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1b. Jahrgang. Montag, öen 23. Mal 1221. Nr. 117. Atier Taaeblatt / -as Erzgebirge >.«««^1 o.»va»»r«I«' vu»ch «ns«', »o«.o s»«l io. yo». ».»»«,ch Ma»k. o.I »«' «.pdist.st.ll. ,»,.h»it ».»«„Ich i M«U,«»peU^i »U ,,« Mark. ».> »«, p,si d.st.ui vi,ki.i,«h,iiL i».« Ma«k, m.»atlich «.« mark. ««,»« I« L.n «.«»t»V,., "Pf*, siun-en »lt ftnsnahm, von Soaa- un- -eiertaaen. »tnser, -eitung-austräge» u«ö ^uagadeftgUra, s»»i« ollG I ^nseig<aa«a«h»G di» fpätrstga, rar redler lmSatz mcht g« N ' p-ftanstalt.n u»- Sri,,träger «eh«e« -eft,Uu»ge« entgegen. > -er Hn-eige durch jera^recher erfolgt oder da. Manuskript nicht devMG le»dgrn,. Das Wichtigste vom Tage. Die Morning Post erfährt, daß das englisch eKa- binett sich äm Mittwoch mit Einstimmigkeit da hin erklärt habe, datz nach dem Versailler Bert» trag Oberschlesien auf Grund der Volks, äbstiminung gls unteilbar anzusehen sei. Meuter erfährt, es sei unwahrscheinlich, datz der Oberste Rat vor Ende nächster Woche zu sammen treten werde. Solange der Zeitpunkt sei nes Zusammentritts noch unentschieden sei, sei eine Z u sammenkunft zwischen Lloyd George und Briand nicht vereinbart. Tie deutschen Abgeordneten für Süd tirol haben in der italienischen Kammer «inen Antrag auf Einführung der Selbstverwaltung für Südtirol eingebracht. M Präsident Harbins hat die Gesetzesvorlage über die Einschränkung der Einwanderung untertz eich net. Oberschlesien. Degen die Werbungen -St. Ms in. Oberschlesien das Vorräten der Polen immer bedrohlicher wurde, da hat sich aus der spon tanen Erregung der deutschen Bevölkerung heraus im Abstimmungsgebiet ein Selbstschutz gebildet, der mehr oder weniger stillschweigend von den Instanzen der interalliierten Kommission anerkannt wurde. Meistens waren die Kreiskontrollsure sogar froh, daß auf diese Weise dem Vordringen der polnischen Insurgenten Ein balt geboten wurde, da die Kreiskontrolleure selbst nicht genug Machtmittel besaßen oder zur Anwendung brin gen konnten, Um daiS weitere Vordringen der Aufrührer ;u verhindern. Dieser Selbstschutz war an sich durch aus berechtigt, und auch politisch konnte gegen ihn nichts eingewendet werden. Es war auch — und das bat die Reichsregierung durchaus anerkannt — selbstver ständlich, wenn heimatberechtigte Oberschlesier außerhalb des Abstimmungsgebietes ihren bedrängten deutschen Arädern zu Hilfe eilten. Inzwischen hat aber doch die Angelegenheit ein anderes Gesicht bekommen. General Rollet, der Vorsitzende der Kontrollkommission, hat an die deutsche Regierung eine Note gerichtet, in der Maßnahmen gegen die weitere Werbung der Freiwil ligen verlangt werden. Tie Neichsregierung hat dieser Note entsprechen M müssen geglaubt und! hat auch gleich einen Aufruf an die Bevölkerung erlassen, in dem vor weiteren Werbungen gewarnt wird. Tis bestehenden Gesetzesvorschristen genügen durchaus, um diesen Werbungen Einhalt zu gebieten, eS kommt aber jetzt därauf an, daß auch tatsächlich etwas unternom-i men wird, um einen weiteren Zuzug von Freiwilligen zu verhindern. Wie die, Tinge einmal liegen,- ist es das klügste, was die Regierung tun kann, Wenn sie jetzt in dem von ihr angegebenen Sinne handelt. Tie Verhält nisse liegen doch so, daß vor der ganzen Welt heute Kvrfanth. .Polen Und Frankreich im Unrecht sind. Da her herrscht bei ihnen das Bestreben, aus diesem Un recht herauAzukvmmcn und uns ins Unrecht zu setzen. Dieser Versuch Muß vereitelt werden dadurch, daß wir ihm izuvorkommen, und Oberschlesien darf kein zweites Baltikum werden. In diesem Zusammenhang sollen aUch die innerp olitischen Gefahren durchaus nicht verkannt werden, denn es befinden sich heute in der Gegend des Abstimmungsgebietes auch schon Leute, die nichts als Abenteurer sind und die neben der Be kämpfung des polnischen Aufruhrs Wohl auch noch an deres im Sinne haben mögen. Wenn allerdings auch der polnische Geschäftsträger in Berlin sich gegen di«! Werbungen von Freiwilligen wendet, so hat nach unse rer Ansicht Polen vollauf Zn tun, wenn es einstweilen vor seiner eigenen Türe kchrt, denn dis Tinas liegen doch) so, daß der Aufstand in Oberschlesien erst Möglich geworden ist durch die regulären und irregulären pol nischen Truppen, dis aus Polen Nach Oberschlesien kamen, um hier den Aufruhr zu entfesseln. Vle verzweifelte Lage in Gbersthlestes. Infolge der Zerstörung der Telegraphen!