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r,i,gn>mm»: Tag,blatt stnewMb«»,, Enthalte«- -le amtlichen vekanotmachungen -es Nate» -er Eta-t UN- -er Amtsgericht» ^ue. P,stsih,ck-K»nwt MX ttRßa m.ISS» 24. Jahrgang Mittwoch, cien g. Juli tS2S Nr. 1S2 Prozeß Orlow hinter -en Kulissen -er antlbolschewlstlsche« ZSlscherzeattal, istgenommen, Mbtrag tut. Der Deutsche mutz e» endlich lernen, auf eine Aufforderung, nach Mo,kau vor das Gericht der S. 8n- seine schmutzige irmertzolttische Wäsch« zur gegebenen ternationale zu erscheinen, bk Mitteilung macht, batz sk bkse Lett hu reinige«. Aufforderung ablchnt. gefordert, 'schlossen, di« ohung aufzu- atz« und am abend in der in Gtraßen- rs Struppen leicht verletzt lrden. Beide age ist noch Unfalles. :ahe infolge r platzte, in Dach eine« «n aufging. nen Brand ferkapelle. Kapelle in r festgestrllt, ontkämpfer- td nach der zeht weiter. M» das Nauwalde te, sprangen krNetnerung rletzten das tohnung in niicht bk - eVnie^vau i Nachbarn »f* unnatürlich spät. Im übrigen ist da» ganze Gerede und Geschreibsel um die Diktatur abzulehnen, da e» der gesunden Entwicklung unsere» Parteiwesen» Klara Lettin weigert sich, «ach Maat« z» gehe« Klara Zetkin wandte sich laut „Bonvärta" in einem Britt an den russischen Botschafter in Berlin, worin ft« al» Antwort Keäen um äie Diktatur ES macht unserer Jugend immer wieder Spatz. Iwenn sie die Reden liest, die vor den Schlachten von Iden Trojanischen Helden jeweils gehalten wurden, i Wenn wir un» recht erinnern, hat der „göttliche" Homer »nach den Schlachten daraus verzichtet, seinen Helden große Reden halten zu lassen. Im Politischen Kampf pflegt da» ander» zu sein. Hier werden große Reden gehalten vor den Kämpfen, während de» Kampfes und. wenn es schief ging, erst recht nach! den Kämpfen. Selbstverständlich müssen auch die politischen Erfolge zweckentsprechend beleuchtet werden. Wer jahrelang,1m öffentlichen Leben stand, weiß das und wird sich nicht darüber aufregen. Merkwür dig ist es aber immerhin, daß in den letzten Wochen und Tagen hervorragende Führer der Sozialdemokratie sich zum Dtktaturproblem äußerten und ver bündeten, daß für den Fall, in dem eine Diktatur bei uns erforderlich werden sollte, die Sozialdemokratie selbst den ersten Anspruch als Diktaturpartei erheben würde. Der sozialdemokratische Partei Vorsitzende Wels sprach dies auf dem sozialistischen Parteitag in Magdeburg recht unumwunden aus, Reichsinnenminister Severing deutete erst vor wenigen Tagen recht ver ständlich auf den Artikel 48 der Reichsverfassung hin und der Preußische Innenminister Grzestnski meinte erst am Sonnabend in Frankfurt, daß nur die Diktatur der organisierten Masse des Volkes in Frage kommen könnte, wenn es vorübergehend nicht anders gehen sollte. Alle diese Aeutzerungen stimmen nachdenklich. Die Sozialdemokratische Partei hat bisher versucht, ihrem Namen alle Ehre zu machen und nicht nur sozial, sondern auch demokratifch zu,sein. Der demokratische und Parlamentarische Grundsatz besaß bisher in Deutschland keinen stärkeren und besseren Verfechter als die deutsche Sozialdemokratie., Je mehr die Kom munisten für die Diktatur sich einsetzten, umso schärfer sprachen sich die Sozialdemokraten für Demokratie und Parlamentarismus aus. Tas Liebäugeln mit der Diktatur ist daher auffallend. Sicht man näher zu, so kann es seine verschie denen Gründe haben. Es läßt sich denken, daß die sozialdemokratischen Führer dem Radikalismus ihrer Anhänger, wie er besonders in Sachsen groß ist. Zugeständnisse machen und dadurch auch der kommu nistischen Propaganda Waffen aus der Hand zu nehe rnen suchen. Ob diese Waffen aber nicht sehr zwei schneidig sind und ob die Sozialdemokraten sich! mit ihnen nicht ins eigene Fleisch schneiden werden? Tie Fragen sind heute