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Amts- und Änzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock «d dessen Umgebung Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel. Neuheide, (vberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusm Lel^Kdr.: Amtsblatt. Drucker und Berleger: Emil Haan-behn, verantworll. Redakteur: Srnü Lindemann, beide r täglich abends mit Ausnahme der L Lonn- »nd Zeiertage für den folgenden Tag. ? Krizetaenprels: die kleinspaltige Seile 12 r pfemnge Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. Eibrnllsck. 148 — til 2«HrGa»«. — Dienstag, de« 30. Jam L»14 Wegen der beständig zunehmenden Ausbreitung der Maul- «nd Klauenseuche wer den die in der Verordnung vom 10. Juni d. I. (Dresdner Journal und Leipziger Zeitung Nr. 133) nachgelassenen Ausnahmen für Herkünfte au» den preußischen Provinzen Pommern und Schleswig aufgehoben und die Vorschriften in Absatz I der angezogenen Verordnung weiter auf alle außersächstschen Herkünfte erstreckt. Diese Verordnung tritt mit ihrer Veröffentlichung in Kraft. Ueber Einzelheiten der hiernach geltenden Vorschriften geben die Ortspolizribehörden und die Bezirkstierärzte Auskunft. Dresden, am 25. Juni 1914. Ministerium des Innern. Das österreichische Thronfolgerhaar ermordet. Von einem schweren Schlage ist die habsburgische Monarchie betroffen. Wie schon am Sonntag durch Aushang und am Montag ausführlich durch Extra blätter bekannt gegeben, ist das Erzherzogpaar von Oesterreich von ruchloser Hand ermordet worden. Die erste Depesche, die uns gestern nachmittag zuging, lautete: Serajewo, L8. Juni. La» österreichische Lhronfolgerpaar Wnrde hier heute vor mittag ermordet. Zunächst wurde eine Bombe gegen das Automobil des Erzherzogs geworse«, die zwar explodierte, das Lhronfolgerpaar aber unverletzt lieh. Bald daraus wurde das Paar von einem I7jLhrtgen serbische» Studenten er schossen. Heute in früher Morgenstunde gingen uns dann noch folgende ausführliche Drahtmeldungen zu: Serajewo, 29. Juni. Das Erzherzog paar Franz Ferdinand ist gestern Vormittag einem Attentat zum Opfer gefallen. Das Throufolgerpaar hatte sich im Automobil mit Gefolge von Bad Jlize nach Serajewo begeben, als gegen 11 Uhr plötzlich eine Bombe gegen das Auto geschleudert wurde. Der Erzherzog schlug die Bombe zur Seite, wodurch diese vor ihrer Explosion unter die Menge fiel. Hier explodierte sie und es wurde eine Reihe Personen zum Teil schwer verletzt. Der Werfer der Bombe wurde von der Polizei festgenommen. Er gab an, Eabrinoviz zu heißen und Typograph zu sei« und aus Horbigc in der Herzegowina zu stammen. Das Erzherzogpaar begab sich im Automobil zum Rathause, wo der Bürgermeister von Serajewo eine längere Ansprache hielt und seine Freude über das mißglückte Attentat aussprach. Hier auf folgte die programmäßige Rundfahrt. Kaum hatte das Erzherzogpaar das Auto bestiegen, als aus der Menge ein langaufgeschossener Mann hervortrat und mehrere Schüsse auf das Erzherzogpaar abgab. Der Erzherzog wurde ins Gesicht getrof fen und brach sofort blutüberströmt zusammen. Die Erzherzogin stieß einen furchtbaren Schrei aus und stürzte dann, in den Unterleib getroffen über die Leiche ihres Gemahls. Wien, 28. Juni. Die Nachricht von der Ermor dung des Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner Ge mahlin war mittags erst gerüchtweise verbreitet, fand aber keinen Glauben. Auf Verfügung der Behör den wurde die Bestimmung getroffen, daß bis zur offi ziellen Meldung der Telephonverkehr einzustellen sei. Nach einer halben Stunde traf die offizielle Bestätig ung der Trauernachricht ein, was in Wien großes Entsetzen erregte. Auf den Straßen traten Gruppen zusammen, die das Ereignis diskutierten. Im Bel vedere in der Prinz-Eugen-Straße traf kurze Zeit nach dem Bekanntwerden der Trauerbotschaft die erste Kon- dolationsdepesche ein. Ischl, 29. Juni. Als Kaiser Franz Jo seph gegen Mittag die Nachricht von dem Attentat bekam, sank er vollständig in sich zusammen und sagte dann später: „Es bleibt mir nichts erspart." Kaiser Wilhelm, der gegenwärtig in Kiel weilt, erhielt die Trauerkunde