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Bernsbach und die umliegenden Ortschaften. Auecha!-Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhammrr, Zelle-«löfterlein. Weder, u. Oberpfannenstiel, Kauter, Bockau, Erscheint »Mwoch», Sreitagb u «onnta-d. Abonnementspreib lncl. der 3 wertbvallen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mk. LV Pf. durch die Post 1 M. 25 Pf. Mt 3 iss» strikten Aeiölättern: Deutsches Aamitienbtatt, Hute Heister, Aeitspieget.. Verantwortlicher Redakteur: Emil Hegemeister in Au « (Erzgebirge). Redallivn u. Expedition: Aue, Marktstraße. Inserat« die einspaltige CorpuSzeil« 1v Pf«, die volle Seite 30, >/z S. 20, '/« St. 8 Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten uns Landbriefträger nehmen Bestellungen an. No. 88. Freitag, den 28. Juli 1893. 6. Jahrgang. Gestellungen aus die , IM" Auerthat-Iertung "Wst (No. 665 der Zeitungspreislist«) für August und September werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern d«S Blattes, sowie den Landbriefträgrrn jederzeit gern angenommen. Expedition der „SuertHat-Zeitung," LlirrU N«rvm»*lat«r. Was alles für die Arbeiter gethanwird. England ist uns Deutsche» in der Sozial-Politik, in den Arbeiter-Wohlfahrts-Einrichtungen weit voraus und stetig ist man auch unter den Privaten bemüht, den arme- ten Klassen den Himmel schon auf Erden zu bieten. So hat in London eine Gesellschaft für den Bau von Arbei- terwohnungen ein Gebäude hergcstellt, welche» man mit Recht mit dem Namen „Palast* belegen kann. Diese» Bauwerk ist 4 Stockwerke Höch und hat eine Front von ISO Flitz. Im Parterre befindet sich der Speisesaal, in welchem 200 Personen zu gleicher Zeit speisen können. An den 4 ausgestellten Küchenheerden kann sich jeder Ar beiter seine Speisen selbst zubereiteck Md zwar k»sti»lo»,l wer dir» nicht will, kann die Speisen zum Selbstkosten preise in zubereitetem Zustande von der Anstalt beziehen. Die» letztere Essen wird in einer besonderen Küche verab reicht. Der Waschraum enthält 44 Waschbecken, eine An zahl Futzwannen, Vollbäder, kalte» und norme» Wasser ist zu jeder Tageszeit zu haben, und dies alles wird" un entgeltlich hingeg eben. Selbst schmiitzige Wäsche kann im Hause von den Besitzern gewaschen werden, auch ein« DeS» insektionsstube ist vorhanden, sowie eine Barbierstube und eine solche, wo Stiefel geputzt werden. Das Lesezimmer liegt im ersten Stock und enthält eine gute Bibliothek, Schreibtische und Lehnstühle. In dem Hause befinden sich 450 Schlasräume, fast jeder Arbeiter hat sein eigenes Zimmer, von dem teS Nachbars durch eine leichte Wand getrennt. Jeder solcher Raum hat ein großes Fenster, ist mit Ga« versehen und wird durch Luftheizung erwärmt. (Nachdruck verbot«»). IseuMeLon. Die Erbschaft der Tante. Novelle von Max Ring. (Fortsetzung.) Obgleich Else ihr beipflichtete und mit ihrem Rath ein verstanden war, konnte sie sich nicht einer bangen Unruhe erwehren. Ihr kleine» Herz schlug laut und heftig vor Aufregung, al» sie am Fenster zur bestimmten Stunde den erwarteten Fabrikanten kommen sah. Statt ihn wie sonst mit ihrem sreundlichsten Lächeln zu begrüben, überließ sie e» heute der Gtadtrithin, ihn z» empfangen und ihm die unangenehme Mittheilnng zu machen. Sie selbst aber saß in ihrem Hinterstübchen, von schmerzlichen Zweifel gequält, ob er die gefährliche Probe bestehen, oder, wie dkr schändliche Assessor, sie verlassen und dem schnöden Mammon opfern würde, entschlossen in diesem Fall, nie mehr einem Mann zu glauben und eine alte Jungfer zu «erden. Aengstlich lauschte und harrte st« auf die Entscheidung, da eS diesmal Ernst war und sie den ehrenwerthen und tüchtigen Mann wirklich lieb gewonnen hatte, abgesehen von allen sonstigen Vortheilen einer so guten und in jeder Beziehung ihr zusagenden Verbindung. Boll Ungeduld verfolgte sie den Zeiger an der alten Schwarzwälder Uhr, der ihr so langsam wie