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Nr 224. — 87 Jahrgang Teiegr-Adr „Amtsblatt Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 264c Montag, den 24. September 1928 Unangenehme Enthüllungen. Nach Goethes bekanntem Wort ist jede Theorie grau und diese „Gräulichkeit" tritt bei den allerschönsten Theo rien besonders schnell zutage. Ungern erinnert man sich noch daran, mit welch hoch- bzw. tiefsinnigen Worten im und vor allem unmittelbar nach dem Weltkrieg die Ge heimdiplomatie verurteilt wurde als der übel größtes, aus dem all das Unheil entsprossen sei und das infolgedessen nun schleunigst mit Stumpf und Stiel aus gerottet werden müsse. Für heute, morgen und in alle Zukunft! Fort mit der Geheimdiplomatie! Natürlich ist aus dieser Theorie gar nichts geworden; böswillige Zeitgenossen behaupten sogar, daß es hierin nicht bloß um keinen Deut besser geworden sei, sondern eher noch schlimmer. Trotz aller Verpflichtungen, z. B. zwischenstaatliche Verträge beim Völkerbund registrieren zu lassen; so manches Mal hat man — ob mit Recht oder Unrecht, ist natürlich nicht festzustellen — dann behauptet, daß gewisse Geheimparagraphen solcher Verträge das Licht der Genfer Aktenregale nicht erblickten. Blüht also die Geheimdiplomatie munter fort, so fehlt es selbstverständlich auch nicht an ihrer altgewohnten Be gleiterscheinung, nämlich an — Indiskretionen, Ent hüllungen, Verlrauensbrüchen. Für die Betroffenen pflegt das meist sehr peinlich zu sein und sie sparen nicht an gut gespielter „moralischer" Entrüstung, die freilich insofern recht unangebracht ist, als sich die Diplomatie Wohl aller Mächte in diesem Punkte gegen seitig nicht allzuviel vorzuwerfen hat. Das Neueste auf diesem Gebiete ist die in der Newyorker Presse soeben er folgte Veröffentlichung des französisch-engli schen Flottenabkommens. Briand hatte näm lich an die französischen Botschafter im Ausland den Wort laut dieses Abkommens mitgeteilt nebst einer langen Be gründung dafür, daß Frankreich jetzt den englischen Standpunkt annehme, den unbeschränkten Bau kleiner, aber schwerbewaffneter Kreuzer ebenso zuzulassen wie den kleiner U-Boote. Was für England deswegen wesent lich ist, weil es erforderlichenfalls nun die Massen seiner Handelsflotte ohne weiteres in Hilfskreuzer umgestalten kann. Als Gegenleistung billigte England dafür den französischen Widerstand in der L a n d a b r ü st u n g. Nun ist natürlich im Pariser und Londoner diploma tischen Bienenkorb im Augenblick alles in großer Auf regung. Man hatte den Regierungen in Washington, Rom und Tokio das Abkommen zwecks Stellungnahme kurz mitgeleilt, aber um Diskretion gebeten; Chamber lain selbst hatte im Unterhaus nur von der Tatsache des Abschlusses dieses Abkommens Mitteilung gemacht, es aber abgelehnt, die Einzelheiten zu veröffentlichen, ehe nicht jene Stellungnahme Italiens, Japans und Amerikas er folgt sei. Nun diese Indiskretion durch Veröffentlichung des Briand-Briefes! Daß er richtig wiedergegeben ist, kann man nicht bestreiten, aber — wer war der Urheber dieses diplomatischen Skandals? Schon eine schwer zu beantwortende Frage! England hat nämlich inzwischen ein wenig „kalte Füße" bekommen und man munkelt schon, daß — Paris der Veröffentlichung näher steht, als man denkt, um auf London einen Druck auszuüben. Oder er folgte sie amerikanischerseits, um eine drastische Illustra tion zu dem Scheitern der Abrüstungsberatung in Genf zu geben, besonders, da die Vereinigten Staaten aus ihrer heftigen