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7! üur« Monul — Nr. 2rsl /inzeiger Mr öss Erzgebirge D -lt -rr wöchentliche« Unterhaltungsbeilage: -wer Sonntagsblatk. w.nn ü!« putzad. »,»» Sprechstunde -er NeSaktlvn mitHu-nahm» der Sonntag» nachmittag- 4—s Uhr. — Telegramm-stdress»r Sägeblatt stueerzgebikg». lern^rechetz -r» U», W Siir unverlangt »ingestmdte Manufkrivt- kann Sewdhr nicht geleistet «erden. ^m.ö"°Äst"llun»n "n'gA" Donnerstag» äen 23. November ISIS. ii. Jahrgang. Wien» 21. November. Eine Extraausgabe äer kaiser lichen »/Wiener Zeitung" rneläst; Leine k. u. k. apostolische Majestät Aaiser Franz Foses l. smä heute, 21. 2^vember» 9 Uhr ab mäs» im Schloß Schönbrunn sanft im Herrn entschlafen. auch Oesterreich-Ungar« bestehen, ein Oesterreich, daS, den Wust seines wirren Nationalttätenhaders einstweilen bei seite schiebend, endlich wieder das deutsche Wesen, den bmtschen Kem in seiner Kraft erkmnt hat und hoffentlich in der Erkenntnis beharren wird, trotz Clam-Martin,iz. Wie auf ein Wunder, wie auf ein Märchen kann man heute auf das erfüllte Leben des Mannes zurückblicken, in dem sich wie in keinem andern die auNze österreichische Entwicklung - von mehr als zwei Menschenaltern zum Ausdruck bringt, dessen Schätze an Leid und Erfahrungen das Leid und die Erfahrungen Oesterreich-Ungarns selbst sind. Er hat ein Oesterreich zerfallen und ein nettes sich bilden sehen, da unter ihm schon wieder selbst ein Altösterreich wurde. Ditz Weltstellung seiner Monarchie hat sich unter ihm völlig ge wandelt. Die Front, djie nach Westen gewandt war, ist nach Osten gerichtet. Das Preußen-Deutschland, das der schärfste Gegner war, ist das Rückgrat der Stellung Oester- teich-UngarnS geworden. " In all den Wiren, in all den Schwankungen, Lurch welche der Weg Oesterr^ch-UngürnS bis hierher ging, bkiev die Gestalt des greisen Kaisers Franz Josef der ruhende, richtunggebende Punkt. Seine Negierungen machten Feh ler, dis das österreichische Deutschtum am Marke seines Le- bens bedrohten, er aber hat nie aufgehört, der Deutschöster- reicher zu jein. Oesterreich hat unter diesem Monarchen Schlachten und .Kriege verloren; es hat Provinzen und einej Weltstel- lnng eingebüßt, andere Provinzen und eine andere Meld, stelluag gewonnen. ES ist von äußeren und inneren Kämp fen schwer gerettet worden, und es ist im Begriff, aus der heißesten Feuerprobe auf das Recht und die Notwendigkeit feines Bestandes neu gefestet und mit neuen Entwicklungs möglichkeiten hecvorzugrhsn. Wer heute auf das Leben Kais.r Franz Josefs zurückstehi, dem wird, wie in wüstem HöhenüoerbM über durchwandertes Tal, offenbar, wie er und seine Zeit in auen Wirrnissen und Jrrnifsen Segen für Oesterreich waren. Darum ist diesem Fürsten und Mann auch aus einer endlosen Saat von Leiden und Unglück Liebe über Liebe entgrgengeölüht. Anders wäre dies Da sein mit srinrn schweren Lasten von schwerstem Erleben kann; zu ertragen iM'estM., Lin neues . Österreich kam mit dem Achtzehnjährigen heraus. Ein altes geht mit dem Sechsundachtzigjährtgen von uns. Mermal ein neues ftjdoch tritt in daö Tor der Geschichte. Der alte Hüter und Geleiter ging nicht eher davon als Lis er dieser Zukunft sicher war, daer mit so uw endlicher Treu: und Geduld aus den ost tödlich scheinen den Gefahren wirrer Vergangenheit sich hat lösen lassen. Er ging erst, als seinem Staat eine neue Zuversicht gewach sen war. Sein Tod, der vor drei, vor fünf Jahren wie ein« Katastrophe gewirkt hätte, ist heute nur ein stiller friedlicher Durchgang; ein Uebergang aus der Ende ringender Zeit in die Weite und Klarbelt geschichtlicher Dauer. AlMcr- r-ich ging von uns. Wir grüßen an der Bahre LeS Man- r.