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Smmabend, 8si. EchchM-er L»1L llrttt siooo utiwii ItmieNi Nr. SL8. Sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge verantwortlich», Redakteur. 7-le» Rrnkaltl. jür di» Inserat« verantwortlich: Maltee kleaa». Leid« in Au« i. Lrzg-b. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: L^uer Sonntagsblatt. nmtVlmi^.?"n^!w,n.ciun —— m. b. H. Sprechstunde der Redaktiov mit Ausnahme der Sonntag» nachmittag» von g—» Uhr. — Lelegramm-Adreffer Lageblatt Nuerq-emege. F«rnh>r«chrr es. Nu« i. Lrzgeb. Für unverlangt ringrsandt» Manuskript» kam» Gewähr nicht geleistet werden. D Lezuarprei»! Durch unsere Boten frei in, Hau, monatlich »o pfg. Bei der Seschästrstellr abgeholt monatlich ao psa. und wöchentlich lo psg.— Bet der Post bestellt and selbst abgeholt vierteljährlich l.zo Mk., monatlich do Psg.— Durch den Briefträger frei in. Hau» vierteljährlich ,.,r Mk., monatlich «a pfg. — Einzelne Nummer l» Pfg. — Deutsch« Postzeikmgikatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mu Aurnahm« von Sonn- und Feiertagen. fuhr -wischen vM.und fünf Millionen Marl. Deutschland ex. 3ns«rtion»prei,: Vie fiebengeh>altene Rorpurzetl« oder deren Raum für Inserate an, Aue und dm Drtschasten de» Amtehauptmannschaft Schwarzenberg t» pfg., sonst >s Pfg. Reklamepetitzeile 2» pfg. Bei gräßerm Abschlüssen ent- tzrechmder Rabatt. Annahme von Anzeigen bi, spätesten, g'/> Uhr vormittag,. Für Aufnahme von axößrren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wmn sie am Lage vorher bei un» eingeqen. vkse Ummer »»käst» ir rett« Außerdem liegt da» achtseitige illustrierte Tonntag-blatt bei. Das Wichtigste vom Lage. De» Reichskanzler v. Bethmann Hollweg ist gestern wieder in Berlin e t n g e t r o f f e n. S In Berlin wurde gestern eine deutsch.bulgarische Kon» sularkonoention, ferner eine Äuglteferung». konaention und di.: Verlängerung des Han« delsoertrage» unterzeichnet. Bei der gestrigen Düsseldorfer ReichStagSstich- wähl wurde der Sozialdemokrat Haberland mit 39 264 Stimmen lgegen 36 111 für d.n Zentrumskan» didaten Dr. Friedrich) gewählt. Zwischen Italien und der Türket ist der Krie au-gebrochen. in der Näh« von Breoiza soll bereit» da» erste Gefecht stattgefunden haben. (S. des. Art. «. -ptbl.) Der bekannt« Fli>' r ii ap , n e n .»> Hardt ist in Iöhaurr!St-Au. ZtugrÄch.?' ab^esturzt und' war >for > In Paris ist man über die Verzögerung des Abschlus ses der Marokkoverhandlungen verstimmt, neue Nachrichten über den Stand der Dinge liegen heute nicht vor. O Die persischen RegierungStruppen schlugen in einer großen Schlacht dieTruppenSalaredDaulehS. IM»- Mutmaßliche Witterung pw Sonntag: Westwind, »er» Snderttch, kühl, zeitweise Siegen. »ML Tripolis und seine wirtschaftliche Bedeutung. Schon seit der Gründung des Königreich» Malten rich tete sich die Aufmerksamkeit der Italiener auf di« nockafrikant. schen Landstriche, deren Nähe zu Italien besonder» dem Gedan ken der wirtschaftlichen Expansion Nahrung gab. Nachdem Frank ¬ reich mit der Besitznahme von Tunt» Italien zuvorgekommen war, begann Italien nunmehr, sich in Tripoli» festzusetzen. Bekannt- sich führten schließlich die französisch-italienischen Verständigun gen vom Dezember ISA) und die der Italiener mit den Englän dern aus ungefähr derselben Zeit dahin, daß Malten durch Frankreich und England die Zusicherung ihre» afrikanischen Be- fitze» zum Nachteil von Tripoli» nicht erhalten würde. Es war dann ein Akt der Delcassäschen Politik, die marokantsche und tri. po'siani'che Frage derart zu regeln, daß für da» erste Gebiet Frankreich, für da» zweit« Italien freie Hand