eine Schnecke zu schleichen schien, so daß ihr jede Minute gleich einer kleinen Ewigkeit dünkt« uud sie vor Unruhe sich nicht zu lass«» wußte. Bald hoffte, bald zweifelte sie, bald «ar fir . Die Bettstellen find vo.. Eisen, die Matratzen au» Roß' haaren. Je er Bewohner erhält genügend Decken, Betlü cher, Kopfkissen. Ja jedem Schlafraume befindet sich ein verschließbarer ; Kasten. In London kostet die elendeste Schlafstelle pro Tag 3S Pfg. oder pro Monat 10,50 Mk. Im erwähnten Hause, dem „Rvwten House" an der Bondstraße zahlt jeder Miether mit Ausschluß des Essen» pro Tag SO Pfg. oder pro Monat 15 Mark, hat aber dafür eine Wohnung welche an Reinlichkeit, Bequemlichkeit und anderen wesentli chen Bortheilen nichts zu wünschen übrig läßt. Kündi gung giebt e» nicht, ein Jeder kann einen, zwei oder mehr Tage, je nach Wunsch, wohnen bleiben. Gewiß für le dige Arbe'ter sehr zu empfehlen. Die Arbeiter in Amsterdam haben eine ähnliche Wohl- thätigkeitsanstalt, wie da» „Rowton House* in London, der Freigebigkeit eine» geborenen Deutschen, dem Herrn Jansen, zu verdanken. s. „OnS hui»* (Unser Hau») wird dir» Gebäude ge nannt, welches sich gleich einem königlichen Palais tm Rvzenstraat dem eigentlichen Arbeiterviertel Amsterdams, erhebt. Herr Jansen hat auf eigene Kosten nicht nur das Gebäude erbaut und vollständig eingerichtet, sondern auch noch ein Kapital deponirt, von dessen-Zinsen die jährlich erwachsenden Unkosten gedeckt werden. Und dies« find nicht gering. Man bedenke: E» be« und Theater saal, ein großer Lesesaal, ick Welchem Wochen- und Ta» geSblätter aller Richtungen aufgelegt find; an Jedem Abend ist ein Herr oder eine Dame anwesend, welche auf Ver langen nicht Schretbkundigrn die nöthigen Briefe schrei ben. Eine große Bibliothek befindet sich neben dem Lese saal: ein geräumiger Turnsaal mit allen nöthigen ^8e- räthschaften ist vorhanden, ein Hörsaal, in welchem popu läre Vorträge gehalten «erden, dann gibt e» kleine Räume, wo Gelegenheit gegeben ist, sich im Schreiben, Rechnen, Erlernung fremder Sprachen zu üben und zu vervollkommnen. In einer großen^Küche können Töchter und Frauen der Arbeiter Unterricht im Kochen erhalten. Ein Zimmer zur Erlernung ve» Nähens, Strickens und' sonstiger weiblicher Handarbeiten ist vorhanden, wo eben falls der Unterricht in diesen Fächern unentgeltlich gebo ten wird. Auch ein Rechtsgelehrter steht in der Woche von seiner Liebe fest überzeugt, bald fürchtete sie eine neue, bittere Täuschung. Endlich hörte st« die Stimm« ihrer Mutter, die laut ihren Namen rief. Unwillkürlich zitterte Else, als ob ihr Urtheil gesprochen «erden sollte, ihr Athem stockte uud ihre Füße schwankten, al» sie erröthend und mit niehergeschla- geneu Auaen in da» Zimmer trat, wo sie die Stadträthin und Herr Holzstamm Erwarteten. Ein verstohlener Blick genügte, ihr Glück zu verkünden, und e» bedurfte nicht der Worte, um sie seiner Liebe zu versichern und ihr zu sagen, daß der treffliche Mann die Probe bestanden und sie sich diesmal nicht getäuscht hatte. Roch an demselben Abend fand die doppelte Verlobung zweier liebenden Paare statt, da auch Sophie und der Doktor von der Mutter die gewünschte Einwilligung zu ihrer Verbindung erhielten, nachdem e- ihm gelungen wär, ein sür ihre bescheidenen Ansprüche hinreichendes sichere- Ein kommen zu erwerben. Da» »ar eine Freude und rin Jubel, die sich nicht be schreibe« ließe«, lauter vergnügte und glückliche Gesichter, wie man sie schon lange nicht in der Familie gesehen, sträh- lende Blick« und selige Herzen. Auch die alten Freunde, der sogleich benachrichtigte Hauptmann von Hanstein und seine liebenswürdige Tochter, waren herbeigeeilt, um von Herzen Glück zu wünschen. Um den kleinen Lisch, sür den die alte Köchin auf da« Beste gesorgt, saß die heiterste Gesellschaft von der Welt und stieß aus da« Wohl der Berlobten an, daß die Gläser hell erklangen und di« treue Marie in der