Abneigung gegen jenes Abkommen nie ein Hehl gemacht haben? Bezeichnenderweise erfolgte die Veröffentlichung unter der Überschrift: „Zwei Nationen geeint gegenA m e rika !" Ist also sozusagen der Auf takt zu der Note, die Amerika nun als offizielle Antwort demnächst loslassen wird und über deren Inhalt schon jetzt Zweifel nicht mehr bestehen. „Zwei Nationen gegen Amerika" — das ist keine ge heimdiplomatische, sondern eine politisch unverhüllte Tat sache. Da bedeutet jene indiskrete Veröffentlichung nur eine — Pikanterie, keine Sensation. Und am pikantesten dabei ist es vielleicht, daß jenes „Zwei Nationen gegen Amerika" niedergeschrieben wurde genau einen Monat nach Unterzeichnung des — Kellogg-Paktesl Mmisterbesuche in Schlesien. Eine Folge von Hindenburgs Schlesienreise? Der Reichspräsident hatte bekanntlich bei seiner Schlesienreise, besonders nach seinem Besuch in Walden burg, geäußert, daß er tief erschüttert sei von den dort herrschenden schlechten Wohnungsverhältnissen nnd daß er sich persönlich dafür einsetzen wolle, daß hier von Regierungsseite Abhilfe geschaffen werde. Die In spektionsreisen der Minister, die jetzt gemeldet werden, sind sicherlich auf die jetzt erfolgte persönliche Anregung Hindenburgs so beschleunigt erfolgt. Im Anschluß au die Teilnahme am Deutschen Städte tag in Breslau wird Reichsinnenminister Severing die Wohnungsverhältnisse in Nieder- und Oberschlesien in Augenschein nehmen und die reichseigenen Wohnungen in beiden Provinzen besichti gen. Am Mittwoch, den 26. September, wird der Minister im Auto Hirschberg, Schmiedeberg, Landeshut, Walden burg nnd Neurode besuchen. R c i ch s v e r k e h r s m i n i st e r von Guürard wird Oberschlesien zum Studium der Vcrkehrsver- hältnisse und insbesondere der Kanalfrage, bereisen. Der Minister wird von Sachbearbeitern seines Ministe- Deutsche Wünsche nicht berücksichtigt. Die dritte Kommission für Abrüstungsfragen trat Sonnabend zusammen, um den vom Redaktionskomitee ausgearbeiteten Entschließungsentwurf über die Wetter führung der Abrüstungsarbeiten endgültig anzu nehmen. In Delegiertenkreisen nahm man vor der Be ratung an, daß die deutsche Delegation sich der Stimme enthalten werde. Eine Zustimmung zu dem Entschließungsentwurf, der in den grundsätzlichen Punkten der französischen Auf fassung Rechnung trägt, wird von deutscher Seite kaum erfolgen. Die deutsche Delegation hat eingehend über ihre endgültige Haltung verhandelt und Fühlung mit den maß gebenden Berliner Stellen genommen. Der neue Ent- schließungsentwurf fordert Einberufung der Vorbereiten den Abrüstungskommission zu Ende 1928 oder zu An fang 1929.. Man erwartet, daß von deutscher Seite Anfang der nächsten Woche in der Vollversammlung noch einmal zu der Abrüstungsfrage Stellung genommen und die bis herige Haltung der deutschen Delegation in den Ab- rüsümgsverhandlungen begründet werden wird. * Der neue „Abrüstungseniwurf" angenommen. Deutschland enthält sich der Stimme. In der Sitzung der dritten Kommssion des Völker bundes gab Graf Bernstorff als erster Redner folgende Erklärung ab: „Die deutsche Delegation hat von den Verhandlungen in der dritten Kommission und von der vom Rcdaltions- komitee vorgclcgten Entschließung Kenntnis genommen. Im Hinblick auf die unleugbaren Gegensätze zwischen dem Inhalt der jetzt vorlirgenden Entschließung und den von der deutschen Delegation eingebrachten Vorschlägen, ebenso im Hinblick auf die Wege, die die deutsche Delega tion zur Durchführung ihrer Vorschläge