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AM- M Aozeisebliitt für den viertelt. 1M. 20 Pf. «»schließ!. wöchentlich drei Mal und zwar des .Jllustr. Unterhaltung«^- ^AV^NßlvUB Dienstag, Donnerstag u. Sonn- u. der Humor. Beilage »Seifen- r / ! abend. Jnsertionspreis: die blase»- in der Expedition, bei c /»»» kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im unser» Boten sowie bei allen amtlichen Theile die gespaltene Reichspostanstalten. > < ?_) D* Zeile 30 Ps. Verantwortlicher Redaktmr, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. .—...^ ,,49. Aahrgnng. -.7ci>. v. --c-c u-r- , AO. Dienstag, den 11. März LOOS. Königliche Industrieschule zn Planen i. V. Zweigabtheilun»; zu Eibenstock. Der Unterricht im Zeichnen und Malen von Pflanzen und Ornamenten findet Montags und Donnerstags von 1 vis 5 Ztstr Nachmittags statt. Außerdem werden die Schüler noch in Deutscher Sprache und im Rechnen unter richtet. Das Schulgeld beträgt vierteljährlich 3 M. 75 Pf. Beginn de« neuen stursu« am 7. April 1902. Anmeldungen sind bis zum 5. April in der Rathsexpedition zu Eibenstock zu bewirken. Die Theilnahme am Unterrichte in der Zweigabtheilung entbindet vom Besuche der Fortbildungsschule. Plauen i. V., den 8. März 1902. Die Direktion der Äöuigl. Jndustricschutc. Professor R. Hofmann. Wie wird's mit dem Zolltarif? Mau war allgemein daraus gefaßt, daß die Zolltarifkom- mission des Reichstages eine lange Arbeitszeit haben werde; das lag sowohl in der Natur de« BeraihungSgcgenstande« — cs sind bekanntlich 900 Tarifpositionen zu erledigen — als in dem Interesse derjenigen Parteien, die nach dem Grundsatz „Zeit ge wonnen, alles gewonnen" Vorgehen, d. h. die Arbeiten absichtlich hinzögern. Man ist jetzt in der Kommission auf einen todtcn Punkt angelangt. Die Regierungsvorschläge hinsichtlich de« Getreide zolle« haben keine Mehrheit gesunden. Den Agrariern genügen sie nicht, den Handelsvcrtragsfreunden sind sie zu hoch. Die Regierung aber hat sich für ihren Entwurf sestgclegt, sic läßt mit sich nicht handeln. Zwar glaubt man das auf der rechten Seite noch nicht, aber die Versicherungen de« Reichskanzlers, des Grafen Posadowsky und des Herrn v. Thiclmann sind bündig. Steht nun ein Abbruch der jetzigen Zolltarifberathung und eine durchgreifende Aenderung in der Art der Feststellung de« neuen Zoll tarif« bevor? Noch ist es nicht möglich, auf diese Frage eine bestimmte Antwort zu geben; aber mit den in der Frage bezeichneten Eventua litäten muß neuerdings wiederum gerechnet werden. Das Gerücht, daß die Regierung die Zurückziehung der Zolltarif vorlage erwäge, wird in parlamentarischen Kreisen bereit« seit mehreren Tagen kolportirt. Nun hat sich ihm der überraschende Rathschlag des Grafen Posadowsky an die Zolltarifkommission zugescllt, auf die weitere Berathung der einzelnen Posi tionen de« Zolltarifs zu verzichten und den Tarifentwurs m Bausch und Bogen anzunehmen. War dieser Rath die erste Einleitung zu dem Abbruch der jetzigen Zolltarifbcrath- ung? Graf Poiadowskh wie« zur Begründung seine« Rathes darauf hin, daß die Feststellung de« Tarif«, soweit er nicht die Mindestsätze fcstlege, belanglos sei, da ja die einzelnen Zollsätze im Verlauf der HanbelSvcrtragSvcrhandlungcn doch wieder eine wesentliche Veränderung erfahren könnten. Mit dieser Behaupt ung hat Graf Posadowsky zweifellos recht. Es entsteht dann aber die Frage: Warum ist der Zolltarif entwurf jetzt überhaupt dem Reichstag zur Berathung vorgclcgt worden, wenn die Feststellung seiner Sätze im Hinblick auf die Vertrag-Verhandlungen belanglos sein sollte? Es genügte dann doch, den Tarif in der Gestalt, wie er aus den Handelsvertrags verhandlungen hervorgeht, dem Reichstag vorzulegcn. Immerhin bticbe cs zu verstehen, daß den verbündeten Regierungen daran gelegen war, aus der allgemeinen Erörterung über den Zolltarif im Reichstag die grundsätzliche