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Belehrung und Unterhaltung. Nr. Dresden, den rr. November igi 2. Der Sachs. Historiograph Joh. Gottlob Horn. Allgemein bekannt ist dieser fruchtbare Forscher und Sammler den Freunden der Vaterlandsgcschichte; we nig bekannt aber dürfte ihnen wohl die Biographie die ses verdienten Mannes s'yn. Horn, geb. 1630. zu Pulsnitz, wo sein Vater, Johann Georg, Amtmann od^r vielmehr nur Gerichts halter war, frequentirte das Gymnasium zu Budissin, studiere dann Theologie zu Leipzig, ward zu Wittenberg Magister und nach vollcndtten Studien Hofmeister in verschiedenen adclicben Hausern. Seine Freistunden wid mete er messt der Geschichte, besonders der vaterländi schen, wie man glaubt, durch Friedrichs des Meisen At^ torität dazu veranlaßt, welcher der nicht Übeln Meinung war: man solle die Jugend vorzüglich bibli sche und vaterländische Geschichte lehren. Um seinem historischen Sinne ganz nach Belieben folgen zu können, strebte Horn nicht nur nach keinem Amte, sondern entsagte auch freiwillig dem Hefmeistcr- lcben und privatisirte nun abwechselnd zu Leipzig, Dres den und Meißen. Sein Henr i6U8 illustiis verschaffte ihm vom Hofe einen kleinen Gehalt, und sein Friedrich der Streitbare eine Gehalts. Erhöhung mit dem Cha rakter eines König!, und Kurfürstl. Historio- S r a p h < n. Aber leider! aenoß er dieses, durch Fleiß und Kennt- niste erworbene Glück nicht lange ungetrübt- Denn r?3Z. erschien sein Friedrich der Streitbare und — schon l7Z6. schaffte man den ehrwürdigen Verfasser desselben als Wahnwitzigen nach Waldheim, nachdem er schon seit 1754- an stiller Melancholie, und noch früher an Hy pochondrie — der traurigen Folge seiner Anstrengun gen — unendlich viel gelitten hatte. Zwar ward er wieder He.-acstellt und -738. von Waldheim entlassen, worauf er sich nach Meißen, zu seiner Schwester, der Bürgermeisterin Petri, wandte. Allein sein alteS Uebe! stellte bald mit aller Macht wie der sich ein- Tag und Nacht hatte er in seinen schwar zen Einbildungen mit Teufeln und Hexen zu kämpfen, gegen welche er die Fenster seines Studirzimmers endlich sogar mit kleinen Schlössern verwahren ließ. Einen Freund, der ihn in Meißen besuchte, fragte er mit Zit tern und Zagen: ob er die kleinen Teufelchen nicht sehe, die auf seine Exkremente warteten. Dieser schlimmen Gesellschaft zu entgehen (die er also in Meißen für besonders einheimisch hielt), zog er 1744. nach Dresden, wo er aber bald dieselbe Angst auszustchen hatte. Endlich nahm xr, als fein Bruder 1754- gestorben war, dessen Gut zu Moritzburg in Be sitz, welches Glück er aber wieder nur kurze Zeit genoß. Denn er starb schon den 13. Oct. -754- im 74sten Jahre. Außer seinen viele» gedruckten Schriften hinterließ er noch über 42 Manuscripte, deren Schicksal mir unbe kannt ist. Sonderbar ist's, daß Horn seine meisten Schriften mitten unter den heftigsten melanchol. Anfällen schrieb. Wenn also auch Teufel und Hexen ihn noch so sehr quäl ten, das Gebiet der Sachs. Geschichte hatte für ihn den Bann desFriedens — hier konn ten die Unholde ihm nichts anhaben. — dt-