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Amts- und änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung sUr Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, u^ugrutuzt Neuheide, Gbersiützengrün, Schönheide, "^7^"": 1 Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 210. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. —— —— — 80. Jahrgang. -—— —.— - -- > - > »1 Dieüstaq, d-u 22. April Am Knde des öesteyenden und am Anfang eines neuen Aalkankrieges. Meldungen aus London streiten zwar energisch ab, daß ein neuer Balkankrieg unmittelbar bevorsteht. Daß soviel im entgegengesetzten Sinne geschrieben wer de, sei nur eine Folge der Tatsache, daß pur wcnk- ge Personen in Serbien oder Bulgarien die Bestim mungen des Vertrages wirklich kennen. Zu einer ganz anderen Auffassung der Lage kommt man indessen, wenn man die eingekaufenen neuesten Nachrichten liest. Da wird zum Beispiel in einer bestätigt, daß schwer wiegende Differenzen zwischen Serbien und Bulga rien bestehen, eine weitere behauptet, daß Bulgarien an Serbien die Forderung stellen wird, sofort die Or te zu räumen, die nach dem Vertrage außerhalb der vorher vereinbarten Zone liegen; wieder eine andere weiß davon zu berichten, daß geheime bulgarisch-tür kische Friedensverhanolungen schweben: also alles Anzeichen, daß etwas vorgeht auf dem Balkan, das eher zu dem Schlüsse, ein neuer Balkan krieg bereitet sich vor, neigen läßt. Hier seien die hierauf bezüglichen Drahtmeldungen wiedergegeben: Sofia, 20. April. Allseitig wird bestätigt, daß die Zerwürfnisse zwischen Bulgarien und Serbien sehr ernste Formen annehmen, die noch dadurch verstärkt werden, daß sowohl die serbischen als auch die griechi schen Truppen - Konzentrationen in de» okku pierten Gebieten fortdauern. Bulgarien sei, so wird versichert, lest entschlossen, seine Ansprüche eventuell mit Waffengewalt zu vertreten. Wien, 20. April. Die Reibungen zwischen Ser bien und Bulgarien werden hier aufmerksam verfolgt. Zn Bulgarien besteht die Absicht, sofort nach dem Ab schluß des Friedens, Serbien aufzufordern, die au ßerhalb der vereinbarten Dertragszone liegenden Ge biete Mazedoniens zu räumen. Es sind dies die Städ te Ochrida, Prilep, Jstip und Köprülü. Serbien trifft Anstalten, sein Heer wieder in kampffähigen Zustand zu setzen. Der bulgarische Gesandte in Paris hat kn» französische Regierung gebeten, ein Schiedsgericht der Mächte im Streitfälle mit Serbien anzuregen, da sonst ein bewaffneter Konflikt unvermeidlich scheine. Petersburg, 20. April. Die panslawistischen Blätter ermahnen Bulgarien, es zu keinem Konflik te mit den Balkanverbündeten kommen zu lassen, da es sonst Gefahr laufen würbe, vielleicht nach einem Jahrzehnt die Hälfte seiner Eroberungen einzuöüßen. Paris, 20. April. Der Korrespondent des „Newyork Herald" in Konstantinopel telegraphiert: Der bulgarische Sobranjepräsident Dr. Danew ist an der Tschataldscha-Linie eingetroffen, um geheime Friedens- Verhandlungen mit den Türken einzuleitech. Diese Ver handlungen werden unabhängig VM den übrigen Dal- kanstaaten betrieben. Noch wahrscheinlicher aber als der Beginn eines neuen Balkankrieges dürfte das sicher schnell bevorste hende Ende des Krieges zwischen Balkanbund und Türkei sein. Selbst Montenegro fügt sich nunmehr Lem Willen der Großmächte und daß die anderen Bal kanmächte den Frieden herbeisehnen, dürfte bekannt sein: Sofia, 1N. April. Es verlautet, daß nunmehr auch die Antwort Montenegros hier eingetroffen ist; sie enthält die bedingungslose Zustimmung zu den Vor schlägen der Großmächte. Paris, 20. April. Der „Matin" meldet: .Nach Len im Laufe des gestrigen Tages in Paris eiugetau- fenen Meldungen hat es den Anschein, daß die Bal- kanstaaten ohne Reserve die Vorschläge der Mächte für eine Grundlage der Friedensverhandlungen angenom men haben In kompetenten Kreisen erwartet man in jeder Stunde die Uebergobe der Antwort der Ver bündeten. Die Alliierten, besonders Griechenland, wer den den Mächten gegenüber ihren Standpwnkt in der Grenzfrage Albaniens und in der Frage der Aegäischen Inseln selbst vertreten, obgleich diese