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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und FL7Üh7rerG-wa//°d-; Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend wng^odcr Kürzung^dcL^Bczugspreiicz. Rücksendung cingcsandter Schriststückc erfolgt nur, wenn Rückporto bclticgt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendcr Preisliste Rr. 5. — Ziffer-Gebühr: Ly Rpsg. — Porgeschri». bene Erscheinungstag- und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm« durch Fernruf übcrmit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 letten Anzc^"ü'dcrnc" men wir keine Gewahr. —— - — Bei Konkurs und Zwangsvcrglcich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 249 — 94. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 24. Oktober 1935 Zinsbelastung und Verschuldung der deutschen Landwirtschaft. Von Karlheinz Backhaus, Sachbearbeiter im Reichsnährstand. Soeben legt die Deutsche Rentenbank-Kredit- anstatt (Landwirtschaftliche Zentralbank) ein Heft vor, das den Titel trügt „Die Kreditlage der deutschen Landwirtschaft". Darin wird das Ergebnis der mit dem Reichsnährstand gemeinsam angestellten Unter suchungen über die Kreditlage der Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 1933/34 nicdergelegt. Aus Anlaß dieser Veröffentlichung sind die folgenden Aus führungen aus bcruscuer Feder von größter Be deutung. (Die Redaktion.) Die Maßnahmen der nationalsozialistischen Agrar- haben u. a. auch eine grundlegende Bereinigung der Schuld- und Zinsverpflichtungen zum Ziele gehabt. Be stimmend für diese Wandlung waren einmal eine tief greifende Wandlung der landwirtschaftlichen Ertragslage, eine nicht unbeträchtliche Senkung der öffent lich e n L a st e n und gleichzeitig die direkten Maßnahmen zur Entspannung der Krcditlage der Landwirtschaft. Die Gesamtverschuldung der Landwirtschaft m im Jahre1933/34 zurückgegangen und ebenso hat auch "ie Zinsbelastung der Landwirtschaft einen weiteren Rück gang erfahren. Gemessen am Stande vom 1. Juli 1933 hüben die Schulden bis zum 30. Juni 1934 um fast 2 v. H. ^genommen. Die aus den Schuldbeträgen erwachsende Kiuslast ist dagegen im Wirtschaftsjahr 1933/34 im ^gleich zum Vorjahr ummehrals 1 0 v. H. z n r ü ck - § egange n. Vergleicht man die Höhe der Zinsbelastung deutschen Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 1931/32, °as den Höchststand der Zinsbelastung für die deutsche Landwirtschaft brachte, so ist sestzustellen, daß im Vergleich SUM Berichtsjahr eine Senkung um etwa 25 v. H. herbeigeführt worden ist. Nach den Schätzungen, die vom Reichsnährstand gemeinsam mit der Deutschen Rentenbank- Kreditanstalt durch eingehende Untersuchungen festgestellt worden sind, macht die Zinslast einen Betrag von etwa >30 Millionen Mark aus. Es muß aber berücksichtigt werden, daß erstens in dieser Summe die Tilgungsbeträge Enthalten sind und daß zweitens noch weitere Ermäßi gungen der Zinslast zu erwarten sind, da die Umschuldung Noch nicht abgeschlossen ist. Die folgende Übersicht gibt einen zusammenfassenden überblick über die Ertrags- und Verschuldungsverhältnisse der deutschen Landwirtschaft und über das Verhältnis von Zinslast zu Verkaufserlös. Im ungünstigsten Wirtschafts, jahr 1931/32 beanspruchte die Zinslast 13,6 v. H. des Ver- kaufserlöses. Dieser Anteil ist im Berichtsjahr auf nicht ganz 10 H., insgesamt also um 27 v. H. zurückgegangen. Wirtschaftsjahr