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Erscheint wöchentlich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnadend (Vormittag). Abonnement-preiS beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. prse»uw«ranäo. Ästiger Inserate werden bis spätesten» Mittag» des vorhergehenden TageS deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ fSr den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. LAA. Dienstag, den 15. November L88I. 6. Jahra. Bekanntmachung Der zweite diesjährige Jahrmarkt wird Freilag, den 25. November abgehalten. Zwönitz, am II. November 1881. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Tagesbericht. — Zwönitz, 14. Novbr. Gestern Abend in der 7. Stunde brach auf Rittergut Niederzwönitz Feuer aus. Durch das energische Eingreifen der Feuerwehren wurden 2 resp. 3 Schuppengebäude, darunter der Schafstall befindlich, gerettet, im andern Falle sämmt- liche Gebäude niederbrannten. Das Feuer ist neben dem Brauge bäude ausgekommen. Die Entstehungsursache ist nicht bekannt. — Bei der am 10. d. stattgefundenen Stichwahl im 5. sächs. Wahlkreis, Dresden-Altstadt, erhielten Oberbürgermeister vr. Stübel 14,143 Stimmen, Drechslermeister Bebel 10,856 Stimmen. — Ein Hauptgewinn von 150,000 Mk. der jetzigen sächsischen Landeslotterie ist in die Collection des Herrn Kaufmann Donner in Zaunhaus bei Altenberg gefallen, der alle 10 Zehntelloose hatte, welche von armen Familien in Rehefeld, Hermsdorf und Altenberg gespielt wurden. — In Chemnitz eröffnet die um den sächs. Flachsbau sehr verdienstvolle Firma Oehme u. Sohn einen Flachsbearbeitunqs-Cursus. — In der Oberlößnitz hat sich kürzlich ein dem Trünke er gebener Maurer ganz nach chinesischer Art durch Aufschlitzen des Leides getödtet. — Zahlreiche Mitglieder des in Liquidation befindlichen Credit vereins zu Wechselburg halten sich am 6. d. M. im Gasthofe zur grünen Tanne in Geithain versammelt, um darüber zu berathen, wie es bei der solidarischen Haftverbindlichkeit am leichtesten gelingen möge, den zu deckenden Betrag von 126,000 Mark aufzubringen. Man beschloß einen Hastschutzverein zu gründen; für denselben sind bereits 40—50,000 Mark gezeichnet worden und darf wohl nicht an dem Zustandekommen desselben gezweifelt werden, weil er namentlich für die minderbemittelten Interessenten von großem Vortheil sein dürfte. — In Lausigk ist eine unerhörte Thierquälerei begangen, leider Gottes aber der Thäter noch nicht entdeckt worden. Dem einer dortigen Einwohnerin gehörigen Hunde ist an beiden Seiten des Bauches das Fell zerschnitten und über den Rücken vollständig abgezogen worden. Das Thier kam noch lebend nach Hause, wurde aber, um es von seinen Qualen zu erlösen, getödtet. — In Zittau hat sich am 7. d. M. die Frau eines Photo graphen mittelst Cyankaly vergiftet. Das Motiv zu dieser traurigen That glaubt man aus einem ehelichen Zwiste herleiten zu sollen. Deutschland. Die Frage, wie sich Fürst Bismarck den Wahlen gegenüber, welche die Gegner seiner inneren Politik im Reichstage nur verstärkt haben, verhalten werde, ist von der Berliner „Post" bekanntlich dahin beantwortet worden, daß der Reichskanzler beab sichtige, seine Entlassung zu nehmen, wenigstens geht diese Absicht in- dipect aus den Mittheilungn des genannten Blattes hervor. Fürst Bismarck soll es müde sein, das Stichblatt für alle Bosheit, Nieder trächtigkeit, Verleumdung und neidische Verdächtigung zu sein, welche eine Bevölkerung von 45 Millionen ablagerte. Es ist allerdings keine leichte Aufgabe, zu einer Zeit, in welcher dir Reichsregierung auf keiner Seite im Parlamente eine Majorität zu ihrer Unterstützung hat, an der Spitze der Geschäfte