beiden Fragen von der Londoner Konferenz geregelt werben, wäh rend die Regelung der Frage einer Kriegsentschädigung Ler Pariser Finanzkonferenz anheimfällt. Hier noch eine kurze Meldung über die Verluste der einzelnen Balkanstaaten in dem blutigen Kriege: Sofia, 20. April. Nach vorläufiger Aufstel lung betragen die Verluste der vereinigten Heere an Toten und Verwundeten bei den Bulgaren 84 000 Mann, Serben 22000, Griechen 11000 und Montene griner 6 000. Tagesgeschichte. Deutschland. — Besuch Kaiser Wilhelms in Gmun den. Wie in cumberländischen Hoskreisen verlautet, wird der Gegenbesuch des Deutschen Kaisers beim cumberländischen Hofe im August dieses Jahres erfol gen. — Der Verzicht auf Hannover. Die in einem vogtländischen Blatte enthaltene Angabe, der Herzog von Cumberland würde ebensowenig wie sein Sohn Ernst August auf Hannover verzichten, um die Thronbesteigung des genannten Prinze» in Braun schweig zu ermöglichen, wird in unterrichteten Berli ner Kreisen als unzutreffend bezeichnet. Dieser Mel dung widerspricht bereits die Tatsache, daß der Her zog von Cumberland schon vor einigen Jahren dem Kaiser einen förmlichen Verzicht auf Hannover für sich und seinen ältesten Sohn, den inzwischen verstorbenen Prinzen Georg Wilhelm, an- geboten hat und daß der preußisch: Offizierseid, den Prinz Ernst August abgelegt hat, einen Verzicht auf alle Ansprüche auf Hannover in sich schließt. — Der Zwischenfall von Nancy noch nicht endgültig abgeschlossen. In Berli ner politischen Kreisen wird es als selbstverständlich angesehen, daß mit den Maßnahmen der französischen Regierung, die auf eine Bestrafung der Schuldigen hinzirlen, die Affäre von Nancy noch Nicht endgültig abgeschlossen ist. Es ist vielmehr zu erwarten, daß die französische Regierung auf diplomatischem Weg: der Reichsregierung ihre Entschuldigung aussprechen wird. — Warum landete „Z. 4" in Frank reich ? Graf Zeppelin hat einen Ausschuß zusammen berufen, der sich aus Führern von Zeppelinlustschiffen, Fachleuten der Luftschiffahrt u. s. w. zusammensetzt und die Vorgänge untersuchen soll, die zur Landung des Luftkreuzers „Z. 4" in Frankreich geführt haben. — Freiwillige Wehrbeiträge. Die „Norddeutsche Mlgemeine Zeitung" schreibt: Freiwil lige Beiträge zu den Kosten der Wehrvorlagen gehen der Rerchshauptkasse fortgesetzt in erheblichem Umfänge zu. Es befinden sich darunter sowohl große Beiträge reicher Kaufleute und Gewerbetreibender, als auch Spenden aus den ärmeren Bevölkerungsschichten. Meh rere Krieger-Vereine, ein evangelischer Arbei terverein und andere Vereinigungen sünd mit kleine ren und größeren Summen vertreten. Ein höherer Forstbcamter gab freiwillig ein Zehntel seines Ver mögens; die Deutschen in Antwerpen veranstaltetem aus eigenen« Antriebe eine Sammlung, die binnen we niger Tage einen Betrag von 150 000 Mark drbrach- te. Der Reichskanzler hat für alle Spenden bereits im Reichstage öffentlich den Dank des Vaterlandes aus gesprochen. — Ob er hofpredig er D. Dryander wur de zu seinem 70. Geburtstage am Freitag auch seilens des österreichischen Oberkirchenrates in Wien begrüßt. Aus Rom erhielt er ein Telegramm des Fürsten Bü low. Abends f^rd in seiner Wohnung großer Emp fang statt, bei welchem Staatssekretär Dr. Delbrück und Generalsuperintendent Lahnsen Apchrach?« hiel ten. — Ein deutscher Werber für die Frem- denlegion Am vergangenen Freitag wurd: ein Schlosser in Trier verhaftet, der versucht hatte, jun ge Leute zum Eintritt in die französische Fremdenle gion zu verleiten. Ein anderer Werber war bereits vorher verhaftet worden. — Keine Spionage. Der in Speyer un ter Spionageverdacht verhaftete französisch: Plvnter- offizier de la Merle ist aus der Untersuchungshaft ent lassen worden, da sich für Spionage keinerlei Anhalts punkte ergeben haben Vefterreich-Ungarn. — Die galizische Wahlreform geschei tert. Oesterreich hat nun auch seine polnisch? Krise . Die seit vier Jahren geplante galtzische Wahlreform, die den Ruthenen in den Städten Galiziens eine grö ßere Anzahl von Mandaten für den Landtag bringen sollte, ist an dem Mderstande der konservativen Par tei und