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Wochenblatt für Wils-ruf, Lharaud, Nsffm, Tiebenleh« rmd die Umgegenden. Vierter Jahrgang. Freitag, den 24. Mai 1844. 21. Mit König!. Sachs. Concesston. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Bon di-frr ZtttfchrM «rschkin, alle Freliage »ne Nummer. Der Preis für den Bierleljahrgang delriigt 10 Ngr. Sämmllich» t!1nigl. Postämter des Inlandes nehmen Brstellungc» darauf an. Bekanntmachungen, welche jm nächste» Stück erscheinen sollen, wer» »'N in Wusdruf bis Montag Abends 7 Ubr, in Tharand bis Montag Nachmittags 5 Uhr und in Nossen bi« Mittwoch vormittags I l ubr angenemmen. Auch können bis Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen aus Verlangen durch die Post «» den Drnckort befördert werdrn, sodaß ße in der nächste» Nummer erscheinen Wir erbitten UN« dieselben unter de» Adresse» : „an die Redaktion drS Wocbcnblattes in Wilüdruf," ,,an die Agenlur Les Wochenblattes in Lharand," >i»d „an die Wo chenblatts: Erpedirion in Nossen." In Meißen nimmt Herr Buchdruckcreibesiyer SNinkibt jun. Aufträge und Be- ltellungen an. Elwai,« Beiträge , welch« der Tendenz de« Blatte« entsprechen, sollen stet« mit großen. Danke angenomwfn »erd,». Die Redaction. Ulber Gefängnisse und ihre Reformen. Gefängnisse sind eine traurige Nothwendigkcit, ebne weiche civilisirte Staaten leider nicht bestehen können. Die Entstehung der Orte zum Aufent- lalt von Gefangenen reicht bis zum grauesten Alterthum hinauf, und es dürfte den Geschichts forschern schwer, ja unmöglich werden, die Erbau ung des ersten Kerkers auf glaubwürdige Weise irgendwie nachzuweisen. Es konnte natürlich nicht fehlen, daß die innere Beschaffenheit der Gefäng nisse und die Behandlung der in denselben befind lichen Gefangenen der Bildungsstufe der verschie denen Nolker und der Denkungsart ihrer Herr- 'chcr allezeit entsprach. In dem Zeitalter eines Aero und Dionysius und unter ihrer despotischen Re gierung entsprachen auch die Gefängnisse dem Ti- gcrsmn ihrer Gründer, . sodaß man sie kaum mit diesem milderen Wort bezeichnen, sondern Aufent haltsorte der raffinirtesten Grausamkeit und der entsetzlichsten Menschcnverachtung nennen möchte. Betrachten wir das Gefängnißwcsen in längst be grabenen Zeiten, so zieht sich als rother, blutiger Jaden die gänzliche Nichtachtung der menschlichen Natur durch sie hindurch bis in die Epoche des Mittelalters und noch weiter herab. Deutschland wetteiferte damals, besonders in der Periode des Faustrechts, mit allen andern Völkern Europa's an Rohheit und Grausamkeit in Bezug auf die Behandlung seiner Gefangenen und die Wahl der Orte, welche man ihnen zum quäl- und marter- vollen Aufenthalt anwies. Wer kennt sie nicht die schrecklichen Burgverließe, in deren tiefun terstem Grunde die Eingekerkcrten ihr elendes Da sein verfluchten? Wer sah sie nicht im Geiste vor sich die Jammergestalten, die auf die Bezeichnung eines menschlichen Wesens kaum , mehr Anspruch machen konnten, wäre es auch nur bei Durchle sung eines Ritter-, Räuber-, Geister- und Schauer romans aus den Zeiten der Nehm- und anderer Gerichte?*) *) Beiläufig sei hier bemerkt, daß die Literaturgeschichte die in dem eben genannten Genre geschriebenen Ro mane als eine zum Glück nun vorübergegangcne Pe riode mit Unrecht bezeichnet. Dem ist nicht also. 3n den Romanfabrlken eines Friedrich Furst in Nordhausen, eines Gottfried Baffe in Quedlinburg u. A. m. werden noch immer Ritter-, Räuber- und Gcistergcschichlen nach der Elte von literarischen La» qelöhnern gefertigt, die man sich nicht scheut zu dru cken und in Len Bucbbandel zu bringen. Diese Ma- culatursabrikanten arbeiten, gleich Handlangern in Werkstätten — Deutschland, o staune! — um Wo- chculoim und das liebe Lssen, wofür sie des Sonn abends eine bestimmte Anzahl beschriebener Boge»