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MsdmfferTageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das .Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,- «M. trei Haus, de, Postbestellung l.80 SiM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lO Rpfa. Alle Postanstalten und Posl- oten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu ^derzett Bestellungen ent- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend gegen. Im Falle höherer Gewalt.Kriegod. sonstiger » - - Betriebsstörungen besteht Uera ^Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Generaloberst von Linsingen, einer der erfolg reichsten Führer aus dem Weltkrieg, der die aus Deutschen und Ungarn zusammengesetzte Südarmee führte und i« den Karpathen erfolgreich operierte, ist im Alter von 85 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit in Hannover gestorben. Linsingen war gebürtiger Niedersachse. Er verbrachte seinen Lebensabend in Hannover. Zu seinem 85. Geburtstag am 10. Februar d. I. waren ihm noch zahlreiche Ehrungen durch den Führer und durch die maß gebendsten Männer des Staates, der Wehrmacht, der Partei und der Stadt Hannover zuteil geworden. Alexander von Linsingen wurde am 10. Februar 1850 in Hildesheim geboren und 1869 Offizier im 17. preußischen Infanterieregiment. In diesem Regiment machte er den Krieg von 1870/71 mit, wobei er sich das Die NS-Volkswohlfahrt will deutsches Leben erhalten. Leben wird aber immer nur durch Opfer erhalten. Bring auch Dn Dein Opfer für die Volksgemeinschaft dnrch Deine Mitgliedschaft zur NSV! Eiserne Kreuz U. Klasse erwarb. Im Juni 1901 erhielt er als Generalmajor die 81. Jnfanteriebrigade in Lüb eck, dann im Llpril 1905 das Kommando der 27. Division in Ulm und wurde schließlich am 1. September 1909 unter Beförderung zum General der Infanterie Komman dierender General des II. Armeekorps in Stettin. Dieses Korps führte er zunächst im Weltkrieg, in den Schlachten bei Mons, an dem Qurcq (Marneschlächt) und in den Kämpfen bei Npern. Als dann im Winter 1914/15 deutsche Truppen den Österreichern in den Karpathen zu Hilfe geschickt wurden, wurde von Linsingen mit der Führung der deutschen Südarmee beauftragt. Er nahm so ruhmvollen Anteil an der Verteidigung der Karpathen und später an der Rückeroberung von Galizien als Führer der Bugarmce. Es gelang ihm, die Russen aus der ungarischen Ebene zurückzudrängeu. Bald konnte er zu einer durchgreifenden Offensive schreiten, bei der ihm die Erstürmung des Zwinin glückte. Es war dies im April 1915, als diese glänzende Waffentat in Verbindung mit der Eroberung des Ostry den von Linsingen geführten Truppen gelang. Die Wiedereroberung von Galizien, die Besitznahme von Brestlitowsk, die Ein nahme von Przemysl und Lemberg waren Linsingens Werk, demzufolge die russische Kampfstellung in Polen er schüttert wurde. So war die Heeresgruppe Linsingen ein fester Pfeiler in dem österreichischen Teil der Front. Die Zurückdräugung der gefährlichen russischen Offensive am Stochod und bei Kowcl im Sommer 1916 ist ebenfalls vor allem Linsingens Verdienst gewesen. Nach dem Zusammenbruch erbat der Generaloberst am 8. November 1918 den Abschied, weil seine Anordnung, mit Flugzeugen gegen das Zusammenströmen von Auf ständischen in Berlin vorzugehen, vom Äriegsministerium aufgehoben wurde. Anderen Tages gab er selbst an die Truppen den Befehl, von der Schußwaffe keinen Gebrauch zu machen, da infolge der Haltung dieser Truppen eine Bekämpfung der Revolution nicht mehr möglich erschien. Der Abschied wurde ihm dann am 17. November 1918 bewilligt. Seither lebte der Generaloberst erst in Stettin Und zuletzt in Hannover. Me MMMW Lavalj geMert Der überraschende Sturz des Kabinetts Bouisson hat in der Welt berechtigtes Aufsehen erregt. Nachdem am Nachmittag 390 Abgeordnete der französischen Kammer