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/luer Tageblatt !t« 23. Jahrgang Iti »ge. ue a» am »le - V -- V Angelegenheiten und die Zwietracht Europas hinetn- zichen werd«; und 4. weil das Abkommen di« Völker in ein falsches SicherheitSgefsthl wiegen und sie veranlas sen werde, zu glauben, daß tatsächlich ein Schritt zur Herbeiführung dauernden Friedens getan sei, was ein schwerer Irrtum fei. Einer Neuhorker Meldung des „Daily Telegraph" zufolge erscheint die Annahme begründet, daß sich im amerikanischen Senat ein Heftiger Kampf für und wi der den Pakt abspielen wird. Das Stimmenverhältnis im Senat läßt den Ausgang dieses Kampfes zweifelhaft erscheinen: die Republikaner haben dort nur eine ganz kleine Mehrheit. Gerade unter den Republika nern gibt es nicht wenige „Diehards", die in Fragen der internationalen Politik, insbesondere von Vertrü gen Amerikas mit anderen Staaten, eine intransigent ablehnende Haltung etnnehmen. Datz die Demokraten geschlossen gegen den Pakt stimmen und agitieren werden, ist schon deshalb sicher, weil die Annahme bzw. die Verwirklichung des Kelloggschen Planes einen erheblichen Erfolg der republikanischen Regierung darstellen und somit in dem jetzt beginnenden.Präsidentschafts-Wahlkampfe die Aus sichten des republikanischen Kandidaten in kaum ab zusehendem Grade fördern würde. Kein urteilsfähiger Mensch Hat auch! nur einen Augenblick daran gezweifelt, daß die von Cooltdge und Kellogg so warm bekundete Friedensliebe lediglich parteitaktischen Zwecken dienen soll und zwar gerade im Hinblick auf die bevorstehen den Wahlen. Di« Demokraten und unabhängigen Re publikaner werden dies denjenigen, die eS noch nicht begriffen Haben sollten, Hinlänglich klar machen. eigene berufsständische Selbständigkeit in dem großen Kreis wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Aufga- ben für die Volksgemeinschaft erhalten, dann könne e» auf die Mitarbeit seiner Gesellenschaft nicht verzichten. Zu einer sittlich geordneten Berufsstandsgemeinschaft gehöre eben auch die Regelung des gegenseitigen Der- ständnisseS zwischen Meister und Geselle und die Re gelung der gewerblichen Ausbildung im Woge einer von der Gemeinsamkeit der Interessen durchdrungenen berufSständischen .Gemeinschaftsarbeit. d. J. wird, wie gemeldet, der Anti- m^t des amerikanischen Staatssekretärs Kellogg dm den Regierungen der Mächte, die sich ihm anschließen wollen, unterzeichnet werden. Aber ehe der Kellog-Pcckt in Kraft treten kann, bedarf er erst der Sanktionierung durch die Parlament« dieser Mächte, und da kann sich die groteske Situation ergeben, daß der Pakt gerade in seinem Ursprungslande, in den Ver- einigten Staaten von Amerika, an dem Widerstande de« Parlaments - .hier des Oberhauses, des Senats scheitert, ohne dessen Zustimmung die Regierung der Bereinigten Staaten keinen Vertrag mit anderen Län dern abschlteßen kann. Man erinnert sich aber, wie der Vertrag von Ver sailles vom amerikanischen Senat in beinahe demonstra tio unfreundlicher Form abgelehnt wurde. Auch jetzt sind Anzeichen eines Widerstandes im Washingtoner Oberhause sichtbar geworden. Der gegen den Pakt laut gewordenen Opposition hat jüngst der „Neuhork Herald", der sonst die Politik Coolidge« und Kelloggs unterstützt, in scharfen Wen dungen