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Erscheint wSchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag-. EbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich I Mark 20 Ps. pr»num«r»n<in. Anzeiger für Inserate werden bi» spätesten» Mittag» de» vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbeten und di« Eorpuispaltenzeile mit l« Pf., unter „Eingesandt"' mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 1LS Donnerstag, den 13. Dccember 1883. 8. Indra. Sächsische Aachrichten. — Zwönitz, 11. Decbr. Nm die demnächst neu zu besetzende hiesige Stadtwachmeisterstelle haben sich 72 Bewerber gemeldet. Da von bekleiden bereits vier das Amt eines Stadtwachmeisters, sechs zehn befinden sich im activen Polizeidienst, sieben sind ehemalige Polizeibeamte, fünf Bewerber sind Schuhmacher, vier Expedienten, Tischler, Posthilfsboten und Schlosser sind dreifach vertreten, sodann folgen je zwei Bremser, Weber und Bäcker, während die übrigen Gesuchsteller sich aus je einem Anstaltsausseher, Agent, Gorlverleger, Musiker, Restaurateur, Koch, herrschaftlicher Diener, Maurer, Zim mermann, Brauer, Böttcher, Steiudrucker, Buchbinder, Klempner, Niemer, Schneider, Cigarrenmacher, Bergarbeiter, Feuermann, Schorn steinfeger und Posamentier zusammensetzen. — Das Reichspostanit richtet auch in diesem Jahre an das Publikum das Ersuchen, mit den WeihnachtSversendungen bald zu beginnen, damit die Packelmassen sich nicht in den letzten Tagen vor dem Feste zu sehr zusammendrängen, wodurch die Pünktlichkeit in der Beförderung leidet. Tie Packete sind dauerhaft zu verpacken. Dünne Pappkasten, schwache Schachteln, Eigarrenkisten ec. sind nicht zu benutzen. Die Aufschrift der Packete muß deutlich, vollständig und haltbar hergestellt sein. Kann die Aufschrift nicht in deutlicher Weise auf das Packet gesetzt werden, so empfiehlt sich die Verwen dung eines Blattes weißen Papiers, welches der ganzen Fläche nach fest aufgeklebt werden muß. Am zweckmäßigsten sind gedruckte Auf schriften auf weißem Papier. Dagegen dürfen Formulare zu Post- Packetadressen für Packetaufschriften nicht verwendet werden. Der Name des Bestimmungsortes muß stets recht groß und kräftig ge- druckt oder geschrieben sein. Die Packetaufschrift muß sämmtliche Angaben der Begleitadresse enthalten, zutreffendenfalls also den Frankovermerk, den Nachnahmebetrag nebst Namen und Wohnung des Absenders, den Vermerk der Eilbestellung u. s. w., damit im Falle des Verlustes der Begleitadresse das Packet auch ohne dieselbe dem Empfänger ausgehändigt werden kann. Auf Packeten nach größeren Orten ist thunlichst die Wohnung des Empfängers, auf Packeten nach Berlin auch der Buchstabe des Postbezirks (6., 80. u. s. w.) anzugeben. Zur Beschleunigung des Betriebes trägt es wesentlich bei, wenn die Packete frankirt aufgeliefert werden. Das Porto für Packete ohne angegebenen Werth nach Orten des Deutschen Neichs-Postgebietö beträgt bis zum Gewicht von 5 Kilo gramm: 25 Pf. auf Entfernungen bis 10 Meilen, 50 Pf. auf weitere Entfernungen. — Eine Angelegenheit, die bei allen Freunden der Jagd und des Wild hegenden Waldes Interesse erregen wird, soll demnächst unsern Landtag beschäftigen. Zwei Petitionen mit zusammen 28 Unterschriften, sämmtlich aus der Gegend von Leipzig, bitten nämlich um Abänderung des Gesetzes über die Schonzeit der jagdbaren Thiere vom 22. Juli 1876 dahin, daß die Schonzeit für Nehböcke, welche auf die Zeit vom l. Februar bis mit 30. Juni festgesetzt ist, auf die Zeit vom 1. Februar bis 31. August ausgedehnt werde, entsprechend der früheren gesetzlichen Bestimmung. — Die Leipziger Neujahrsmesse beginnt am 2. Januar und dauert bis mit 15. Januar. — Aus dem oberen Vogtlande, 9. December. Die Ent schließung der Könlgl. Generaldirection der sächsischen Staatsbahnen, die Zugsverbindung auf der Linie Aue-Chemnitz dadurch etwas besser zu gestalten, daß einige Nachtzüge eingerichtet werden, hat sowohl hier, wie in den betheiligten Orten des Erzgebirges, große Freude hervorgerufen; denn die Verbindung mit Plaue», Zwickau, Chemnitz, Leipzig und Dresden ließ bisher viel zu wünschen übrig, weil man von jenen Orten schon sehr frühzeitig abreisen mußte, wenn man noch am selben Tage an einer Station der Aue-Adorfer Linie an kommen wollte. Nicht allgemein ist die Freude darüber, daß man die letzten Züge bis Jägersgrün führen und dort zu diesem Zwecke den Bahnhof mit großen Kosten erweitern will. Jägersgrün ist hinsichtlich des Verkehrs eine unbedeutende Station, welcbe höchstens nur bei Versandt des in