einem Vertrauensvotum für die Regierung zugestimmt und nur 192 dagegen gestimmt hatten, kam es bei der ent scheidenden Abstimmung über die Vollmachten der Regie rung Bouisson zu der Regierungsniederlage, da 264 Ab geordnete gegen die Regierung und 262 für den Regie rungsantrag, der mit dem Vertrauensvotum verbunden war, stimmten. Zwei Abgeordnete haben also in entscheidenden Stunden des französischen Regimes eine auf breiter Grundlage geplante französische Regierung gestürzt, und die Bestürzung über dieses Ereignis kam darin zum Ausdruck, daß nach der Abstimmung bei einigen Abge ordneten Gewissensbisse entstanden und sie erklärten, sie würden eine Berichtigung ihrer Stimmabgabe vornehmen, weil sie für das Kabinett hätten stimmen wollen. Die Re gierung Bouisson hatte indessen bereits ihren Rücktritt durchgeführt, fo daß an der innenpolitischen Lage nichts mehr geändert werden konnte. Mit Ausnahme der Kommunisten war in Frankreich mit der entstandenen Lage niemand zufrieden. Die Pa riser Blätter waren einmütig der Ansicht, daß die Lage mehr als ernst sei. Die ersten Folgen der Regierungs krise waren nach der Kammersitzung Demonstrationen der rechtsstehenden Gruppen, die in Straßenkundgcbungen ihrem Unwillen über die Lage Ausdruck gaben. Starke Polizeiaufgebote mußten für Ruhe sorgen. Jn der französischen Bevölkerung ist vor allem die Erregung darüber so groß, daß das fran zösische Parlament zu nützlicher Arbeit unfähig ist. Man schreibt m a. in der Pariser Presse, daß die französische Kammer Unheil genug angerichtet habe, und das Land von der Kammer nichts mehr wissen wolle. Der Spit zenverband der Frontkämpfer hat in diesem Sinne eine scharfe Entschließung an alle Parlamentarier gesandt, in der es heißt, daß niemand mehr in Frankreich begreife, daß Ministerien, die wiederholt gestürzt wur den, immer wieder durch andere ersetzt würden, die die selben Persönlichkeiten umfassen. Im Auslande wird allgemein darauf hinge wiesen, daß das französische Parlament sich als eine un berechenbare Einrichtung erwiesen habe, der jedes Ver antwortungsgefühl gegen den Staat fehle. Die Londoner Zeitungen schreiben, daß der französische Parlamentaris mus offensichtlich abgewirtschaftet habe. Auch Laval und Herriot lehnten ah. Der französische Außenminister Laval erklärte Mitt woch abend dem Präsidenten der Republik, daß er den Auftrag zur Kabinettsbildung nicht über nehmen könne. Unmittelbar darauf erläuterte er die Gründe für seine Absage. Sie liegen in der Haltung, die die Radikalsoziale Partei eingenommen hat. Laval erklärte, daß die von den Radikalsozialen be schlossene Tagesordnung, die nur in beschränktem Maße Vollmachten, und zwar ausschließlich zum Kampf um dieWährung, aber nicht für die Ausgleichung des Staatshaushalts vorsah, ihm zwar in ihren Einzelheiten an sich tragbar erschienen sei, sie aber mit einer so geringen Mehrheit innerhalb der Parteigruppe angenommen worden sei, und zwar nur mit 31 gegen 27 Stimmen, daß er auf dieser Grundlage nicht hoffen könne, für ein von ihm gebildetes Kabinett in der Kammer die starke Mehrheit zu erhalten, die zur Durchführung seiner Aufgabe, nämlich der Verteidi gung des Frauken, unerläßlich sein werde. Bald darauf berief der Präsident der Republik, Lebrun, den zurückgetretenen Ministerpräsidenten Bouisson und Herriot ins Elysee zu einer weiteren Besprechung. Herriot hat auf die Anfrage des Präsidenten der Re publik, ob er geneigt sei, nun selbst die Kabinetts bildung zu übernehmen, sofort eine ablehnende Ant wort erteilt, was bei der zwiespältigen Haltung, die die Radikal soziale Partei in den letzten Tagen zur Schau ge tragen hat, nicht weiter verwundern kann. Nach den par lamentarischen Spielregeln hätte eigentlich ein Radikal sozialer die Kabinettsbildung übernehmen müssen, denn die Radikalsozialen sind cs in erster Linie gewesen, die