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für MiÄ-mff, Lhsrgsd, Kvffcn, SLebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Vierteljährlicher Pränumerationspreis 10 Ngr. — Jnserüonsgebühren für den Raum einer gespaltenen Corpuszeile 8 Pf.— Annahme von Inseraten bis Montag resp. Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. .-V- 27. Dienstag, den 22. War 1868. T a g e s g e s ch i ch t e. Wilsdruff. Am 20. d. M. Abends ^9 Uhr kam im Stroh dach des Wohnhauses Friedrich Wilhelm Hauptmann's in Neu kirchen auf bis jetzt uncrmittelte W ise Feuer ans und legte das Haus und das Wirthschaftsgebände in Asche. Hauptmann sowohl als dessen Hausmann haben ihr Mobiliar versichert, daher nicht zu großen Verlust zu erleiden. Die „M. Bl." schreiben: Die seit Anfang Mai eingctretene warme Witterung hat den Weinstock in unserer Pflege sehr begünstigt und in den meisten Bergen und Weingärten ist der Traubenanhaug ein überaus reichlicher. Nur mochte bald ein anhaltender Regen die Fluren erquicken, damit die jetzt allgemein so guten Anssichtcu auf eine, auch den ziemlich leeren Kellern wahrhaft noihlhueude, reichliche Ernte nicht getrübt werden. In der Nacht vom 19. zum 20. d. M. sind in Schönnewitz bei Krögis wiederum 4 Gehöfte ein Raub der Flammen geworden. Aus dem Markte in Dresden giebt es bereits reife Kirschen zum Verkauf und werden gute Preise erzielt, indem das Schock mit 2'/r Ngr. bezahlt wird. Vorige Woche hat in Dresden eine gemischte Abtheilung Pion- nicre und Artillerie mit der Aushebung der Pallisaden an der Feld- schlößchcn-Schanze begonnen. Dasselbe wird später bei den andern Schanzen geschehen. Das Zeichen des Friedens, das hiermit gegeben wird, wird wohl der Baulust neue Nahrung geben. Der Aufwärter B. in Dresden, der mit seiner Mutter in Un frieden lebte, lauerte in Gemeinschaft seiner Frau am 19. d. Abends beim Nachhausegchen in der kleinen Frohngasse seine Mittler auf und schlug ,sie mit einem Stock dermaßen über den Kopf und Gesicht, daß sie auf den ersten Schlag blutend und besinnungslos zusanunensank. Trotzdem ließ der Wütherich nicht ab, seine Mutter noch weiter zu mißhandeln; er schlug sammt seiner Frau, welche ebenfalls einen Stock führte, auf das arme Weib los, und dann ergriffen Beide die Flucht. Bald darauf erfolgte die Verhaftung des Frevlers. In Eibenstock brannten am 17. Mai drei Häuser nieder. Tags darauf brannte dortselbst eine Scheune mit mehrfachen Stroh- und Heuvorräthen nieder. Für die Pfingstfeiertagc veranstaltet die Magdeburg-Leipziger Bahn auch in diesem Jahre eine Extrafahrt nach Hamburg, die in Leipzig am heiligen Abend früh abgeht, die Rückfahrt bis zum 7. Juni gestattet und für hin und zurück in 2. Classe 8 Thlr., in 3. Elasse 5 Thlr. 3^ Ngr. kostet. In Hamburg schließt sich eine Dampfschifffahrt nach Helgoland an. Nachstehend verzeichnetes Papiergeld wird mit Ende dieses Mo nats ungiltig: 1. die fürstlich schwarzburg-sondershausenschm Ein thalerscheine vom Jahre 1859, und 2. die Einthalerscheine des Für- stcnthum Reuß ä. L., Emission vom 15. Mai 1858. Meiningen, 13. Mai. Die „Lcipz. Z." berichtet: Heute Nacht brach hier in der Nähe des Resideuzschlosses Feuer ans; drei Ge bäude brannten nieder. Daß das Feuer nicht eine noch größere Aus dehnung nahm, solches verhinderte die rasche und encrgljche Bechülse der hiesigen preußischen Garnison. Leider wurde dabei der königliche Lieutenant Frhr. von Seydlitz, welcher unermüdlich zu retten ver suchte, von einem einbrechenden Schlot so erheblich beschädigt, daß er einige Minn en später starb. Ein anscheinend durch Unvorsichtigkeit entstandener Waldbrand in der Görlitzer