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WiNmfferAaebla« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, «Wilsdruff« Tageblatt' erscheint an ollen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in ber ^Elchkstsst-lle und den Ausgabestellen L AM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten r,r« NM., bei Postbestellung WRpsg.AllePostanstalten Wockenblatt für Wilsdruff u. Umqegend PA°-enu"dllnIe"Aus- ttUer und Geschäftsstellen — ncbmen ,n jeder Zeit Be. Nellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonst. Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oderKürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: di- 8 gespaltene RaumzeN- 20 Nxfg., die gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen «o «eich». Pfennige, die 3gespaltene Reklamez-il- im textlichen Teile 1 NMK. Nachweifungsgebühr 2V Reich-ps-nnig». Dar. Fernsprecher- Amt Wilsdruff Nr. 6 Z-DW'WL annahmebisvorm.tvUhr. 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Und wenn jetzt ein früherer langjähriger Reichsminister in vertrautem Kreise die Meinungen von Wirtschaftlern wiedergab, im nächsten Frühjahr werde eine Reichskrise eintreten, weil man sich dann einem riesigen Milliardendefizit gegenüber sehen würde, so mag er möglicherweise in beidem recht be halten. Nur werden wir auf den Eintritt dieser Krise nicht erst zu warten brauchen, weil wir ja in beidem lange drin stecken, in der Krise ebenso wie im Defizit. Es kommt nur daraus an, was man unter „Krise" versteh! Aber das braucht man ja wohl kaum zu erläutern. Vielleicht steht der eine diesen, der andere jenen Teil der Krise stärker oder will nur ihn sehen. Häufig allerdings will man diesen oder jenen Teil der Krise überhaupt nicht einmal sehen, versagt ihm sozusagen die Anerken nung oder glaubt zum mindesten, um ihn herum kommen zu können. Aber solch ein Versuch des Sichherumdrückens um die Lösung all der zahllosen „Fragen" — Kosten senkung, Löhne und Preise, Steuer- und Zollprobleme, Preisbindungen und Tarifentscheidungen. Außen-, Jnnen- unü Wirtschafts- und Sozialpolitik — mutz ebenso erfolg los bleiben wie der andere Versuch, diesen Krisenkreis durch einen Gewaltangriff an einem einzigen Punkte sprengen zu wollen. Der Wirtschaftsbeirat hätte ein leichtes Tagen gehabt, wenn er nur den Weg zu solchen isolierten Versuchen gezeigt hätte. Ebenso hätte der Reichs kanzler, wenn er sich daraus beschränken könnte, ein leich teres Regieren, als ihm dies das Vorhandensein einer ihn rings umgebenden Krise gestattet. Dabei läuft er natür lich selbst immer Gefahr, in diesem Kreise durch einen Rückstoß bei derartigen vergeblichen Versuchen eines Tages mii seinem ganzen Kabinett über den .Haufen gerissen zn werden. Ist doch auch seine politisch parlamentarische Lage überaus krisenerfüllt. Denn dic Sozialdemokratie als zurzeit größte und für das Schicksal Brünings im Reichstag entscheidende Partei läßt nichi locker, sondern will die politischen Früchte ihrer „Tolerie- rungs"politik in die Scheuer bringen. Und dieses Ver langen ist eine ultimative Ablehnung des Preisabbaus nur oder hauptsächlich durch Lohnsenkung. In direkter Verbindung mit den ihr nahestehenden Gewerkschafter, und unter stillschweigender oder ausdrücklicher Billigung sonstiger großer organisierter Teile der Arbeitnehmer schaft erklärt sie dem Reichskanzler immer wieder, eine Senkung der Real löhne, also ein Abbau des Arbeits entgeltes ohne gleichzeitig entsprechend große Preis senkung, nicht dulden zu wollen. Die Sozialdemokratie ist also an sich nicht grundsätzlich gegen eine Kostensenkung auch mittels durch Lohnabbau; aber sie hat wiederholt und ganz unzweideutig