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und für Riesa, Strehla «nd deren Umgegend. Wocheuschrist zur Belehrung und Unterhaltung. 8. Freitag, -en SS. Januar 1850. Tagesbericht. Dresden, 19. Jan. Heute gegen Mittag wurde den drei Gefangenen aus der Festung Kö« niastein, Henbner, Röckel und Bakunin vor besetzter Gerichtsbank und im Beisein des Gerichts« arztes, sowie des Röckel'schen VertheidigerS das vom hiesigen Appellationsgericht gesprochene To« deSurtheil publizirt, nachdem auch Röckel, mit Vorbehalt der von ihm gegen das statt deö An« klageverfahrenS mit Schwurgericht zur Anwendung gekommene JnquifitionSverfahren eingewendeten Appellation, mit der Publikation des UrtheilS sich einverstanden erklärt hatte. So sahen denn die drei Volkskämpfer nach langer Trennung in der ernstesten Lage de» Lebens sich endlich einmal wie« der beisammen! Sie hörten die Sentenz, deren Strenge von Allen vielleicht nur der edle Heub« ner vorausgesehen hatte, mit sichtbarer Fassung und GemüthSruhe an, wie es sich von Männern er warten läßt, welche für eine nach ihrer Ueberzeugung heilige Sache selbst den Tod nicht scheuen; ja Bakunin erklärte ruhig nnd ohne Ostentation, daß er sich dem Urtheile unterwerfe, er wurde jedoch durch Herrn Assessor Hammer verständigt, daß er der Revision d eses ErkenntniffeS durch ein zwei te-Urtheil gesetzlich sich gar nicht begeben könne. Die Verurtbeilten machten sich hierauf selbst nach einander mit den Entscheidungsgründen durch ei gene» Lesen bekannt, wobei Heubner durch mehr maliges Äopfschütteln verrieth, wie wenig die Motivirung de» UrtheilS im Einzelnen ihm ge nügen mochte. 'Auch war au» einer gelegentlichen Aeußerung desselben zu entnehmen, wie er in der Ersetzung der Todesstrafe durch lebenslängliche Zuchthausstrafe nicht «ine Milderung, sondern »ielmehe »in» Verschärfung de« Strafübel» erblik- tz»u würde. Der Gesundheitszustand der Gesän ge»«« »ar befriedigend. An nochwendigen Be dürfnissen leiden fle keinen Mangel; sie beschäfti gen sich durch wissenschaftliche Arbeit und Lektüre und das Einzige was sie besonders vermissen, ist die ihnen auch jetzt noch trotz der Erlaubniß de» Untersuchungsgerichts, seitens der Militärbehörde versagte Lektüre politischer Zeitungen, und wäre eS auch nur die der Leipz. Ztg. Die Gefange nen werden auf Verlangen täglich eine halbe Stunde im innersten FestungSrapon einzeln spa- rieren geführt; ihre Behandlung erscheint anstän dig, wenn auch ihr mündlicher Verkehr mit dem sie bedienenden und beaufsichtigenden Personale natürlich auf den lakonischen und abgemessene» Austausch des Nothwendigen beschränkt ist. Zu bedauern ist, daß durch die vor den festvergitterteu Kefängnißfenstern angebrachten Holzblenden den Gefangenen der in der Einsamkeit doppelt wohl« thuende Genuß des Sonnenscheines und der trö stende Blick auf die umgebende Natur versagt bleibt. Meiningen, 18. Jan. Auch in unserem Herzogthume haben die Vorwahlen nach Erfurts begonnen, aber bereits weiß man von einigen Be zirken, daß kaum der zwanzigste Theil der Wäh ler erschienen ist. Prag, 11. Jan. Der Typhus grasfirt hie» und in den böhmischen Festungen furchtbar. Di» Regierung sah sich daher veranlaßt, junge Aeqt» mit einem Entgelt» von tä^ich Sj fl. C.-M. hie» und auf dem Lande in Militärspitälern zu ver wenden. Die Krankenzahl ist enorm. Manche» Arzt hat allein hier MS Typhöse zu behandeln, mancher ist auch seine» Berufe schon erlege». Czernowitz, 10. Jan. Auch in unsere» Provinz tauchen Gerücht, ve» Lruppendurchmgr- schen nach Siebenbürger a»f, die dort zur Co» centtatio» einer Arme» gegen die Türken bestimmt sein feste». Eine Bestätigung scheint die» zu er halte» durch dir ausgeschriebene Licitation vor M,0VV Korcz Hafer. Welch« Cavalieri« soll