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MdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und «Wilsdruffer Tayeblatt' erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postdestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. ... .. Geschästsstelle, nestmen zu Ikderzeit Bestellungen cnt. Wochenblatt für Wllsdruss u. Umqeqend gegen. Im Ialle böberer Gewalt, od. sonstiger —Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Günstige Aussichten für die Leipziger Herbstmesse. — Die neuen Filmprogamme, wirtschaftlich gesehen. — Aus ländische Aufträge für deutsche Werften. Eins der großen Wirtschaftsereignisse des August ist die Leipziger Herbstmesse, ^n- und Ausland, Industrie und Handwerk sehen mit gespanntem Interesse der großen Veranstaltung entgegen, die dieses Mal vom 25. bis 29. August stattfindet. Sowohl in Ausstellerkreisen wie im Groß- und Einzelhandel wird ihr ein günstiger Verlauf vorausgesagt. Entscheidend für die Umsätze auf der Herbstmesse sind die Aussichten des Winter- und Weihnachtsgeschäfts. Dank der anhalten den Konjunktur, der sinkenden Arbeitslosigkeit, der vielen öffentlichen Aufträge und der Anregungen, die die Wirt schaft durch die Wiederherstellung des deutschen Verteidi gungsstandes erhält, können diese als ungewöhnlich gut angesehen werden. Auch für die Ausfuhrindustrien hofft man auf gute Umsätze, zumal die Anstrengungen zur Ge winnung der ausländischen Absatzmärkte in der letzten Zeit vervielfacht worden sind. Auch das Interesse der Auslandskundschaft ist neuerdings wieder größer ge worden, wie die in Leipzig vorliegenden Besucher anmeldungen aus Europa und Übersee eindeutig be zeugen. Viel beachtet wird die Beteiligung Hollands mit einer Kollektivausstellung. Ein besonderes deutsch- r sch echoslowakisches Abkommen regelt den Warenaustausch der beiden Länder auf der Herbstmesse. Deutscherseits sind für bestimmte Erzeugnisse den 12V bis t5S tschechoslowakischen Ausstellern besondere Einfuhr kontingente eingeräumt worden. Diese können nur voll ausgenutzt werden, wenn tschechoslowakische Einkäufer mindestens um ein Drittel mehr Aufträge an deutsche Aussteller der Leipziger Herbstmesse erteilen. Bei diesem Abkommen handelt es sich um die erste zwischenstaatliche Abmachung dieser Art, die sich der Leipziger Messe als internationalen Fertigwarenmarkt: bedient und insofern grundsätzliche Bedeutung hat. Zugunsten der Umsatz belebung des Handwerks hat die Ausfuhrförde- rungsstelle des deutschen Handwerks die Beteiligung der Fmndwerkszweige an der Messe durchgesetzt, die besonders gute Ausfuhraussichten haben. Wie die' meisten deutschen Wirtschaftszweige hat auch die Filmwirts ch aft aus dem Wirtschaftsaufstieg der letzten beiden Jahre Nutzen gezogen. Diese Besserung spiegelt sich deutlich in den in diesen Wochen veröffent lichten Filmprogrammen für 1935/36 Wider, die außer ordentlich reichhaltig sind, dem Kinobesucher genußreiche Stunden, der Filmindustrie, dem Filmverleih und dem Kinobesitzer ein gutes Geschäftsjahr in Aussicht stellen. Die gebesserten Wirtschaftsverhältnisse und die vergrößer ten Arbeitseinkommen brachten schon im letzten Jahr einen regeren Kinobesuch mit sich. Dadurch machten sich die Filme im allgemeinen gut bezahlt. Die Einnahme steigerung in der heimischen Filmindustrie wird gegen über der Vorsaison auf 20 Prozent durchschnittlich ver anschlagt; bei