Stellung der Volksvertretung zu dem Tarisentwurf und zu den neuen Handelsverträgen sowie aus den KommissionSverhandlungcn die besondere Stellung der Parteien zu dem wichtigsten Theil de« Tarifs, den Gctrcidezöllen, kennen zn lernen. Ilehcr beide Punkte haben die Regierungen jetzt ge nügende Aufklärung erhalten, und e« könnte ihnen daher wohl wünschenswcrth erscheinen, die kostbare Zeit nicht mehr zur Fest setzung einiger 900 Zollpositionen zu verwenden, sondern lieber so schnell al« möglich die Verhandlungen über die neuen Handels verträge zu eröffnen. Daher denn der Vorschlag des Grafen Posadowsky an die Kommission, die Vorlage nunmehr in Bausch und Bogen anzunehnicn! Dieser Vorschlag hat in der Zolltarif kommission sofort die volle Zustimmung des Grafen« Kanitz ge sunden, während mehrere rcichShauptstädtischc Blätter der sänken bereit« erklären, die (freisinnig-sozialdemokratisches Minderheit der Kommission werde jeden Versuch der Mehrheit, mit der Bc- rathung der Zolltarifvorlagc kurzen Prozeß zu machen, „mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln abwehren." Da« heißt: c« wird Obstruktion in Aussicht gestellt. Ein regulärer Abbruch ter jetzigen Zolltarifberathung würde durch die Obstruktion der Linke» unmöglich gemacht; c« bliebe dann der Regierung, fall« sie thatsächlich die Wciterbcrathung de« Tarife« im jetzigen Zeit punkt für „belanglos" hält, nur übrig, die Vorlage zurück zuziehen. Ob die Regierung sich zu diesem Schritt, der immerhin erheblichen Mißdeutungen ausgesetzt wäre, entschließen wird, werden bereit« die nächsten Tage lehren. Tagesgeschichte. — Deutschland. De« Prinzen Heinrich Rund fahrt durch da« nordöstliche Amerika ist beendet und daß der Prinz diese kolossale Anstrengung gut überstanden hat, ist ein wahre« Glück. Da« fortwährende Fahren, die sich häufenden Anchrachen, die Festessen, da« Sich Ucberbieten der Städte an liebenswürdiger Gastfreundschaft — alle« zweifellos aus« Beste und Herzlichste gemeint — aber e« muß auf die Dauer ermüden. Nun ist der Prinz in Boston gar noch Doktor geworden, war er sich gewiß nicht hat träumen lassen. Stürmisch war seine Uebcrsahrt über das große Wasser, stürmisch überall drüben der Empfang — mag nun endlich der Prinz sich der Ruhe hingeben können, die er so redlich verdient hat. — Prinz Heinrich wird, wie au« bester Quelle verlautet, auf der Rückreise von Amerika zuerst in Kuxhaven wieder deutschen Boden betreten und an Bord des Dampfers „Deutschland" am 18. März eintreffcn. — So gern die Sozialdemokraten die Schlagworte „Gleichheit und Brüderlichkeit" im Munde führen, so schlecht pflegt es bei ihnen mit der praktischen Bethätigung dieser Be griffe bestellt zu sein. Die „Brüderlichkeit" hat schon oft durch arge Eifersüchteleien und Zänkereien einen bedenklichen Riß er hallen, und jetzt scheint es auch mit der „Gleichheit" vorbei zu sein, denn der Ahnen- und Personen - Kultus fängt unter den Genossen sich lebhaft zu regen an. In der sozialdemokratischen Parteipresse wird im vollen Ernste die Abstammung des verstor benen Liebknecht von Martin Luther erörtert. Bernstein hatte diese Frage aufgeworfen, die „Ehristlichc Welt" griff da« Thema auf und wies darauf hin, daß Liebknecht in Gießen ge boren, seine Familie dort mit dem Universitäts-Professor Johann Georg Liebknecht im Jahre >707 cingcwandert ist und dessen Vorfahren mit Luther „durch Verwandtschaft verbunden" gewesen sind. Der „Vorwärts" hat diesen „interessanten Beitrag" natur gemäß mit großem Vergnügen wicdcrgegeben. Auch Herr Bebel soll, wie die „Magdeb. Ztg." schreibt, bemüht sein, seine Ahnen reihe bis zu dem Tübinger Professor Heinrich Bebel zurückzu führen, der in Luthers Tagen seinen boshaften „Triumph der Venu»" verfaßt hat. Uno wer an einem schönen Sonnncrtagc etwa an dem Landsitze des Genossen von Bollmar am schönen Walchensee vorübcrwandclt, der wird dort