- und Fern- sprechleitungen durch die Insurgenten ist diel Räch rich te nüber Mittelung aus den größeren Industrie städten des ZentvälrevierS, soweit sie noch! nicht von Auf ¬ rührern besetzt sind, unmöglich gemacht worden. AM Sonnabend gelang es dem deutschen Plebiszitkommissar Tr. Urbane!, Oppeln zu erreichen. Er erstattete der interalliierten Kommission eingehenden Bericht- Ti« belagerten Städte sind aufs schlimmste bedroht. Es bestätigt sich, daß der Stadt Kattowttz Mt dem 20. Mai durch di« polnischen Aufrührer die Versor gung mit Wasser und Licht uüimügltchgemacht worden ist. ES ist einwandfrei festgestellt worden, daß bet dem Vorstoß der Polen bei Kostau der größte Teil der Angreifer über die polnisch« Grenze gekommen und wieder über die Grenz« zurückgewichen ist. Dio polnischen Mtlitärposten an der Grenz« haben di« An greifer ungehindert durchgelassen. Tie festgenommenen Insurgenten haben Übereii.sii..— "> ausgesagt, daß sie im Lager Krötoschin bei Poren unter Leitung eines französischen Major» ausgebildet worden seien. Bet Krappitz mußten Vie Aufrührer einig« G«fchütz«, meh rere Maschinengewehre und ander« Waffen -urücklassen. Französische« Schwindelmanöver. Nach einer Meldung der Agenoe HaoaS hat der fran zösisch« Botschafter iN London Sonnabend abend in Ber lin im Auswärtigen Amt eine Not« über Ober schlesien überreicht, die angesichts! der Haltung der deutschen Korps, die fortgesetzt Verstärkun gen erhalten, und angesichts der Stimmung .der Arbei ter, die in Bolschewismus umschlagen könne, vor schlägt, der englische Botschafter in Berlin Lord d'Aber- non möge einen Schritt des französischen Botschafters unterstützen, um im Interesse der Alliierten bei der deutschen Regierung vorstellig zu werden, damit sie die angelündigten Maßnahmen auSführe. Das Duell Vrianä-Lloyä George. Nv. Es bleibt immerhin bemerkenswert, mit welcher Beharrlichkeit Lloyd George seinen Standpunkt in der oberschlesischen Fratze gegenüber den fran zösischen Machtpolitikern weiterverfolgt und aufrechter hält. Auf die große Rede, in der er sich in so sensa tioneller Weise für ein« gerechte und dem Friedens vertrag wirklich entsprechende Lösung der oberschlesi schen Frage aussprach, erfolgte bekanntlich ein Sturm der' Empörung in der französischen Presse^ der es plötzlich beliebte, den leitenden englischen Staatsmann, den sie' bisher immer so gefeiert hätte., mit einem Mal als voll endeten Trottel und unzuverlässigen Geleaenheitspoli- tiker hinzustellen. Darauf erließ Lloyd George nach Frankreich eine Warnung, in der er sich gegen diese Presseäußerungen wandte und von einer Gefährdung des französisch-englischen Verhältnisses durch solche Exzesse in Druckerschwärze und Beschimp fungen sprach. Seine Worte waren natürlich nur scheinbar an die Adresse der französischen Hetzpressa gerichtet, tatsächlich bedeuteten sie aber natürlich eine Warnung an die Verantwortlichen Männer Frankreichs. Der Erfolg war indessen weniger als Null, denn die französischen Blätter zeterten nur noch stärker, woraus sich ergab, daß die französisch« Regie rung nicht dämpfen wollte oder zu schwach dazu war. Diese Entwicklung scheint nun in London die Verstim mung gegenüber der französischen Fesselloigkeit weiter verstärkt zu haben, denn das Daily