Volltext Seite (XML)
Amts- Md Anzeigeblatt für den Erscheint . e . e e e Abonnement LL§-- «Yuk des Ämtsgmchts Libmlleck WZL- sertionspreis: die kletnsp. ten, sowie bei allen Reichs- ZeilelOPf und dessen Umgebung. Post-Nstalt-N Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. 3<i. Aahrgan«. V. Dienstag, den 15. Januar 188S. Mit der interimistischen Verwaltung der erledigten Bezirksarztstclle allhier ist Herr Bezirksarzt Mevicinalrath vr. Akinzer in Chemnitz betraut worden. Schwarzenberg, am lO. Januar 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. Frhr. v. Wirsing. E-^ Nächsten Donnerstag, Nachmittag 3 Uhr sollen in hiesiger Polizeiwache ein Sopha und eine Wanduhr gegen so fortige Baarzahlnng öffentlich versteigert werden. Eibenstock, den 14. Januar l889. Rathsvifilzieher. Unter Bezugnahme auf den in Nr. 151 dieses Blattes vom vorigen Jahre abgedruckten Erlaß der Königlichen AmtShauptmannschaft Schwarzenberg werden die im Jahre 1869 geborenen männlichen Personen, ingleichen diejenigen älteren Jahrgängen angehörenden Mannschaften hiesigen Ortes, über deren Militärver- hältniß noch nicht endgültig entschieden worden ist, hiermit anfgefordert, sich innerhalv der Zeit vom 15. Januar öis 1. Aevruar 1889 an Expeditionsstelle des Gemeinderaths behufs Aufnahme in die Rekrutirungs- stammrolle anzumeldcn. Schönheide, am 10. Januar 1889. Der Gemeindevorstand. Deutschlands internationale Beziehungen sind gegenwärtig zwar die denkbar besten und selbst die offiziellen Kreise Frankreichs bemühen sich, die guten Formen nachzuahmen, in denen die deutschen Diplomaten ihren Verkehr mit ihnen halten. Aller dings ist es auf russischer Seite ziemlich still geworden, so daß die Meinung auftauchen konnte, Rußland bemühe sich, Oesterreich vom Dreibunde ab- und auf seine Seite zu ziehen. Jedoch mehr als einmal ist in sehr nachdrücklicher Weise betont worben, daß das Friedensbündniß weit mehr auf den gemeinsamen Interessen, als ans geschriebenen Verträgen beruhe, und daß dieser feste Kitt sich noch keineswegs gelockert habe. Deutschlands Berhältniß zu England war von jeher etwas kühl; cs hatte ein fast kaufmännisches Gepräge, wozu wesentlich die Regierung Gladstones beigetragen hat. Als Kaiser Friedrich den preußischen Königs- und deutschen Kaiserthron bestiegen hatte, wurde wohl hier und da ein engerer Anschluß an England erwartet; indessen mit Unrecht. Denn die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen ihm und dem englischen Königshause mußte» deshalb ohne erheblichen Einfluß auf die Beziehungen der beiden Länder bleiben, weil die Politik Englands seinen Parteien und nicht der Krone gehört und von jenen Ziel und Richtung empfängt. Ganz selbstverständlich in der Politik ist, daß der Vortheil des eigenen Landes bei allen internationalen Aktionen maßgebend ist. Trete» große ideelle und kulturelle Aufgaben heran, wie gegenwärtig die Be kämpfung des Menschenhandels in Afrika, so wird bei,dem Versuch der Lösung derselben doch kein Staat seine eigenen Interessen aufopfern. So haben sich denn auch Deutschland und England zu gemeinsamem Vorgehen an der ostafrikanischen Küste verbunden, aber mit scheelen Blicken verfolgt die englische Presse alle deutschen Vorstöße an der Küste von Zanzibar und fürchtet, daß neben der Niederhaltung des Skla venhandels auch noch direkte Bortheile für Deutsch land herausspringen könnten. Die deutschen Zeitungen machen es übrigens nicht besser. Kaum ein Blatt wird eine neue englische Kolonialerwerbung mit Freu den begrüßen: unsere Kolonialfreunde um deshalb nicht, weil dadurch die Aussichten für Deutschland auf Kolonialerwerb geringer werden — die Kolonial gegner aber erblicken in derartigen Erfolgen Eng lands stets das „böse Beispiel", das