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Amts- M Ailzckeblatt UApNWtMtNt »iertelj. 1 M. 2b Pf. einschließl. de» .Jllustr. Unterhaltung-bl/ «. der Humor. Beilage .Seifen« blasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bet allen Reichspostanstalten. krlrgr.-L-rrsir: Amtsblatt. für den Sestrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Insertionspreis: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprkchrr Ar. LIO. «8. 55. Jahrgang. -------- Donnerstag, den 11. Joni «»«8 Auf Blatt 22 des Güterrechts-Registers ist heute eingetragen worden, daß zwischen dem Restaurateur vtt» L»S«iii»na und seiner Ehefrau L-in» Nni-tdn geb. Uncksr«, beide in Neuheide, durch Vertrag vom 4. Juni 1008 Gütertrennung vereinbart worden ist. Eibenstock, den 5. Juni 1908. Königliches Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns l«»x L-oai« Hvldix in Schönheide, Inhaber der Firma F. L. Baumann Nachf. daselbst, soll mit Genehmigung des Königl. Amtsgerichts Eibenstock die Schlußverteilung stat finden. Zu berückstchugcn sind 57,«-Mk. bevorrechtigte und I3705,eaMk. nichlbcvorrechligre Forderungen. Die verfügbare Masse beträgt 4461,» Mk., wozu noch Sparkassenzinsen kommen. Das Verzeichnis der zu berücksichtigenden Forderungen liegt zur Einsicht auf der Gerichtsschreiberei des Königlichen Amtsgerichts Eibenstock aus. Werdau, den 4. Juni 1908. Der Konlursverwalter. Rechtsanwalt Windisch. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser verlieh dem Leib grenadierregiment in Frankfurt a. O. zur Jahrhundertfeier Fahnenbänder. — Kiel. Die Frühjahrsreise der Hochsee flotte ist mit einer großen Angriffsübung auf den Kieler Kriegshafen beendet worden. Den Hebungen dieser Art wird in den letzten Jahren gegen früher erhöhte Bedeutung bcige- messen. Hier wird die Flotte jetzt von neuem ausgerüstet, da nach einer kurzen Ruhepause während der Kieler Woche Anfang Juli die große Sommerreise beginnt, die gutem Ver nehmen nach bis nach Las Palmas auf den Kanarischen Inseln führen soll. Ein so weites Reiseziel ist der Hochsee flotte bisher nicht gesteckt gewesen. — Köln. Der vor kurzem durch Schweißen reparierte Klöppel der Kaiserglocke des Domes brach, wie die „Köl nische Volkszeitung"' meldet, am Sonnabend beim Einläuten des Pfingstfestes abermals und fiel herab. Personen wurden nicht verletzt. — In der badischen Zweiten Kammer er klärte Ministerialpräsident Freiherr v. Marschall in bezug auf das Verkaufsverbot des S i m p l i zi s s i m u s auf den badischen Bahnen, die Eisenbahnverwaltung sei da aus eigener Initiative vorgegangen, geleitet vom Gefühl der Toleranz. Er (der Minister) könne nicht mit ansehen, wenn großen Bevölkerungsklassen oder auch Religionsgemeinschaften gegenüber dasjenige, was sie für hoch und heilig halten, in den Kot herabgezogen wird. Darin finde er einen Akt schreiendster Intoleranz und deswegen habe er sich veranlaßt gesehen, dem Anträge der Generaldirektion statkzugcben und den Vertrieb des Simplizissimus in den Bahnhofsbuchhand lungen zu verbieten, auch auf die Gefahr hin, daß dadurch Reklame für ihn gemacht werden könnte. Denn er glaube nicht, daß der Staat dazu da ist, die Hand zu bieten für die Verbreitung von Preßorganen, die größere Teile des Volkes empfindlich verletzen und dasjenige in den Kot ziehen, was ihnen hoch und heilig ist. Namentlich aber auch vom nationalen Standpunkt! Es sei ihm kürzlich aus der Schweiz eine Korrespondenz zugegangen, worin darauf hinge wiesen wurde, wie schädlich gerade für