besonders gut gelungenen Filmen sogar auf 30—40 Prozent. Diese Mehreinnahmen sollen nicht zuletzt zu einer weiteren Verbesserung der Qualität der neuen Filme verwandt werden. Etwa 130 Großfilme sind für das neue Wirtschaftsjahr 1935/36 vorgesehen. Bisher rechnete man für jeden abendfüllenden Großfilm mit einem Kostenbetrag von mindestens 250 000 bis 300 000 Mark. Im Interesse der Qualitätsverbesserung ist für das neue Jahr ein Mehraufwand von durchschnittlich 100 000 Mark je Großfilm vorgesehen, weil erfahrungs gemäß die hochwertigen Filme im Inland sowohl wie im Ausland besser gehen. Auf die Film ausfuhr wird gerade im neuen Deutschland größter Wert gelegt, legt der künstlerisch hochwertige Film doch nicht zuletzt be redtes Zeugnis für das deutsche Filmschaffen im Ans? land ab. Daß der hochwertige deutsche Film, auch wen« er rein deutsche Stoffe behandelt, im Ausland begeisterte Aufnahme findet, zeigt das Schicksal des deutschen Films „Der alte und der junge König". Dieser Film von aus geprägter deutscher Eigenart, der im Jnlandsgeschäft über eine Million Mark brachte, erzielte im Auslands- geichäft 150 000 Mark. Umgekehrt werden auch aus- landrsche Filme von Qualität bei uns gerne ge- sergt. Neben 104 deutschen Filmen liefen in der Spielzeit 1934/35 in deutschen Kinotheatern 81 Auslandsfilme, darunter allein 40 amerikanische. Ein besonderer Erfolg war der österreichische Spitzenfilm „Maskerade", dessen hohe Herstellungskosten im Werte von 1,2 Millionen Schilling sich durch den großen Anklang, den er überall fand, bezahlt gemacht haben. Es ist ein offenes Geheimnis,. daß die -deu 1 sche Seeschiff a h r t durch die ausländischen Währungsent wertungen in den letzten Jahren schwer zu leiden hatte. Wohl konnte durch den deutschen Wirtschaftsaufstieg mancher Verlust aufgehylt werden. Die Zahl der Personen beförderungen ustd der Gütertransporte ist seit 1933 ge stiegen, aber wertm ä ß i g hat die Schiffahrt noch nicht wieder die Ergebnisse erzielt, die notwendig sind, um die BegWW Mussolinis mit dem Negus? Oer Kampf um die Formel. Schwierige Schlichtungsbemühungen im Abessinien konflikt. — Italiens Antwort auf den zweiten Kompromistvorschlag. Wenn eine Formel ohne Erfolg bleibt, wird eine zweite gesucht: Das ist Genfer Taktik. So war es immer, so ist es jetzt auch bei den Beratungen des Völker- bundsrates znr Schlichtung des italienisch-abessinischen Konflikts. Wie erwartet, hatte Italien die erste Schlich tungsformel abgelehnt. Es erhob Einspruch gegen die Teilnahme Abessiniens an den vorgeschlagenen Verhand lungen der drei Signatarmächte des Vertrages von 1906 und gegen die Verknüpfung des Völkerbundsrates mit den Verhandlungen. So war die Lage in Genf am Donnerstagabend. Was blieb anderes übrig, als eine neue Formel zu suchen, in der die anstößigen Punkte fehlten. Die Vertreter der drei Großstaaten setzten sich also von neuem zusammen und arbeiteten die Neufassung aus. Bezeichnend für die Besprechungen am Donnerstag war die enge Zusammenarbeit zwischen England und Frankreich. Dies ist eine ausgesprochene Änderung gegenüber dem Mittwoch, wo Laval anscheinend eifrig sich bemühte, Eden davon zu überzeugen, daß Zugeständnisse weitreichender Art an Italien gemacht werden sollten. In Addis Abeba fand währenddessen eine nächtliche Ministerratsitzung statt, die zwei Stunden dauerte. Zu den Gerüchten, nach denen England ein