vorgesehen hatte, sehen wir keine Möglichkeit, unsere Zustim- mung zu dieser Entschließung zu geben. Andererseits schließt die Entschließung nicht jede Möglichkeit aus, dennoch zu einer praktischen Durchführung der von der deutschen Delegation gemachten Vorschläge zu gelangen. Unter dieser Bedingung wird sich die deutsche Delegation der Abstimmung enthalten, wenn die Ent schließung in der Vollversammlung zur Abstimmung ge langen wird, und bebakt sich vor, dabei eingehende Er läuterungen zu geben." Unmittelbar im Anschluß an diese Erklärung des Grafen Bernstorff gab der ungarische Delegierte, Ge neral Tanczos. eine Erklärung ab, nach der die ungarische Delegation sich gleichfalls bei der Abstimmung der Stimme enthalten werde. Die Aussprache war damit geschlossen. Der Präsident stellte fest, daß der vorliegende Entichließunasentwurf von der Kommission unter der von der deutschen und der ungarischen Delegation gegebenen Reserve angenommen sei. Da in der dritten Kommission sämtliche an der Völker- bundversammlnna teilnebmende Deleaationen vertreten sind, so kommt die bereits gemeldete Annahme der Ent schließung über die Weiterführung der Abrüstnngs- arbeiten der endgültigen Zustimmung durch die Völkerbund versammlung gleich. Die Entschließung sagt u. a.: „Die Völkerbundversammluna ist der Ansicht, daß die gegenwärtigen Bedingungen der Sicherheit, wie sie durch den Völkerbundvakt. die Friedensverträae und insbe- riums begleitet werden. Außerdem werden mit hem Minister reisen: Oberpräsident Lüdemann-Breslau als Chef der Oberstrombauverwaltung und Oberpräsident Dr. Proske-Oppeln. Die sächsische Industrie zum Lustfahrtsireit. Die Einstellung des Betriebes aus den von der Deutschen Lufthansa in Sachsen beflogenen Strecken hat dem Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer In dustrieller Veranlassung gegeben, zu den zwischen der sächsischen Regierung und der Lufthansa bzw. dem Reichs verkehrsministerium ausgebrochenen Differenzen Stellung zu nehmen. Der Gesamtvorstand meint, daß es nicht an gehe, einer einzigen Gesellschaft, auch in bezug auf die Zu- bringerlinien, eine unbestrittene Monopolstellung zu geben und andere gleich leistungsfähige oder unter nock- günstigeren Bedingungen arbeitende Gesellschaften von der Beteiligung an dem Luftverkehr völlig auszuschalten. Dies müsse'um so mehr vermieden werden, Wenn, wie un vorliegenden Streitfall, durch eine solche Ausschaltung leistungsfähiger Konkurrenzunternehmen die Interessen wichtiger Wirtschaftsgebiete stark beeinträchtigt werden. sondere dura- die Herabsetzung der Nüstunaen gewisser Länder in Verfolg d"r Verträge sowie durch die Locarno- vertr ge geschaffen sind, jetzt bereits den Abschluß einer ersten allgemeinen Konvention über die Herabsetzung und Beschränkung der Rüstungen erlauben. Die Völkerbund versammluna weist auf die Notwendigkeit bm. in aller kürzester Frist die erste Etappe in der Herabsetzung und Beschränkung der Rüstung-m zu erreichen, nimmt mit Be friedigung von den Bemühungen gewisser Regierungen Kenntnis, um ein günstiges Terrain für die kün^'aen Ar beiten der Vorbereitenden Abrnikungskommifsion zu schaffen und hoskt in bestimmter Weise, daß diejenigen Regierungen, zwischen denen noch Gegensätze über die Be dingungen der Herabsetzung und Beschränkung der Rüstungen bestehen, jetzt unverzüglich im Geiste deK Ent gegenkommens und der internationalen Solidarität qc mcinlame Lösungen suchen werden, die einen Erfolg der Arbeiten der Vorbereitenden