Deutschland der Simplizissimus in der Schweiz gewirkt habe. Es sei eben gerade das patriotische Gefühl, was so vielfach durch den Simplizissimus verletzt werde. Der badischen Behörde wird zu diesem Entschluß aus den weitesten Kreisen rückhaltlose Zustimmung zuteil werden. — Internationale Ballonfahrt. Am Don nerstag, den 11. Juni, finden in den Morgenstunden inter nationale wissenschaftliche Ballonaufstiege statt. Es steigen Drachen, bemannte oder unbemannte Ballons in den meisten Hauptstädten Europas auf. Der Finder eines jeden unbe mannten Ballons erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphisch Nachricht sendet. — Rußland. Reval, 9. Juni. Die Zusammen kunft des Kaisers von Rußland mit dem König von England fand heute vormittag 11 Uhr auf der Reede von Reval statt. — Italien. Novara. In Roccapietra in der Nähe von Varallo stieß heute nachmittag ein Passagier zug mit einem Güterzug zusammen. Vier Personen wurden getötet; fünfzig verletzt. Ein Hilfszug mit Aerzten ist abge gangen. — Spanien. Madrid, 9. Juni. Der Pfarrer des Dorfes Turrillas in der Provinz Navarra schändete, um einen größeren Eindruck auf die Pfarrkinder zu erzielen, ein Grab, indem er einer Frauenleiche den Kopf abschnitt, und ihn während einer neuntägigen Andacht auf den Hochaltar stellte. Das Gericht hat ihn zu 62 Tagen Kerkerhaft und zur Entrichtung von hundert Mark Geldstrafe verurteilt. — Türkei. Konstantinopel, 8. Juni. In der am Bosporus gelegenen Vorstadt Arnautköi sind heute nacht 200 Häuser abgebrannt. Einige Personen sind dabei verunglückt. — Marokko. In Marokko dürften wir nahe vor der Entscheidung, nämlich dem Einzuge Mulay HafidS in Fez, stehen. Eine Meldung der Deutschen Kabelgramm- Gesellschaft aus Casablanca über Tanger besagt: Die all mähliche Zurückziehung der französischen Truppen aus der Schauja-Provinz hak begonnen. Am 3. Juni trafen hier 3000 Soldaten von Sidi den Sliman ein, weitere Truppen werden erwartet. Kleinere Abteilungen verbleiben auf den befestigten Militärposten in Busnika, Sidi den Sliman, Boucheron, Kasbah ben Ahmed, Seltat, Dar den Rechid, Mediuna Fedallah. Es ist unbekannt, ob die Einschiffung der zurückgezogenen Truppen beabsichtigt ist. Ferner meldet uns das Kabel aus Tanger: Der deutsche Delegierte zur Ent schädigungs-Kommission in Casablanca, Konsul Dassel, ist mit dem Dragoman Probster dorthin abgereift. — Südafrika. Kapstadl, 7.Juni. Staatssekretär Dernburg empfing gestern mehrere Mitglieder der hiesigen deutschen Gesellschaft und äußerte sich bei dieser Gelegenheit über die Wichtigkeit der nationalen Entwicklung der Vorposten des Reichs. Er hob das freundliche Entgegenkommen der britischen wie der Kapregierung anerkennend hervor und be tonte die Notwendigkeit für die Deutschen im Kapland, mit den Briten zusammenzuarbeiten in der Entwicklung des Landes. — Australien. Melbourne, 8. Juni. Der politische Zentralrat der australischen Arbeiterpartei beglück wünschte in einer Resolution die britische Arbeiterpartei zu ihrem Protest gegen den Besuch König Eduards in Rußland. Der Schlußsatz der Resolution verlangt, die Bundesregierung solle dem britischen Kabinett kundgeben, daß Australien die Absicht des Königs, einem Monarchen, dessen Herrschaft auf Unterdrückung und Gewalt beruhe, Freundschaft zu bieten, mißbillige. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. „Und es erhob sich ein Sturmwind, davon das ganze Haus erbebte, feurige Zungen erschienen über den Häuptern der Versammelten und sie fingen an in verschiedenen Sprachen zu reden." So sagt die Bibel von dem Feste, das Pfing st e n genannt wird. Damals und jetzt. Einst erfüllt von dem Glauben an die Wahrheit jener Worte, heute nur mehr eine Geschichte mit dekorativem Beiwerk. Für viele ist Pfingsten nur mehr ein Fest, an dem die Arbeit einige Tage ruht, an dem man sich die neueste Toilette anlegt, den Sommerhut präsentiert, bei Sonnenschein Ausflüge macht oder sich bei Regenwetter langweilt. Dem letzteren „Vergnügen" wurde am 1. Feiertag am meisten gehul digt. Denn das Wetter war im allgemeinen nichts weniger als freundlich. Wenn der zweite Feiertag nicht eine einiger maßen annehmbare Laune gezeigt hätte, dann wäre es ein trauriges Pfingstfest gewesen. Was der erste Feiertag ver dorben hatte, suchte der zweite wieder gut zu machen. In bescheidenem Maße gelang ihm dies auch. Wer nur einiger maßen Vertrauen zu den amtlichen Wetterprognosen oder zu den Voraussagungen unserer Wetterpropheten hatte, der machte sich auf die Beine, resp. unter Zuhilfenahme irgend eines Verkehrsmittels, die die moderne Zeit uns Menschen bietet, um die herrliche Natur zu genießen. Trotz der Kühle, die an den drei Feiertagen herrschte, war die Zahl der Wanderungslustigen eine sehr große. Unsere Stadt hatte regen Besuch aufzuweisen, namentlich aber war der AuerSberg das Ziel ungeheuerer Menschenmassen. Am 2. Feiertag allein waren über 4000 Personen auf dem Auers berg. Vom Auersbergturm wollten während der drei Feier tage 1300 Erwachsene und 400 Kinder die von da sich bietende Aussicht über die umliegenden Täler und Höhen genießen. Besonders viel haben sie alle nicht gesehen, trotz Binocle und Monocle. Der Ansichtspostkartenverkauf ging in die Tausende. Daß unsere umliegenden Sommerfrischen und Ausflugsorte ebenfalls starken Zuspruch hatten, können wir auch registrieren. Wie uns ferner gemeldet wird, hatten auch der Fichtelberg und die G r e i f e n st e i n e bei Geyer viele Besucher atckzu- weisen. An dem letzteren Aussichtspunkte scheint die Einsicht, wollten sagen Fernsicht, besser gewesen zu sein, denn ein Herr wollte vom Felsen ganz genau gesehen haben, daß ein auf dem Aussichtsturm des Fichtelberges sitzender Zaunkönig auf dem linken Auge erblindet ist. Der junge Mann wurde so fort für die Treptower Sternwarte als lebendes Fernrohr ver pflichtet. — Wenn vielleicht keiner froh ist, daß die Feiertage vorüber sind, so sind es aber die Beamten und Bediensteten der Eisenbahnen. Wie mancher Schweißtropfen wurde trotz der Kälte von ihnen vergossen. Wie viele Verwünschungen wur den ungehört verschluckt. Pfingsten einst und jetzt. Wollen wir hoffen, daß alle unsere geschätzten Leserinnen und Leser das Pfingstfest recht angenehm verbracht haben. — Schönheide. Heftige, mit orkanartigem Sturm verbundene Gewitter, welche mehrfachen Schaden anrichteten. entluden sich am Freitag nachmittag über unserem Orte. Der Sturm hob u. a. von einem großen massiven Schuppen gebäude der Firma Carl Edler von Querfurth in Schön- heiderhammer das ganze Dach ab, welches vollständig zer trümmert wurde. Ferner wurden mehrere Gartenzäune umgeworfen und zahlreiche Bäume entwurzelt. Der Blitz schlug mehreremale in Bäume ein, diese zerschmetternd. — Dresden, 9. Juni. Der im Hause Sebnitzer straße 50 wohnhafte Mechanikergehilfe Alfred Ianett hat heute früh seine Frau und seine beiden Kinder er schlagen und sich darauf selbst erhängt. Bei der Entdeckung des Verbrechens gaben die Frau und ein Kind noch schwache Lebenszeichen von sich und wurden