Volltext Seite (XML)
Verantwortlicher Redakteur: sOls Krad»!» Für die Inserate verantwortlich: illalter sirauz beide in Aue i. Eczgcb. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von -t—5 Uhr. — Telegramm-Adreffe: Tageblatt Aue. — Fernsprecher . Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Freitag, 2. Oktober 1SV8. W -der 3800 r-dlrist Mmmkii Ux. Z-jy, dritter Jahrgang. 6uer (ageblalj und Anzeiger für das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt u..z v--,ag- ' Auer »ruckt- uiick Äei-Iag, «je,eiischan m. b. H. in Aue i. Lrzgeb. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Haus monatlich 5» ssfg. Lei der Geschäftsstelle abgcholt monatlich 40 Pfg. und wöchentlich >o pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.bv Mk. — Durch den Briefträger frei ins Haus vierteljährlich i.gr Mk. — Einzelne Nummer io Pfg. — Deutscher Postzeitungs katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bis spätestens g-/, Uhr vorinittags. Für Aufnahme von größeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn sie am Tage vorher bei uns eingehen. Znsertisnsxrels: Die siebengcspaltcne Rorpuszcile oder deren Raum >o pfg., Reklamen 25 Pfa. Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Vies« Nnnrnrer «iirr<r4» S Las Wichtigste vom Tcg-. Neben dem Branntweinmonopol soll die Regierung auch einen Gesetzentwurf, enthaltend ci> c u m f a n g r c i che Reform der jetzigcnBrandmeinbesieuerung, in Bcre.tschast halten. Bei einem D a m p f e r z u s a m m c n st e ß im Hofen von S m y r n a sind 140 Personen umgelom m e u. (S. N. a. a. Well.) * Nachrichten aus Ostindien ru'olgc sind bei den Ueber - schwemmu ngen im Tislrikl H>idira''od g-gen 10000 Menschen umgckommen. (S. N. a a Well.) * König Peter von Serbien wird öffentlich der Mit in i s s e r s ch a f t an der Ermordung des Königs Alexander und der Königin Draga beschuldigt. (S. pol. Tgssch.) ---i s „ii.i.i,, : sj-- Bei der gegenwärtig in München tagenden Jahresversamm lung des Ausschusses des Deutschen Muse u m s sprach Graf Zeppelin über seine g r o si e F a h r t und die E ch le r d i n g e r K a t ast r o p h e- (Z. Art. i. Big) * Der Großwesir Kiamil Pascha erl ärte den Krieg im Falle der Unabhängigkeiiserklärung Bul gariens für unvermeidlich. Die Präsidentschafts-Wah lkampagne. In diesem Jahre soll der 27. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt werden. 'Das Interesse an der Lvahlkampagn«, die bereits seit Monaten im Gange ist, wird dadurch erhöht, daß zum ersten Male in der Geschichte der Union der Präsident in höchsteigener Person in den Kampf cingcgriffen hat. Früher waren die Präsidentenwahlen lediglich Sache der beiden großen Parteien, der demokratischen und der republikani schen, die die Leitung der Geschicke des Landes wechselweise in die Hand nahmen. Früher war es auch Sache der Parteien, die Wähler zu organisieren, die Presse zu bearbeiten und den Gegenkandidaten verächtlich zu machen. Den Präsidentschafts kandidaten blieb weiter nichts zu tun übrig, als im Lande her umzureisen und sich den Wählern vorzustellen. Diese Kandidaten waren auch meist keine Männer, die imstande gewesen wären, sich von ihren Parteien zu emanzipieren. Sie wurden von den politischen Machthabern auf den Präsidentenstuhl befördert, um dort zu Ehren und vor allem zum Nutzen der Partei zu wirken. In der diesjährigen Wahlkampagne sind die Rollen etwas anders verteilt. Sowohl im republikanischen wie im demo kratischen Lager leitet nicht die Parteimaschine, sondern der Wille eines einzelnen den Kampf. Auf demokratischer Seite ist William Jennings Bryan der Rufer im Streite. Bryan hat sich nach der kläglichen Niederlage Parkers