gemeinsames Protektorat, mit Frankreich und Italien unter dem Schutze des Völkerbundes dem Kaiser von Abessinien vorgeschlagen haben soll, erklärte der Kaiser, daß ein Protektorat einer einzelnen Macht oder auch mehrerer Mächte für Abessinien nicht in Frage komme. Am Freitagmittag traf in Genf die Antwort Italiens auf die zweite Formel ein. Sie wurde von Baron Aloisi dem französischen Minister präsidenten Laval mitgeteilt. Die italienische Antwort ist als nicht endgültig bezeichnet. Laval hatte darauf hin am Freitagnachmittag eine neue Unterredung mit Eden, worauf weiter mit Aloisi verhandelt wurde. Zusammenkunft Mussolinis mit dem Aegus? Nach einer Meldung des englischen Nachrichtenbüros „Reuter" aus Addis Abeba wurden dort Vorschläge über eine Zusammenkunft zwischen dem Kaiser von Abessinien und Mussolini in Umlauf gesetzt. Man sei sich der Schwierigkeiten, die einer solchen Begegnung im Wege stünden, durchaus bewußt. Aber vielleicht könne eine Großmacht — etwa Frank reich — die Initiative für eine Zusammenkunft a u s französischemBoden übernehmen. * Am Freitagabend, zur gleichen Stunde, in der der Völkerbundsrat nunmehr endlich zusammentrat, um eine friedliche Lösung des abessinischen Streitfalls zu suchen, verbreitete sich in Rom mi: Beharrlichkeit die Nachricht, daß der neunte italienische Mobilmachungsbericht erscheinen wird, der neue, außerordentlich wichtige Maß nahmen zur Bereitstellung weiterer Truppenverstärkungen für Ostafika bekanntgibt. Italien wird damit den wenia erfolgversprechenden krampfhaften Bemühungen des Völkerbundes einen in seiner Deutlichkeit nicht zu schlagenden Beweis der italienischen Ent schlossenheit geben. Freitagabend trat der V ö l k e r b n n d s r a t zu einer neuen Geheimsitzung zusammen. Es herrschte in Genf wieder starker Pessimismus. Die Besprechung der Ratsmitglieder, die nur eine halbe Stunde dauerte, hatte rein formale Bedeutung. Amtlich wurde lediglich bekanntgegeben, Laval habe im eigenen Namen und im Namen Edens dem Rat nähere Mitteilungen über die Anträge gemacht, die ihm vielleicht schon demnächst unterbreitet werden könnten. Im Laufe der Sitzung wurde von der Möglich keit einer baldigen dringenden Einberufung einer Rats sitzung gesprochen, doch wird dies in unterrichteten Kreisen für wenig wahrscheinlicb gehalten. * Aeue Schwierigkeiten in Genf. Die Verhandlungen mit der italienischen Regieru.^ sind nachmittags fortgesetzt worden; sic haben sich, wie ver lautet, sehr schwierig gestaltet, weil die Anweisungen aus Rom wiederholt geändert worden seien, und weil außerdem der italienische Regierungschef bei bestimmten Fragen mit einem bestimmten Nein geantwortet habe. Das soll besonders für die von England gewünschte irgendwie geartete Verbindung gelten, die zwischen den Verhandlungen der Mächte über die sachliche Regelung der abessinischen Frage und dem Völkerbund hersestellt werden soll. Mussolini soll gegenüber allen Zugeständnissen, d England hinsichtlich der Form dieser Verbindung z i machen bereit war, den Standpunkt eingenommen haben, daß derartige Verhandlungen unter der Herrschaft dcs Völkerbundes mit dem Ansehen Italiens unvereinbar seien. Darüber soll cs zwischen den italienischen und den englischen Vertretern, die davon sprachen, daß auch das englische Ansehen berücksichtigt werden müsse, zu ge reizten Auseinandersetzungen gekommen sein. Die englische Anregung, schon