Haide hat zwischen Nieder-Bielau und Freiwaldau eine Waldfläche von clwa tiOOO Morgen meist junges Holz zerstört. Der grösste Theil des Schadens trifft die Eonnnun Görlitz. Am Sonnabend, den 23. Mai ist das erste deutsche Zollpar lament geschlossen worden. Den neuen VereinszoUlarif hat dav Parlament angenommen, die Petrvleumssteuer abgelehnt, die Ta bakssteuer um die Hälfte ermäßigt. Saure Wochen, frohe Feste: die Herren machen vor ihrer Heimkehr eine freie Fahrt nach Kiel, um die deutsche Flotte zu sehen." Im Börsengebäude fand am 21. Mai ein Festessen zu Ehren der süddeutschen Zollparlamenter statt. Graf Bismarck brachte einen Trinksprnch aus die süddeutschen Brüder, denen ein fröhliches Wiedersehen zu erneuter gemeinsamer Thätigkeit zuzurufen sei. Das Großherzogthum Baden nähert sich immermehr dem nord deutschen Bunde. Aus gut unterrichteter Quelle erführt der „Bad. Beob." daß Verhandlungen wegen Uebergabe des badischen Postwe sens an die norddeutsche Bundesregierung im Gange seien. Wien. In der Nähe von Krems hat ein furchtbarer Wolken bruch Verheerungen angerichtet; derselbe traf besonders den Spitzer Graben (Spitz liegt an der Donau, zwischen Mölk und Krems); es gingen 20 Menschenleben verloren. Die Gewalt der Wasserströmung war so groß, daß Steine im Gewichte von mehr als 100 Centner wie Spielbälle stundenweit fortgetragen und Felsen wie durch PulveL zersprengt wurden. In einem Gasthofe in Sitz brachen die Wogen im ersten Stockwerke ins Gastzimmer hinein und noch in der Donau rissen sie die mehrfach am Ufer befestigten Schiffe mit sich. Der Schaden beträgt weit über 100,000 Fl. und das Unglück ist um so größer, als es sich innerhalb 10 bis 12 Jahren das dritte, bezüglich vierte Mal wiederholt und die Betroffenen auch durch die vorausge gangenen Mißjahre sehr gelitten haben. In Pesth hat sich der 70jährige Henker Matthias Straßer selbst erhängt. Vor fast 20 Jahren hatte er in Arad den blutigen Spruch der siegreichen Reaction an den gefangenen Feldherrn des ungarischen Revolutconsheeres vollzogen, seit einem Jahre aber sah er oie überlebenden Frennde und Genossen der Gehängten in tun höchsten Aemtern und Würden. Da verzweifelte er an der Gerechtig keit seines schrecklichen Handwerks. Die norwegische Stadt Frederikstad ist am 5. d. M. durch eine heftige Feuersbrunst fast vollständig eingeäschert worden. Aus Madrid lvird geschrieben: Zur Abwechselung von den gewohnten Militär-Revolutionen hatte Madrid dieser Tage eine Frauen-Empörung. Die 4000 Arbeiterinnen der Tabak-Fabrik, welche der Herr Director hier und da auszuzahlen vergaß, drangen indessen Wohnung ein und versuchten ihn unschädlich zu machen. Der Di rector entging seinem Schicksale nur, indem er vom Balcon des ersten Stockes herabsprang. Die Civil-Garde mußte die Fabrik, wo die Furien sich verschanzt hatten, mit Sturm nehmen, und erst am nächsten Tage gelang es dem reichlichen Almosen, welches die Kö nigin vertheilen ließ, die Cigarren - Amazonen zum Niederlegen der Waffen zu bewegen. Eugeni e. (Fortsetzung.) Als der Fremde verschwinden wollte, war ihm Hartmann zu- vorgekommen, hielt ihn an dem Arm uud bat, ihm zu folgen. ' „Wer sind Sie, mein Herr?" fragw etwas mürrisch der Fremde. „Mein Name ist Harlmaun. Ich habe soeben Ihr Gespräch da vor« belauscht und wünschte einige Worte mit Ihnen zu sprechen." „Ich stehe gern zu Diensten." „Ihr Portrait habe ich im Album meiner Frau gefunden —" „Mein Portrait?" „Allerdings. Sie müssen sich also kennen, nahe kennen, sonst würden Sie Sich weniger um ihren Leumund kümmern, nicht wo möglich das Leben für sie einsetzen. Dürfte ich um Ihren Namen bitten?"