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. Ä Montag» 2S. Mai 1914 Nr. IIS 9. Jahrgang Diese Nummer umfaßt 8 Seiten. s-- ° Z Ä. L 3 -r Mutmatzksch« Witterung am W. Mair Nordwestl winde, «olk.tz, kühl, zeitweise Regen. 'MV In BreSla» fand gestern die 14. Hauptver sammlung des Deutschen Flottenver eins statt. Der russisch« Minister Ssasonotv beschäftigte sich im zweiten Teil seiner Rede eingehend mit den Be- ztehungen zu Deutschland, die er als durchaus freundschaftlich bezeichne!«. Das Wichtigste vom Tage. Der König hat aus Ansatz seine» Geburtstage» 4 V Strafgefangenen au» Gnaden die Aretheit geschenkt. Der Kaiser Gat an den AeichAkanzker «inen vankerlaß für die zahlreichen freiwillige» Beiträge zu« weh»rbeitrag gerichtet.*) FArch SSilhel« von «IVanien Gat sich von Bord de» italienischen Panzerkreuzer» Misnrata^ ans de« er geflüchtet war, wieder an Land begeben; er fall ein rlbdanknngbgesnch ««ter. schrieben haben.*) Nach der Einnahme der mexikanischen Stadt Tepie sind über S00 Kriegsgefangene er schossen worden. Iventsch»» Leven and S1- gentn« 1s» bisher in Tchte unverletzt. n NL-«re« fl«Y« a» »ad««, Cssaä Paschas Ehrenworte. VS Im Oktober 191L Mir eq, als aujf dem Balkan der Kampf. Mischen Kreuz und Halbmond bqgann. Aus allen Gauen des Osmanenreiches strömten di« Verteidiger des Glaubens zusammen, um unter der grünen Fahne des Phvapheten in» den Kampf zu ziehen gegen di« Ungläubigem. Unter ihnen befand sich auch der Feudalherr Essad Pascha vom Stamme der Tiqptani, «in albanischer Edler, der. geschickt in den vielfachen Kämpfen, die den Boden seines Heimatlandes mit Blut getränkt hatte«, zu lavieren gemuht hatte. Sr galt zu der hamridDhen Zeit »als treuer Bchall de» Grohherrn, al» di« Rsooluttan die Jungwrcken an» Ruder gebvacht hatte, muhte er klug von Belastung und nationalem Garantien zu reden» die albanischen Auf stände und Putschversuche sahen ihn nicht in den-Reihen der iKämpWr. Am Goldenen Horn sahen ihm einflußreiche Fvound« «ich Sippen, di« ihn van .von wechselnden SttzmmuWen der j«w eilig Regteveichen unterrichteten. Der Vüchchmnv der Treue, den er Abduck Hamid geleistet hatte, hatte ihn.nicht abgehallen, den Treueid in die Hände der jnngtärlischen Jakobiner ahpckgen. Als er mit seinem Häuflein Getreuer im Herbst de». Jahres 1S12 In die Rethen der Kämpfenden trat,.ging bereit» durch Albanien der Wunsch nach Autonomie. Essad kannte diese» Geranne her vsyge und «artet« nur arts den Augen. blich der ihm gestattete, sich Mn voMMMchm Leit« dich« Bewegung zu machen. Da» Schicksal war«ihm hach. Lücke Burgas und Kumanawo trieben Mijschen dl« türkischen West- und Lstamrse einen schaffen Keil and hach ragten nur noch einige Inseln au» dem Mo« der den ganzen europäischen Türckenstwat überflutenden BaÄanheere, wo türkische Fahnen noch wehten. SAutari wurde hart von Montenegrinern und Serben bemannt. In dunkler Dezombernacht gelang es Essad Pascha mit feinen Mannen, Gelegenhell, die Gemüter zu stimmen. Die englische Gunst vielmehr gleichmäßig auSzu- teilen, soll «in anderes Geschwader in der -weiten Junthälfte, Kronstadt, Riga und Reval besuchen, ein drittes Christiania und Kopenhagen — die Schweden bleiben merkwürdigerweise ausgeschlossen. Man faßt alles heute ja al» Höflichkettskundgebungen auf: ein moderner Brauch, gegen den sich mancherlei einwen den Läßt; Indessen möchten wir sie dem Herkommen ge mäß für einen freundlichen Akt ansehen und die Eng länder, nachdem sie sich angemeldet haben, mll aller schuldigen Höflichkeit als Gäste bet un» enkpfangen, wie 188Ü sogar das französisch-russische zur EnthWllrng des Nordostsee-KanalS in den Kieler Hafen eingelaufene Ge schwader trotz seines nicht eben taktvollen Verhaltens. Wir sind aber auch nicht eifersüchtig und mißgönnen den Leuten in Riga, Reval und Kronstadt ganz und gar nicht die Visite des anderen Geschwaders. Vielleicht haben diese Ostseefahrten eines großen Bestandteil» der engli schen Flotte aber auch ihr« besondere politische Be deutung. Gerade jetzt wird nämlich der zur Zett des jüng sten Pariser Küntgsbesuches von den englischen Offiziösen so jäh abgeschntttene Jaden einer engeren Zusammen- schlietzung der Entente-Mächte doch wieder angespon nen. Nicht anscheinend von den Engländern selbst. AVer nach angeblichen Prtvatnachrichten, die einer Berliner Zeitung zugogangen sind, soll der mehr rührig« al» ge rade in seiner amtlichen Wirksamkeit besonder» erfolg reiche russische Botschafter J-tvol-kh noch immer auf eifrigste geschäftig sein, die losen Bande de» Einverneh mens zwischen England und Frankreich wie zwischen