aus die „politischen Folgen" Hinge lviesen, die eintreten müßten, wenn eben nicht gleichzeitig wit einem Lohnabbau auch eine entsprechende Preisherab drückung für die Konsumentenmassen erreicht werde. Unter jene „politischen Folgen" wäre naturgemäß nur der Beschluß der sozialdemokratischen Reichstagskrakrwn, den Reichskanzler und sein Kabinett nicht mehr zu „tolerieren". Dann wäre es mit der ge ringen parlamentarischen Mehrheit Brünings im Reichs tage vorbei und er müßte daraus nun auch die verfassungs mäßigen Folgen ziehen. „Krise ringsum" — dafür waren ja die Ergeb nisse der Hessenwahlen ein drastischer Ausdruck. Parlamentarische Schwierigkeiten sind trotzdem noch vor handen, weil klare Mehrheiten auch sm den Hessischen Landtag nicht erzielt werden konnten. Das Zentrum w der Mitte zwischen Nationalsozialisten einerseits und Sozialdemokraten und Kommunisten andererseits scheint aber aus der durch die Wahl gegebenen Lage nun auch die „politische Folgerung" ziehen zu wollen: die Natio nalsozialisten sind "die stärkste Partei; also sollen sie sich A>mal an das Geschäft der Regierungsbildung machen. An Erfolg wäre diesem Versuche aber nur dann be- ,Aden, wenn sich das Zentrum mit den bisher von ihm "rw bekämpften Anhängern Hitlers aus ein Regie- mai^brogramm einigen würde. Das geschähe zum ersten- San^n Deutschland, wäre — wenn auch nur in »inem Hali Parlament — eine Änderung in der bisherigen P o l - des Zentrums, wäre dieAnbahnungeiner ae 'Aschen Entwicklung die aber nun wieder im m oer sozialdemokratischen „Toleriernngs"politik vjelwichi nicht ohne krisenhafte Rückwirkung wwen hürge. Allerdings ist man in Hessen vorläufig parlamentarisch-„grundsätzlich" zu dieser Haltung gegenüber ven Ergebnissen der letzten Wahl bereit. Nun '«Utz erst noch die Praris sprechen, nachdem es ja schon vor Zu langen theoretischen Auseinandersetzungen .,Aeu Brüning und Hitler" gekommen war, die aber "erlaufen sind. Es bleibt aljo nach wie vor vaoel. nnse ringsum. Eine Erklärung Or. Geßlers. des 2b?ren^Ti'^ "ird ein Bericht über eine Rede nach dwier Beßler verbreitet, wo- nacy s,e,er .n einem Vortrag in Leipzig vor dem Verein Vie keiehsbshn IchaM Arbeit Zm Menst der KirMastsbelebung. Die Verwendung der Rcichsbahnanleihe. Der Verwaltungsrat der Deutschen Neichs- bahn-Gesellschaft tagte in Berlin. Seiner Be schlußfassung, wie von der Reichsbahn-Gesellschaft mit- geteilt wird, unterlag die Verwendung der steuer freien Reichsbahn-Anleihe 1931. Der Ertrag der Anleihe wird entsprechend den Abmachungen mit der Reichsregierung für zusätzliche Aufträge der Reichsbahn verwendet, um zur Linderung der Arbeitsnot nach Kräften beizutragen. Die Aufträge im Werte von 250 Millionen Mark sollen unter Berücksichtigung des Bedürfnisses der Reichsbahn möglichst den notleidenden Wirtschaftszweigen und Not- gebietcn im Reich zugute kommen. Bei der Vergebung wird auch darauf geachtet, daß Handwerk und Kleinindustrie besondere Berücksichtigung finden. Um diese Hilfe der deutschen Wirtschaft gewähren zu können, hat der Verwaltungsrat seine Bedenken gegen sofortige Herausgabe der Aufträge zurückgestellt, obwohl die Einzahlungstermine für die An leihe bis zum August 1932 laufen. Die Reichsbahn verwendet die 250 Millionen Mark für (Beträge in Millionen Mark): Oberbau 80, Neubauten (darunter die Eletrisizierung der Berliner Wannseebahn) 59, bauliche Anlagen (darunter Sicherungsanlagen und Brücken) 60, neue Fahrzeuge 35, Fahrzeugverbesserung 12 und maschinelle Anlagen 4. Die Reichsbahnaufträge verteilen sich auf dic Wirtschaft folgendermaßen: Eisen- und Stahlindustrie 51,5, Ma schinen- und Fahrzeugbau 59, Industrie der Steine und Erden 