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Ar. 203. DU ft Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Vergangene Nacht erschoß der Maler Sandig im Gast hof zum Anker in Schwarzenberg einen böhmischen Pretßelbeerenhändler n«h vorausgegange. nem Streite. * Die preußische Regierung hat zum Ankauf von Radium und Mesothorium 800 ONO Mark in den nächsten Etat gestellt. * In Braunschweig trat heute der a'lgemct e deutst e Znnungs - und Handwerker tag zua nmen * Der letzte Zwischenraum zwischen Panama kanal und Stillen Ozean ist gesprengt worden. * Au» Part» verlautet, daß der Botschafter Delcass« von seinem Posten in Petersburg zurücktreten werde. * Das serbische Ministerium hat ein« teilweise Neu. blldung erfahren. * Bei Stretkunruhen in Dublin wurden bisher 500 Personen, darunter 100 Schutzleute Verivundet. * Amerikanische Staatsbürger verlassen in grö ßerer Zahl Mexiko. Mutmaßliche Witterung im S. September: Keine AZitterungsiinderung. -WL Ruslänäerarbeil in Deutschlanä. Die wirtschaftliche Expansivpolitti Deutschland» bespricht Re-nü leContein einem Aufsatze der Questions diploma- tiques, indem er behauptet, daß Deutschland trotz seiner Frankreich weit übertreffenden Bovölkerungszunahme nicht imstande ist, Menschenkräfte genug für seine Industrie und seine Landwirtschaft aufzubringen, und zum Beweise dafür die ständige Zunahme der ausländischen Arbeiten in Deutsch, land anführt. Le Tonte bringt dafür interessante» Zahlen material bei. Gr weist darauf hin, daß die AuswaMerung aus Deutschland enorm zurückgegangen ist; sie betrug im Fahre 1881: 220 000, im Jahre 1911: 22 000, ist also in so Jahren um SO Prozent zurückgegangen, während die Be völkerung sich in derselben Zeit um SS Prozent vermehrt hat. Dagegen nimmt die Einwanderung nach Deutschland stündig M, Mer die seit 1900 statistische Erhebungen gemacht wer den. Die Zahl der Ausländer betrug damals 778 700 und Dienstag, 2. Sepiember ISIS. S. Jahrgang. ist im Jahre 1910 auf 1 125 900 gestiegen, also von 1 — 38 Prozent dec Gesamtbevölkerung aus 1,SS Prozent. Sehr bemerkenswert ist, daß die Zahl der Frauen in steigendem Maße zugenommen hat ein Anzeichen dafür, daß die Ein wanderer mit ihren Familien in Deutschland zu bleiben gedenken. Die Einwanderer kommen zum größten Teile aus Oesterreich-Ungarn (1900 : 371 999; 1910 : 035 000), darauf folgt Holland (1910: 144 200), Rußland (1910: 187 700 und Italien (1910:104 200). Nur die Ziffern der Franzosen und Dänen zeigen eine Neigung zur Abnahme, all« anderen steigen ständig. Prozentual ausgedrückt, sind 53 Prozent b r Gcsamtzabl Angehörige der Donaumonarchie, 11,4 Pro- z nt Holländer, 10,9 Prozent Russen, 8,2 Prozent Italiener, 5,4 Prozent Schweizer, 2 Prozent Dänen und nur 1,5 Pro zent Franzosen. Die Oesterretcher findet man zumeist in Schlesien, im Königreich und tn der Mrootnz Sachsen, in Thüringen, in Bayern und im Ruhrgebiet, die Holländer im Rheintal, die Russen besonders in Brandenburg, Schlesien und Westfalen, die Engländer und Amerikaner säst nur in den großen Städten wie Berlin, Dresden, Hamburg und München. Zu bemerken ist Lei allen diesen Ziffern, daß sie den Statu» am 1. DezemLer feststellen, einem Zeitpunkt also, an dem die landwirtschaftlichen Saisonarbeiter Nicht in Deutschland weilen. Ein« deutsche Statistik Mer dies« Sach- sengänger existiert nicht, jedoch werden in Italien und Ruß land Erhebungen ang «stellt. Di« russischen Arbeiter wer. den in «Her Linie in landwirtschaftlichen Betrieben ge- braucht; sie kommen au» Polen, Lithauen, Weißnitzland, Wolhynien und Podolien. Die Ziffer der so nach Deutsch land kommenden russischen Saisonarbeiter betrug im Jahr« 1911' 789 969, von denen 786 697 nach Rußland zurückkehr- ten. Die Zahl der Saisonarbeiter au» Oesterreich-Ungarn wird auf 300 000 geschätzt, die der Italiener auf mehr als 100 000 Einen Überblick Über die Verteilung der Arbeiten aus die einzelnen Berufe liefert die Berufszählung vom 12. Juni 1907. Damals waren von den 19 572 571 Personen, die eine besoldete Stellung innehatten, 799 763, davon 219 539 Frauen, im Ausland geboren, also S,1 Prozent. Es ergab sich, daß 16 Prozent der Landarbeiter, 18,8 Prozent der Maurer und Handlanger, 11,9 Prozent der Erdarbeiter und SteinLruchsarbeiter und 10,1 Prozent der Bergleute im Aus land geboren waren. Le Tonte kommt zu dem Schluß, daß Deutschland an seiner Auslanderfrage leichter zu tragen hat als Frankreich, weil die Ausländer in Deutschland nicht im Verhältnis weniger zahlreich sind und die Deutschen es verstauen haben, die Ausländer in niedrigen Stellungen zu hallen und ihnen nicht leitende Posten zu übertragen. Der Staat bemüht sich auch noch besonder», die nationale Arbeit zu schützen, indem er den Zustrom der Fremden zu hindern versucht, die Ausländer scharf überwachen läßt und von sei nem Ausweisungsecht den rücksichtslosesten Gebrauch macht. Daher kommt es, daß die Kriminalität der Ausländer schr gering ist und daß die Einwanderung bei weitem nicht eine so große Gefahr Mr die nationale Arbeit bildet wie in Frankreich. Le Tonte schließt seinen Aufsatz mit den aner kennenden Worten: Wir müssen in dieser Hinsicht, wie in so vielen anderen Dingen, noch viel von unseren Nachbarn jenseits des Rheins lernen! Politische Tagesschau. * - ,. 2 S pt mb> r * Zunehmend« Arbeitslosigkeit im KaufmanusberUf. Ein Gradmesser Mr die Konjunktur in Handel und Gewerbe ist auch dir Zahl der Stellungslosen, die sich um neue Ar beitsgelegenheiten bemühen. Nach dem Reichsarbeitsblatt sind die Bewerbungen bei den an das Kaiserlich Statistische Amt berichtenden Verbänden im zweiten Vierteljahr auf 41 451 gegen 82 820 im Vorjahre gestiegen. Die Zahl der o'fenen Stellen hat sich dagegen von 20 149 auf 18 960 ver mindert; allerdings sind die Besetzungen von 6195 auf 6777 gestiegen. Von 100 Bewerbern waren 93 in ungekündigter, 88 in gekündigter Stellung und 84 stellenlos. Die entfpr«. chenden Zahlen Mr das Vorjahr sind 40, 29 und 81. Befon- .der» die unverhältnismäßig große Zahl der noch in unge- kündigte: Stellung sich befindenden Angestellten beweist, daß die Konjunktur ihren tiefsten Stand noch nicht erreicht hat, daß viel« Angestellt« den Boden unter sich schwanken fühlen und da» Schiff verlassen wollen, eh« es linkt. * Grober Unfug im Kampf gegen diu Fremdenlegion. Wir berichteten vor kurzem von der öffentlichen Volksver sammlung, die in Köln ehemalige Fremdenlegionäre abhiol. ten. Nachrichten, die au» dem Rheinland dem Wehrverein zugegangen sind, wissen davon zu erzählen, daß im Industrie, bezirk ii Versammlungen gegen die Fremdenlegion ehe- malige Fremdenlegtonär« in Uniform aufgetreten sind und in ihrer Uniform exerziert haben! In Mülheim an der Rühr hat nach den Berichten dortiger Blätter eine Versammlung stattgefvnden, in der ehemalige Fremdenlegionäre in Uni form