in den ersten Nachmittagsstunden. Er ließ sofort alle Veranstaltungen abbrechen und die Fahnen auf Halbmast setzen. Der offizielle Bericht. Wien, 29. Juni. Offiziell wird über das Atten tat folgender Bericht ausgegeben: Als der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin sich gestern Vormittag zum Empfang nach dem Rathause begaben, wurde gegen das Auto eine Bombe geschleu dert, welche der Thronfolger mit den Armen zurück stieß. Nachdem das erzherzogliche Auto passiert war, explodierte die Bombe und die im nachfolgenden Auto befindlichen Herren Graf Boos Waldeck »nd Flügel adjutant Merizzi sowie sechs Personen vom Publikum wurden schwer verletzt. Der Attentäter ist ein Typo graph namens Eabrinoviz aus Trebinje. Nach dem ortsübliche» Empfang im Rathause setzte der Thron folger und seine Gemahlin die Rundfahrt durch die Stadt fort. In der Nähe des Rathauses feuerte plötz lich der Gymnasiast der achten Klasse Prinzip aus Gra- hovo mehrere Pistoleuschüsse auf das erzherzoglichc Paar. Der eiue Schuß traf den Thronfolger in den Kopf, der andere seine Gemahlin in den Unterleib. Beide wurden sterbend nach dem Konak gebracht, wo sie ihren Verletzungen erlagen. Die beiden Attentäter wurden verhaftet. Ein drittes Attentat geplant. Serajewo, 29. Juni. Als der Attentäter, der den Rcvolverschuß abgefeuert hatte, verhaftet wurde, fand man in der Nähe noch eine Bombe, die wahr scheinlich geschleudert werden sollte, wenn Prinzip sein Ziel verfehlt hätte. Sowohl Prinzip, ein langaufge- schossenes bortloses Bürschchen, wie Eabrinoviz, gaben bei der Vernehmung unverholen ihrer Frende darüber Ausdruck, daß ihnen ihr teuflischer Anschlag ge glückt sei. Die Bevölkerung der Stadt verhält sich loyal. Die Geistlichkeit aller Bekenntnisse begab sich in den Konak, unr dem Landeschef den Abscheu der Bewohner über die grauenvolle Mordtat auszudrücken. Weitverzweigte Verschwörung. Wien, 29. Juni. Zu der Ermordung des Erzher zogs Franz Ferdinand und seiner Gemahlin liegen noch folgende weitere Einzelheiten vor: Die Erregung in Kroatien und Bosnien unter den dort wohnenden Ser ben gegen die österreichische Herrschaft ist nicht erst jüngsten Datums. Seit einigen Jahren bereits hat sich der Fanatismus der dortigen Serben in einer Reihe von Attentaten geltend gemacht. Gegen die österreichische Herrschaft besteht einförm liches Netz von Verschwörer-Komitees und von Zeit zu Zeit gelang es der Wachsamkeit der Be hörden, Verschwörungen aufzudecken, bevor sie zur- Reife gelangten. Die großjerbische Agitation, die durch die Ereignisse in Albanien neue Nahrung erhielt, War in Wiener politischen Kreisen bis in die kleinsten Ein zelheiten bekannt. Die Reise des Thronfolgers vollzog sich unter den größten Vorsichtsmaßregeln. Ueber 1000 Gendarmen waren aus allen Teilen des Landes in Serajewo zusammengezogen. Die Spalier bildenden Truppen hielten die Zivilisten in respektvoller Ent fernung von dem Wagenzuge des Erzherzogs. Die Polizei hatte die Anordnung getroffen, daß die mit Blumen geschmückten Balkons unbesetzt blieben u. auch der Blumeuschmuck mußte entfernt werden, uni Nie mandem als Hinterhalt zu dienen. Der serbische Ge sandte in Wien hatte den Thronfolger vor dem Antritt seiner Reise gewarnt, doch der Thronfolger hatte ihm erklärt, daß ihn derartige zwar wohlgemeinte Rat schläge von der Erfüllung seiner Pflicht nicht abhalten könnten. Die letzten Worte Franz Ferdinands. Serajewo, 29. Juni. Ai» der Erzherzog Franz Ferdinand nach dem ersten Attentat den Rathaussaal betrat, sprach er in tiefer Bewegung den Bürgermeister mit folgen den Worten an: .Wir kommen in der friedlichsten Absicht, um Sera jewo zu besuchen und man begrüßt unS'hier mit Bom ben." * * * Daß diese teuflische Tat und das furchtbare Ende des Erzherzogs und seiner Gemahlin überall und nicht nur in den politischen Kreisen einen gewaltigen Ein druck hcrvorgerufen hat, braucht nicht besonders be tont zu werden. Vornehmlich aber wir Reichsdeutschen fühlen mit dem benachbarten Dreibundstaate wohl das denkbar tiefste Mitleid. War doch Erzherzog Franz Ferdinand eine Persönlichkeit, die in all