noch! offen, doch sind unsere Innen politiker klug beraten wenn sie ihrer Beantwortung durch die nächste Entwicklung unseres Parteilebens Aufmerksamkeit schenken. Oder sollte das sozialistische Diktaturgerede nur das Echo auf andere Diktaturbestreüungen sein? Wir haben in den letzten Wochen wiederholt darauf auf merksam gemacht, daß die der Schwerindustrie nahe stehende „Deutsche Allgemeine Zeitung" den Regie rungsparteien mit dem Ausnahmeparagraphen der Reichsverfassung, dem Artikel 48, drohte. In einge- weihten Kreisen der Reichshauptstadt wußte man sich recht interessante Einzelheiten zu erzählen. .Offenbar sind sie recht spät der sozialdemokratischen Führung zu Ohren gekommen. Die Meinungsäußerungen der Herren Wels, Severing und Grezstnskt stammen jeden falls au» einer Zeit, in der die Gefahr des Aus nahmezustandes und einer Ausnahmeregierung mit den Vollmachten des Artikels 48 der Reichsverfassung l längst vorüber waren. TlaS gibt auch! jetzt die „Deutsche Allgemeine Zei- l tung" selbst zu, wenn sie am Montag abend schreibt: I „Vor einigen Monaten gab es in der Tat einen I Zeitpunkt, der hätte genützt werden können, um unter I Anwendung des Artikels 48 Ordnung in die Staats- I ftnanzen zu bringen und die schreienden Mißstände der I öffentlichen Wirtschaft und der luxuriösen Vtelregis- Irerei zu beseitigen. Dieser Zeitpunkt ist Vor- Ibei, und seitdem die parlamentarische Mehrheit da» I süße Gift des Aoung-Planes in allzu starken Dosen I genossen hat, Mit augenblicklich der äußere Zwang, der — man mutz es aufrichtig bedauern — unseren Rechtsparteien offenbar allein dasjenige Matz von Ver nunft und Einsicht auferlegen konnte, das im Inter esse de» Ganzen dringend nötig ist." Sehen wir ein mal von den Bosheiten, die hier nach recht» und links niedergeschrieben wurden, ab, so ist doch nicht zu verkennen, daß der Ruf nach der Diktatur, wie er gerade in den Spalten der .^Deutschen Allgemeinen Zeitung" systematisch wochenlang erhoben wurde, in sozialdemokratVchen Kreisen allmählich Eindruck ma chen und ein Scho Hervorrufen mutzte« Dieses Mo kam allerdiW» auffallend, man kam» geradezu sag«, Bor dem Schöffengericht Berlin-Schöneberg unter dem Vorsitz von Landgericht-rat Feldhahn hat heute der Prozeß gegen den früheren russischen Staatsrat Wladimir Orlow und den Journalisten — so nannt er sich — Pawlonowski, auch Karpoff und Sumarakoff genannt, begonnen. Beide Angeklagten sind de» Be truges und des versuchten Betruges an dem ameri kanischen Journalisten Knickerbocker und dem Berliner Journalisten und Inhaber der Korrespondenz Dvbrow, Siewert, beschuldigt, .lieber die Prozeßmaterte ist be reits berichtet worden. Ter Angeklagte Orlow ist ein Mann von 47 Jah ren, der mit einem großen, angegrauten Bollbart einen auffälligen Eindruck macht. Der Mitangeklagte Paw lonowski zeigt in der Art, sich! zu verteidigen, obwohl er die deutsche Sprache nur unvollkommen beherrscht, eine gewisse Fixigkeit. Beide Angeklagten äußern zu Beginn der Verhandlung den Wunsch, .sich selbst in deutscher Sprache verteidigen zu dürfen. Allerdings ist ihnen von gerichtswegen zur Hilfeleistung ein Dol metscher zur Verfügung gestellt worden. Nach' Eintritt in die Hauptverhandlung stellt Rechtsanwalt Dir. Walter Jaffee für den Angeklagten Orlow einen umfangreichen Beweisantrag, in dem er bittet, den Kriminalkommissar Heller, den Regierungs rat Wieser, den früheren russischen Generalmajor Alexei von Lampe, ferner den Geheimrat Freiherrn v. Taube, den Regierungsrat Dr. Bartels sowie zahlreiche andere Persönlichkeiten als Zeugen zu laden« Rechtsanwalt Dir. .Herbert Fuchs beantragt, den Journalisten und Nußlandkenner Dr. Johann von Voß (Hans Borst) als Sachverständigen über die Bedeutung russischer Fäl scherzentralen zu hören. Die Angeklagten behaupten nämlich, nicht