der Allpolen endgültig gescheitert. Der Statt halter Dr. von Brobrinski hat seine Demission ange boten. Der galizische Landtag wirb aufgelöst werden. gtaliex. — Besin den des Papstes. Das am Sonn tag morgen ausgegebene Bulletin über das Befinden des Papstes stellt fest, daß schon seit vier Tagen kein Fieber mehr vorhanden ist. Infolge der Besserung des Bronchialleidens ist auch eine Zunahme der Kräf te zu verzeichnen. Frankreich und Italien. Wie ver lautet, soll in Rom eine Tageszeitung jn französischer Sprache demnächst herausgegeben werden, die dazu bestimmt ist, die Arbeit des Komitees für eine An näherung zwischen Frankreich und Italien energisch zu unterstützen. Memkreich Entschädigung für Nancy. Die fran zösische Regierung ist, wie verlautet, bereit, eiwaige private Entschädigungsansprüche der in Nancy be schimpften Deutschen zu befriedigen. Türkei. — Besuch auf deutschem Kriegsschiff. Der Großwesir und der Minister des Auswärtigen ha ben am vergangenen Sonnabend mittag dem Panzer kreuzer „Göben" einen Besuch abgestattet. Die „Gä ben" ist am Abend abgefahren, nachdem morgens der kleine Kreuzer „Dresden" angekommen ist. JaKan. Japan gegen Amerika. Wie gereizt die Stimmung in Japan gegen Amerika wegen der kalifornischen Landvorlage ist, geht aus folgender Mel dung aus Tokio hervor: Die Kampagne gegen die sich gegen die Japaner richtende Gesetzesvorlage über den Landbesitz von Ausländern in Kalifornien gipfelte Donnerstag abend in einer stürmischen Versammlung. Ein Redner verlangte die Entsendung der Flotte nach Kalifornien. Es heißt, baß die Regierung die Lag» zwischen Japan und Amerika für die gefährlichste hält, die je bestanden hat, da sie Japan in eine höchst ungünstige Stellung bringt, weil die Bundesregierung nicht gewillt ist, zu intervenieren, und da es unmög lich ist, hier Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Owtlichc und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 21. April. Im Walde bei Wildenthal wurde kürzlich nachts von mehreren Zoll beamten ein Trupp Waldarbeiter aus Steinbach und Sauschwemme angehalten, der aus Oesterreich kam und Zündhölzer und Tabak bei sich führte, die sie nicht verzollt hatten. Während der durch die Beamten vorgenommenen Durchsuchung einzelner haben die anderen Arbeiter die unverzollten Gegen stände von sich geworfen, doch wurden dieselben anders Tags bei Absuchung der Gegend gefunden. Die Per sönlichkeiten der Schmuggler sind festgestellt und zur Anzeige gebracht worden. — Eibenstock, 21. April. In letzter Nacht wurde das an der CarlSbaderstraße gelegene Gewächshaus de» Gemein nützigen Bauverein« durch Feuer zerstört. Es wird angenommen, daß da« Feuer bald nach 12 Uhr infolge Selbst entzündung ausgekommen ist, und zwar soll neben der indem Gewächshause befindlichen Feuerung gelegene« Holz in Brand geraten sein. Bemerkt wurde der Brand erst heut« morgen gegen K Uhr. Dadurch, daß durch da« Feuer viel wertvolle Pflanzen vernichtet wurden, ist dem Bauverein ein ziemlich großer Schaden entstanden. — Eibenstock, 21. April. Die Dramat. Gesellschaft .Thalia' bietet am morgigen Dienstag ihre erste öffentliche Theateraufführung. Wie un« mitgeteilt wird, soll der Verein weder Mühe noch Kosten gescheut haben, um den Abend zu einem genußreichen zu gestalten. Da» zur Aufführung ge langende Stück betitelt sich .Der Toni und sein Bürget', in dem Heiterer und Ernste», Gesang und origineller Schuh plattlertanz in bunter Reihe folgen. In Anbetracht der guten Sache (der Reinertrag fließt dem hiesigen Krankenhausneubau zu) wäre ein vollbesetzte« Haus zu wünschen, um den Verein zu weiterem Wirken anzuspornen. - Eibenstock, 21. April. Wir machen unsere Leserinnen daraus aufmerksam, daß die beliebte Hy gienikerin Frau Äse zur Linien auch in Eibenstock eli- neu ihrer wertvollen Borträge hält und zwar am Donnerstag, den 24. April, abends halb neun Uhr im Deutschen Haus. Wir empfehlen den Besuch dieses Vor trages sehr und verweisen auf die Inserate m oer heutigen und übernächsten Nummer. — Leipzig, 19. April. Ein folgenschwerer Zusammen, stoß zweier Straßenbahnwagender Großen Leip.