bei der Präsidenten wahl 1901 als der einzige über das Mittelmaß hinausragende Politiker der Demokraten erwiesen und genießt, trotzdem er be reits zweimal bei den Präsidentschaftswahlen unterlegen ist, nach immer das unbeschränkte Vertrauen der demokratischen WUr. Auf Seiten der Republikaner leitet Präsident Roosevelt in eigener Person den Mahlkampf, allerdings nicht für sich selbst, sondern für einen Kandidaten, der als Erbe seiner Ideen und seiner Politik gilt, den früheren Staatssekretär des Kriegsamtes Taft. So spitzt sich der Wahlkampf zu einem Zweikampf zwischen Roosevelt und Bryan zu, dessen Ausgang sich ohne Propheten gabe voraussagen läßt. Wenn Roosevelt etwas unternimmt, so bürgt sein impul siver Charakter dafür, daß er sein Unternehmen restlos zu Ende bringt. So führt er denn auch den Kampf gegen Bryan mit einer Schärfe, die selbst in dem Lande der unbeschränkten Rede freiheit ein allgemeines Schütteln des Kopfes veranlaßt. Er be gann seine Angriffe, indem er in einer Zuschrift an die repu blikanische Parteileitung den Demokraten Unaufrichtigkeit in- bezug auf die Trustfrage vorwarf und Bryan jede staatsmännische Erfahrung absprach. Bryan erwiderte mit einem gegen zwei tausend Worte enthaltendem Telegramm, daß sich direkt an die Adresse Roosevelts wandte. Er weist darin Roosevelts An schuldigungen zurück und fordert den Präsidenten auf, ihm auch nur eine einzige korrupte Handlung während seines Wirkens als Politiker nachzuweisen. Bryan beschuldigt sodann die republi kanische Partei, Unterstützungsgelder von den Trusts angenommen zu haben, und nennt Tast einen Strohmann Roosevelts, durch den dieser auch weiter hin die Union zu regieren gedenke. Die teure Seife. Humoreske von Gottlieb Hermann. Die junge Frau Amtsrichter Krause saß mit verweinten Augen in ihrem Wohnzimmer. Zum ersten Male seit ihrer Hochzeit, die nun schon vor fast einem halben Jahre stattgefunden, hatte sie einen Konflikt gehabt mit ihrem Gatten, und zwar wegen einer Lappalie. Jeden Monat ließ sie sich von dem Kauf mann, bei dem sie ihre Bedürfnisse für den Haushalt einzu- lausen pflegte, eine Rechnung aufstellen, die sie alsdann ihrem Manne vorlegte. Als vernünftige Frau sah sie ein, daß es ein gutes Recht des Mannes sei, die Ausgaben, die für den Haushalt gemacht wurden, zu kontrollieren, denn er mußte ja schließlich die Rechnungen bezahlen. So war es auch daheim in ihrem elterlichen Hause Sitte gewesen, aber sie entsann sich nicht, daß es dabei jemals zu einer Auseinandersetzung zwischen den Eltern gekommen wäre. Anstandslos hatte bis jetzt ihr Gatte auch stets den Betrag bezahlt, der am Fuße des langen Zettels als Endsumme verzeichnet stand, ohne auch nur einen Blick auf die einzelnen Posten zu werfen; aber heute hatte er. als sie einen Augenblick hinausgegangen, rein zufällig die Rechnung noch ein mal durchgesehen und da entdeckt, daß für die bei der Haus wäsche gebrauchte Seife eine ganz erstaunliche Summe ausgegeben war: fünfundzwanzig Mark allein für Seife im Zeitraum eines Akonats! Als seine Frau wieder ins Zimmer trat, konnte Krause sich nicht enthalten, sein Befremden auszusprechen; denn wenn er auch nicht viel von Haushaltungsangelegenheiten ver stand, so begriff er doch, daß eine solche, Summe für Seife allein nicht ausgegeben werden durfte. Die junge Frau verteidigte sich; sie könne nicht dafür, daß die Seife so teuer sei. und sowohl ihr Dienstmädchen als Frau Lilienthal, di« Waschfrau, hätten .erklärt, daß sie mit einer billigeren Seife nicht waschen könnten. Aber, liebes Kind, sagte Krause, bedenke doch, wohin es führen Würde, wenn Dienstmädchen und Waschfrau bestimmen wollten, M»s wir in unserm Haushalt