16,5, Baugewerbe 94,5 (davon Hochbau 25,5 und Tiefbau 69), Elektroindustrie 5,3, Holzgewerbe 8,1, Kaut schuk- und Asbest-Industrie 0,1 und zusätzliche Lohnauf wendungen für Oberbaueinbau und Werkstättenarbeiter 15. * Preissenkung durch TarisermWaungen. Der Einnahmenrückgang bei der Reichsbahn. Der Verwaltungsrat der Deutschen Retchsbahngesell- schaft beschäftigte sich mit der lausenden - Einnahme gestaltung bei der Reichsbahn. Von Jahresanfang bis Ende Oktober wurden aeaenüber dem gleichen Zeitraum in 1930 rund 638 Millionen Mart oder 16,5 Prozent weniger eingenommen. Mit dem Jahre 1929 in Vergleich gesetzt, beläuft sich die Minder einnahme in 1931 aus 1,3 Milliarden Mark oder 28,1 Prozent. Mit diesen Verlusten können die Ersparnisse bei den Personal- sowie Sachausgaben nicht Schritt halten. Trotz dieser überaus ernsten Finanzlage hat dic Reichsbahn, wie in den Vorjahren, so auch im lausenden Jahre eine große Zahl von Einzeltaris» er Mäßigungen zugunsten der Wirtschaft gewährt, die besonderer Notlage Rechnung trugen und die Preis senkung fördern sollten. Weitere Tarifermätzigun- gen für bestimmte Sondergebiete sind entsprechend dem Wunsche der Reichsregierung in Aussicht genommen. Als notwendige Ergänzung der Kraftverkehrs ordnung betrachtet der Verwaltungsrat die seit langem von der Reichsbahn erstrebte Neuordnung im Spcditionswesen. Er gab in diesem Zusammenhang seine Zustimmung zu einer Regelung dahin, daß neben dem Vertrag mit der Deutschen Bahnspedition auch besondere Abmachungen mit den Austragsspediteuren getroffen werden. Fahrtverbilligung für SerusSreisende. Die Reichsbahn führt Bezirks- und Netzkarten ein. Der Verwaltungsrat der Reichsbahn hat die Ein führung der Bezirks- und Netzkarte vom 1. Ja nuar ab beschlossen. Damit ist man den Wünschen der Berufsreisenden nachgekommen, die eine Ver billigung ihrer zahlreichen Reisen schon lange ge fordert haben. Das ganze Liniennetz der Reichsbahn ist in 16 Abschnitte, die sich überschneiden, eingeteilt. Jedes Netz umfaßt ungefähr 6000 Quadratkilometer. Eine Netz karte, die für alle Schnellzüge Gültigkeit hat, kostet in der 2. Klasse 130 Mark, in der 3. Wagenklasse 100 Mark. Bei der zweiten Netzkarte ermäßigt sich der Preis um 50, bei der dritten um 20 Prozent. Die Beztrkskarten, die für bestimmte Linienbezirke (näherer Verkehr) gelten und von den einzelnen Direktionen ausgestellt werden, umfassen etwa 600 Kilometer. Sie berechtigen für Fahr ten in Personen- und Eilzügen und kosten in der 2 Klaffe 52 Mark und in der 3 Wagenklasse 40 Mark. Für Ost- Preußen kostet die Netzkarte 40 Mark. Deutscher Studenten erklärt habe, die Krise des Reiches werde voraussichtlich im Frühjahr 1932 eintreten, denrr dann werde der Finanzminister sich einem 5-Milliarden- Defizit gegenübsrsehen. Reichswehrminister Dr. Geßler läßt hierzu feststellen, daß dieser Bericht gänzlich entstellt ist. Er habe in einem streng vertraulichen Kreise über die Frage der Reichsreform gesprochen. Hierbei habe er dar auf hingewiesen, daß diese Frage voraussichtlich im Früh jahr von der finanziellen Seite her aufgerollt werde. In privaten Kreisen schätze man das Defizit, das dann in den Haushalten eingetreten sein werde aus 5 Milliarden Mark. Diese Ziffer sei jedoch keineswegs authen tisch. Sie beruhe lediglich auf privaten Schätzungen der Wirtschaft. Er habe also ausdrücklich hervorgehoben, daß er sich mit diesen Schätzungen nicht identifiziere. SentMmb und die AbiMmWlonferenz. Große Kundgebung des Arbeitsausschusses Deutscher Verbände in Berlin. Der Arbeitsausschuß Deutscher Verbände veranstaltete im Sitzungssaal des Reichstages eine Kundgebung zur bevorstehenden Abrüstungskonferenz, bei