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Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshavptmannfchaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger «ad Drucker: Arthur Zschunke In Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 31. Sonntag den 6. Februar 1S21. 80. Jahrgang. Amtlicher Teil. SeffentW AGrdermg. Auf Grund des Z 40 des Einkommensteuergesetzes vom 29. März 192S (RGBl, b. 359) ist vom Herrn Reichsminister der Finanzen zum Zwecke der Veranlagung der Einkommensteuer folgendes angeordnet worden: „Wer Personen gegen Gehalt, Lohn oder sonstiges Entgelt rm abgelaufenen Kalender jahre länger als 2 Monate beschäftigt hat, ist verpflichtet, dem Finanzamt Namen, Stellung und Wohnung sowie das von ihm herrührende Einkommen dieser Personen mitzuteilen. In dieser Mitteilung istzugleich anzugeben, für welchen Zeitraum das Einkommen bezogen wurde. Tie gleiche Verpflichtung besteht für die Vorstände juristischer Personen und von Vereinen aller Art sowie für die Vorstände aller Stellen, Behörden und Anstalten des öffentlichen Dienstes hinsichtlich des Berufs- oder Pensionsemkommens ihrer Beamten, Angestellten, Bediensteten sowie der Empfänger von Ruhegehältern, Witwen- und Waissv- peastonen oder Unterhalts!) iträgen. Die hiernach in Frage kommenden Arbeitgeber werden aufgefordert, diese Einkommens- nachweisungen dem für den Wohnort öder die Wohnung des Empfängers der Bezüge zuständigen Finanzamt spätestens bis zum 28. Februar 1921 zuzusenden. Die Erfüllung dieser Verpflichtung kann mit Geldstrafen bis zu 500 Mark erzwungen weiden (ß 202 der Reichsabgabenordnung). Zu den Einkommensnachweisungen sind Vordrucke zu verwenden, die von den Finanz ämtern und den Gemeindebehörden (in Dresden bei den einzelnen Steuerstellen der Stadl) an alle Arbeitgeber kostenfrei abgegeben werden. Zusendung kann nur erfolgen, wenn dem Antrag ein freigemachter, mit Aufschrift versehener Briefumschlag beigefügt ist. Die Aufstellung der Einkommensnachweisungen (Einzelnachweisungen) hat genau nach den Vordrucken zu erfolgen. Sämtliche Spalten sind auszufüllen. Maßgebend find die Bezüge im Kalenderjahre 1920. Zum Arbeitseinkommen 9 des Einkommensteuergesetzes) gehören sämtliche Be züge, die den Beamten, Angestellten, Arbeitern, Ruhegehattsempfängern usw. von den Behörden oder den Arbeitgebern für gegenwärtige oder frühere Dienstleistung gezahlt worden sind, also neben Gehalt, Lohn, Ruhegehalt, Witwen- und WaisenpenOon, auch Teuerungs- und Kinderzulagen. Weihnachtszuwendungen, Unterstützungen, I Erhalts- beitrage oder unter sonstiger Benennung gewährte Bezüge. Auch Vergütungen I.. er stunden sind mit anzugeben. Die Nachweisungen haben sich auch auf Bezüge der im vorhergehenden Absätze ge nannten Art zu erstrecken, die im Kalenderjahre 1920 von öffentlichen Kaffen und von den in dem Betriebe eines Arbeitgebers eingerichteten Pensions- oder sonstigen Kaffen an Beamte, Angestellte oder Arbeiter oder deren Hinterbliebene für gegenwärtige oder frühere Dienstleistung gezahlt worden sind. Wer vorsätzlich unrichtige Angaben macht und dadurch bewirkt, daß Steuereinnahmen verkürzt werden, wird wegen Steuerhinterziehung mit einer Geldstrafe im fünf- bis zwanzigfachen Betrage der hinterzogenen Steuer bestraft. Neben der Geldstrafe kann auf Gefängnis erkanntwerden. Versuchte Steuerhinterziehung wird wie vollendete Tat bestraft. Nossen, am 4. Februar 1921. Finanzamt. Hengstkörung. Gemäß Z 4 Absatz 5 der Verordnung, die Ausführung des Gesetzes über die Hengft- körung vom 20. Juli i9I6 betr., wird hiermit bekanntgegeben, daß durch den Körausschuß zwei Hengste des Gutsbesitzers Erich Grübler in Markritz, je ein Hengst der Ritlerguls- befltz-rin Frau verw. Crusius-Hirschstein, der Rittergutsbesitzer Schmidl-Göoeiitz, Oehmichen- Barnitz, des Kammergulspächters Roßberg-Zella, der Rittergulspächter Timlsr-Schlenütz, Lehmann-Taubenheim, der Frau Gmsbefitzerm Melzer-Kaisitz sowie der Gutsbesitzer Grübler- Weitzschenhain, Roitzsch-Zehren und Helmig-Pröda b. M. für die öffentliche Benutzung gekört worden