Deutschland zur Nachahmung reizt. Die Interessen Deutschlands und der Vereinigten Staaten von Nordamerika berühren sich auf den Samoa-Inseln sehr enge. Die neuerlichen Vorgänge daselbst nöthigen die Reichsregierung zu einem energ ischen Vorgehen, das aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer Annexion der Inseln seinen Abschluß finden dürfte. Einer solchen steht allerdings der im Jahre 1882 zwischen Deutschland, England und Nordamerika geschlossene Vertrag im Wege; indessen ist derselbe unter Voraussetzungen geschlossen werden, welche heute nicht mehr zutreffen und das einflußreichste Handels blatt Nordamerikas, die „New. Dorker Handelszeitung" hat bereits erklärt, daß die nordamerikanischen Inter essen in Samoa nickt so bedeutend sind, um ihret wegen die guten Beziehungen zu Deutschland zu unterbrechen. Deutschland befindet sich in einer eigenthümlichen Lage. Obwohl seine Friedensliebe von keinem ver nünftigen Menschen «»gezweifelt werden kann, thun doch sowohl die französischen wie auch leider ein Theil der englischen Zeitungen so, als ob Deutschland nur abzurüsten brauchte, uni eine Aera des allgemeinen Völkerfriedens einzuleiten. In wiefern diese ganz falsche Auffassung von den nicht mit Deutschland verbündeten Mächte» gctheilt wird, läßt sich schwer beurtheilen, denn offiziell kennt man gegenwärtig eben nur „gute" Beziehungen, die in der Sprache der Diplomatie erst dann in Abrede gestellt zn werden pflegen, wenn die Flinte schießt u. der Säbel schwingt. Wenn Deutschland durch seine Einigung die Inter essen der Nachbarn verletzt hat, die mit seiner ge schichtlichen Zerrissenheit zu rechnen gewohnt waren, so liegt für dasselbe nnr um so mehr Grund vor, durch seine Haltung fortgesetzt seine Friedensliebe zu bekunden, andererseits aber anch jeden Tag bereit zu sein, das Schwert zu ziehe», wenn seine schwer er rungene Einheit durch die Mißgunst der "Nachbarn je wieder in Frage gestellt werden sollte. Hagesgeschichte. — Deutschland. Der „Reichsanz," vom 12. ds. Mts. bringt die offizielle Mittheilung von der Verlobung des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen mit der Prinzessin Luise von Schleswig- Holstein, Schwester der jetzigen Kaiserin. — Prinz Friedrich Leopold von Preuße», der einzige Sohn des dem Vaterlande allzufrüh entrissenen unvergeßlichen Prinzen Friedrich Karl, des „Rothen Prinzen", dessen Namen mit den Ehren- und Siegestagen der letzten drei Kriege, die Preußen geführt hat, für alle Zeit ans das innigste verknüpft ist, hat am 14. "November 1865 das Licht der Welt erblickt und steht somit zur Zeit in seinem 24. Lebensjahre. In der Armee be kleidet er gegenwärtig als Kommandeur der LcibeSka- dron des Regiments Gardes du Korps die Charge eines Rittmeisters. Die anmuthige Prinzessin Braut ist die vorjüngste unter den drei Schwestern unserer Kaiserin Augusta Viktoria. Prinzessin Luise zu Schles wig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg wurde als Tochter des am 14. Januar 1880 verstorbenen Her zogs Friedrich und der Herzogin Adelheid am 8. April 1866 zu Kiel geboren, sie ist jetzt also 22 Jahre alt. Durch diese Verlobung werden die verwandt schaftlichen Bande sowohl zwischen dem Kaiser und dem Prinzen Friedrich Leopold wie zwischen den erlauchten Häusern von Hohenzollern und Schles wig-Holstein noch fester und inniger gestaltet. — Mit der Errichtung einer Kolonialtruppe in Ostafrika scheint jetzt Ernst gemacht zu werden, wenigstens verlautet von gut unterrichteter Seite, daß für dieselbe bereits einige leichte Geschütze nach San sibar an Bord eine« Transportdampfcrs verladen seien. Die Nachricht von einem neuen, für unsere Landsleute glücklicherweise erfolgreichen Kampfe bei Dar-es-Salam deutet jedenfalls daraus