auch die überraschende Entdeckung machen müssen, daß dieses lauschige llueu cetiro nicht etwa Embleme des Zukunftsstaates, sondern Wappenschilder schmücken, die sehr der Vergangenheit angeboren. Ergötzlich, daß man darauf solchen Werth legt, wo doch Jedermann wußte, daß Liebknecht studirt hatte und au« gut bürgerlicher Familie stammte. Es wendet sich also jetzt da« Auge der Propheten des ZukunstS- staats der Vergangenheit zu — und aus ihr werden sie, wenn sic jo weiter schreiten, bald noch viel mehr lernen, vielleicht auch das, daß eine Gleichheit, wie sie sie träumen, nie in der Welt geschichte bestanden hat oder bestehen wird. Der Personenkult»«, der mit dem Demagogen Liebknecht getrieben wurde, ist also zum Ahnenkultus geworden. 'Nur immer so weiter! — Italien. Die Amcrikafahrt des Prinzen Heinrich von Preußen ist Gegenstand hohen Interesses auch für die Ita liener und speziell für die Königsfamilie. ES ist nicht unmöglich, daß, nachdem Kaiser Wilhelm mit gewohnter Energie einen „Prä zedenzfall" geichaffcn hat, früher oder später ein italienischer Prinz gleichfalls den Atlantic kreuzt im Interesse einer engeren wirthschaftSpolitischcn Verbindung zwischen Italien und den Ver einigten Staaten. Ein solcher Besuch wäre insofern begründet, als die Union jahraus, jahrein Tausende von Bürgern italieni scher Nationalität ausnimmt. Weiler fällt ins Gewicht, daß amerikanische Schisse in stetig steigender Zahl ans der Mittelmecr- sahrt Verwendung finden und die betreffenden transatlantischen Rheder die Errichtung von Kohlcndepot« in italienischen Hafen städten planen. Die Beziehungen zwischen Italien und der llnion sind also sehr erheblicher Art und ohne Zweifel noch auSdchn- ungsfähig. In diplomatischen Kreisen glaubt man, daß gegcbcncn- falies der durch seine kühne Rordpolfahrt bekannte Herzog der Abruzzen zum Träger einer transatlantischen Mission erwählt werden würde. — Amerika. Am Freitag früh Iras Prinz Heinrich in Albany ein und wurde auch dort von dem Publikum auf da« Glänzendste empfangen. Im Kapitol wurde dem Prinzen ein Degen gezeigt, welcher von Friedrich dem Großen an Washing ton geschenkt worden war und der jetzt in der Staatsbibliothek aufbcwahrt wird. Im Senat wurde der Prinz auf da« Herz lichste empfangen. Der Präsident sagte in seiner Rede, die fticd- liche Eroberung Amerika« durch den Prinzen stehe dem größten Schwcrtsiegen der Hohcnzollern gleich. Zm Repräscnlantenhauie bat der Sprecher den Prinzen, Grüße an den deutschen Kaiser zu überbringen. Der Prinz erwiderte, er sei überall so herzlich ausgenommen worden, daß er unvergeßliche Eindrücke empfangen habe. Vormittag- 10 Uhr fuhr der Prinz nach West point weiter, woselbst er am Nachmittag die Militär-Akadeinie besichtigte und die Parade über die Kadetten abnahm. Nachmittag '/,6 Uhr traf Prinz Heinrich wieder in New chork ein nnd begab sich in« Hotel Waldors-Astoria, da ein Mann vo» der Besatzung der „Hohcnzollern" an Scharlachfiebcr erkrankt ist. — Staatssekretär Hay empfing in vergangener Woche die Burendelcgirtcn Wolmaran« und Wessel« al« Privat leute. Im Laufe der Unterhaltung versprach er, wa« in seiner Kraft stände, zu thun, um dir Lage der Buren in Südafrika zu verbessern, legte aber dar, daß in derartigen Angelegenheiten der Präsident die maßgebende Stelle sei. Während der Unterredung beklagten die Burendelegirten sich über die Verschiffung vo» Pfer den, Maulthieren und Lebensmitteln nach Südafrika. Hap ging ausführlich auf die Sache ein und führte Autoritäten und Prä zedenzfälle an, nach welchen feststche, daß keine Behörde der Ver einigten Staaten in der Lage sei, dem amerikanischen Farmer zu verbieten, die Erzeugnisse seine« Ackerbaues oder seiner Viehzucht nach irgend einem Theil der Welt hin zu verschissen. Hay führte aus, daß die Haltung der Regierung bezüglich Südafrikas streng neutral gewesen sei, und daß die Regierung