sind. Meißen, am 2. Februar 1921. Nr. 43 d V. ris« Die Amtshauptmannschaft. Fettoerteilung. Bus den Abschnitt I. der Landesfettkarte und auf dis Krankenbutterkarten werden auf die Zeit vom 7. bis 13. Februar 1921 30 Gramm Butter ausgegeben. Meißen, den 4. Februar 1921. Nr. 132 II O. Lis? Kommunalverband Meißen-Land. Höchstpreis für Molkereibutter. Der Grundpreis für das Pfund Molkereibutter wird auf 11,40 Mk. festgesetzt. Meißen, am 4. Februar 1921 Nr. 121 II O. ris« Kommunalverband Meißen-Stadt und -Land. EgMWrlihe im Mbier- M NiseWemr-e. Im Anschluß an unsere Bekanntmachungen vom 28. Juli 1919 und 18. Mai 1920 wird folgendes bestimmt: An den zweiten Oster-, Pflügst- und Weihnachtsfeiertagen dürfen im Barbier- und Friseurgewerbe keinerlei Arbeiten vorgenommen w rden. insbesondere ist auch das Be dienen von Kunden außerhalb der Geschäftsräume verboten. Zuwiderhandlungen werden nach ß 146a der Gewerbeordnung mit Geldstrafe bis zu 600 Mk., im Unvermögensfalle mit Haft bestraft. Wilsdruff, am 5. Februar 1921. 2is« Der Stodtrat. Die 4. Rate der Reichseinkommensteuer ist fällig und bis zum 15. d. M. an unsere Stadtsteuerkaffe zu bezahlen. Nicht rechtzeitig entrichtete Steuerbettäge sind von der Fälligkeit an mit 5 v. H. zu verzinsen. Wilsdruff, am 4. Februar 1921. ri»? Der Stadtrat. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Reichspräsident Ebert wurde am 4. Februar 50 Jahre alt. * Die Reichsregierung hat beschlossen, vorläufig von einer Beschickung der Brüsseler Sachverständigenkonferenz Abstand zu nehmen. * Hu der Frage einer etwaigen Verbreiterung des Koali tionskabinetts teilt die Deutschnationale Volkspartei mtt, daß man mit weiteren Vorschlägen nicht an sie herangetreten sei. * Der frühere württembergische Ministerpräsident und Mi nister des Äußern Freiherr v. Soden, von 1891 bis 1893 Gou verneur von Deutsch-Ostafrika, ist im Alter von 74 Jahren in Tübingen gestorben. * Die Vereinigten Staaten laden alle Nattonen der Welt zu einer Abrüstungskonferenz ein. „Wie in Gpa". Soll es ein Lock- oder soll es ei» Abschreckungsmittel sein, wenn französische Blätter uns immer und immer wieder versichern, wir sollten, wenn wir Einwendungen gegen die Pariser Beschlüsse zu erheben oder Gegenvor schläge zu machen hätten, nur ruhig nach London kommen und dort unser Herz erleichtern; man würde uns dort an- hören und mit uns verfahren wie in Spa, und nachher sei alles vorüber. Kurz und schmerzlos. Die deutsche Reichsregierung hat bis jetzt noch nicht verraten, ob sie nach London gehen will oder nicht; sie muß natürlich damit warten, bis die einstweilen nur angekündigte amtliche Einladung wirklich vorliegt. Inzwischen aber erinnern wir uns, wie nicht einmal die Tagesordnung für die damalige Konferenz unserer Regierung rechtzeitig mitgeteilt worden war, wie aber trotzdem unserer Delegation ein höchst ungnädiger Empfang bereitet wurde, weil nicht der Reichswehr minister Dr. Geßler sofort mit zur Stelle war, um die gewünschten militärischen Erklärungen zu geben — der dann, als er umgehend nach Spa berufen wurde, dort völlig untätig seine Zeit verbringen mutzte. Erinnern uns ferner daran, daß sowohl in der Kohlenlieferungs- wie in der Enttvaffnnngsfrage mit schroffe« Dittaten »vvga- gangen wurde, »nd wie Dir. Simons, unser daanak« eben erst Msch »rnanntsr Minister dos Mas wärst«»«, seine ganze Wergesgegenwart aufbieten mußte, um auch nur seine persönliche Würde vor den auf ihn eindringenden Rücksichtslosigkeiten zu wahren, während Reichskanzler Fehrenbach nicht gerade mit erhöhtem politischen Ge wicht nach Deutschland zurückkehrte. Erinnern uns end lich an die nichts weniger als ehrlichen Manöver, mit denen man unseren Sachverständigen, in erster Reihe den Herren Stinnes und Hue, beizukommen suchte, und wie man sich über alle ihre Aussagen und Warnungen kalt- lächelnd hinwegsetzte. Im großen und ganzen hatte die Welt damals den Eindruck, daß wir in Spa nicht wie zivile Schuldner, sondern wie kriminelle Verbrecher be handelt wurden. Das wollen wir jedenfalls nicht ver gessen, wenn die Entscheidung