hin, daß es dringend geboten erscheint, die rebellischen Araber, die soeben weiter im Innern im Negerreiche Uganda (im Gebiet der Großen Binnenseen) eine feste Position sich geschaffen haben, mit erheblichen Streitkräften zur Ruhe zu bringen und in Ruhe zu erhalten. — Petersburg, 10. Januar. Ein sowohl in seinen Beweggründen wie in der Ausführung gleich schauderhaftes Verbrechen, das in Süd rußland verübt worden ist, hat dieser Tage vor dem Gerichtshof in Kursk seine Sühne gefunden. Die Angeklagten waren, wie der Londoner „Standard" berichtet, vier Bauern, welche gemeinschaftlich ein elfjähriges Mädchen abgeschlachtet hatten. Die Leute waren in dem ungeheuerlichen Aberglauben an die sogenannten „Diebeskerzen" befangen, wonach Kerzen lichte, aus Mensckenfett bereitet, die Fähigkeit besitzen sollten, den Träger unsichtbar und sonach zur Aus führung von Diebstahl besonders geeignet zu machen. Um sich dieses Fett zu verschaffen, versuchte die vieh ische Mordbande zuerst, im Walde eines Knaben hab haft zu werden, dann jagte sie einem alten Bauern nach, dann einem Geistlichen, immer wurde sie gestört. Bei der elfjährigen Lnkeria Cherkaschina gelang die That. Das Kind wurde erdrosselt und die Leiche verstümmelt. Der eigene Aberglaube drehte den Ver brechern den verdienten Strick. Die auf so schauer liche Weise gewonnenen „DiebcSkerzcn" versagten, beim ersten Raubzug wurde das Kleeblatt festgc- nommen. Die Mörder waren geständig, sie wurden zu 8 bis 20 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Bei der Gerichtsverhandlung ergab sich, daß der Aberglaube der „Diebeskerzen" in Rußland weiterverbreitet ist. Das Mitglied des österreichischen Parlaments 1>i. Bloch hat früher schon in einer Studie über Land und Leute in Südrußlaud darauf hingewiesen und nebenbei bemerkt, daß dieser Glaube in de» DiebeS- kreisen fast aller Nationen verbreitet sei. — Bulgarien. Der russische Oberst Kessia- kow, einer der Haupturheber der Entthronung des Battenbergers, welcher, von Petersburg kommend, Bulgarien betreten wollte, wurde an der bulgarischen Grenze zurllckgewiesen. Eine Note des deutschen Konsulats in Sofia an die bulgarische Re gierung, in welcher das Ersuchen gestellt wurde, Kessia- kow, der bedeutende Güter in Bulgarien besitzt, den Eintritt zu gestatten, wurde abschläglich beschieden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. Januar. Seit einigen Jahren haben die Herren Edler v. Ouerfurth in Schön- heiderhammer den bei ihrem Hüttenwerke liegenden Teich für die Schlittschuhbahn zur Verfügung gestellt, so daß schon wiederholt Eis-Concerte darauf ab gehalten werden konnten. Das gestern abgehaltene war eines der schönsten, welche bisher stattfanden. Dasselbe war sehr zahlreich besucht und schloß mit xinem brillanten Feuerwerk, welches eigens zu diesem Zwecke von einem Pyrotechniker aus Zwickau bezogen worden war. Freunde des Eissports, sowie Alle, welche Vergnügen an derartigen Winterfreuden ha ben, werden den Veranstaltern der Eis-Concerte ge wiß dankbar sein. Hoffentlich Ivar das gestrige noch nicht das letzte für diesem Winter. — Dresden. In diesem Jahre wird in Dresden der internationale Kongreß der Thierschutz vereine stattfinden, und zwar verspricht derselbe einen ziemlich großen Umfang anzunehmen. Bereit« jetzt sind zahlreiche Anmeldungen eingegangen, u. A. au« Australien, Nord- und Südamerika, Schweden, der Schweiz, Rußland, Frankreich und Oesterreich; aus anderen Ländern, wie England, Italien, stehen An meldungen in ziemlich sicherer Aussicht. Von den beabsichtigten Anträgen sind bereits folgende zu nennen: derjenige auf Erlassung eine« internationalen Vogcl- schutzgesetzcs, der auf Einführung eines Normalmaul korbs, der auf Beseitigung der Stiergefecktc und der