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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharaud, Noffen, Siebenlehn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Königl. Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. Freitag, den 30. 3um l865. 26. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: A. Lorenz. Bon dieser Zeitschrift erscheint alle Freitag« eine Nummer. Der Drei« für den tv Ngr. und ist jedesmal vorauszubezahlen. Sämmtliche Könial Loitämter «-km-» m » betragt Anzeigen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen werden in Üel!ungen darauf an. n der Druckerei d. Bl. in Meißen bis längstens Donn-rü-a ^ ^er Redac-ton), als auch sofortige Bezahlung besorgt, etwaige Beiträge. We1ck>e der runden, des Blatte« Inserate nur gegen angenommen, nach Befinden honorirt. r.enoenz des Blatte« entsprechen, mit großem Danke Die Rcdaction. U m schau. Nach der am 3. Dec. 1864 vorgenommcnen Volkszählung hatten von den 142 Städten des Königreichs über 1OOOOO Einwohner 1 SO—100060 „ 2 20- 30000 „ 1 10— 20000 „ 11 6- 10000 „ 12 5- 6000 „ 14 4- 5000 „ 12 3- 4000 „ 22 2— 3000 „ 31 1— 2000 „ 28 noch nicht 1000 „ 8 Im ganzen hat die Bevölkerung der Städte seit der letzten Volkszählung im Jahre 1861 um 8'/, Proc. zugenommen. Von den einzelnen Städten haben jedoch 20 abgenommen, nämlich Altenberg, Bernstadt, Brand, Kolditz, Elstra, Frohburg, Geit hain, Geringswalde, Hartenstein, Hohenstein, Koh ren, Liebstadt, Naunhof, Oberwiesenthal, Saida, Stollberg, Strehla, Tharand, Waldenburg, Wils druff; von diesen zeigte Frohburg schon bei der letzten und Oberwiesenthal sogar bei den beiden vorhergehenden Volkszählungen eine Abnahme, die bedeutendste Abnahme aber Tharand mit circa 9 Proc. Das bedeutende Sinken Tharand's (noch un ter Wilsdruff) läßt sich leicht dadurch erklären, daß diese Stadt im Jahre 1861 noch eine Menge Ar beiter zählte, die bei den großartigen Bauten der Tharand - Freiberger Eisenbahn Lohn und Brod fanden und die natürlich jetzt vollständig verschwun den sind. Bei Wilsdruff möchte die Erklärung weniger leicht sein. Sind reine Landstädte ohne hervor ragende Industrie ohnehin dem Wechsel der Bevöl kerung weniger unterworfen, als Fabrikorte, so kommt bei Wilsdruff noch hinzu, daß es in einer fruchtbaren reichen Gegend liegt und die Dörfer umher fast durchweg gewachsen find. Wenn wir uns aber zunächst vergegenwärtigen, daß im Lause der letzten drei Jahre mehrere Beamte mit zahl reicher Familie unsere Stadt verlassen haben, und durch Unverheirathete ersetzt worden find, so macht das schon eine Verringerung von mehr als 20 Per sonen. Die Hauptursache suchen wir aber in den niedrigen Getreidepreisen. Wir haben schon früher daraus hingewiesen, daß diese nicht blos den Land- wirth, sondern ebenso den Handwerker und Kauf mann empfindlich berühren; weil der Landwirth nur das Allernothwendigste kaust. Zuerst trifft es natürlich die kleinen Städte, wo die kleinern Land- wirthe ihre Einkäufe machen. Ob Wilsdruff be ständig abnimmt, muß sich erst bei einer späteren Zählung in bessern Zeiten herausstellen; daß cS mit andern Städten aber nicht gleichen Schritt halten wird, ist schon jetzt vorauszusehen. Die Ursachen davon wollen wir in einer andern Num mer d. Bl. untersuchen. Leipzig, 25. Juni. Die Fälle, daß Kinder allein in verschlossenen Stuben zurückgelassen wurden und, weil man ihnen nicht jede Gelegenheit, mit Feuer oder Licht in Berührung zu kommen, ent zogen hatte, auf meist bejammernswerthe Weise verunglückten, stehen leider nicht vereinzelt da, und man sollte glauben, Aeltern und Erzieher wendeten, wenn es ja einmal gebieterische Umstände erheisch,n, ihre Kleinen eine kurze Zeit sich selbst zu überlassen, durch jene Beispiele belehrt, wenigstens alle Vor sicht an, um derartige Unglücksfälle zu verhüten.