über die „Einladung" nach London zu fällen ist. Frankreich bereitet sich auch schon darauf vor, für diese — vorläufig — letzte Konferenz dieselbe Stimmungs atmosphäre zu schaffen wie einst für Spa. Es gehört sich, daß Herr Briand dafür den Ton angibt. Vor Kammer und Senat hat er am Mittwoch die Pariser Beschlüsse er läutert, ganz im Stil des unerbittlichen Weltenrichters, der der Herr ist über jegliches Tun und Lassen armer Men- fchenkreaturen, über Tod und Leben der Völker. In der Frage der Entwaffnung seien alle Forderungen Frank reichs voll erfüllt worden, in der Frage der Wiederher stellung sei alles erreicht, was man als möglich erkannt habe. Zwei Jahre habe sich Deutschland seinen Verpflich tungen auf diesem Gebiete entzogen, statt dessen aber von Frankreich Vorschüsse von einigen zehn Milliarden er halten; und um die Unmoralität zu vermeiden, daß sich der Besiegte bereichere und der Sieger ruiniert werde, habe man bestimmt, daß die Siegerstaaten sich an den Ge winnen aus der steigenden wirtschaftlichen Wiederher stellung Deutschlands zu beteiligen hätten, und sei vor allem darauf bedacht gewesen, zu verhindern, daß Deutsch land sich jemals seiner Schulden entledige. Deshalb die Steuer auf den deutschen Export, die nicht nur ein sicheres, sondern — natürlichI -l- auch ein gerechtes Mittel dar- stelle, um Frankreich zu seine« Gielde kommen zu lassen. FreMch verkeimt Herr Briand nicht, daß wir danach unsere Warenausfuhr »ach Kräfte« M steigern veranlaßt werden, was leicht zu« Schaden des Handels und der Industrie der andern Sander führen rönnts. Ader man hat ia kl Zukunft ein für allemal die Hand an der Gurgel der deutschen Wirtschaft und wird danach schon dafür zu sorgen wissen, daß die Sache nicht zu schlimm wird. „Im Rahmen des möglichen" werde Deutschland schon seine Lage verbessern können — dagegen hätten die großmütigen Väter der Pariser Beschlüsse gar nichts einzuwenden. Das ist so ungefähr der Auftakt. Es wird im Laufe der nächsten Tage und Wochen noch besser kommen. Die Methoden von Spa sollen in London gegen uns in noch verschärfter, in noch verschlimmerter Auflage zur Anwen dung kommen, denn diesmal geht es wirklich ums Ganze, um alles. Also werden wir sorgfältig zu überlegen haben, ob wir mit der Fahrt nach London etwas gewinnen können oder nicht, vielmehr Gefahr laufen, zu allen mate riellen Grundlagen unserer Existenz auch noch den lebten Rest von Ansehen zu verlieren, den man uns auf der Wett noch zubilligt. Die Spuren von Spa schrecken ... Kühle Aufnahme Velands. Wie aus Paris gemeldet wird, sind die Franzosen von der Erklärung Briands sichtlich enttäuscht. Auch der Emp fang in der Kammer war auffallend kühl. Während seiner Rede blieb jedes Beisallszeichen aus. Nach der Erklärung er folgte ein flüchtiger Höflichkcitsbeifall. Die Sitzung wurde daraus unterbrochen, um dem Ministerpräsidenten Gelegenheit zu geben, seine Erklärungen auch im Senat zu verlesen. Nach dem dies geschehen war, kehrte Briand sofort zur Kammer zurück, woraus das Haus in die Besprechung der acht Inter- pellationen über die auswärtige Politik Frankreichs und der Regierungserklärung eintrat. Zunächst erhielt das Wort der Abgeordnete Margaise, der die Regierung über ihre auswär tige Politik interpellierte. Er sagte, er wolle das Ergebnis der Konferenz nicht kritisieren, da es nur ein Glied in der lan gen Kette der Abkommen sei, die seit dem Wasfenstillsiands- vertrag geschlossen worden seien. Er ist der Meinung, daß die Beschlüße der letzten Konferenz hätten früher gefaßt werden müffen. Die Finanzlage Frankreichs würde dann heute besser aussehen. Nach ihm sprach Marcel Cochin, der sich gegen die Erklärungen aussprach. Er ist der Meinung, daß man mit diesen Beschlüssen nur neue Kriege und neue Revanchesevan, keu Hervorrufe. Man dürfe nicht mit viel Gewalt »ersuchen, das zu bekommen, was Deutschland den Alliierten schulde. Alsdann ergriff Tardieu das Wart, vr ver-lich den Versailler Vertrag mit dam Pariser »bdom««,. Er ist der Meinung, daß rm Er-winauna der Erfüllung aller Forderungen Lie ganze