nach dem Krankenhause gebracht. Ihr Zustand ist jedoch hoffnungslos. Das Motiv der Tat ist unbekannt. — Dresden. Am 1. dieses Monats und folgende Tage hat eine abermalige Auslosung Königlich Sächsischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die auf 3'2°o herabgesetzten, vormals 4", Staatsschulden- Kassenscheine von den Jahren 1852 55 58 59 62 66 und ,68 und die durch Abstempelung in 3'/« und 4^^ Staatspapiere umgewandelten Löbau-Zitlauer Eisenbahnaktien Int. A und ö, ingleichen die den l. Dezember 1908 zurückzuzahlenden, auf den Staat übernommenen 3',z"o Partialobligationen von den Jahren 183941 der Leipzig-Dresdener Eisenbahn-Compagnie betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staats papiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämtlichen Bezirks steuereinnahmen, sowie bei allen Sladträlen, Bürgermeistern und Gemeindevorständen des Landes zu jedermanns Einsicht ausgelegt werden. — Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß der gesamte Rest der 3'/,, Anleihe vom Jahre 1867 infolge Aufkündigung am 30. dss. Mts. zahlbar ist und daß von den 3'-/g herabgesetzten, vormals 4", Staatsschulden- Kassenscheinen vom Jahre 1869, die sämtlich fällig, immer noch eine größere Anzahl uneingelöst verblieben sind. — Dresden. Vom 16. bis 22. August d. I. findet hier der 4. E s p e r a n l o k o n g re ß statt. Schon haben mehr als 30 verschiedene Sprachen redende Völker ihre Ab geordneten angemeldet, und man rechnet auf 3000 Teilnehmer. Nach früheren vergeblichen Versuchen, für den Verkehr zwischen Menschen von verschiedener Muttersprache ein leicht anzueig nendes Verkehrsmittel zu schaffen, scheint man jetzt wirklich dem Ziele näher zu sein. Auch der Heidenmission hofft man durch die schon weit vorgeschrittene Uebersetzung des neuen Testaments in die Esperanto-Sprache wertvolle Dienste zu leisten. Für die Eröffnung des Kongresses ist ein Gottes dienst in Aussicht genommen, und man hofft, einen Geistlichen der sächsischen Landeskirche zu gewinnen, der in der Esperan tosprache predigt. — Leipzig, 9. Juni. Die gerichtliche Sektion der Leiche des Dienstmädchens Heine hat nicht den geringsten Anhalt dafür ergeben, daß an der Heine ein Verbrechen gegen das keimende Leben vorgenommen worden ist. Alle bisherigen Kombinationen stürzen mit diesem gerichtlicher« Leichenbefund gewissermaßen zusammen. Der Kopf des Opfers ist bisher noch nicht gefunden. Gestern mittag erfolgte die Beerdigung des Opfers auf dem Plagwiger Friedhof. Hier hatten wohl zwischen 2000 und 3000 Menschen Posto gefaßt, um den Trauerzug zu sehen. Die Trauerfeier war schlicht und ein fach. Die kurze Grabrede hielt Herr Diakonus Pastor Wermann. — Der festgenommene Tischler Lohmann ist am Sonnabend nachmittag wieder aus der Haft entlassen worden. Dagegen ist Frau Lohmann weiter in Haft behalten worden. — Zwickau, 5. Juni. Strafkammer III. Ein unge treuer Bierverleger hatte sich in der Person des 38 Jahre alten, bisher noch unbescholtenen C. W. aus Lauter wegen Vergehens nach 266,2 des R.-St.-G.-B. zu verantworten. Derselbe ist seit dem 1. April 1905 Vertreter der Lagerbier brauerei C. G. Männel in Wernesgrün gewesen und hat in Eibenstock gewohnt. Seit etwa 2 Jahren hat er nun fort gesetzt Gelder, die er bei Schuldnern der Firma für diese ein kassiert hatte, in seine Tasche gemacht. Er hat im ganzen die Firma um 4729 Mark geschädigt. Unter Anrechnung von l Monat Untersuchungshaft wurde er zu 10 Monaten Ge fängnis und Tragung der Kosten verurteilt.