der Vertreter aller Parteien von den Nationalsozialisten bis zur Staats partei sprachen. Der Präsident des Arbeitsausschusses, Gouverneur z. D. Dr. Schnee, hob in seinen Eröffnungs worten hervor, daß das deutsche Volk nicht gewillt sei, auf die Dauer den Zustand einseitiger Abrüstung zu ertragen, der sein Recht verletze und der mit seiner Sicherheit und seiner Ehre unverträglich sei. Es sprachen von Epp (NSDAP.), Sachsenberg (Wirt- schaftspartci), Fregattenkapitän a. D. Scheibe (Dtn), Dr. Vockel (Zentrum), Graf Westarp (Kons.) Graf von Quadt (Bayerische Volksp.), Gerecke (Landvolk) und Lemmer (Staatspartei). Die Kundgebung fand nach Dankesworten des Präsiden ten Dr. Schnee mit dem Gesang des Deutschlandliedes ihren Abschluß. Die am 25. November 1931 im Hinblick aus die Ab rüstungskonferenz in Gens im Deutschen Reichstag tagende Versammlung von Angehörigen aller politischen Gruppen stellt folgende Grundsätze für die Abrüstungspolitik auf: An die Stelle einseitig auferlegter Diktate muß eine alle Staaten aus der Grundlage gleicher Rechte und Pflichten gleichmäßig bindender Vertrag treten; materiell müssen schon aus der ersten Abrüstungskonferenz wesentliche Schritte zur Angleichung der Rüstungen gemäß den bei Kriegs ende übernommenen Verpflichtungen vereinbart werden. Der für die Abrüstungskonferenz in Gens ausgearbeitete Konventionsentwurf ist unzureichend und unannehmbar, Wenn er die bisherige Ungleichheit, aufrecht erhält. Eine echte Abrüstung mutz zur vollständigen Abschaffung gerade der zum Überfall und Angriff aus die anderen Völker bestimmten und verleitenden Wasfenarten führen. Nur die Befolgung solcher Grundsätze durch die Regie rungen vermag den Anspruch des deutschen Volkes auf gleiche Sicherheit und Achtung unter den Völkern und den Anspruch aller Völker auf Sicherung des Weltfriedens zu gewährleisten. Nie OsthiLfe und Kis KrsdiSnoi. Die Interessen von Handel und Gewerbe. Im Haushaltsausschuß des Reichs tages wurden die Beratungen über die Osthilfe - Notverordnung fortgesetzt. Im Verlaufe der Aus sprache nahm Reichsminister Schlange gegen die Ansicht Stellung, daß die Notverordnung den Kredit des Ostens untergrabe und, auf weite Sicht gesehen, die Kreditnot nur vergrößere. Dieser Zustand der Kredilnot werde, so erklärte der Minister, im deutschen Osten so lange bestehen bleiben, als politisch keine klaren Verhältnisse geschaffen seien. Er selbst versuche, eine Linie zu finden, die auch die Interessen des Handels, des Ge werbes, der Industrie und des Bankwesens wahre. Offenbar wachse auch in diesen Kreisen das Ver ständnis sür die Bestimmungen der Notverordnung. Nach weiterer Aussprache wurde eine Entschließung angenommen, die die Regierung ersucht, bei Durchführung der Notverordnung u. a. folgende Grundsätze zu beachten: Die Geltung der Notverordnung ist mit Ende Oktober nächsten Jahres zu beenden. Es ist sicherzustellen, daß Pfand- und Sicher ungsrechte nach Ablauf der Notverordnung automatisch wieder aufleben. Die Ver wertung verpfändeter und zur Sicherung übereig neter Gegenstände ist nur dort zu verhindern, wo dies ohne Erschütterung der Vertrags- und Rechtssicherheit möglich ist. Die Interessen der in ihrem Bestand be drohten landwirtschaftlichen Genossenschaften sind bei den aus der Notverordnung sich ergebenden Verfahren weitgehend zu berücksichtigen. Die Gewerkschaften und Brüning. Tagung des Bundesausschusses des ADGB. Der Bundesausschuß des ADGB. trat im Berliner Gewerkschaftshaus zu seiner zweiten Tagung zusammen, um zu der Erklärung des Reichskanzlers vom Montag Stellung zu nehmen. Graßmann und Eggert referierten über die Sitzungen des Wirtschaftsbeirates. Das Ergeb-