erhielt, und wir selbst haben ja die Folgen dieser Politik auf der Konferenz in Algeciras gemerkt. Dieser Tatbestand zeigt, auf welchen Grundlagen das jetzig« Borgehen Italien» be« ruht, das wohl auf di« Aufrichtung einer Art wirtschaftlichen Protektorats hinausläuft. Gerade mit Rücksicht auf dieses wahr scheinliche Ziel darf man daher wohl annehmen, daß die oben erwähnten französisch-englischen Earantieversprechen nicht im Weg« eines Eroberungszuge» durch Italien eing«, löst werden. Es handelt sich für Italien lediglich um wirtschaft liche Interessen in Tripolis, deren Wahrung und Sicherung rm Vertragswege lösbar sind, umsomehr, als mit Rücksicht aus die Natur und den Charakter dieser türkischen Provinz, ganz abge- sehen von den möglichen Einwirkungen auf die gesamteuropäische Lag«, eine Okkupation manche Enttäuschungen mit sich bringen wßlck«. Dies ist gewiß auch inKalken der wirtschaftlich In teressierten m Irutteii «Ämnr.Mwal dw Türkei noch gerade w letzter Z«it die tripolitanische Heeres-Organifatton besonders ge stärkt hat. Es ist nun aber leider nicht mehr daran zu denken, daß im Wege der friedlichen Auseinandersetzung die berechtigten In teressen der in Betracht kommenden Staaten ihre Erledigung fin. den, obwohl da» auch im Interesse der wirtschaftlichen Erschli«. ßung von Tripolis gelegen hätte, die schon jetzt Italien in den Händen hält. So tst der Verkehr zwilchen Tripolis und Italien viel größer al» zwischen Tripoli» und der Türkei, und die italienischen Schiff« haben nach einer Zusammenstellung des deutschen Konsulat» in Tripolis im Jahr« 1S10 mehr Waren dort hin verfrachtet al» alle übrigen Staaten zusammen. Der Han. del liegt in der Hauptsache in den Händen der vanoa äi ltoma, die auch Agenturen und sonstige Niederlassungen dort besitzt. Tripoli» besteht zu einem wesentlichen ^lestl «tu» Wüstenland, und di« landwirtschaftlich« Entwicklung leidet besonders durch den Mang«! an Wasser. Die mineralischen Schätz« de» Lande» find noch nicht genügend erforscht, Bergbau Wick fast gar nicht getrieben, eine heimische Industrie von Bedeutung ist Nicht vor. Händen. Der Außenhandelsverkehr von Tripoli» bewegt sich in derEinfuhr zwischen acht und neun Millionen, in der Aus« portiert nur in recht geringem Mähe. Der Schutz der Deutschen in Tripoli» und die Wahrung ihrer Interessen li^t in der -and des bewährten und erfahrenen Konsul«, des SaNttätsrat» Dr. Tilger. Man darf hoffen, daß die Entwirrung der tripolitani- schen Frage an den hier in Betracht kommenden freund schaftlichen und Bündni,-B«-t«hUng,n de» Deutschen Reiche» trotz der .etngetretenen Kriegerischen Verwickelung nicht» ändern wird. Ter Krieg zwischen Italien und der Türkei erklärt. Da die ottomachische Regierung Vie Forderungen de» ita. lienischen Ultimatum» nicht angenommen hat, find Atahten und di« Türkei seit gestern nächmittasg LA Uh» in Krieg»,« ft and. DievlockndevonTrrpqli» und Tyrenaika wtck den Mächten sofort NMfttziert werden. Auch in Konstantinopel ist di« Kriegserklärung be reit, bekannt gegeben. Wenn da» Borgehen Italien» in der tripolitanischen Frag« noch durch irgendetwas schärfer charakterisiert werden konnte, so geschah es durch das Ultimatum, das der Pforte zur Beantopr- tung Linnen 24 Stunden gestellt wurde. Ohne irgendeinen Rechtet«,! will Italien die Hand NULL'.»'