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WenM sm Wik druff ThurM Mn, Mmlchn IÄ dir UmMndn. Imts blatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlas von Martin Berger >n WWdrE — BerantnwrlN» für ore Redaktion H A. Berger dakelbst. No. 3«. "" "Dienstag, Sei, 24. März s 1886. Donnerstag, den 26. dies. Mon., 11 Uhr Bormittags gelangen in Grumbach folgende Gegenstände als: 1 Sopha, 1 Kommode mit Giasaufsatz und 1 Tisch zur Versteigerung. Bicterversammlung im Gasthofe. Wilsdruff, den 23. März 1896. Sekr. Ger.-Vollz. Bekanntmachung. Bom 31. dieses Monats bis spätestens den 4. nächsten Monats ist der I. Urnili» LsiiUrvul« und LunUvskultiirrvutv und vom 1. bis spätssieus deu 14. Nächsten Monats das I. sowie der I. VsrurLn I§in«i>ÜlLrL88v, letztere nach 1 beziehentlich H/2 Pfennig auf die Beitragseinheit, an die Stadtkämmerei zu entrichten. Hierbei werden alle diejenigen Einwohner, welche mit dem am 1. Februar d. I. fällig gewesenen I. Vmiij» »täSttsel»« ^i»1»A« noch im Rest stehen, diesen Restbetrag bei Vermeidung von Weiterungen nunmehr ebenfalls bis spätestens den 14«, nächsten Momats zu berichtigen. x Wilsdruff, am 23. März 1896. Der Stadtrath. Ficker, Brgmstr. Donnerstag, den 26. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr öffentliche StaStgemeinderathsfitznnq. Wilsdruffs am 23. März 1896. Der StaLtgemeinöerath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm lritt an diesem Montag Mittag seine Südlandsreise an, begleitet von seiner erlauchten Gemahlin. Aach den neuesten Dispositionen geht die Reise über den St. Gotthard, demnach würde Wien zunächst nicht berührt werden, dagegen soll dies gelegentlich der Rückreise Kaiser Wilhelms °us Italien geschehen, die Begegnung des Kaisers mit dem Kaiser von Oesterreich dürfte am 15. oder 16. April erfolgen. An den Ausgang der Mittelmeer-Reise Kaiser Wilhelms schließt sich seine schon signalistrte Zusammenkunft mit dem König von Italien an, zu deren Ort wiederum Venedig ausersehen ist; bekanntlich hatte in dieser Stadt auch das letzte Zusammen treffen der beiden Herrscher im Frühjahr 1894 stattgefunden. Im Nebligen ist das Programm dieser jüngsten Südlandsreise des Kaisers noch nicht in allen seinen Einzelheiten bekannt. Ast steht nur, daß der Kaiser und die Kaiserin am Mittwoch in Genua an Bord der „Hohenzollern" gehen, die dann ver- Mthlich zunächst Neapel anlauten w'rd. Ein Besuch Roms findet nicht statt. Berlin, 21. März. Das Jubiläumsfest des Reichstages degann pünktlich um sechs Uhr. Betheiligt haben sich circa ^75 Herren. Von Ehrengästen hatten sich u. A. cingefunden der Reichskanzler Fürst Hohenlohe, Staatsministcr v. Bötticher, Ananzminister Dr. Miquel und Fürst Lichnowsky. Das Diner Maud aus sechs Gängen. Bei dem Festbankett brachte Präsi dent Freiherr von Buol den Toast auf Se. Majestät den Kaifir ^ns. Redner sagte: Das Jubeljahr neigt sich seinem Ende zu. vjn allen Gauen, in allen Schichten der Bevölkerung wurde d>c Erinnerung an die große Zeit begangen, vom Throne wurde das Gelöbniß erneuert, für des Volkes und des Reiches Ehre jMustehen sowohl nach außen als nach innen. Em Reich! ^in Volk! Ein Gott! Die heutige Reichstagsfeier bildet nicht "Nr ewxn würdigen Abschluß dec patriotischen Kundgebungen der Hten Monate, sondern es ist das deutsche Volk, dessen Ver ger in diesem stolzen Heim, umgeben von lieben Gästen, ich Mkmit herzlichst bewillkommne. Hat Jemand mehr Verdienst "N dem Errichteten als das Volk in Waffen? Wo wären ""e ohne die enge Verbrüderung und das feste Zusammenhalten der deutschen Männer, ohne den unübertroffenen Heldenmuih die stolze Manneszucht im Heere, odne die