Abrüstnngskommissmn sichern. Die Völkerbundversammlt ig schlägt dem Völker- bundrak vor, den Präsidenten der Vorbereitenden Nb- rüstungskommission zu beauftragen, sich in Fühlung mit den interessierten Regierungen zu bgltcn, um über den Stand ihrer Verhandlungen unterrichtet zu sein und um die Vorbereitende Abrüstungskommission zum Ende dieses Jabres jedoch unter allen Umständen zu Beginn des Jahres 1929 einberufen zu können." Der englisch-französische Nottenpaki. Die Aufklärung. Die amerikanische Zeitung „New York American" hat einen Brief des französischen Außenministers Briand an die französischen Botschafter im Ausland veröffentlicht, der nicht bloß den genauen Wortlaut des englisch-franzö sischen Marincabkommens enthält, sondern auch noch Gründe, weswegen Frankreich den englischen Standpunkt in der Flottenabrüstung angenommen hat. Danach sott für die Schlachtschiffe und die Flugzeugmutterschiffe über 10 000 Tonnen das Washingtoner Abkommen in Gel tung bleiben, dagegen Schiffe von unter 10 000 Tonnen mit 6-Zoll-Gcschützen und kleine Unterseeboote in unbe schränkter Anzahl hergcstcllt werden können. Der Briand- Brief spricht die Hoffnung aus, daß Italien und Japan dieses Abkommen billigen werden, während von Amerika dabei nicht die Rede ist. Weder von französischer noch von englischer amtlicher Seite wird die Richtigkeit der Wiedergabe jenes Briefes in der amerikanischen Presse bestritten, wobei aber diplo matische Kreise in London betonen, daß das gesamte Ab kommen überhaupt mit der Zustimmung Amerikas, Ita liens und Japans stehe oder falle. Amerika protestiert. Gleichzeitig mit dieser Mitteilung kommt aus New York die Nachricht, der amerikanische Präsident Coolidge werde in den nächsten Tagen an die englische und franzö sische Negierung eine Note richten, die das geheime Flottcnablommcn ganz energisch mißbillige. Außerdem werde die Note ankündigen, daß die Vereinigten Staaten die geplanten 23 10 000 Tonnen-Kreuzer bauen würden. Weiterhin wird das Verlangen gestellt, die Genfer Vorbereitende Abrüstungskonferenz abzusagen; auch würde bis zum Zusammentritt einer neuen Washing toner Konferenz 1931 eine Änderung in der amerikanischen Seerüstung im Sinne einer Abrüstung nicht erfolgen. Durch die Veröffentlichungen des Briand-Briefes und durch die bevorstehende Note Coolidges erfährt natürlich der Gegensatz zwischen den Vereinigten Staaten aus der einen und England-Frankreich auf der anderen Seite eine erhebliche Zuspitzung. Der Gesamtvorstand des Verbandes sächsischer In dustrieller unterstützt deshalb nachdrücklichst drc sächsische Regierung in dem Kampf, den sie in dieser Frage gegen die'Einstellung der Deutschen Lufthansa führt. Er richtet gleichzeitig an das Neichsverkeln'smimstcrimn die drin gende Aufforderung, dem jetzt entstandenen Ltrecke, der im übrigen dem Ansehen der deutschen Luftfahrt auch wenig förderlich ist, durch Erfüllung der berechtigten sächsischen Wünsche ein rasches Ende zu machen. Märtyrer oder Mörder? Sensationelle Wendung in der Wiener Familientragödie. Der Sohn des in Wien mit schweren Wunden tot aufgefundcncn Ehepaares Artmann hatte bei seiner Ver nehmung ein Geständnis abgelegt, daß er den Vater ge tötet habe, und zwar in der Notwehr. Jetzt hat die An gelegenheit eine neue sensationelle Wendung erfahren. Der junge Artmann hat sein Geständnis widerrufen und er klärt, er habe das Geständnis nur ans Liebc zn seiner Mutter gemacht, um sic von der Schuld eines Mordes reinzuwaschcn. BttOWMdeWzmmeMrWMiitims