aus Profitgier, sondern aus reinen ideellen Gründen gehandelt zu haben. Sie seien fa natische Antibolschewisten und der Ansicht, datz das russische Volk unter der unbarmherzigen Diktatur der Tscheka ein unerträgliches Martyrium erleide. Ant«r der jetzigen Regierung, di, von der ganzen russischen Bevölkerung gehaßt werde und deshalb beseitigt werden müsse, seien all« Mittel erlaubt und geheiligt, und sie seien deshalb der Ansicht, daß, ihrerseits auch jedes Mittel erlaubt und geheiligt sei, um den jetzigen Terror in Rußland baldmöglichst zu beseitigen. Der Sachverständige von Voß soll begutachten, daß diese Einstellung zugleich! die Wetter Emigrantenkreise und die aller Mitglieder von europäischen Fälscherzentra len entspricht. Zunächst vernimmt der Vorsitzende den Ange klagten Pawlonowski, der sich in ziemlich schwer ver ständlichem Deutsch über seinen Entwicklungsgang äußert. Er bekundet, daß er nach Besuch des Gym nasiums und der Kadettenanstalt die militärische Lauf bahn eingeschlagen habe, Offizier geworden sei und 1917 bei Ausbruch der Revolution in Petersburg im Dienste der Kerenski-Regierung gestanden Habe, Mit den ihm zur Verfügung stehenden Truppen Habe er im Juli.1917 den ersten bolschewistischen Ausstand ge gen die „Kerenski-Regierung unterdrückt. Als dann die Bolschewisten die Macht an sich rissen, habe er im Auf trage einer antibolschewtsttschen Organisation, an deren Spitze der General Manheim in Finnland stand, un ter dem Namen Jakfchin Beschäftigung bei der russi schen Tscheka gesucht. Vorsitzender: Was sollten Sie dort machen? Pawlonowski: Nachrichten beschaffen und Material gegen die Bolschewisten sammeln. Nunmehr vernimmt der Vorsitzende den Ange klagten Pawlonowski zu der Frage, wie er mit dem amerikanischen Korrespondenten Knickerbocker zusammen gekommen sei. Der Angeklagte Pawlonowski erklärt hierzu, daß der Journalist Lasse! die Verbindung Her gestellt habe. Tann wird das erste Schreiben, welche» Pawlonowski dem amerikanischen Journalisten aurge- händigt hat, verlesen und von dem Dolmetscher über setzt. Es hat folgenden Wortlaut: Moskau, den 26. Januar 1928. An Genoßen Aussem. Die für Ick. L^.1-, ll. Lamard be stimmten Gelber sind zurückzuzahlen, da ihre Arbeiten über Sena tor Borah technisch und inhaltlich für unzulänglich bezeichnet werden müßen. Ueberhaupt ist der ganze Plan zu wenig durch mn zu diesem gemein- i gemeinsame legen den 28 Medizin Wil- aus der Zeu- r, beschuldigt ilgen, die im > dessen, un- Gefährbung veffentlichkeit I verurteilte zu drei Iah- 3 bi» -um Anrechnung bpahl - n Sonnabend i ein schwerer rn Lohngelder ü>. Als Täter (Vater und übe sind nach laßenden Zug rrmutlich dort ribe versuchen zeiwacht- estellte Ober- mg am Pop- dsr BorftaM ort Vfchatz MNv» Irak degrützt, dij le, Dr. Kruz! öeneralmajor eiegeröunde», sicheren Kö-< ihrer« Vak» König Fried, so« Hinden. m e gesandt ! VKKMoe«» ig« Wünsch^ erein»bundet rbunden mit lmvöütz» Ar- gk». Dieser Volk und Unevadfchast ach yrethtti ndgsbung hört. Ins- chsregierung > anschlteßt - rgterung die Regierungen De« Iah- 28 der säch- kglleder um- mit einer und einem Anzeiger für -as Erzgebirge stl auf und fragt ihn, ob Ange kl.: Jawohl! Vors.: Woher hatten Sie da» Schreiben? Angekl.: Von Herrn Orlow. Bors.: War das Schreiben echt ober unecht? Angekl.: Ich habe geglaubt, ev sei echt. Vors.: Das haben Eie früher nicht so gesagt. Angell.: Ich habe immer gesagt, ich hätte geglaubt, es sei echt. Vors.: Nun. Herr Orlow, haben Sie diese» Schreiben an gefertigt oder nicht? Angeklagter Orlow gibt eine weitschweifige Erklärung ab, die nicht sofort verstanden wirb. Schließlich greift der Sachver- j ständige Dr. Johann von Voß, ein und klart die Angelegenbeit ! auf. Er sagt, daß Orlow folgende» sagen wollte: Da» Schreiben fei eine