beispiellose Mgabe des ganzen Volkes für das Wohl des Vaterlandes 'Me Unterschied des Alters und Geschlechts? Jetzt gilt es, Erreichte zu schützen, zu erhalten und zu wahren. Da ich aber: Nicht Roß und Reisige sichern die steile Höh', die Fürsten stehen! Einen nie versagenden Schutz bietet ur ein im geistigen Kampfe gestähltes, seiner Rechte und Michten voll bewußtes, in treuer Liebe mit dem angestammten Mrscherharrse vereinigtes Volk. Ein solches wollen wir allezeit ""d bleiben, wir wollen feststehen im gemeinsamen, red- chm Streben nach Schutz und Pflege des deutschen Reiches ?^der nationalen Wohlfahrt, auf daß die Wiederherstellung v Reiches für die deutsche Nation ein Wahrzeichen werde neuer . löße auch noch innen. Namens eines solchen Volkes erfülle " eme angenehme Pflicht, indem ich Derer dankbar gedenke, die für die Einheit und Macht des Reiches persönliche Opfer gebracht haben und als deutsche Bundesgenossen in treuer Ein tracht zum Heile des Reiches und Volkes zusammenstehen. In allererster Reihe müssen wir uns berufen und verpflichtet er achten, denjenigen zu feiern, dem an der Spitze der deutschen Fürsten das höchste Verdienst zukommt an der Erhaltung und Wahrung der nationalen Einheit und Unabhängigkeit. Ihm wollen wir begeistert danken für das in feierlichster Stunde ge machte Gelöbniß, indem wir das Versprechen an den Stufen des Thrones niederlegen, daß auch fernerhin als unsere heiligste Aufgabe beschlossen sein soll, uns — wie seinerzeit im Kriege — auch im nationalen Wettkampf um die Güter des Friedens als Sieger zu erweisen. In diesem Sinne trinke ich auf das Wohl des mächtigen, glücklichen, deutschen Volkes und rufe mit Ihnen aus voller Brust: Se. Majestät unser allverehrter deutscher Kaiser, die deutschen Fürsten und die freien Städte, sie leben hoch! Der Toast, welchen hierauf der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe ausbrachte, lautete: Der erste Präsident des Reichstags leitete die heutige Gedenkfeier mit beredten Worten auf Kaiser und Reich ein. Wir, die ehemaligen Mitglieder des Zollparlaments, sowie Sie alle stimmten begeistert zu in dem stolzen Bewußtsein, einem mächtigen Reiche anzugehören, und in berechtigter Freude über das mit schwerer. Opfern Errungene, aber auch in dankbarer Erinnerung an die M^mner, welche unter der weisen und kraftvollen Leitung des großen Kaisers Wilhelm Deutschland zum Siege und durch Sieg zur Einheit geführt haben. Nur wenige dieser Kriegshelden befinden sich noch am Leben, darunter aber zu unserer Freude der bewährte Heerführer Se. Majestät der König von Sachsen; sie alle, die noch lebenden und die verstorbenen, aufzuzählen, ist nicht meine Aufgabe. Wohl aber will ich unter den Geschiedenen diejenigen nennen, welche dem Herzen des deutschen Volkes am nächsten stehen. Da erhebt sich vor uns die Heldengestalt des Kaisers Friedrich, welcher durch die Liebe, die er sich im ganzen deutschen Stamme, zum deutschen Volke in Süd und Nord zu erwerben wußte, das erste Band geschlungen hat, das die deutschen Stämme zum gemeinsamen Kampf vereinte, sodann die Feld marschälle Roon und Moltke, von denen einer in langjähriger organisatorischer Thätigkeit das Werkzeug schärfte, womit unsere Schlachten geschlagen wurden, während der andere unvergleich liche Heerführer das Werkzeug in genialer Weise zu gebrauchen verstand. So leben sie fort im Gedächtniß und in dankbarer Verehrung des deutschen Volkes. Einer, aber der größte unter den Männern jener Zeit, der noch aufrecht dasteht wie eine Eiche des Sachsenwaldes, es ist Fürst Bismarck, welcher mit sorgendem Blick den Geschicken des Reiches folgt und manch mahnendes Wort