« MMsche Provinz legen und erklärte in dem Ultimatum, daß es nicht mehr in der Lag«' sei, in Verhandlungen «ittzutreten. Gleichzeitig ließ es ein« verhältnismäßig starke Flotte vor Tripoli« kreuzen, um in jedem Augenblick zur militärischen Besetzung von Tripolis schreiten zu können. Es ist offenbar, daß Italien zu setnem mckr als.eigen tümlichen Borgehen nur durch den Rückhalt an England oev- anlaßt wurde; äußere Zeichen dafür find die englischen Flaggtzn, di« über mehreren Häusern in Tripoli» flattern, und drei eng- lische Torpedobootszerstörer, die sich, wie versichert wird, der vor Tripoli» kreuzenden italienischen Flotte angeschlossen haben. Alle» deutet daraus hin — auch der Ton des Ultimatum» und die kurz» Frist, di« der Pforte zu seiner Beantwortung gelassen Wurde — daß Italien den Krieg wollte. An dieser Absicht wird auch die überaus entgegenkommend» Antwort der Pforte nicht» ändern, denn in der Sache selbst lehnt Vie.Pforte vor allem die wichtigste Forderung Italien» ab, An, ordnungen zu treffen, daß der militärischen Besetzung von Tri polis und Tyrenaika durch Italien kein Widerstand ent gegengesetzt wird. Allerdings wtck Über Pari» di» Meldung verbreitet, die türkische Regierung hab« beschlossen, einer ita» Kust'i Augusta. Zmn 100. Gev«rt»tag am »0. September 1211.) In Karl August» und Goethes Tagen wurde am so. Sep tember 1811 dem Erbgroßherzog Karl Friedrich von Sachsen-Wei mar und dessen Gemahlin Maria Paulowna (Schwester zweier russischer «Kaiser, Alexander» I. und Nikolaus' )I. jene Tochter geschenkt, der es vergönnt sein sollte, dermaleinst Preußen» Kö nigin und des neu geeinten Deutschen Reiches erste Kaiserin zu sein. Hundert Jahre sind heut» seit der Geburt de» Kindes ver- flössen — da» lebenskräftig heranwuch», hoffnungsfroh in den Tag schaut«, zum Tragen einer Krone berufen wurde und an einem gewaltigen Stück Weltgeschichte mttgewirkt hat. Kaiserin Augusta tst nun schon längst zum ewigen Frieden eingegangen: am 7. Januar 180V schloß st« die müden Augen, und am 11. Januar hielt sie Einzug in da, stille Mausoleum im Park de, Ehorlottenburger Schlosse,. Zwei Jahr« hatte st« ihren Gemahl Kaiser Wilhelm I. überlebt, in stiller Zurückgezogenheit ihr« Tage verbracht. Mit ihr «ar die alt, Generation, welch« die Zeit der schweren Not und Preußen, Erhebung, Deutschland, Kämpf« und glorreiche, Auserstehen mit durchlebt hatte, eu Grabe gebracht, während ein« neu« Zett, im alten Geist« verjüngt, den Anfang nahm. Die Stadt an der Ilm war während der Jugendzeit der Prinzessin noch der geistig« Mittelpunkt Deutschland». Dem konn ten di, romantischen Kreis», die sich in Berlin, Drecken und Wien gebildet hatten, kein»n Abbruch tun. Di« Riesengestalt Goe the», all, literarischen Zeitgenossen überragend, lick ihr kla re, Licht in all, La»w« l«uht,n. Auf di, Heranwachsende Für. stentochter Wit ihren reichen Fähigkeiten und ihrem leicht emv- fängltchen Sinn für all« Schön« und Wissen-werte mußt, solch» geistig, Atmosphäre tiesoWtrkung üben, wie sehr gereste Goethe die -oh« «eaabuna dm jungen Menschcknknosp, -„«Mhtte, h- ourietaasaab« darbracht«. Und Wi lhel« v on HÜmbolvt urteilte, ehe sie noch das fünfzehnte Lebensjahr vollendet: Die Prinzessin hat in dieser kaum der Kindheit entgangenen Jugend «inen festen und selbstständigen Tharakter. Ihr lebendiger, durch dringender Geist» spricht au» jedem Blick; ihre Züge find im Höch, sten Grad« bedeutungsvoll, und ihre Gestalt wird sich in einigen Jahren gewiß noch schöner, al« sie jetzt schon erscheint, entwickeln. — Auch der genial« Hummel, der 1820 einem Rufe als Ka pellmeister nach Weimar gefolgt war und ihr Unterricht im Klavierspiel erteilte, lobte ihre rasche Auffassungsgabe und ihr feines künstlerisches Empfinden. Mr die Erfolge dieser in Ber lin unter Hermann Schmidt fortgesetzten Musikstudien tst es be zeichnend, daß di« dankbare Schülerin die Musik zum Ballett: Di« Maskerade, eine Ouvertüre und mehrere Licker, Tänze und