcr Gouver nements stattsinden. Der finnländische Senat hat angesichts der bevorstehenden Kundgebung die Lokalbehörden angewiesen, strenge Befolgung der gesetzlichen Bestimmungen zu verlangen und keine Ausschreitungen zuzulassen. Die nationalistische rus sische Press« sucht durch die Behauptung, daß die Teilnehmer mit Waffen erscheinen werden, ein allgemeines Verbot der Ver sammlungen zu erwirken. * Der Sxschah verläßt Persien. Das in London seit dem Jahre 1908 bestehende persische Komitee hat die Nachricht erhal ten, daß der Exschah von Persien nunmehr endgültig fein« Sache für verloren hält. Tr trifft die letzten Vorbereitungen, um auf einem russischen Schiff Persien zu verlassen und sich nach Rußland zu begeben. Ans dem Königreich Sachsen. Di« tödlich«» Verunglückung«» im sächsische« H««r«. Das schwere Unglück b«l Posta im Manävergelände des 12. Armeekorps, durch da» zehn brave Ulanen de» Tod durch Ertrin ken fanden, leg» es nahe, di« Häufigkeit der tödlichen Verunglück- ungrn van Heeresangehörtgen näher zu betrachten. Nach den Sa- nität«bericht«n über dt« Königlich Preußische Armee, das 1. und 2. Königlich Sächsisch Armeekorps usw. kamen beim sächsischen Heere (12. und 10. Armeekorps) im Berichtsjahre 0)05/1008 18, im Berichtsjahr« 1000/1007 b, im Berichtsjahre 1007/1008 IS tödliche Unfäll« überhaupt vor. Das sind auf dem angegeben«» dreijährigen Zeitraum bet einer durchschnittlichen Iststärke von 418LS Mann durchschntttltch jährlich 8,11 tSdlich« Unfäll« auf