Zinslast Verkaufserlös Zinslast in v. H. Milliarden Mark d. Verkaufserlöses 1925/26 0,61 8,1 7,5 1926/27 0,63 8,3 7,6 1927/28 0,79 9,3 8,5 1928/29 0,92 10,2 9,0 1929/30 0,95 9,8 9,7 1930/31 0,95 8,6 11,0 1931/32 1,01 7,4 13,6 1932/33 0,85 6,4 13,3 1933/34 0,73 7-5 9,7 Interessante Einblicke gibt die gebietsmäßige Aufgliederung der landwirtschaftlichen Verschuldung und die Darstellung der Verschuldung in den verschiedenen Größenklassen. Bei dieser Unter suchung zeigt sich, daß in Ostdeutschland und in West deutschland bis zu den Betrieben von 125 bis 200 Hektar eine ansteigende Tendenz der Gesamtverschuldung je Flächeninhalt festzustellen ist und daß die höchste Gesamt- derschuldung sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland die über der Erbhofgröße liegenden Betriebe von 125 bis .0 Hektar aufweisen, über die Gebiets- und flächen- mätzige Verteilung der Verschuldung am 1. Juli 1934 in Mark je Hektar landwirtschaftlicher Verschuldung gibt die folgende Aufstellung eine Übersicht. O st deutschland Größenklasse Verschuldung Aufwertungs ¬ Real- und Hektar insgesamt schulden Personalschulden 5— 20 670 85 585 20— 50 748 86 662 50-125 716 74 642 125—200 824 83 741 200-400 796 66 730 über 400 660 50 610 Größenklasse We st deutschland Verschuldung Aufwertungs ¬ Real- und Hektar insgesamt schulden Personalschulden 5—20 541 48 493 20—50 540 60 480 50-125 655 78 577 125—200 77') 111 664 200-400 757 132 625 man^die Entwicklung der Gesamtver- fchulduna ILlt dem Wcrftchaftsiaßr 1927728. so ist eine MM tritt M die WM Pares ein Englische Wahlen am 14. November. Erklärung des englischen Minister präsidenten im Unterhaus. Der englische Ministerpräsident Baldwin gab am Mittwochnachmittag im Unterhaus Donnerst a g, den l 4. November, als Zeitpunkt für die Abhaltung von Neuwahlen zum Parlament bekannt. Das neu- g e w ä hlte Parlament wird am 26. November zur Wahl des Sprechers und zur Vereidigung zusammentreten. Die feierliche Eröffnung des neuen Parlaments erfolgt am 3. Dezember durch den König. Por der Unterhaussitzung hielt das englische Kabinett seine letzte Sitzung vor der Auflösung des Parlaments ab. Wie verlautet, legte Ministerpräsi dent Baldwin seinen Ministerkollegen den Wortlaut der Erklärung vor, die er im Unterhaus abzugeben beabsich tige. Man nimmt an, daß in der Kabinettssitzung auch die Wahlkundgebung besprochen wurde, die Ende der Woche von Baldwin für die Konservativen, von MacDonald für die Nationale Arbeiterpartei und von Simon für die Regierungliberalen der Öffentlichkeit .unterbreitet wird. Völlerbundspoltti! durch dill und dünn. Die politische Aussprache im englischen Unter haus wurde am Mittwoch mit einer Rede des Minister präsidenten Baldwin fortgesetzt. Der Regierungschef stellte fest, daß jedes Wort, daß der Außenminister ge sprochen habe, die volle Unterstützung eines einigen Kabi netts habe. Die Ereignisse der letzten Wochen hätten nach seiner Meinung den schlüssigen Beweis erbracht, daß die Politik der englischen Regierung nicht nur die allgemeine Unterstützung Englands genieße, sondern auch die Politik des gesamten britischen Reiches darstelle, was an sich eine Tatsache von bemerkenswerter Bedeutung sei. Baldwin ging dann auf die englische Völkerbundspolitik ein und sprach von den Kritikern, die der Ansicht seien, daß es eine Hintertür gäbe, die es England ermögliche, hinter dem Rücken des Völkerbundes