gebrauchen sollen, das ist doch ^-Bache der Hausfrau, und in diesem Punkte darfst du dir von Leck Dienstpersonal kein« Vorschriften machen lassen. Der Be trag, den du für die Seife ausgegeben hast, ist entschieden zu hoch. Für die Hälfte, ja für ein Drittel des Preises würdest du ganz gewiß auch eine brauchbare Seife erhalten haben. Wenn wir für alle Verbrauchsgegenstände im Haushalt verhältnis mäßig dieselben Preise zahlen müßten, so würde mein Gehalt dafür nicht ausreichen. Ich bitte dich also, etwas billiger ein zukaufen; ich wünsche wirklich nicht, daß auf der nächsten Monats rechnung wieder eine solche Summe allein für die Seife ange- sctzt ist! Damit war nun freilich vorläufig die Sache abgetan, denn das mußte die junge Frau Amtsrichter bereits, Laß ihr Mann nicht gut Widerspruch ertrug. Aber cs war doch nicht schön von ihm, daß er von einer solchen Kleinigkeit soviel Aufhebens machte, lind als er sich nun in sein Studierzimmer zurückgezogen hatte und sie allein im Wohnzimmer zurückblieb und noch einmal über den Vorfall nachdachte, da kamen ihr nachträglich die Tränen. Wenn sic auch erst kurze Zeit verheiratet war, so hatte sie doch schon die Erfahrung gemacht, daß mit Dienstmädchen und Wasch frauen schwer umzugehen ist. Schon dreimal hatte sie mit diesem Personal gewechselt, und sic wußte bestimmt, wenn sie jetzt der Lina und der Frau Lilienthal wegen des Seifenverbrauchs Vor haltungen machte, so gab es nicht nur spitze Redensarten und Aerger, sondern höchstwahrscheinlich auch Kündigung zum nächsten Monat, und Las hätte sie gar zu gern vermieden; denn sie wußte, wie in ihren Bekanntenkreisen bereits darüber gesprochen wurde, daß kein Dienstmädchen und keine Waschfrau lange bei ihr aus hielte. Während die Frau Amtsrichter Krause sich noch solchen Be trachtungen hingab, wurde an die Tür geklopft, und herein trat ihre beste Freundin, die Frau Bürgermeister Lambrecht. Die Frau des Stadtoberhauptes, eine bereits bejahrte Dame, war in der ganzen Stadt bekannt wegen ihres praktischen Sinnes und wegen ihrer Sparsamkeit; auch bemuttert« sie gern di« jungen Frauen und teilte ihnen aus dem reichen Schatze ihrer Erfah rungen mit. Als sie bei der Frau Amtsrichter eintrat, bemerkt« sie sofort, daß diese geweint hatte, und kannte bereits nach zehn Minuten die Ursache dieser Verstimmung. Mein« liebe kleine Frau, sagte die Frau Bürgermeister, Oie müssen da» nicht so tragisch nehmen. Solch' «in kleiner Korisltkt komckl kn der besten Die Antwort Roosevelts ließ nicht lange auf sich warten. In einem nicht minder langen Telegramm an Bryan verteidigt der Präsident sein Verhalten gegenüber den Trusts und erklärt, Laß die Beiträge der Trusts zum Parteifonds seine Haltung während seiner Amtszeit niemals beeinflußt hätten. Sodann kritisiert er das politische Programm seines Gegners. Bryans Demagogie schmeichle den niedrigsten menschlichen Instinkten. Die Refor men. die er verspreche, seien während seiner (Roosevelts) Ver waltung schon längst in Angriff genommen worden. Auch hier auf ist Bryan die Antwort nicht schuldig geblieben, und so wird sich voraussichtlich die Debatte zwischen Präsident und Präsident schaftskandidaten bis zum Wahltage hinziehen. Beide setzen sich mit diesem Streit ins Unrecht: der eine in der Form, der andere in der Sache. Roosevelt in der Form: denn nach der amerikanischen Verfassung soll der Präsi dent über den Parteien stehen, zum mindesten aber soll er sich nicht aktiv an den Parteikämpfen beteiligen. Bryan hat in der Cache Unrecht, denn seine Angriffe gegen Roosevelts Ver waltung, die er unaufrichtig und unwirksam nennt, widersprechen den Tatsachen und stehen auch nicht mit der Meinung