Ausdruck gegeben Da» Blatt hat den Senat ganz ««verhüllt aufgef^rdert, den Pakt ab zu lehn en. Da» von Kellogg den Mächten vorgeschlagene Abkom men ist, wie der Gerald" erklärt, ein Ausfluß „pazi fistischer Albernheit". Er sei zu verwerfen, weil 1. .Großbritannien den Pakt dazu gebrauchen werde, um eine weitere Herabsetzung der amerikani schen Seestrettkväfte zu erwirken; 2. weil der Text des Abkommens zu unbestimmt übgefaßt sei und daher verschiedene Auslegungen »«lasse; S. weil der Pakt ganz bestimmt Amerika in die Z D IIIZ Reiebstagspräsiäent Lobe zur HnjcklulZfrage. Graz, 24. Juli. Heute nachmittag wurde im GemetnderatSsitzungSsaal in Anwesenheit .zahlreicher österreichischer und reichsdeutscher Parlamentarier aller Parteischattierungen di« Gründungsversammlung .der Ortsgruppe Graz de» österreichisch-deutschen Volkskun de» «-gehalten. Bürgermeister Muchitsch -begrüßte die Gäste, insbesondere den Reichstagspräsidenten Löb« und gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß die im Zei chen de» deutschen SängevbundesfesteS stehende Orts gruppengründung für den Anschlußgedanken in der Bevölkerung der Stadt und des Landes den.entspre chenden Widerhall finden werde. Präsident Löbe. von der Versammlung mit großem Beifall empfangen, gab seiner "Freude Ausdruck, daß er bet der Orts gruppengründung de» Volkskunde» zugegen sein könne, den er seinerseits mit in» Leben-^gerufen habe. Wir strecken so fuhr er fort, unsere Hand nicht aus nach einem fremden Gut und fremden Volh, sondern wir appellieren an das Gesetz, .daß die Entente ins Leben gerufen Hat, dem deutschen Volk aber verweigert. Wir wollen un» mit niemand vereinigen, der nicht freiwil lig zu un» kommt. DaS deutsche Volk, da» so viel un günstige Bestimmungen der Vülkerbundssatzung ertra gen mutz, klammert sich an di« einzig« günstige Bestim mung dieser Satzungen, di« vorsieht, daß der Wille der Deutschen im Reich! und in Oesterreich nach Ver einigung vollzogen werden kann. Der Redner er innerte daran, daß Bundeskanzler Dr. Seipel dem An sinnen der Kleinen Entente, Oesterreich einem nicht deutschen WirtschaftSkörper anzugliedern, mit der Ant wort abgelchnt Habe, nicht» ohne Deutschland zu tun- Wir haben, so erklärte der RsichStagSpräsident, alS wir bei Dr. Seipel erschienen, ihm erklärt, daß auch! Deutsch land nicht» ohne Oesterreich tun werde. .Lassen Sie uns, schloß Lübe, in diesem Sinn« weiter an der großen Idee d«r nationalen Einigung arbeiten. E» wird der Tag kommen, an welchem in den deutschen Reichstag auch die Vertreter Oesterreichs einziehen werden. Die Versammlung nahm sodann die behördlich! genehmigten Statuten an und wählte die Ortsgruppenleitung. Vir erst» entschüSigungszahlung. sreuh orr, 2S. Juli. Der Verwalter de» beschlag, nahmten fremden Eigentum» in Washington hat mit der AluSstellung eine» Scheck» für die Arma Aaron Hirsch u. Sohn, Halberstadt-Gerltn, di« Sntschädi- gungSzahlung für beschlagnahmte» deutsch«» Eigentum aHMSSW«- Der ZentnunSparteitag im November. Berlin, 24. Juli. Nachdem der Partetvorstmid bei seiner letzten Zusammenkunft in Berlin sich für die Einberu fung eines ordentlichen Parteitages ausgesprochen hat, wird, wie die „Germania" hört, der Parteitag Anfang November stattfinden. Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben. Der Ort steht noch nicht endgültig fest, da Über ihn noch Ver handlungen geführt werdm- 49 0». Pariser blätter zum Wiener Zängerbunäeskest. Paris, 24. Juli. Die Press« bespricht auH heute wieder im Zusammenhang mit dem Wiener Sängerfest die Anschlußfrag«. Oeuvre" erklärt u. a.r Geräuschvolle Kundgebung«» wie diejenige in Wien können im Lbrigen Europa nur nationalistisch« und kriegerisch« Gegenkundgebungen Hervorrufen. Wir müs sen die deutschen Republikaner warnen. Wenn es sich darum Handelt, ein einigeres Europa zu schaffen, so sind wir mit ihnen. Wenn «8 sich aber darum Handelt, ein größeres Deutschland wiederhcrzustellen, so machen wir nicht mit. Gegenüber diesem.in den Nechtsblät- tern noch viel.schärfer betonten Standpunkte schreibt „Populaire", das offiziell« Organ der Sozialisti schen Partei: Unsere Nationalisten sollten die letzten sein, die sich über di« Anschlußkundgebungen ausregen- Wenn Nationalismus und Patriotismus die ersten Tu genden des französischen Bürgers sind, warum sollten diese Eigenschaften auf der anderen Seite der Grenze zu Lastern werden?s Aber es handelt sich garnicht um Nationalismus. Die Deutschen wünschen den An schluß fast einstimmig. Der Fall ist denkbar normal, denn der Vertrag ist doch wohl aus den 14 Punkten WilsonS aufgebaut, zu denen auch da» Selbstbestim mungsrecht der Völker gehört. .Allerdings haben die Urheber des Vertrages in Anwendung dieses Grund- — satzeS die Grenz« so gezogen, daß außer den Sieger- Grenze, an der Besitz und Arbeit zusammenstoßen, ein« staaten niemand damit zufrieden ist. Man Hatz «inen j Grenze, die der Arbeitswille noch immer überschreiten ganz unmöglichen Staat geschaffen, der nicht lebensfähig Die sozial« Bedeutung de» Handwerk» liege ist: Oesterreich. Die Berichtigung der Grenzen, so s^ner Rolle bei der Berufsausbildung de» fährt da» Blatt fort, ist ein Werk auf lang« sicht. ! verblichen Nachwuchs«». Soll das Handwerk seine Aber man darf sich nicht wundern, wenn di« Betei- " - — ltgten einstweilen friedlich ihre Wünsche bekunden. Wenn man dies« Kundgebungen nicht wollte, durfte man da» Selbstbestimmungsrecht der Völker nicht ver letzen. Naphael stellt stch un- wir- entlassen. Berlin, 24. Juli. Der auf dem Transport von Küstrin nach Lege! entwichene wegen, Beteiligung.an dem Fememord Gröschke zu acht Jahren Zuchthaus ver urteilte Oberleutnant a. D. Raphael meldete sich heute morgen in d«r Geschäftsstelle der Vaterländischen Gefangenenhilf« in Berlin. Er wurde alsbald in Be gleitung eine» Vorstandsmitgliedes nach .der Straf anstalt Tegel gebracht und dort dem Direktor vorge stellt. Da sich inzwischen au« den Mitteilungen der zuständigen Staatsanwaltschaft ergab, daß Raphel frei gelassen werden sollt«, erfolgt« durch di« Direktion der StroLLrrjM seins Isfortt«.