ihrem Er scheinen deutlich au die kraftvolle Gestalt unseres regie renden Kaisers erinnert. Zwar wurde ihm stets nach- gesagt sein Bestreben sei cs, es zum Kriege zu treiben »nd bei der letzten schweren Ertränkung des greisen Kaisers Franz Joseph, als man dessen Ableben befürchtete, sprach vornehmlich die Pariser Presse schwere Bedenken in Bezug ans die Aufrechterhaltung des Friedens aus. Was an diesen Gerüchten über den Erzherzog wahr ist, mag unerörtert bleiben, unbestrit ten fest steht aber, daß er mit Aufbietung seiner ganze» Kraft für die Stärkung der Wehrmacht in Oesterreich- Ungarn cingetreten ist. Und neben der Schaffung eines schlagfertigen Landheeres ist er auf einen starken Aus bau der Flotte bedacht gewesen. Erst kürzlich weilte ja noch unser Kaiser, dem er in wärmster Frenndschaft zugetan war, bei ihm auf dem Jagdschloß Kvuopischt zusammen mit dem deutschen Großadmiral von Tir- pitz und aller Welt ist es bekannt, daß speziell sie An wesenheit des letzteren in Konopischt Beratungen galten, zwecks Ansbaues der Adriaflotte, llcberhanpt der rach tet man den ermordeten Erzherzog als den Schöpfer der österreichischen Flotte. Alles in allem war Erz Herzog Franz Ferdinand Soldat mit Leib und Seele. Ist in dieser Beziehung das Bild des Erzherzogs für uns ein sehr sympathisches, so konnten wir uns nicht immer mit seiner inneren Politik einverstanden erklären, die allerdings verstanden werden muß unter dem Standpunkt seiner Religionsaugehörigkcit. So war er vornehmlich den Klerikalen nnd Tschechen eine starke Stütze und mit den Führer» der christlich so zialcn Partei verbanden ihn recht intime Beziehungen. Trotzdem machte der Thronfolger der modernen Welt anschauung reiche Konzessionen Er verkehrte gern mit Männern der Kunst u. Wissenschaft sowie der In dustrie. Auch war er im übrigen kerndeutsch, und, ob wohl seine Gattin Tschechin war, durfte iu seiner Um gebung nur deutsch gesprochen werden. Erzherzog Franz Ferdinand wurde am 18. Dezbr. 1803 in Graz als ältester Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig, eines Bruders des Kaisers Franz Joseph, ge boren. Nach dem Tode des unglücklichen Kaisersohncs Rudolf wurde er österreichischer Thronerbe und er hat sich am 1. Juli 1900 morganatisch vermählt mit der Gräfin Sophie von Chotck, die mit dem gleichen Tage unter dem Namen Hohenberg mit dem Prädikat Fürst liche Gnaden in den österreichischen Fürstenstand er hoben wurde. Die verstorbene Erzherzogin wnrde am 1. März 1868 geboren. So stehen wir denn voll tiefer Trauer an der Bahre dieses Fürstenpaares und betrauern in der ruchlosen Tat nicht nur das Geschick des österreichischen Bruder landcs, sondern vornehmlich auch den unsagbar schweren Schlag, der den alten Kaiser Franz Joseph getroffen. Nachdem ihm das Schicksal zuerst seinen Sohn im besten Alter genommen, wurde ihm im vorgeschrittenen Alter seine geliebte Gattin durch Mördcrhand von der Seite gerissen und heute steht er vor den Splittern der Habs burgischen Dynastie; denn die Kinder des Erzherzog Paares sind nicht thronfolgeberechtigt. So lassen sich des greisen Kaisers Worte verstehen: Mir bleibt nichts auf der Welt erspart". I-. TagesgFsMchte. Deutschland. - Neue Armecverordn u n g e n. Das Sonn tag früh erschienene Armeeverordnungsblatt enthält unter anderem folgende Bestimmungen: Truppenvec legung. Standort für die 2. Abteilung des Straß burger Feldartillerieregiments Nr. 84 ist Schlettstadt, sobald die Unterbringung daselbst möglich ist. Ver leihung eines Namenszuges an die 9. Dragoner. Das Dragoncrregiment König Karl I. von Rnmänien 1- hannoversches) Nr. 9 hat fortan den Namenszug seines Ehefs aus deu Epaulettes, Achselstücken und Schulter klappen zu tragen. Die Inspektion des Militärvetc- rinärwcjens heißt in Zukunft Militärveterinäriuspek tion. Herzog-Ernst-Lustfahrer Stiftung. Der Kaiser hat genehmigt, daß ein von dem Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg dem Kriegsministerium zur Ver fügung gestellter Betrag von looooo Mark nach Abzug der Schcnkttttgsstener zur Gründung der Herzog Ernst Lnstfahrcr Stiftung verwendet wird. Aus den Zinsen