Küche bald vor Vergnügen lachte, bald vor Rührung schluchzte. Alle» Leid »ar geschwunden, Sorgen und Kummer ver gessest Und feist Mißten, keine Besürchtung vorhanden. Kein« traurige EriNNdrimg störte da» fröhlich« Fest, wenn e» auch nur wenig, aber gut zubereitete Gerichte und weder , einmal zur Verfügung, um den Arbeitern bei Mieth- und ! anderen Streitigkeiten uneutgelilich Rath zu erthrilen. . Herr Jansen hat nun den Arbeitern das beschämende Gefühl, Almosen zu empfangen,erspartu. in» iser Vorsicht bestimmt, daß für Benützung der Bibliothek, de- Lesesaal» inv für den Besuch der Vorlesungen einige Pfennige zu ntrichten sind, doch steht dies in keinem Berhältniß zu m Nutzen, der thatsächlich Lernbegierigen und Vorwärts- ebenden aus dem Vortheil der Benutzung von „OnS uiS" erwächst. Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 25. Juli. — Durch da« neue HcereS-Gesetz ist es Bayern ermöglicht, bei Ausbruch eine» Krieges ein neues Armeekorps zu bilden, sodaß die bayerische Armee künftighin sofort mit drei Armee- korps in» Feld rücken kann. — Futter- und Streumittel werden nunmehr aus allen deutschen Bahnen um billigere Fracht befördert. - — Kaiser Wilhelm trifft am nächsten Sonnabend Nach, mittag in Cowes in Englund an Bord der „Hohenzollern* ern und wird dort sechs Lage verweilen. — Am zahlreichsten find im Reichstage zu finden Landwirt«, Juristen und ZeituagSleute. Aus diesen drei Ständen rekrutiert sich der Reichstag zu »ehr als «/,. Sr sind vorhanden 145 Landwirts 171 Juristen und »5 Zei tung-Verleger, insgesamt also 327. — Die Reichstagsnachwahl in Alsfeld führt zur Stich wahl zwischen Backhaus, nationalliberal, und Bindewald, Antisemit. In Bingen, wo der freisinnige Träger zum zoeiten Male gewählt worden war, siegte glänzend dessen Gesinnungsgenosse Schmitt. Emin Pascha lebt. In Löbau i. Schl, ist ein Schrei ben der Reisebegleiterin der Tochter Emin Pascha'S au- Bagamvyo eingetroffen, laut welchem Emin Pascha noch lebt und zwar unter befreundeten Arabern, aber völlig erblin det ist. Er erwartet dort die nötigen Mittel zur Rück reise nach der Küste. Oestreichs Kriegsminister Bauer, der diesen Posten seit 1888 bekleidete, ist am Sonnabend gestorben. Champagner noch Gefrorenes gab. Am lustigsten war aber der fidel« Ludwig, was wohl k-aran liegen mochte, daß seine Nachbarin die reizende Adele, j» freundlich gegen ihn war und ihm zum Abschied ge- .tattet, sich morgen nach ihrem Befinden zu erkundigen. VI. Noch waren dir Flitterwochen nicht verstrichen und chon gab e- Streit und Zank zwischen der AmtSrithin und ihrem zweiten Gatten, veranlaßt durch die zerrütteten BermögenSverhältnisse des Herrn von SchmielinSki. Wie di« Neuvermählte nur zu bald erfuhr, war bah Gut in so schlechtem Zustande und so überschuldet, daß die von ihr gegebene Hypothek so gut als werthloS war und bei oer drohenden Subhastalion aller Wahrscheinlichkeit nach aus fallen mußte. Statt de» schönen Walde- fand sie nur noch einig« elen de Stämme vor und die gerühmten Wiesen und Weizen- ferder zeigten »in erbärmliche» Aussehen. Einige magere Kühr und steife Pferde bildeten den ganzen Viehbestand, ebenso kläglich war da- übrig« Jnventarium, «ine Samm lung von zerbrochenen Wagen, schadhaften Pflügen und zerrissenem Geschirr. Dazu kam noch da» Heer der Gläubiger welche Herr von SchmielinSki aus die reiche Frau vertröstet hatte, und die jetzt wie Schmeißfliegen über «inen Honigtvpf über ihn mit ihren Forderungen, Mahnbriefen Rechnungen, gericht lichen Vorladungen und Exekutionen Herstelen. Kein Tag verging, an dem nicht die Frau AmtSrithin den Beutel öffnen und nicht eine bald größere, bald klei ner« Summe für den würdigen Gatten zahlen mußte, Wa ste natürlich tief schmerzte, und worüber sie endlich einmal die Geduld verlor, als »er Gerichtsvollzieher eine» Tage wegen einer ansehnlichen Wechselschuld ihre Einrichtung mit Beschlag belegen wollte.