militärische Hebungen auSMHrten und sogar den Ueber- fall eines Legionärpostens durch Amber mit-Büchsengeknall, mörderischem Schreien und allem sonst noch nötigen Zubehör aufführten. G» ist klar, daß derartige Schauspiele die Phan- taste unreifer Jünglinge Mr noch mehr aufreizen uiid der von der deutschen Oesfentlichkeit mit größtem Ernst gegen die Fremdenlegion geführten Bewegung dirÄt entgegen arbeiten. Mit aller Entschiedenheit muß daher ein derarti ges Gebaren ehemaliger Fremdenlegionäre Protest erhoben werden. Sir liefern den Franzosen die besten Waffen ge gen unsere Bestrebungen in die Hand; denn diese zu ver höhnen und lächerlich zu machen, kann ihnen durch nichts in höherem Maße erleichtert werden. Deutsche Pieger. Die deutsche Luftschiffahrt hatte in den letzten Tagen eine Reihe glänzender Erfolge zu verzeichnen. Erst vor wenigen Tagen Hat v. Steofffler in einem Tage die 1200 ug igiiiig. rtailloa, rümpfe, -stöcke, edr. ctl, ßenbsl. l Ung! und die Aue. -sti IM Untergangspunkt der Sonne genau im Ost- bezw. Westpunkte. Von den größeren Planeten bewegt sich Merkur Zu Anfang de» Monats geht di« Sonne Mr den Meridian Sternbild de» Löwen in das der Jungfrau, komm: beträgt Mr den 50. Breitengrad noch etwa 48sH Grad, gegen Monatsende bereit» nur noch 37sch Grad Mer dem Horizonte. Am Tage der Tag. und Nachtgletche selbst liegen Auf- und Der Himmel im Sepiember Von Otto AeMltch- ^60 aße 8. von Berlin und «in«r geographischen Breite von 50 Grad s-üh 5 Uhr 14 Min. auf und 6 Uhr 45 Min. unter, gegen Ende des Monats 5 Uhr 58 Min. auf und 5 Uhr 42 Min. unter. Dir Tageslänge Nimmt daher von 18sH Stunden bi» auf etwa 11A Stunden ab. Die Dauer der bürgerlichen Dämmerung nimmt auch noch weiter ab und beträgt etwa 39 Minuten Am 80. September tritt ein« partielle Sonnen, stnsternis «in, di« aber bet uns nicht sichtbar ist. Der Be- ginn der Finsternis ist um 8 Uhr 56 Min. morgen», da» Ende um 7 Uhr 85 Mn. Zu beobachten ist sie im östlichen Südafrika, auf Madagaskar, tm südlichen Teile des indischen Ozean» und tn der Südpockavgegend. Ebenso bleibt Vie am 15. September «intretende total« Mondfinsternis tn Mittel, europa unsichtbar. Ihr Beginn ist um 11 UHr 58 Min., die Mitte der Totalität um 1 Uhr 48 Min. und da» Ende um 8 UHr 44 Min. nachmittags. Sichtbar ist die Finsternis im größten Teil« von Nord, und Zentralamerika, im Stillen Ozean, in Australien, in Wen mit Ausnahme von Klein- asten Und im Indischen Ozean. Die Mondphasen treten ein: am 7. um 2 Uhr 6 Mn. nachmittag» «rste» Viertel, am 15. 1 Uhr 46 Min. mittag» Vollmond, am 28. 1 Uhr SO Min. mittag» letztes viertel und am 80. 5 Uhr 57 Mn. morgen, Neumond. Zn Erdnähe ist der Mond am 1. und 29., tu Erd- fern« am 15. Sein scheinbarer Durchmesser erreicht alsdann im Winkelmaße au »gedrückt die G«ße von 88' 25", 88' 25" bqw. 29' 25". Den höchsten Stand mit 28U, Grad Wer dem Aequator erreicht er am 28., seine« tiefsten Stand mit fast ebensoviel Grad unter dem Gleicher am 8. In Konjunktion mit ihm kommen am S. 10 Uhr vorn». Jupiter, am 22. 