Märsche, darunter einen ArmeeMarsch, komponiert hat — hohes Talent bekundende Leistungen, an denen die musikalische Gnzy- klopDi« nicht vorübergegangen tst. Doch wichtiger al» diese im Grunde genommen nebensächliche Pflege ihre» musikalischen Emp. finden, waren di« großen Ideen, die sie von Weimar mit in, Leben hinau-na-m und in dem ungeheuer weiten und bewegten Elemente bi» zur letzten Stund« ihr«, Dasein» hochhielt und zur Richtschnur ihre» Handeln» macht«. Vie Beziehungen de» weimarischen Hof«, zum preußischen waren schon zur Zett Frickrich» de» Großen sreundschastlich-ver. wandtschastltch gewesen. St, hatten später noch «in» erheblich, YMzmng erfahre« — di» älter« Schwester der Prinzessin Au- austa war am LS. Mai 18L7 Gemahlin d«, «rinnen Karl von Preußen, jünger»« Bruder» de» Prinzen Wilhelm, geworden. KarlAuaust, beglückt von dies« Vermählung der Gnkeltoch. ter, schrieb damal» an Stein: Sure Exzellenz kennen von alten Zeiten her, wie sehr ich immer di« königlich preußisch» Familie verehtt« und lickt«; St» Kinnen sich daher mein» Freude vor- stellen, al, ich diese» Band zu knüpfen vermocht«, welche, mich so licken verwandten auf» neu» nÜberbringt. — Aber Vie dop. pelte Freud», auch dte moett« Enkelin etn«m preußischen Prtn. M vermählt zu sehen, »lick Karl August versagt — am 14. Juni Atz wurde er auf Schloß Graditz^t Torgau plötzlich zu sei- neu Vätern versammelt. Zur Verlobung der Prinzessin Au- austa kam e» erst am IS. Oktober 18L8 und mr äfsenMchen Pro- klamierung de» frohen Ereignisse» erst im Februar de» nächsten Jahres- Dann, am 10. Juni, folgt« der feierliche Einzug der Braut in Berlin, und am 11. Juni In der alten Kapelle de» stolzen Köntgsschlosse» an der Spree durch Bischof Gylert di« Trauung. Der Prinzessin war vorab ein Leben voll Ruhe be schicken. Gleichmäßig flössen ihr an der Seit« ihre» Gemahl» am Hof« des königlichen Schwiegervater» Frickrich Wilhelm» III. die Jahre dahin. Innerhalb dieser Zeit fiel di« Geburt der bei. den Kinder, des Prinzen FriedrichWilhelm, Nachmaligen Kaisers Friedrich III., und der Prinzessin Luis«, jetzigen Witwe des verstorbenen Großherzog» Friedrich von Baden. Dann wich die Ruhe — der königliche Schwiegervater starb, der kinderlose Frickrich Wilhelm IV. bestieg den Thron, und die Prinzessin Augusta wurde mit der Anwartschaft, dereinst di« Kron« der preußischen Königinnen zu tragen, Prinzeß von Preußen. Mit einer stärkeren Note al» bisher hatte sie aufzutreten — sie ha» t, dte Pflichten der Repräsentation zu erfüllen, hatte noch erheblich gesteigerten Anteil an der materiellen und geistigen Gntvick- lung der Nation zu nehmen, hatte zu fördern, zu ermutigen, zu stützen, und tnn«rhalb ihr«, «eiten Mrkung-kreise- mit gutem Beispiel »oranzugehen. Und al, jener feierlich« Moment ein trat, da ihr der Gemahl am 18. Oktober 18S1 im Schloß zu Königsberg dl« Kron, der Königinnen Preußen» auf, Haupt setzt«, begannen ihr» Pflichten erst recht zu wachsen. Run »ar di« Zett gekommen, da jene Ideen, die sie au» der klassischen Atmo sphäre mttgebracht hatte, gewaltig« vckeutung gewtnnen kann, ten — »» waren Ideen der edelsten Humanität, waren bereit willig» Anerkennung und Wertschätzung wissenschaftlicher und künstlerischer Leistungen gleich welcher Richtung, waren insbe sondere parteilos« Hochachtung vor den Konfessionen. Ist d»nn nicht durch Unser Staatsgrundgeletz jcksm zur Pflicht gemacht, schrick sie im Jahr» 1877 an Frau von vontn, de» Grundsatz der Parität zu achten? Und «tckerbolt mäst sie in den «eiteren «u»führuna»n dieses Thema, daraufhin, daß st« unter den Ein. drücken der Parität herangewachsen u« ckUW sei «O stch gegen.