an die Epigonen der großen Zeit richtet, der Mann, der, als wir nach dem ersten gescheiterten Einheitsver suche an der Zukunft Deutschlands verzweifeln wollten, seiner seits weder die Hoffnung noch den Muth sinken ließ, der in langer mühevoller diplomatischer Arbeit die Wege ebnete, die zu einer einheitlichen Gestaltung des Reiches führten, der, als der Augenblick gekommen, als die Saat gereift war, den Augen blick erfaßte und mit der ihm eigenen Kraft die Schwierig keiten überwand, die sich ihm von allen Seiten entgegenstelltcn. So ist er der treue Diener seines kaiserlichen Herrn, der eigent liche Schaffer des Reiches geworden. Es ist ein schöner Zug in dem Charakter des deutschen Volkes, daß es diesem Manne Treue und Verehrung unentwegt entgcgenbringt, der sein Leben einsetzte, um die seit Jahrhunderten unbefriedigte Sehnsucht der deutschen Nation zu erfüllen. Das deutsche Volk weiß es als eine köstliche Gabe der Vorsehung zu schätzen, daß in dieser Zeit gerade dieser Mann mit den Geschicken des Vaterlandes betraut war. Lassen Sie uns hier sprechen zu den politischen Gegnern des ersten Kanzlers: Lassen Sie uns heute die Tage des Kampfes und Streites vergessen, vereinigen wir uns alle zu dem Ruf: Fürst Bismarck lebe hoch! Kaiser Wilhelm trifft auf seiner Rückreise aus Italien am 16. April in Wien ein und wird als Gast des Kaisers Franz Josef in der Hofburg wohnen. Kaiser Wilhelm bleibt hier drei Tage; an einem derselben wird die Frühjahrsparade der Wiener Garnison auf dem großen Schmelzer Exerzierfeld abgehalten werden. Der Besuch des deutschen Kaisers wird einen ganz intimen Charakter tragen, es wird anläßlich der selben keinerlei rauschende Festlichkeit stattfinden. Dagegen sollen große Vorbereitungen für den Anfang August erfolgenden Be such des Zars und der Zarin am österreichischen Kaiserhofe ge troffen werden, zu welchem Kaiser Franz Josef von Ischl nach Wien kommen wird. Zwei wichtige Kommissionen des Reichstages haben noch Ende der vergangenen Woche ihre Arbeiten abgeschlossen. Am Freitag beendigte die Kommission für die Novelle zu den Justiz gesetzen deren dritte Lesung, worauf die gesammte Vorlage mit den von der Kommission beschlossenen Aenderungen mit 15 gegen 5 Stimmen definitiv Genehmigung fand. Leider wurde hierbei der von der Kommission beschlossene neue 8 55er der Strafprozeßordnung betr. Aufhebung des Zeugnißzwanges der Verleger, Redakteure rc. wieder gestrichen. Am Sonnabend brachte auch die Börsengesetzkommission ihre Arbeiten zum Ab schluß; wieder beseitigt wurde hierbei u. A. das von der Kommission in erster Lesung beschlossene Verbot des Termin handels in Getreide. Die Kommission für die Zuckersteuerge setznovelle hat die erste Lesung der Vorlage beendigt. Herr Stöcker versendet, w'e die „Post" berichtet, „als erster Vorsitzender des Gesammtvorstandes der christlich-sozialen Partei das Programm der neugebildeten Partei." Ob es schon das endgiltig festgestellte Programm, oder ob es der Entwurf eines solchen ist, ist nicht zu erkennen. Wir heben folgende Punkte hervor: „Eine starke Monarchie als Trägerin der so zialen Reform im Reiche wie in den Einzelstaaten. Volle Selbst ständigkeit der Kirche. Leitung des Religionsunterrichtes durch die Kirche. Konfessionalität der Schule. Möglichste Durch führung einer einheitlichen Volkserziehung in den ersten Schul jahren. Gesetzliche Zulassung freier Schulen unter staatlicher Aufsicht. Ausreichende Staatsbeihilfe zum Besuche höherer Schulen für begabte Kinder der unbemittelten Stände. Ge setzliche Neuordnung des Verhältnisses von Kirche und Schule- Fachliche Schulaufsicht. Einrichtung der Staatsbetriebe zu