5 Uhr nachm Saturn, am 28. um 9 Uhr nachm. Ma-» und am 27. um 10 UHr nachm. Venu». Von helleren Sternen wer Nach astronomischer Zählung gehört -war noch der größte Teil des Monats September zum Sommer, doch sowohl die Kürze der Tage, al» auch vor allem die Natur selbst, erhält bereits Herbstliche» Aussehen. Daher zählt auch der Meteoro- löge den September al» ersten Herbstmonat. Der astronomi- schien Zählung der Jahreszeiten ist der Lauf der Sonn« zu- gründe gelegt. Hat unser Tagesg^stirn skinen höchsten Punkt Mer dem Aequator erreicht, so ist Sommersanfang, kommt es dann auf seiner nunmehr nach Süden wieder gerichteten Bahn zum Aequator zurück, alsdann spricht der Astronom vom Herbstanfang. Dieser Moment tritt dieses Jahr am 28. Sqrtember nachmittags 4 Uhr 58 Mn. ein. Im Kalender findet man alsdann die Bemerkung: die Sonn« tritt in da» Zeichen der Wage. Ein Sternbild, da» dem Tierkret» oder Zodiakus ang«hört. Wann diese Einteilung eingerichtet wurde, ist unbekannt, wahrscheinlich aber ist sie babylonischen Ursprunges, und ihr Altor dürft« bereit» reichlich 6000 Jahr« fein. Man hat auch versucht, den etnzelnen SternVNdern «in« symbolische Bedeutung beizulegen, so sagt man von der Wag«, daß sich in ihr Tag und Nacht die Wage halten, al» eben der Tag und die Nacht in dieser Zeit lssich lang bleiben. Nun entsprechen aber infolge der P i Vie Tierkret». bilder nicht immer denselben Jahreszeiten. So kommt die Sonne erst im Oktober In da» Sternbild der Wag«, tm Sep tember wandert sie -um größten Teil noch in dem des Löwen, um «st gegen Ende de» Monat» in da« der Jungfrau zu gelangen. Am 28. ist also Tag und Nacht gleich lang, und von dt- som Termine an nimmt die Länge der Nacht immer meh* zu, wa» ja für die Beobachtung de» Sternenhimmel» günstig ist. Die mittägliche Höhe der Sonne zu Anfang de» Monat» den seitens des Monde» tm September verdeckt am 14. Alpha Aquariit, am 20. 17 Dauri, 19 Lauri und 20 Lauri, drei Sterne, deren Größe -wischen 4 und 4V, Größe liegt. : au» dem , kommt am 16. in die obere Konjunktion mit der Sonne und kann daher nicht beobachtet werden. — Venus wandert au» dem Krebs in den Löwen, erscheint anfangs gegen 2 Uhr am Morgen himmel, gegen Ende des Monats erst gegen 3 Uhr und ist tn der Morgendämmerung als Morgenstern noch sichtbar. Sie ist am 25. in Konjunktion mit Regulus, dem hellsten Stern im Löwen — Mar» rückt au» dem Stier iin die Zwillinge und geht zu Beginn de» Monat» bald nach 10H Uhr, am Ende kurz vor 10 Uhr abend» auf und ist die ganze Nacht hindurch dann sichtbar. — Jupiter im Schützen bleibt bi» kurz vor Mitternacht, später nur noch Li» 10 Uhr abends über dem Horizonte. — Saturn tm Stier ist gegen 10V, Uhr, gegen Ende von 9 Uhr abend» an zu beobachten. Mit der Kürze der Tag« wird auch wieder die Beobachtung de» Fix- sternhimmelr immer günstiger. Treten wir also gegen Mitte de» Monat» gegen 10 UHr abend« in» Freie und richten un sere Blicke nach dem Zenit, dem Scheiteftmnkk de» Himmel«, so finden wir west'ich von ihm da» große Kreuz de» Schwa- ms, mit Daneb, dem hellsten Sterne dieses Bildes, als Kops, stern. Von ihm au» nach Norden kommt man durch eine sternenärmere «irgend über da» Sternbild de» «Kepheu» zu dem kleinen Wagen mit dem Polarstern. Kepheu» selbst be. steht au» fünf meist schwächeren Sternen. In seiner Näh« nach Osten zu liegt die an Ansehen einem IV ähnliche Kais- sio^ja. Südlich davon befindet sich Andromeda und in ihr einer der schönsten Nebel de» nördlichen Himmel. Oastlich — zwischen Andromeda und Kasstopeja — trifft man den Perseus »um größten Leil« noch in der Milchstraße tlegend. In ihm befindet sich Algol, einer der sogenannten veränder lichen Sterne, da seine HelliOett größeren aber -egelirLßften Schwankungen unterworfen ist. Wandert man am Sternen«