Chronicle, das zu Lloyd George Beziehungen unterhält, äußert sich erneut in einer Weise über die oberschle fische Fratze, die im Frankreich kaum Gefühle der Befriedigung und des Tro stes auslösen dürfte. Es wird da klipp und klar tzesagt, daß Frankreich die alleinig« Schuld an der gefährlichen Zuspitzung der Tinge in Oberschlesien tra ge, und daß die französische Politik die deutliche Ab sicht erkennen lasse, die Regelung des oberschlssischew Problems, mit allen Mitteln weiter hinauszuschieben. Man erinnere sich nun, datz Lloyd George in seiner Er widerung auf .den jüngsten Trinkspruch des amerikani schen Botschafters Har ding in unzweideutigen Worten die amerikanische Regierung gegen Frankreich zu Hilfe gerufen hat und in englischen Blättern kann man fortgesetzt Nachrichten lesen, aus denen die Uebereinstimmung der amerikanischen Auffassung in der vberschlesischen Frage mit der englischen unzweideutig betont wird. Aus alledem ersieht man, datz Pas Duell Lloyd George—Briand, die beide natürlich! nur die Wort-' führer zweier öffentlichen Meinungen sind, zu einem' gewissen Höhepunkt gediehen sein dürfte, wobei die französische Regierung außerdem das Gefühl zu haben scheint, den schwächeren Part darzustellen. Tie ganze Welt ist sich denn auch einig in der von Daily Ehro- nicle angedeuteten Auffassung« datz .Frankreich sich äußerst bemüht, die entscheidend« Aussprache zu verschieben, und die große Frage ist: Wer wird Sieger sein — Briand oder Lloyd George? Di« unbestimmte Tagung des Obersten Slate». Tas Reuterbüro erfährt, «S sei unwahrscheinlich, daß der Oberste Rat vor Ende nächster Woche zu- sammentreten werde. Solange der Zeitpunkt noch un entschieden sei, fei «ine Zusammenkunft zwischen Lloyd George und Briand nicht vereinbart. * Chicago Tribüne veröffentlicht einen Bericht des Korrespondenten der Newhork Times, in dem gesägt wird, .die gemäßigte Meinung in Frankreich gehe dahin, datz man am Rhein sich auf das unbedingt Nötig« an OkkUvationSmaHnahmen beschränken müsse, an statt jeden Zwischenfall und jeden beleidigenden Aus-, druck deutscher Politiker und Journalisten aufzugreisen, um ihn als Beweis für Deutschlands schlechten Willen auSzunutzen. Allerdings begegne man diesem Gefühl! weniger in französischen Zeitungen als im Volke. Unter den Politikern und Journalisten befänden sich viele Gegner eines wirtschaftlichen Abkommens r sie zö-' gen es vor, die Gefühl« in Weißglut zu erhalten. All« diese Politiker und journalistischen Plänemacher hätten ein unbedingt wirksames Mittel, in der öffentlichen! Meinung Mutzerungen einer praktischen Politik zu unterdrücken, .das sei der Vorwurf des ProgermantSnnlS. Großherzige und gemäßigte Ratschläge, ja sogar Er wägungen im eigenen Interesse der Verbündeten wer den unterdrückt, wenn es den Anschein habe, daß sie Deutschland nützen könnten. Du ülleöewulbau NoiM-MMr. verhandln»«» mit Loach««». In einer Besprechung der beteiligten RetchSrossortS mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern, di« ain Sonnabend in Berlin im Wieberausbauministerium stattsand, be richtete der Vertreter dieses Ministeriums bei der Krieg»-' lastenkommisston in Paris Wer eine Unterredung, die er mit dem französischen Minister Loucheur Wer da» Wiederausbauproblew gähabt hat. Loucheur habe sich im Anschluß an das deutsche Angebor von 25 000 provisorischen Häusern bereit erklärt, über die Lieferung von 25000 Tauerhäusern zu verhandeln? zugleich habe er die sofortig« Entsendung von Sachver ständigen erbeten, die in den nächsten! Tagen nach Paris abreisen werden. Weiter sei Loucheur grundsätzlich mit der Zuweisung eines Abschnittes in den zer störten Gebieten an Deutschland einverstanden, in dem von uns die erforderlichen Hoch- und Tiefbauten und Aufforstungen durchgeführt werden können. Das Wieder- aufbaumlnisterium ist, wie