vorzugehen. Nichts Der artiges sei beabsichtigt. Jede etwaige Regelung muffe eine für alle drei Par teien, Italien, Abessinien und den Völkerbund, gleich nnehmbare Lösung darstellen. Wenn eine Regelung erzielt werden könnte, die die Dauer des Krieges beträchtlich abkürze oder die Welt von der Furcht einer möglichen Ausbreitung des Krieges be freie, so mache dies jede Anstrengung wert, vorausgesetzt, daß der oben erwähnte Grundsatz aufrechterhalten werden könne. Es sei vollkommen klar, daß das, was in einem ursprünglich gedacht gewesenen Völkerbund möglich ge wesen wäre, nicht möglich sei in dem Völkerbund, wie er jetzt bestehe. Hierdurch würden die Schwierigkeiten der Lage gewaltig vermehrt. Der Ministerpräsident unterstrich dann, daß England kein isoliertes Vor- gehen beabsichtige, England gedenke nicht weiter zugehen, als es der Völkerbund in seiner Gesamtheit tun werde. Niemals habe England an einen Krieg gedacht. (Bei fall.) Cs mißbillige schon den Gebrauch dieses Wortes. Dann sprach Baldwin über die Wiederauf rüstung. Die Lehren der letzten Krisen hätten es Eng land klar gemacht, daß es im Interesse des Weltfriedens wesentlich sei, die englischen Verteidigungsstreitkräfte stärker zu machen, als sie heute seien. Diese Bemerkung bedeute nicht, daß er von irgendeiner Art einseitiger Auf rüstung spreche, die sich tatsächlich oder in der Einbildung gegen irgendein besonderes Land richte, wie das vielleicht vor dem Kriege der Fall gewesen sei. Es handle sich um eine Verstärkung der Verteidi gungsdienste innerhalb des Genfer Rahmens für die Sache des internationalen Friedens und nicht für selbstsüchtige Zwecke. Ein größeres Maß an Bereitschaft sei erforderlich, um den Gefahren entgegentreten zu können, die der Lage an haften. England gehe für den Frieden Risiken ein, und er glaube auch, daß das Land hinter der Politik der von ^ahr zu Jahr geringere Verschul- vungszunahme festzustellen. Allein erst im Wirt schaftsjahr 1932/33 gab es einen Stillstand in der Zunahme der Verschuldung. Run ist zum erstenmal im Wirtschafts jahr 1933/34 eine Abnahme der Verschuldung zu ver- zeichnen rmd die Feststellung möglich, daß es der national- sozrallstijchen Agrarpolitik gelungen ist, auf dem überaus schwierigen Gebiet der landwirtschaftlichen Kreditlage und Zinsbelastung wesentliche Erleichterungen zu schaffen. kollektiven Sicherheit stehe. Aber er wolle nicht für die, Amtsführung irgendeiner englischen Regierung im gegen wärtigen Augenblick verantwortlich sein, wenn er nicht die Vollmacht erhalte, die Mängel zu beheben, die sich seit dem Kriege in den englischen Wehrdiensten eingestellt hätten. Ohne diese Vollmachten könne er nicht einen Augenblick lang die jetzige Außenpolitik weitersühren. Wenn er in die Zukunft sehe, denke er mit Zittern daran, was das Schicksal Europas werden möge, falls nicht irgendeine Form ver kollektiven Sicherheit gefunden werde. Sollte es sich erweisen, daß der Völkerbund unan gemessen sei, so müsse man zusehen, welche Schritte getan werden könnten, um ihn brauchbar zu machen. Er gedenke im Augenblick nicht die Möglichkeit eines Fehl schlages zuzugebcn, dennoch müsse man sich darüber klar werden, welcher Weg eingeschlagen werden solle, falls die Hoffnungen und Erwartungen unerfüllt blieben. Keine Zeit zur Erörterung eines Mißtrauensantrages. Der Ministerpräsident wandte sich dann dem inner st o l i t i s ch e n