nicht« gethan habe, um die Verschiffung von Gütern für die Buren zu verhindern. Später begaben sich die Dclegirken in Begleitung Müllers vom Oranjefreistaat nach dem Weißen Hause und wurden von dem Präsidenten Roosevelt in der Bibliothek als Privatleute em pfangen. Hier verblieben sie etwa Ib Minuten. Präsident Roose velt hörte sie aufmerksam an und erklärte ihnen alsdann, die Vereinigten Staaten könnten weder, noch wellten sic sich in den Kampf einmischen. — Südafrika. Die amtliche englische Berichterstattung über den Burcnkrieg wird treffend beleuchtet durch die nach stehende Zusammenstellung der „Kons. Korr." Im Juli vorigen Jahres schrieb Kitchcner im englischen „Staatsanzeiger": „Ich bin sicher, daß in Transvaal, in der Oranjeflußkolonie und der Kapkolonie nun nicht mehr al« 13500 Buren noch im Felde stehen." Seitdem wurden — nach den von Kitchcner gemachten und vom englischen Kriegsamt veröffentlichten Zahlen — gc- tödtek, verwundet oder gefangen genommen: 8. Juli bis 5. August 147 101 940 397 359 5. Aug. bis 2. Sept. 124 67 1284 492 577 Sept, bis 1. Okt. 180 114 1379 393 553 i. Oki. bis 4. Nov. 203 79 1261 646 635 4. Nov. bis 2. Dez. 161 158 881 70 471 2. Dez. bis I. Jan. 192 54 1271 169 1173 I. Jan. bis 4. Febr. 147 l)< 1098 309 <66 4. Fcb. bis 24 Febr. 106 34 1060 299 892 1260 664 9174 277.6 :>426 zusammen 13 873 Buren mit 5426 Gewehren. Es sind also 373 Buren mehr gefangen worden, als über haupt existirten und diese niemals vorhanden gewesenen 373 Buren nehmen den Engländern am 25. Februar bei KlcrkSdorp 5 Kanonen, einen großen Wagcnzug und 032 Mann Soldaten sort! Allein auch diese offiziell gemeldete Zahl englischer Ver luste erscheint räthselhaft; denn am I. März berichteten die Eng länder, die Abthciiung, die mit einem Eonvoy gefangen genommen worden sei, habe aus 580 Mann bestanden. Also haben gar nicht vorhandene Buren 52 Engländer mehr gefangen genommen, als ihnen gegenüberstanden! — Der englische Sieg bei Harr ismith im nordöstlichen Oranjestaat während des zweiten, in der Hauptsache, d. h. der Gefangennahme oder Erlegung des getriebenen Wildes erfolglosen Kesseltreibens gegen Dcwct und Steijn am 27. Februar, bei welchem der britische Oberbefehlshaber sich nicht scheute, in seiner Siegesmeldung das Ereigniß al« Rache für Majuba zu bezeichnen, bekommt nach den näheren Berichten ein gar seltsames Ansehen. Bei allen Durchbruchsversuchcn der Buren durch die Blockhaus- und die englische EinfchlicßungSlinic vom 23. Februar an waren die Engländer besiegt worden. Da wurde ihnen am 26. Februar mitgciheilt, daß in der 'Nähe der Trcibcrlinic, nur etwa 3 Kilo meter entfernt, ein großes Burcnlagcr sich befinde. Bei den Engländern, die nun für die Nacht einen DurchbruchSversuch oder für den nächsten Morgen einen Angriff der Buren besorg ten, herrschte große Aufregung. Doch wurden sie in keiner Weise vom Feinde belästigt. Am 27. Februar, früh 6 Uhr, stieß sodann bei weiterem Vorrücken eine englische Schwadron leichter Kavallerie aus eine Burenpatrouille, die eine weiße Fahne trug und erklärte, sie kämen al« Parlamentäre de« Kommando« Ian Meyer und hätten een Auftrag, die Kapitulation de» 500 Personen starken Kommando« anzubietcn. Diese „Gefangenen" sollen zum großen Theil Nichtstreitbarc, Greise, Frauen und Kinder und jedenfalls alle TranSvaaler gewesen sein, während Dcwct be kanntlich nur Buren au« dem Oranjestaak und au» der Kap' kolonie befehligt. Von einem Erfolg gegen Dewet oder einer Verringerung seiner Streitkräfte könnte also danach gar keine Rede sein. Außerdem gehört auch Ian Meyer nicht zu den bekannten Burcnführcrn au« Transvaal. Die Gefangennahme seine« so genannten Kommando« hat darum nicht die Bedeutung, die ihr von amtlicher englischer Seite beigelegt worden ist. — In London ist da« bisher noch nicht bestätigte Gerücht verbreitet. Laß der gesangene Burcngeneral Krnitzinger zum