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Dresden, den 2s. 2ulp i8n. 55. Ein Wort über Spielsucht. Von Douflers. (AuS dem Französischen.) HA man bisher auf tausenderlei Art ge ¬ gen das Spiel gesagt hat, sind Dinge, wel che die Spieler besser, als die warnenden Sit tenlehrer, wissen; z. B. daß das Spiel ge fährlich sey. Wer zweifelt daran? Aber kann Ließ ein Grund seyn, uns davon abzu- halten? Der Wein ist auch gefährlich, und doch liebt man ihn; Reisen, Jagd, Tanz, Chemie, alles dieß ist gefährlich, und doch giebt es leidenschaftliche Liebhaber dieser Zer streuungen und Beschäftigungen. Man glaubt genug gethan zu haben, wenn man den Spie ler auf sein wahres Interesse aufmerksam ge macht hat; aber man überschätzt dabei das Gewicht dieses Grundes. Das Interesse be rechnet nur so lange, als es vernünftelt; aber oft wird es eine Leidenschaft, und dann be faßt es sich nicht mehr mit Gründen und Be rechnungen, weil auch diese Leidenschaft, wie alle andere, taub, blind, unlenksam und hef tig ist. Giebt es wohl einen Spieler, wel cher nicht, wenn er aus dem Spielhausc geht, die Nachtheile des Pharo, des Dirtbt und des rouAs ou noire einsähe? Einen Spie ler, der nicht eben so gut, als der Vater oder der Hofmeister wüßte, baß ein beträchtlicher Theil des Spielgeldes für die Karten und ein noch beträchtlicherer für die Betrüger in Rechnung zu bringen sey, und daß, abgesehen von allem Aufwande und allen Gefahren, noch auf etwas weit köstlicheres, als das Gold, auf etwas, das der Spieler jedesmal verliert, auf die Zett, Rücksicht genommen werden müsse? Eben so ist es mit allen Aussprüchen, welche man seit Erfindung der Glücksspiele so oft wiederholt Hat, das; sie wahre Gemein plätze geworden sind, und daß Großväter und Großmütter es kaum wagen, sie in ihren Predigten anzuwenden, z. B. man müsse nicht Gewisses gegen Ungewisses wagen, NothwendigeS gegen Überflüssiges auf'S Spiel setzen. Niemand giebt sich mehr die Mühe, auf diese veralteten Dinge zu antwor ten, einmal, weil man's nicht will, und dann, weil der gierige Spieler dem gefräßigen Fi sche gleicht, der in die Angel beißt, obgleich er ihr mißtraut. Da er mehr wünscht, als er fürchtet, so verspricht er sich mehr, als er wagt. Und genau genommen, was wagt er denn? Sein Vermögen? Er hat nicht