des Volkes im Einklang. Merkwürdig klingt es, wenn Bryan das politisch» Programm des Präsidenten angreift, denn er selbst hat es sich im Laufe der Jahre, den Forderungen des Tages gemäß, Punkt für Punkt angeeignet. Von dem Programm, mit dem vor 16 Jahren Bryan als Anwalt der Silberwährung auf den poli tischen Plan trat, ist heute kein Fetzen mehr übrig geblieben. Unabhängige amerikanische Zeitungen machen sich in Wort und Bild über die Drillinge Roosevelt-Taft-Bryan lustig, die ihrer politischen Ueberzeugung nach gar nicht zu unterscheiden sind. In der Tat sind es weniger programmatische als vielmehr taktische Gesichtspunkte, in denen die Roosevelt und die Bryan von einander abweichen, und diese taktischen Differenzen ergeben sich in der Hauptsache aus der Verschiedenheit im Tem perament der beiden Männer. Immerhin: der ungeheuren Majo rität der Amerikaner gefällt ihr Theddy so wie er ist, und es unterliegt daher keinem Zweifel, daß sie am 3. November Herrn Taft, eben weil er Roosevelts Erbe und Schützling ist, zum Prä sidenten der Republik wählen werden. Bczirksversammlunll Schwarzenberg. X In der am 30. September unter dem Vorsitze des Herrn Amtshauptmanns Demmering und in Gegenwart des Herrn Kreishauptmanns Dr. Fraustadt aus Zwickau abgehaltenen Ehe vor. Mein Mann ist ein Engel an Sanftmut; aber doch, wenn ich Ihnen berichten wollte — ich will es aber lieber nicht. Und auch mit Ihrem Dienstmädchen und Ihrer Waschfrau werden Sie schon fertig werden. Viele Dienstboten geben sich alle er denkliche Mühe, durch große Ausgaben ihre Herrschaften zu schä digen. Nichts ist ihnen gut genug; sie mäkeln am Tee und am Kaffee, an der Wichse und an der Putzpomade. Dagegen gibt es nur ein einziges Mittel: sie müssen glauben, daß im Haushalte nur die teuersten Sachen gebraucht werden, dann sind sie zu frieden. Ich hatte auch einmal eine Waschfrau, die behauptete, nur mit der teuersten Seife waschen zu können. Im ersten Jahre ließ ich sie zufrieden, und meine Seifenrechnung erreichte eine schier unheimliche Höhe, nicht, weil wir zu viel gebrauchten, son dern weil nur die teuersten Sorten ins Haus kamen. Das durfte unmöglich so weitergehen, zumal auch mein Mann, genau wie der Ihrige, bereits anfing unzufrieden zu werden, wenn ich ihm die Sckifenrechnung vorlegte. Ich sagte deshalb zu meiner Wasch frau, wir wollten es einmal mit einer andern Seifensorte ver suchen, und ließ mir vom Fabrikanten sechs Stück zur Probe kommen, drei von einer sehr teuren und drei von einer sehr billigen Sorte. Die teuren Stücke befanden sich in einer Ori- giuaiumhüllung, auf der in goldenen Buchstaben die vortreff lichen Eigenschaften hervorgehoben wurden; die billigen waren in gewöhnliches Papier eingewickelt. Ich entfernte von den teuren Stücken die prunkvollen Umhüllungen und legte sie pm die billigen Stücke; dann gab ich die teuren Stücke meiner Wasch frau zur Probe und sagte ihr, das sei die billigste Sorte. Am folgenden Tage schon erklärte sie mir: Enä' Frau, die billige Seife taugt nichts, damit kann ich nicht waschen. Gut, sägte ich, so wollen wir es mit einer anderen versuchen, und ich gab ihr die drei billigen Stücke mit der prunkvollen Umhüllung. Wie ich es erwartet, las die Frau zunächst die Anpreisung, und als ich sie am folgenden Tage fragte, wie ihr die Seife gefallen, da strahlte sie vor Vergnügen und versichert«: O Madame, die Seife ist ganz vortrefflich, niemals ist ein« bessere Sorte in Ihr Haus gekommen. Dabei müssen wir bleiben. Und denken Sie nur, wenn Sie zweihundert Stücke davon verbraucht haben, so bekommen Sie von dem Fabrikanten «in kostbare» Eßservice ge schenkt. Sie müssen nur di« Umhüllungen ausbewahren und