°S. der es war, das neue Oesterreich-Ungarn. » » >« Tiefste Ergriffenheit zog in unser Auer Tal ein, als wir gestern durch Sonderblatt die schmerzliche Kunde ver breiteten: Der greise Kaiser Franz Josef, ein ehrwürdiges Fürstenhaupt, tot. Die außerordentliche Widerstandskraft, die der Kaiser bei wiederholten Erkrankungen im letzten Jahrzehnt bewiesen hatte, nährtgn die Hoffnung, daß auch die letzte Erkrankung des Monarchen vorübergehen werde. Gott hat es anders gewollt. An dem Tage, da vor fast siebzig Jahren der Acht zehnjährige auf dem wüst umbrandeten Staatsschifs Oester reich-Ungarns an das verlassene Steuer trat, tat erS mit kurzen schweren Worten eines Abschiedes auf immepc, eines Abschiedes von einer Jugend. DaS Schicksal nahm ihn grausam bet diesem Wort. Aber wie eS ihr» feiHtzn tMüttf» hörlich in heißen Fquern glühte und mit stählernen Schlä gen hämmerte,hat es ihn auch von Läuterung zu Läuterung, von Kraft zu Kraft geführt und sich wie einen Tempel der Ehrfurcht um ihn gebaut Nun hat er mitten im lejtzten gewaltigsten Erleben sein Maß und seine Menschsnzeit er füllt Noch war ihm das Höchste vergönnt: Ein neues Oesterreich-Ungarn mit neuen Bürgschaften seines Bestan des und seines Weltberufes unter seinen Augen sich bilden zu sehen. Die graue Sorge um Oesterreich-Ungarns Be stand, dre einst mit jedem Gejvankew an das Erlöschen die- jer Augen ausstand, ist in den unerhörten Prüfungen dieses Weltkrieges vor neuer Erkenntnis und neuer Zuversicht gef wichen. Vicf. AlteL ist vergangen; vieles ist neu geworden. " So ging er mitten im tosenden Kamps in Frieden dahin. Denn gerade dieser Kampf mit seinen letzten ungeheuren Prüfungen hat bei allein Fährnissen., Rückschlägen und un säglichen Mühsalen, hat eben in diesen Mühsalen ihn die Bewährung dessen schauen lassen, wofür er ein so langes MentHünlHe« durch sich seiner selbst ss entäußert hatte, daß er endlich ganz eins mit der rjterretchisch'-nngarischm Staa'sibec geworden war. Er ging ganz tn sie ein und kn ihr auf, und sie war in ihm lebendig dargestellt. Wie dis Dinge in Oesterreich-Ungarn im Laufe der Jahrzehnte sich gestalteten, schien das sanfte Licht dieser Augen oft daS einzige noch, wovor die giftige Zwietracht sich noch scheute; aut dies einzige Augenpaar schien daS Schicksal der Dop- pesmonarchir gestellt. Was würde nach ihm sein? Das war bei jedem Anlaß die bange Frage tn Oesterreich-Un garn t-lbst Als vor acht Jahren Kaiser Franz Josef sein sechzig- ährigeS RegterungSjubiläum beging, da wurde, diese A:v> chauung in tausend Lesarten durch ganz Europa gehre- ügt. Aber als man zwei Jahre später den 80. GeburtS- t-.g des Küsters feierte, da durften er und Oesterreich voll bessere Zuversicht der Tatsache gedenken, daß man inzwi schen wieder eine starke Auswirkung österreichischer Kraft er.-bt hatte. In Ungarn und in Bosnien hatte man Ent schluß. Lat und Er^lg gcjche«, an die so viels für den Hubsburger Staat' nicbt mehr glauben wollten. Und nun, ein Lust-mw m-iter. do wst an seiner Bahr«- stehen? In der gewaltigsten Feur-Probe sehen wir seit zwei Jahren unk eikwm halben Iah» an der Seite des Deutschen Reiche«