die beiden letzten Regierungen gestürzt haben. Jetzt will es Mri versuchen. Der Präsident der Republik ließ darauf den Marine minister der beiden letzten Kabinette, Franyois Piötri, zu sich rufen. Dieser hat sich dann bereit erklärt, einen Ver such zur Regierungsbildung zu übernehmen. Piötri gehört der Mittelpartei der sogenannten Linksrep 'ublikaner an. Ob seine Aussichten sehr groß sind, läßt sich füglich bezweifeln, denn er er freut sich zwar persönlich großer Beliebtheit und gilt auch, was bei der gegenwärtigen Lage und den Aufgaben einer kommenden Regierung besonders wichtig ist, als an erkannter Finanzfachmann. Aber sein politisches Schwergewicht hat sich in der Vergangenheit noch nicht als sehr groß erwiesen. Linksgerichtete Kartcllrcgierung? Innerhalb der Linksparteien fand den ganzen Tag über ein lebhafter Meinungsaustausch über die Möglichkeit der Bildung einer linksgerichteten Kartellregierung statt, die man jetzt nach dem Scheitern Lavals auch durchaus nicht für ausgeschlossen hält. Es ist dabei besonders bemerkenswert, daß auch die Kommunisten ihre Mitwirkung an einer solchen Regierung oder mindestens ihre Duldung nicht unbedingt zurückgewiesen haben. Jn der Presse der Rechten und der Mitte sieht man dieser Entwicklung natürlich mit schwersten Besorgnissen entgegen. Technik und Wirtschaft. Der Reichsv erkehrsminister spricht aus einer öffentlichen Kundgebung. Anläßlich des Tages der deutschen Technik fand im Konzerthaus in Breslau eine öffentliche, stark besuchte Kuudgebung statt. Die Kundgebung wurde von dem Gencralinspekteur für das Straßenwesen, Dr. Tod t, eröffnet, der besonders herzlich den Reichsverkchrsministcr Freiherrn von Eltz-Rübenach begrüßte. Dr. Todt wies auf die Bedeutung des Tages der deutschen Technik hin und betonte, daß der Techniker in den letzten Jahren wohl wirtschaftlich zu denken gelernt habe, aber der Wirtschaftsführer nicht technisch zu denken. Präsident Pietzsch sprach sodann über das Thema „Die Gestaltung nationalsozialistischer Wirtschaftsführung durch technisches Denken". Kraftquellen der Verkehrsmittel. Reichsverkehrsminister Freiherr von Eltz-Rübe- nach sprach anschließend über die „Kraftquellen der Verkehrsmittel". Der Verkehrsminister, der selbst In genieur ist, schilderte die Inanspruchnahme der Kraft quellen (Kohle, Ol, Elektrizität) durch die einzelnen Ver kehrsmittel. Das finanzielle Gewicht des Energieaufwan des wird in der Öffentlichkeit, so hob der Minister her vor, meistens überschätzt. Bei der Deutschen Reichsbahn, die im Jahre 1934 z. B. eine Gesamtausgabe von 3,3 Milliarden Mark batte, betrug die Ausgabe für Koh len 213 Millionen Reichsmark, das sind also nicht einmal 6,5 v. H. Die Personalausgaben einschließlich der Ruhe gehaltskosten mit insgesamt 2Vi Milliarden schlagen da schon mehr zu Buch. überraschend war der Hinweis des Ministers auf die Tatsache, daß die Maschinenleistungen der Verkehrsmittel mehr als dreimal so groß als diejenigen der gesamten statio- nären Kraftanlagen Deutschlands sind. Den Löwenanteil an der großen ?8-Zahl der Verkehrsmittel hat der K r a f t w a g e n. Die?8-Rechnung gebe allerdings keinen Maßstab für den Energieverbrauch, vielmehr sei dieser bei den stationären Anlagen mindestens viermal so groß wie bei den Verkehrsmitteln. Der Grund läge darin, daß die stationären Kraftanlagen meistens den ganzen Tag, häufig Tag und Nacht, liefen, während die Verkehrsmittel nur einen sehr geringen Ausnutzungsgrad hätten. Zur Elektrifizierung der Eisenbahn bemerkte der Minister nach Schilderung der Vor- und Nachteile: „Ich glaube nicht, daß es notwendig sein wird, auf diesem Gebiet eine besondere Politik fcstzulegen. Anzu streben ist aus alle Fälle, daß die elektrisch betriebenen Bahnen sich mit ihrem Strombezuge der allgemeinen Elektrizitätswirtickaft anvassen." Zu den Bestrebungen