Problem der Auflösung des Unterhauses und der Ausschreibung von Neuwahlen zu. Baldwin vertrat die Ansicht, daßinderAußenpolitikeine Ruhepause bevor st ehe, und man könne nicht sagen, ob dies im Januar der Fall sein werde. Aus diesen Gründen habe er es als seine Pflicht angesehen, vom König eine sofortige Auflösung des Parlaments zu erbitten. Was die Absicht der arbeiterparteilichen Oppo sition angehe, einen Mißtrauensantrag gegen die Regierung wegen der Arbeitslosigkeit auf den Tisch des Hauses zu legen, so bedauere er, k e i n e Zeit für eine Erörterung zur Verfügung stellen zu können. Das Unter- Haus sei auf Bitten der Opposition wegen der internatio nalen Lage um eine Woche früher einberufen worden. Im Hinblick aus die überragende Bedeutung dieser Frage hält es die Regierung für ihre Pflicht, dem Unterhaus drei Tage für eine Aussprache hierüber zur Verfügung zu stellen. Sodann verlas der Führer der oppositionellen Arbeiterpartei, Attlee, den Wortlaut des Mitz- trauensantrages, der der Regierung das Ver trauen versagt, weil es ihr nicht gelungen sei, die Arbeits losenfrage erfolgreich zu bekämpfen. Die Weigerung Baldwins, diesen Antrag zur Erörterung zuzulassen, sei eine Beleidigung desUnterhause s. Offenbar wünsche Baldwin, jede Aussprache über das Arbeitslosen problem zu unterdrücken. Der konservative Abgeordnete Amery begrüßte den die Aufrüstung betreffenden Teil der Baldwinrede und die Erklärung, daß an militärische Maßnahmen nicht gedacht werde. Er sei nunmehr in der Lage, an dem Wahlfeld- zng als unbedingter Anhänger der Regierungspolitik teil zunehmen. Er bedauere vom Gesichtspunkt der internatio nalen Lage, daß diese Erklärung nicht schon früher ab gegeben worden sei. Wenn die Lage auch heute etwas weniger gespannt sei, so bleibe sie dennoch außerordentlich unbefriedigend. Die Stresafront sei vielleicht unwider ruflich zerbrochen. Welche Regelung auch erzielt werden möge, es werde keine Regelung sein, die in gleicher Weise Abessinien, Italien und den Völkerbund befriedige. Nach Amery ergriff Lloyd George das Wort. Er bezeichnete die Bemerkung Baldwins, daß in der Außenpolitik eine Ruhepause bevorstehe, als eine erstaun liche Erklärung. Er frage den Ministerpräsidenten, ob er sich eines Augenblicks seit dem Weltkriege erinnern könne, wo die Lage düsterer gewesen sei als jetzt. Wenn es eine Ruhepause gebe, dann deshalb, weil die Regierung Bürgschaften gegeben habe. Bei dieser Bemer kung schüttelte der Außenminister verneinend den Kopf. Aber, so suhr Lloyd George fort, wenn die Regierung Italien keine Garantien gegeben habe, dann verstehe er nicht die Ruhepause. Wirtschaftliche Sühnematznahmen könnten lange dauern und vielleicht größere Meinungs verschiedenheiten zwischen den Boykotteuren als zwischen den Boykottierten auRösen. Lloyd George verlangte Einzelheiten über die zwischen Frankreich und Italien im Januar d. I. getrof fenen Abmachungen. Frankreich habe sich in Abessinien wirtschaftlich desinteressiert und habe dafür von Italien gewaltige Zugeständnisse erhalten, deren Charakter man rennen müsse. Frankreich sei heute in der Lage, seine ita lienische Grenze praktisch ungeschützt zu lassen. Ihm sei gesagt worden, daß Frankreich dieses Zugeständnis mit 18 Divisionen bewerte, was etwa die Hälfte der deutschen Armee darstcllc. Der diplomatischen Redewendung, daß Frankreich sich in Abessinien wirtschaftlich desinteressiert