der Wer diese Besprechung ausgegcbene halbamtliche Wolsfbericht mitteilr. .sofort mit dem Reichswirtschaftsrat wegen Benennung der Sachverständigen in Verbindung getreten, deren Aufgabe es sein wird, die Besichtigung des von franzö sischer Seite noch näher zu bezeichnenden Gebietsteile» vorzunehmen und die ersten Verhandlungen mit der Gegenseite zu führen. ' Vle erste MllllarSe. Verhandlungen über di« Zahlungswüs«. Ter Temps teilt mit. .daß die ReparationSkommissjon die Verhandlungen Wer di« bis zum 31. Mai fällige deutsche Zahlung von einer Milliarde Goldmark fort setzt. Was die Zahlung der ersten 150 Millionen an lange so werde die Umrechnung der ausländischen De visen in Dollar von Deutschland vorgenommen und als dann der Reparationskommission in Schecks in einem Betrage Wergeben werden, der 150 Mill. Goldmarü gleichkomme. Ueber die ZählungSweise, die für die üb rigen 350 Mill. Goldmark Anwendung finden soll, werde noch zwischen der Reparationskommission und der Kriegslastenkommission verhandelt werden. » Nach einer Meldung der Chicago Tribüne wird eine amerikanische Bank, wahrscheinlich die Pierpont- Morgan-Bank, die Abwicklung der Rate der deut schen Zählung von 150 Millionen Gold in der Weise übernehmen, daß sie der Reparationskommission Schecks aus.den Gesamtbetrag der französischen Franken aus stellt und die verschiedenen von Deutschland angebotenen Tevisenposten als Gegenwert übernimmt. Die äeutsche Gegenliste. Tie bevorstehenden Verhandlungen gegen deutsche Kriegsvergehen in Leipzig scheinen endlich auch die Lippen der Reichsregierung lösen zu wollen. Wie wir hören, ist das Material Über völkerrechtswidrige Handlungen unserer Gegner im Kriege nochmals durchgearbeitet worden und alle zweifellos fest gestellten Fälle von Rechtsverletzungen sind in einer Liste festgelegt worden. Tie Liste besteht aus drei Tei len, von denen ein Teil die unseren Gefangenen zn- gesügten Grausamkeiten enthält. In der Liste sind Tat bestand und Beweis-material aufgeführt. Tie Liste soll in den nächsten Tagen den Ententemäch ten z u ge stellt werden und wird in Deutschland und im neutra len Auslande veröffentlicht werden. Alle Verlet zungen gegen die Genfer Konvention sind besonders gesammelt worden und werden der demnächst zusammen tretenden neutralen Roten-Kreuz-Unters u - chungSkommi sston unterbreitet werden. Vie ersten Leipziger krlegsverbrecherprozeste. Am heutigen Montag beginnen bekanntlich vor dem Reichsgericht die Verhandlungen gegen die soge nannten Kriegsverbrecher. Für die Presse sind bereits Wer 80 Eintrittskarten ausgegeben worden, u. a ha ben mehrere größere AuSlandSblätter Vertreter nach! Leipzig geschickt. Ti« Verhandlungen finden tm großen Saale im Obergeschoß deS Reichsgerichts statt, in dem früher die größeren Spionageprozess« abgewtckelt wur den. In der am Montag beginnenden, auf.drei Tage berechneten Sitzung wird sich der Küchenmeister und frühere Sergeant Karl Heynen au» Barmen wegen angeblicher GefangenenmißhAndlung zu verantworten haben. In der zweiten, am Donnerstag, den 26. Mai. anberaumten Sitzung, die ebenfalls mehrer« Tag« dauern wird, handelt es sich um eine Anklage gegen den Rechts anwalt und Hauptmann d. L. Müller aus Karlsruhe wegen Gefangenenmißhandlung. Am Dienstag, den 81. Mai, und folgende Tage wird gegen den Arbeiter und früheren Sergeanten Neumann aus Güstrow wegen Gefangenenmitzhandlung verhandelt. In dem am Mitt- woch, den 8. Zyini, beginnenden Prozeß ist der Stud. iur. Max Ramdohr wegen Erpressung von Geständnissen angeklagt. Ter folgend« Prozeß, der am Mittwoch, den 15. Juni, seinen Anfang nimmt, richtet sich gegen den Major a. D. Benno Crusius wegen Krieg-Verbrechens. Ltteiire psNttfehe Mel-rrit-eir. Kein« wasstntrauipoet« «hn« S«u«hmiami». Mit dem ae» strsgen Tag» li«s di« ,w«tt« Frtft ab, Pi, d« düüschm R«.