zu stehen. Indessen, trotz der ver schiedenen Schwierigkeiten der inneren Lage, können wir es nicht glauben, daß Fürst Bismarck ernstlich beabsichtigen sollte, zurückzu treten, er hat ja viel größere Schwierigkeiten siegreich überwunden und das wird ihm ohne Zweifel auch jetzt gelingen. Daß ein Rück tritt des Fürsten Bismarck für das junge deutsche Reich die denkbar trübsten Aussichten auf eine Zukunft voll unglaublicher Verwirrung und Zerfahrenheit eröffnen würde, dies muß jedem Vaterlandsfreunde klar sein, und wir hoffen darum, daß die anscheinend wieder herauf ziehende „Kanzler-Crisis" glücklich beschworen werde. Italien. Das italienische Königspaar und die Minister sind von Wien in die Heimath zurückgekehrt und allgemein herrscht in Italien der Eindruck vor, daß der Besuch der Kaiserstadt ganz be friedigend verlaufen ist und so gute Resultate gebracht hat, wie sie nur immer erwartet werden konnten. Es ist gewiß, daß keine Allianz geschlossen, überhaupt keinerlei schriftliche Abmachung vereinbart worden ist; aber nicht minder gewiß ist, daß die italienische Politik sich vollständig dem Friedensprogramme der deutsch-österreichischen Allianz angeschlossen hat, und daß somit ein vollständiges Änver- nehmen zwischen Deutschland, Oesterreich und Italien hergestellt ist. Das ist eine Wendung, mit der sich außer der ganz geringfügigen und wenig bedeutenden republikanischen Fraktion alle Parteien im Lande höchlich zufrieden geben. Rußland. In Rußland sind wieder einmal Gerüchte von be vorstehenden Ministerveränderungen in Umlauf. Der bisherige Leiter der auswärtigen Angelegenheiten Rußlands, StaatSrath von Giers, soll gesonnen sein, zurückzutreten und nennt man den bisherige» Minister des Innern, Grafen Jgnatieff, als seinen Nachfolger; als künftiger Minister des Innern wird Graf Peter Schuwaloff be zeichnet. Indessen sind diese Gerüchte mit großer Vorsicht aufzu nehmen, da namentlich ein Ministerium des Aeußern unter Jgnatieff von den europäischen Mächten mit Mißtrauen ausgenommen werde» würde. — Der Polizei ist es in den letzten Tagen gelungen, einen außerordentlich wichtigen Fang zu machen. Auf indirektem Wege hatte sie erfahren, daß sich zur Zeit einer der Hauptagenten der nihilistischen Partei, welcher sich Alexandrowitsch nennt, vielleicht auch wirklich so heißt, in Petersburg aushalte und daß derselbe im Besitz einer großen, zu Parteizwecken bestimmten Summe Geldes sei. Nach dem, wie man sagt, mehrere jenen Namen führende Persönlichkeiten irrthümlich festgenommen worden, gelang es endlich, des richtigen Alexandrowitsch auf dem Newski-Prospect in den belebtesten Tages stunden habhaft zu werden. Der Genannte hatte, um jeder Ver folgung zu entgehen, die Officiers - Jnterimsuniform angelegt. In seiner Wohnung fand man Dynamit in beträchtlicher Menge und, wie man von sonst zuverlässiger Seite bestimmt versichert, die Summe von 800,000 Rubel in russischen Staatspapieren. Durch diese Arre- tirung soll man außer anderen Ermittelungen auch in Erfahrung ge bracht haben, daß die Moskau-Petersburger Bahn an einer Stelle, die bisher jedoch nicht bekannt, unternnnirt ist. Türkei. Konstantinopel, 10. November. Die Pforte hat einen Vertrag wegen Lieferung von 100 gegen Torpedos bestimmter Mitralleusen und ferner von 50 Feind- und Festungs-Mitraillensen nach dem schwedischen Systeme Rordenfeldt abgeschloffen. Zwischen zwei Heyen. Roman von F. Klinck. (Fortsetzung.) Es war ein wunderbar schöner, nordischer Wintertag, als vor dem PalaiS der Fürstin Perowökj eine glänzende Reihe Equipagen hielt, um die Hochzeitsgesellschaft nach der Isaak-Kathedrale zu bringen, wo die Trauung stattfinden sollte.