Abschrift von einem echten Dokument der G. P. ll., bas ihm von einem seiner Agenten beschafft worden sei. Der Agent habe ihm von dem echten Schreiben eine handschriftliche Kopie angefertigt. Da er damit rechnen mußte, daß man diese Hand- schriftliche Kopie bei ihm fände, habe er sie vernichtet, nachdem er dieses vorliegende Exemplar, das dem Original genau nach- gebildet war, angeserttgt habe. Der Mitangeklagte Pawlo nowski sei zu ihm gekommen und habe von lhm Material für einen Amerikaner verlangt, nicht etwa verkäuflich, sondern zu Informationszwecken. Orlow habe ihm bas Material gegeben, um so mehr, als Pvwlonowski ihm bauernd vorgejammert habe, er werde von dem Amerikaner bedrängt, bas Material zu be sorgen. Sein« Spitzeltätigkett wurde von der Tscheka entdeckt, er wurde verhaftet und zum Tod« verurteilt. Ein Tomplice, der an hoher Stelle in der Tscheka-Organisation saß, schaffte ihm einen Alibibeweis, so daß er wieder fteigelassen wurde. Er war weiter in der Tscheka tätig und bekam schließlich «inen diplomatischen Paß auf den Namen Sumarokow, mit dem er nach Berlin reisen sollte, um dort Beschäftigung bei der russischen Botschaft anzunehmen. So weit Pawlonow-ki. Der Angeklagte Wladimir Orlo gibt an, daß er 1904 da, juristische Dottoreuamen gemacht habe. Nachdem er die ver schiedensten Stellen als Untersuchungsrichter, Staatsanwalt und Richter in den polnischen Städten Lodz, Radom und Warschau gehabt habe, sei er 1914 zum Untersuchungsrichter für außer ordentliche Angelegenheiten ernannt worden und habe nach Ausbruch des Kriege« bei der Obersten Heeresleitung die Hochverratssachen bearbeitet. Al« die russische Revolution ausgebrochen war, habe er unter falsche« Namen bei der Lschtta tt« grstzs» Bureau geleitet und diese Tätigkeit d,nutzt, u« für die weißrussischen Organisationen de« General« v»«ttl» »tz de» General« Al»»tt Spitzildienste zu leiste«. Er sei entdeckt worden. Im Auto de» deutsch« General konsulat« mit einem ihm vom deutschen Konsulat in Peter«- bürg gegebenen Paß sei er nach Finnland geflohen, dann über Warschau, Kiew nach Odessa gegangen und dann Ghef des Nachrichtendienste» bei dem Armeeoberkommando Meret und Wrang«! geworden. Ueber Afrika und London sei er dann nach Deutschland gekommen und habe sich in Sachsen in der Nähe von Sartau ein Grundstück gekauft. Bors.: Woher hatten Sie das Gelds Ang«kl.: Ich habe Besitzungen in Polen, die unange tastet geblieben sind. Rechtsanwalt Dr. JaffL: Ich werd« Nachweisen, daß der Angeklagte auch heute noch Gelder au» seinen Besitzungen in Polen zieht, sodaß er gar nicht nötig hat, auf betrügerische Weise Geld zu erlangen. gearbeitet. Mögen sie sich für diel» Mal mit bem Honorar ihrerseits begnügen. Da» nächste Mal sind un» nicht nur die Themata allein einzustnden, sondern auch bl« Originale bi» zu Ihrer Ausfertigung. Senden sie Dubrowski und Lewin, da einst weilen ihre Verbindungen in Amerika bisher niemand ersetzen konnte. Barmasch hättet Ihr längst fallen lasten müssen. Mit komtnternrl Gruß W. Weiß. Nach der Verlesung diese» Dokument» geht Rechtsanwalt Dr. Iaffü mit großer Schärfe gegen den amerikanischen Jour nalisten Knickerbocker vor und erklärt, baß Knickerbocker bolschewistische« AgeMr-Prvvoeateur» aus gesessen sei und sich selbst al« Agrnt-Provoeateur gegen den Angeklagte« Orlow betätigt habe. Er, gafft, werbe später nachweisen, baß die Art und Weife, wie Knickerbocker die Verbindung zu bem Angeklagten Orlow gesucht habe, ein genauer Parallelfall zu den Attentaten sowjetistischer Agents-Provokateurs auf Emigranten in Paris gewesen sei, die dann auch in einem Pariser Prozeß, der da» genau« Parallelstück zu bem Orlow-Prozeß sei, aufgedeckt worben seien. Der Vorsitzende ruft nunmehr den Angeklagten Pawlonow- sft auf und fragt ihn, vo er den Brief kenne.