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A-orker Wochenblatt. Mittheilnngen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Zehnter Jahrgang. Dreis für de Jahrgang bei Bestellung von der Post: 1 Thaler, bei Bestellung des Blattes durch Botcngelcgenheit: 20 Neugroschen. Erscheint fcdcn Mittwoch. 12. 1 8^0. Pie Presse über unsern Pürgermeister.^') Der Lärm des Landtages wird immer ärge>. Da laufen die Wahlmänner, rasseln die Kutschen mit den Wahlkvmmissaren, schwatzen die Männer ,,auf der Dierbank", da rauscht das Wasser auf die ober- und untcrschlachtigen Mühlen unserer Scribifare, da wird gekocht und gebraten, getrunken und geredenhaltet, daß es prächtig, daß es eine wahre Volks- und Haupllust ist. Und das fällt Heuer Alles (ich glaube, unsere Regierung macht Spaß) in den Fasching! — Wer mir aber weniger gefällt, das sind einige unserer Tageblätter, deren Erscheinungen, so weit sie unsere Wahl betreffen, hier erzählt und einer kurzen Entgegnung unterworfen werden sollen. Ernst und edel, wie gewöhnlich trat zuerst wo. 10. der Vatcrlandsblättcr auf, gab ihr Billet ab zum großen Maskenball uud trat ein in den Salon der Frage. Die Maske war gut. Sah auS wie ein spanischer Grande und machte uns Adorfern folgendes Eompliment: „Todt endlich hat auf unser ganzes politisches Le ben einen so entschiedenen und segensreichen Einfluß gehabt, daß die mächtige Erhebung desselben seit 18^7 sich an ihn anlehnt und er mehr als einer seiner Ge nossen ein Vertreter Sachsens ist, wofür das ganze Land bei den verschiedensten Gelegenheiten laut und freudig Zeugniß ablegte. Das Alles kennen und fühlen seine Wähler, und wir sind überzeugt, daß cs ihr Stolz und ihre Freude ist, gerade diesen Abge- »rdrMn dem Lande gegeben zu haben. Wir mögen ') Dieser Aufsatz war bestimmt, während der Abwesenheit »es in der Ueberschrift Genannten zu erscheinen. Wilhelm Becker. so seichte, spießbürgerliche Grunde, wie die: „man sei Todt abgeneigt, weil er den Gewerbebetrieb auf dem Lande, oder die Emancipativn der Juden gefördert habe", nicht widerlegen, sie sind dcS Landes unwürdig, sind der Männer unwürdig, in deren Milte sie ent standen sein sollen. Gewichtiger allerdings wäre die Klage der Stadt Adorf selbst, daß ihre Gemeindean- gelcgcnhciten durch die lange Abwesenheit des Bürger meisters leiden. Aber Adorfs Einwohner werden ge wiß das Opfer — welches man nicht verkennen kann — freudig wieder bringen, wenn es gilt, dem Lande seinen vvlksthümlichsien Abgeordneten zu erhalten; sie werden es um so eher bringen, als sie so glücklich sind, tüchtige Manner in ihrer Milte zu haben, die sich deS Gemeindewesens bereitwillig und uneigennützig anneh- men. Und so sagen wir aus voller moralischer Urber zeugung und im vollen Vertrauen auf die uns be kannte tüchtige Gesinnung des Todt'schen Wahlbezirkes: jene Gerüchte sind grundlos und Todt'S Wiederwahl unterliegt nicht dem gering sten Zweifel." D'rauf kam der Anzeiger für die Stadt Oelsnitz und für sammtliche Orlschaflcn des Amtes Voigtöberg, bringend Folgendes: „Der städtische Deputirtc unsers Wahlbezirks schei det aus, weil die Zeil verlaufen, die für die Dauer seiner ständischen Wirksamkeit vorgeschrieben ist. Die Summen für die Ernennung seiner Wahl sind nach öffentlichen Blättern elwas gethcilt; denn wenn man auch auswärts die Wiedcrerwählung dieses freisinnigen Mannes als eine nothw endige Bedingung sei ner bisherigen ständischen Wirksamkeit betrachtet und wünscht, so ist doch nach einer Mittheilung in einem öffentlichen Blatte in die Wahler dieses Wahlbezirks zum Theil deshalb der Teufel der Zwietracht gefahren,' weil die frühere Wirksamkeit des (Abgeordneten lucht' immer mit den Wünschen mancher Inwohner seines