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Wochenblatt a- das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Gtadtrath daselbst 1868 Dienstag, den 24. November eris^j Tage, ' HerzenSerlcichterung -I''. . ..p ^i>eu wild. Ju Vre«lau hat ein junger Commis Geldbriese mit einem M von 1032 Thlr. sorglos verjubelt. Er traktirte GcscUschasten it sci^ rir^ > Zwl"' ric!B Wieder ist eine furchtbare Greuelthat aus dem 300jährigen Staub und Dunkel der Archive ans Licht gezogen worden. Juana, die Mutter Kaiser Karl V., ist die rechtmäßige Königin von Spanien, in den Geschichtsbüchern ist zu lesen, sie sei über den plötzlichen Tod ihres Gemahles Philipp wahnsinnig geworden. Sie war aber nie mals wahnsinnig sondern wurde zuerst von ihrem Vater Ferdinand und dann von ihrem Sohne, dem deutschen Kaiser Karl V.. 50 Jahre lang in widerrechtlicher, grausamer Haft gehalten. Die Verfolgung begann durch ihre Mutter Isabella, weil Juana sich ketzerischer An sichten über die Ketzerversolgungen (Scheiterhaufen re.) schuldig machte. Nach Isabellens Tode setzte sie ihr Vater Ferdinand fort, um an der Stelle Juanas selbst zu regieren. Zuletzt hielt sic der eigue Sohn, Karl V., 30 Jahre lang im Kerker und erlaubte, sie zu mißhandeln und zu foltern, wenn sie sich weigerte, an dem Got tesdienst iin Gefängnisse Theil zu nehmen. Diese Thatsachen sind aus den bis jetzt höchst geheim gehaltenen eigenhändigen Briefen Karl V. im Archive von Simancas geschöpft und" von einem deutschen Gelehrten Bergenroth in Shbel's histor. Zeitschrift 1808 Heft 4 ver öffentlicht worden. In Neapel sand jüngst ein seltsames Duell statt. Zwei Matro sen forderten sich auf Schwimmen. Die beiden Gegner schwammen mit ihren Secundamen ins Meer hinaus. Als die Kräfte des einen erlagen, kamen die Secundanlen, jedoch zu spät zur Hilfe und so halte auch dieser Zweikamps einen tödtlichen Ausgang. Aus England, Throl, der Schweiz, der Walachei und schließlich vom Rhein her (Köln) werden Erdstöße vermeldet. Was geht unter uns vor? Eine echte Spitzbubengeschichte. Aon Friedrich Friedrich. (Fortsetzung.) „Ich würde meine Stelle verlieren lind bestraft werden, wenn unser Spiel entdeckt würde." „Du bist alt geworden, Hanf. Dir fehlt der alte frische Ju- gendmuth, der vorläufig nur das Gelingen im Auge hat. Sei doch vernünftig. Verlierst Du Deine Stelle, wozu ich übrigens noch gar keine Veranlassung einsche, so muß Dein Schwiegervater Dich ver sorgen — der Mann ist reich! — jetzt fort mit allen Zagen! Mor gen führst Du mich als Rose in B. ein. Hanf schwankte. „Sei kein Narr," fuhr Sachs fort. „Es wirds Niemand erfah ren. Bin ich einmal aus dem Gefängnisse entwischt, so werde ich schon Sorge tragen, daß ich nicht wieder eingefangen werde." „Ich kann Dich nicht allein verhaften," warf Hanf ein. „Du weihst einen Gensd'arm in den Plan ein — Gold hat eine überzeugende Kraft — der unterstützt Dich!" „Und wenn Du nun verhört würdest. Du würdest Dich selbst verrathcn!" Sachs lachte laut auf. „Sei ohne Sorgen!" rief er. „Auf dieses Verhör freue ich mich, und am meisten, wenn Du mich selbst verhören würdest. Ich werde verstockt sein, nichts gestehen! Ich will den Richter auf solche Irr wege leiten, daß er sich nicht wieder zurecht findet. Nur das Eine werde ich eingestchen, daß ich Rose bin. Nach langem Widerstreben ließ sich Hanf doch endlich überreden auf den dreisten, lustigen Plan einzugchen. Sachs hatte ihm Alles zu verlockend vorgestellt, alle feine Einwürfe und Bedenken widerlegt. „Sieh," hatte er zum Schluß gerufen, „die Idee ist so lustig und originell, daß selbst Deine Vorgesetzten, wenn sie wirklich die Wahrheit ahnen sollten, ein Auge zndrücken und Alles beilegen werden." Diese Aussicht hatte am Meisten dazu beigctragen, ihn zu be stimmen. Er verabredete mit Sachs, daß derselbe in einem nahen Dorse bis zum folgenden Tage bleiben und dann, wenn alles vorbereitet war, als Gefangener in die Stadt eingcführt werden sollte. für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, ! Sievenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt - bei. Kl eit PrämunerationspreiS 10 Kgr. — JnscrtionSgtbühren für den Naum einer gespaltenen Corpuszeile S Ps. — Annahme von Inseraten bis Montag resp. e ^Donnerstag Mittag. — Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden mit großem Danke angenommen, nach Befinden honorirt. nichts 1032 Thlr. sorglos verjubelt. ' - , . , , u l Champagner, beschenkte Kellnerinnen mit kostbaren Ringen und , g Derjenigen, die im Jahre 1869 ein- Freiwillige werden wollen, sei vorläufig heute bemerkt, daß . »höhten Anforderungen vom I. Januar 1869 an sich nur auf ls ch ? alten preußischen Provinzen und nicht auf die Staaten des Nord- J-ls Bundes erstrecken. Merlin. Vor einigen Tagen wohnte ich einer Gerichtsvcrhand- .... Ein junger hübscher Mann sollte zum ersteN-Male als ^sWanwalt plaidiren. Man hatte eine liebenswürdige Schöne ar- Ihr Blick, auf den Vertreter des Gesetzes gerichtet, scheint zu .Mhm, daß sie viel auf Connexion giebt. Da trägt der Staats- aus 8 Wochen Äefängniß an. „Acht Wochen?" ruft entsetz- > d>e Dame; „Staatsanwälleken, Du hast mir nie geliebt?" > In Hannover endete am 16. Nov. ein Majestätsbeleidigungspro- 300 a X'N l^ ß ni^l rß ro nd ch ! del mjap'i )e n gegen 3 Frauen aus Pattensen, welche das sogenannte Han- gesungen haben sollen, mit der Verurtheilung einer jeden „ Monaten Gefängnis;. — Wann wird man endlich einsehen, daß ^eine Engherzigkeit nur schadet! Ein auf so starken Füßen stehcn- t , Ttaat wie Preußen braucht doch wahrhaftig nicht ein paar c, stimmen zu fürchten und wenn er es thut, so machts nur ^01 Eindruck, während der Sache eine unverdiente Wichtigkeit : u. s. w. — A ^l>er die östreicht sche Politik sagt die bekanntlich dem baher- dicl^ch'" Mnisterm nahestehende „Südd. Presse" folgende sehr behcr- ^„hi sW^trlhe Worte: „Sprechen wir ohne Bilder, in einfacher Spräche -^ch^^gchde heraus! Oestreichische Minister halten einen europäischen üi näherer Zeit für unvermeidlich. Ein solcher Krieg wird nur ausbrechen, wenn die österreichische Politik in ihrer Rich- s außen, und namentlich in ihrer Beziehung aus Deutschland n'cir ,^-^66 noch nicht genug gelernt hat. Weiß sich Oestreich in ssakIt-, ^kung außerhalb Deutschland zu finden, so droht weder ihm eine äußere Gefahr, noch hat Europa in näherer Zeit den ' tr Eines Krieges zu fürchten. Halten aber östreichische Mini- dsn Ausbruch eines solchen Krieges für unvermeidlich, so hat ein Recht rückwärts zu schließen, daß Oesterreich an seiner ^lug außerhalb Deutschland noch nicht den rechten Geschmack Das ist jenes Licht, welches die Verhandlungen über daS d Wehrgesetz auf die östreichische Politik werfen. „U. Ä. Z." wird berichtet: Im Königreich Polen, und na- der Hauptstadt Warschau, machen die Folgen der Russi- Kch bereits in erschreckender Weise geltend. Der reiche Pracht - ^dcl, der sonst den Winter regelmäßig in Warschau zu ver- " und dort seine Einkünfte in glänzenden Festivitäten auszugeben ' ist diesmal auf seinen Gütern verblieben. Aller Verkehr äcb!' M'c- Classe der Arbeiter findet keinen Unterhalt, und sieht sich bel^ -!r ' Ks, schaarenweise auszuwandern; die Besitzer der Hotels und l^a^eu Palläste haben keine Einnahmen und eine Unzahl von s! h steht leer. Die schöne Hauptstadt muß nach und nach bloßen Provinzialsta^t herabsinken, zumal wenn noch der -„.--der vorhandenen Centralbehörden von dort verlegt wird. Die ij^cstuug schreitet rasch vor, und dehnt sich jetzt auch schon auf Ereichen deutschen Elemente des Landes aus. Die Moskowi- je^ an der Herrschaft zu sein scheinen, verlangen ganz un- daß alle Einwohner des ganzen Reichs Russen sein und Ma -sch? Sprache als Muttersprache anschen sollen. Die Uni- i" Warschau hat zwei neue russische Professoren erhalten, die " Polnisch verstehen, und dafür sind zwei polnische Profes- /^l k i"chl Russisch sprechen, von Warschau nach Rußland ver- / -tz^dcn. Der Bank in Warschau ist der Befehl zugegangcn, nur - Auslände in fremden Sprachen zu verkehren, dagegen mit § ^reichen Fremden, namentlich deutschen Kaufleuten im Jnlandc ^schlicßlich der russischen Sprache zu bedienen.