- Entklstrnr- LZN Anzeiger für -as Erzgebirge Na... «... ... «... -2"- ',12 Donnerstag, äen 2ö. Juli 1S28 Zustandekommen des Kelloggpaktes bedroht Widerstünde in Amerika Die wirtschaftliche, kulturelle un- soziale De-eutung -es tzarr-rverks. Von der Gewerbekammer wird un» mitgeteilt r Aul her Tagung -es Rheinischen Handwerkerbunds am 22. Juli zu Euskirchen sprach! der Generalsekretär des Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertage». Dr. Mensch-Hannover, über di« wirtschaftliche, kul turelle und soziale Bedeutung de» Handwerks. Bezüg- lich der wirtschaftlichen Bedeutung deS Handwerke» stellte Redner zunächst fest, -aß sich Entgegen vertre tener Lehrmeinung die Handwerkswirtschaft vüm Be ginn des neuen Jahrhunderts ab.trotz Krieg», und Nachkriegszeit ständig aufwärts .entwickelt hat. Aller dings sei auch! das 'Handwerk in Anpassung an die wirtschaftliche Entwicklung zur Anwendung neuzeitlicher technischer und kaufmännischer Hilfsmittel übergegan gen. Infolge dieses Umstellungsprozesses habe sich auch dir früher gültig« Begriffsbestimmung des Handwerk» geändert. Immerhin geben zwei Momente auch Heut« noch dem Handwerk das charakteristische Gepräge, näm lich grundsätzliches Ueberwiegen der menschlichen über die mechanisch« Arbeitsleistung und allseitige Beherr schung des Arbeitsgebietes durch die im Betrieb be schäftigten Personen. Nach der neuesten Erhebung de» Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertages be tragen die gegenwärtig vorhandenen selbständigen Handwerksbetrieb« rund 1,3 Millionen. In diesen sind rund Zr/z Millionen Personen tätig. Da» Handwerk hat aber auch an der Gütererzeugung und an der Deckung des Gesamtbedarfs der deutschen Wirtschaft einen so umfangreichen Anteil, daß an seiner Erhal tung Staat und Gesellschaft in Hohem Matze interessiert sind. Hinsichtlich der kulturellen Bedeutung de» Hand- Werks habe das Goethewort: „Allem Leven, allem Tun, aller Kunst muß das Handwerk vorauSgehen" Geltung für alle Zetten. DaS Handwerk Hat eine wichtige un besonder« kulturell« Mission zu erfüllen. Ihr Kern läge in dem seelischen Verhältnis de» handwerksmäßig schaffenden Menschen zu seiner Arbeit, hinzu trete di« Schaffung von Qualitätsarbeit und die Erziehung.eine» gewerblichen Nachwuchses, der die hochwertige Leistung der deutschen Gütererzeugung fortsetzt und vermehrt. Es sei undenkbar, schöpferische Arbeit in zeitlicher Be grenzung unter staatliche Bevormundung zu stellen. Tie deutsche Sozialpolitik müsse daran denken, welch« kulturellen und nationalen Werte durch eine zu weit getrieben« mechanische Gesetzgebung vernichtet werden können. Dabei handele es sicht um die Aufrechterhal tung eines Handwerkerstandes, -er die Möglichkeit selbständigen individuellen Schaffens behält. Der Ar beit am "kulturellen Aufbau de» Handwerk» gelte auch die Schaffung de» Instituts für Handwerkswirtschaft. Dieses Institut soll die exakten wirtschaftswissenschaft lichen Nachweise über die Verhältnisse im Handwerk beibringen, die zur Durchsetzung seiner wirtschaftlichen Forderungen, vor allem in den Parlamenten, unbedingt nötig seien. Zur Erlangung genauer statistischer Unter lagen bedürfe «S allerdings der Mithilfe de» gesamten Handwerks. Unter Hinweis auf die Tatsache, daß einschließ lich der Frauen und Kinder mehr als der zehnte Teil ' des deutschen Volkes auf» engste mit der Handwerk»- wirtschaft verknüpft ist, bezeichnete Redner den Berufs stand auch für eine gesunde soziale Schichtung unsere» Volke» als unentbehrlich. Dazu komme di« Ausgleichs- stellung, die das Handwerk alS Vermittler zwischen Kapital und Arbeit einnehme. Im Handwerk sei di« Grenze, die der Arbeitswille noch immer Überschiretten könne. Die soziale Bedeutung de» Handwerks liege