während der gegen wärtigen Tagung in Genf Vorbesprechungen über die Richtlinien der geplanten Verhandlungen der Mächte auf zunehmen, ist gleichfalls von Italien entschieder abgelehnt worden. Diese Verhandlungen wären übrigens, wie man hört, auch für Abessinien nur tragbar, wenn sie entspre chend dem englischen Wunsch mit dem Völkerbund in Ver bindung gebracht würden. Die Frage, ob der Vertrag vor 1906 ausdrücklich erwähnt- werden soll oder nicht, tritt an Bedeutung zurück. Vertagung bis 4. Sepiember. Die Verhandlungen der beteiligten Mächte über den italienisch-abessinischen Konflikt sind am Freitagabend zum Abschluß gelangt. . , Der Rat wird am Sonnabcndvormittag um 10 Uhr zusammcntrctcn; er soll über die Hauptfragen keine Ent schließung fassen, sondern lediglich die Mitteilung der drei Mächte cntgegenchmen, daß sie die Aufnahme von Ver handlungen zur Regelung des gesamten Problems beab sichtigen, und daß sic den Völkerbund am 4. September hierüber unterrichten werden. Diese Lösung, die im wesentlichen den Ita lien i s ch c n W ü n s che n entspricht, ist am Frei tag abend in Besprechungen, die Laval mit Aloisi und mit Eden hatte, vereinbart und hierauf dem Vertreter Abessiniens mitgeteilt worden. «-Ihr werdet Abessinien ganz besitzen." Erst jetzt wird der genaue Wortlaut der Rede be- wnnt, die Mussolini vor einiger Zeit vor den Schwarz- Hemden in Eboli bei Neapel hielt. Wie man aus faschi stischen Kreisen hört, hat Mussolini dabei u. a. zu den nach Afrika gehenden Schwarzhcmden gesagt: Ihr scheidet mit Stolz und Freude. Ihr werdet Abes sinien, das Ihr zu erobern geht, ganz besitzen. Wir wer den uns nicht mit Teilergebnissen zufriedenaeben. Erschütterungen der verflossenen Krisenjahre auszu- gleichcn. Wenn die deutschen Großschiffe „Bremen", „Europa" und „Columbus" auf ihren Amerikafahrten weitaus die meisten Fahrgäste aller internationalen Reede reien befördern, so ist das ein deutscher Erfolg, eine An erkennung für die Qualitätsleistung der deutschen See schiffahrt, auf die wir stolz sein dürfen. Der Ruf der deutschen Qualitätsarbeit im Schiffbau kommt neuerdings auch wieder, iu der Vergebung zahlreicher Auslandsauf träge an deutsche Werften zum Ausdruck. Weit über zehn Prozent der deutschen Schiffbauerzeugung des Jahres 1934 entfielen auf Auslandsaufträge. Ende Jnni d. I. waren nach der, Statistik des „Hamburger Fremdenblatts" von 90 in Bau befindlichen Schiffen allein 36, die, für das Ausland hergestellt werden. Während Deutschland nach den neuesten Untersuchungen im ersten Vierteljahr 1935 im GesaMtschisfbau der Welt an zweiter Stelle steht, nimmt es im Tankschiffbau (eigens zum Transport von Mineralöl eingerichtete Schiffe) sogar die erste Stelle ein. Im April wurden allein drei Tanker fertiggestellt. Sie brachten 3000 Arbeitern für ein Jahr Arbeit und Verdienst, dem Reich einen hübschen Devisenerlös. Die meisten der Tankschiffneubauten wurden durch die in Deutschland be heimateten Tochtergesellschaften ausländischer Qlfirmen im Auftrag ihrer Stammhäuser nach Deutschland vermittelt. Aufträge für unsere. Reedereien find vom Arbeits- beschaffungsstandpunkt ans besonders erfreulich, tragen sie doch Arbeit in Grobwalzwerke und Erzgruben, in die Metallgießereien, Fabriken und Werkstätten der ver schiedensten Ausrüstungs- und Hitfsiydustrien und schließ lich und nicht zuletzt besten deutschen Ruf durch die Welt meer«.