den Staalssocsteu geschlagenen Holzes eine Rolle spielt. Der Gewerbeverein in Schöneck hat deshalb eine Petition an die hohe Ständeversammlnng gerichtet, um dieselbe dafür zu gewinnen, daß Schöneck Uebernachtungsstation werden möchte, und da die Sache an die Finanzdeputation zurückverwiesen wurde, kann man hoffen, daß die Petition Erfolg hat. Der letzte Nachtzug von Aue könnte vielleicht sogar bis Adorf geführt werden, wenn man etwa dadurch, daß man auf der mit hohen Steigungen versehenen Strecke Schöneck-Adorf den Secundärbetrieb einsührt und die Züge Klingenthal-Zwota gleich bis Adorf fahren läßt, Ersparnisse machte. Langsamer als jetzt die Züge daselbst fahren, geht es auf der Secundärbahn auch nicht. Sächs. Landtag. Die 2. Kammer discutirte am Montag mehrere Eisenbahnprojecte, nuter denen besonders die Linie Geithain- Lausigk - Leipzig eine längere Debatte verursachte. Abg. Müller- Colditz befürwortete warm den Bau derselben, durch welchen ein altes Unrecht gegen diese Gegend gesühnt werde. Für dieses Project trat auch Abg. Günther-Oschatz ein, während Abg. May den Bau der Linie Freiberg-Eppendorf, Müglitzbahn und Harthau - Gerings walde für nothmendiger hielt. Abg. Uhle trat für die Mülsengrund und für Annaberg-Schmarzenberg ein, und für letztere Linie plaidirte auch Abg. Mehnert. Zu Gunsten einer Verbindung zwischen Leipzig- Chemnitz und der Bayerischen Bahn sprach noch Abg. Uhlemann, welcher auch für Borna-Grimma und Oschatz-Strehla plaidirte. Eine lange Debatte entspann sich auch über die Frage, ob Geithain-Leipzig normal- oder schmalspurig gebaut werden solle, wobei Finanzminister v. Könneritz erklärte, die Regierung könne weder auf die allgemeinen Gesichtspunkte, welche sie bei der Vorlage geleitet, noch auf die Frage, ob Normalspur oder Schmalspur, näher eingehen. Nachdem noch eine ganze Anzahl von Rednern für die sonstigen Projekte gesprochen, wurde die Eisenbahn-Vorlage an die Finanzdeputation verwiesen. politische Aundschau. Deutschland. Die spanische Reise des deutschen Kronprinzen schließt mit einem überraschenden Schritte ab, mit dem Abstecher nach Rom. Während aber zuerst gemeldet wurde, daß der Besuch des deutschen Thronerben in der Sieben-Hügelstadt dem Papste gelte, kommen jetzt ossiciöse Meldungen und halbe Dementi's nach gehinkt, denen zufolge es sich um einen Besuch des Kronprinzen am italienischen Königshofe und dann erst um einen solchen im Vatican handele. Auch wird von Berlin aus mit einem gewissen Eifer ver sichert, daß dem Erscheinen deS deutschen Kronprinzen im Vatican nur die Beobachtung einer der gewöhnlichsten Regeln der Etikette zu Grunde liege. Vorläufig wird man gut thun, sich an die That- sache zu halten, daß der Besuch des hohen Reisenden in Nom zu nächst nur dem Könige Humbert gilt, der ja zu dem deutschen Kaisersohne in dem innigsten Freundschafts-Verhältnisse steht. Wie dem italienischen Botschafter in Berlin von Seiten des Hofes mit- getheilt worden ist, begiebt sich Kronprinz Wilhelm auf den Wunsch seines kaiserlichen Vaters nach Nom, um dem König Humbert für die ihm in Genua zu Theil gewordene freundliche Aufnahme zu danken. Die gejammte italienische Presse bespricht den bevorstehenden Besuch des Kronprinzen in Rom in systemathischer Weise. Die kirchenpolitische Frage ist durch den angekündigten Besuch des deutschen Kronprinzen beim Papste und die gleichzeitig erfolgte Begnadigung des Limburger Bischofs wieder zu einem Gegenstand der allgemeinen Discussion geworden. Es erscheint nicht, als ob die preußische Regierung für dieses Zugeständniß von der Curie eine Gegenconcession verlangt. Dagegen knüpft man auch Seiten der letzteren an diesen Gnadenact bereits weitgehende Hoffnungen und ein italienisches clericales Blatt erwartet, daß nunmehr auch die Begnadigung der Erzbischöfe von Köln und Posen erfolgen werde. Die Nückberufung des Limburger Bischofs dürfte auch auf die Beschlüsse des Centrums bezüglich des Antrages auf die Beseitigung der kirchenpolitischen Paragraphen ihren Einfluß ausgeubt haben, denn es heißt, daß das Centrum beschlossen habe, die Einbringung des genannten Antrages bis zum nächsten Jahre zu vertagen. Das preußische Abgeordnetenhaus setzte am Montag die Special- discnssion des Etats mit der Berathung des Exlraordinaciums der landwirthschaftlichen Verwaltung fort. Für weitere Kreise war die Debatte nur von geringem Interesse und wurden das Extraordinarium sowie der Etat der Gestütsverwallung ohne besondere Zwischenfälle genehmigt. Beim Etat der Lotterie-Verwaltung förderte der Abge-