England und Rußland, wo sie noch ganz besonder» Vol ker erscheinen, fester zusammenzuztehen. Gr meint, di« Engländer hätten sich hauptsächlich an dem Dort Bünd nis gestoßen, al- sie di« Liebe-Werbungen de» Temps usw. Mngst frostig zurückwtesen. Darum redet man gegenwärtig bloß von einem maritimen Zusammenar beiten von Flotten-Ententen, Jlotten-Kooperationen und in ähnlichen Umschreibungen, die al» Vorstufe zu einer wirklichen Allianz noch dem Muster der russisch französischen gedacht find. Der Briefschretber schließt sein« Mitteilungen von diesen Plänen, die Engländer allmählich und auf Umwegen daran zu gewöhnen, daß sie für russisch-französische Zwecke Kastanien au» dem heißen deutschen Feuer holen sollen, mll dem Satze r der Vorschlag existiert; und wenn er auch noch weit von der Verwirklichung scheint, so scheint er doch bisher nicht in endgültiger Deis« zuvückgewiesen zu sein. Nun, wenn da» bisher nicht von englischer Seite geschehen war, so Hot vielleicht di« heutig« Ankündigung die Bedeutung, Russen und Deutscherk zu zeigen, daß die englische Politik, ihnen beiden gegenüber nicht au» der einmal beschlösse- nen Linie der Zurückhaltung herau-treten will. Di« Zei ten vor 25 Jahren und darüber, wo England sich förm lich mit AündntSanträgen gegen Rußland an Deutschland herandrängte, sind vorläufig vorbei- Aber auch der Sang von Reval ist wieder verklungen, und längst hat man sich in London darauf besonnen, wie viel mehr der Ecken und Kanten 'im englisch-russischen Verhältnisse doch geblieben sind, all» in den abschlei fungsfähigen ReibungSflächen mit den deutschen 'Inte ressen. MU dieser Formulierung mögen wir un» denn vor der Hand bescheiden und während wir unsere Gäste King Georges, Ajax usw. bewillkommnen, neidlos ihr« Schwesterschiffe den Russen gönnen, zumal gleichzellig Englands dänische und norwegische Freunde auch auf dem nämlichen «Stande behandelt werden. Cnglanäer-Vesuch in Riel. V Da» zweit« englische SchlachischGgMwüder: King Georges V., Ajax, Eenturipn und AudacioS, sowie da erste leicht« Kreuzer-Geschwader r Birmingham und Not tingham haben sich Mr dm »8.—80. Juni, also Mr die Kieler Woche, in dem deutschen Reichskrieg-Hafen der Ostsee angesagt. Mag auch Ehurchtll die ihm Persönlich zugeschriebene Absicht, all» Gast Ballin» den Veranstaltungen beizuwohnen, für nicht bestehend er klären r ein Zeichen, daß die deutsch^nglischen Bezieh ungen gegenwärtig nicht M«ht sind, ist die Anmeldung immerhin. Auf einen allzu brünstigen Ton der Völker freundschaft gibt freilich John Bull nicht /luer Tageblatt 8W Mzeiger für -as Erzgebirge DMWMD mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsbla«. fteguiH schort dm Nach und wußte tun Mts, Mn dm» illchtren Gast da» al» möglich zu machen. Der Frimd« HOimntemLon: Vitt», Cm Ireunäschastsäienst. Gino lustige Geschichte von Paul Blitz. Nachdr ck verboten Doktor Bachmann mar sehr schlechter Laune. Wütend kies er in seinem Zimmer mH und ab und erwog alle nur «'denkbaren Möglichkeiten, wie er >Wne äußerst fatal« Lage in Zukunft bester zu gestalten vermöchte; aber so viel er auch wachsam, Und überlegte, er fand keinen Aus weg aus diesem Labyrinth von quälenden Sorgen. Voll Ingrimm sagte er sich: eigentlich geschieht mir ja gving recht, weshafl» auch mutzte ich mich in dies elende Nest setzen ! Ja, es mar nicht sehr klug gewesen van dem guten Herren Docktor Dachmann» stch hier «Es Arzt niederzulasten, um so mehr unklug, al» der ülte graue Ecmttätsrat alle Pattenten an der Stripp« hatte. Aber der junge Docktor hoffte eben Ms fein Glück und Ms die-siegende Kraft der Jugend, mit der er den alten Herrn au» dem Felde zu schlagen dachte, um wenigstens einen Teil der reichen Praxis für sich zu gewinnen. Doch wie ander» mar es gekommen! wie hatte dies« stolze Hoffnung sich al» gar §ehr trügerisch erwiesen l Nun war er schon drei voll« Monate hier, und in dieser ganzen Zeit hatten sich wirklich genau, drei Patienten etngesunden, ««»gerechnet drei, also für jeden Monat einer, und von denen war der ebne «in Trinker (um nicht zu sagen Säufer), der and«« ein Armenhäusler und der drttt« so arm, daß ar heut, noch nicht» bezahlen konnte. Da» waren seine Einnahmen. Davon sollte er nun leben (sogar standesgemäß leiben), sollte Miet« und Aufwartung zählen, sich gut kleiden und sogar auch noch Steuern zahlen »— ach, e» mar ja einfach um sich aufzu baumeln l Wütend lief er hin und -er und harrte der Patienten, die da nicht kamen. Lächerlich! Weshalb er eigentlich nur Sprechstunden hatteI Gr hielt ja dach stet»«nur Selbst gespräche. Und dabei sollte jetzt die Quartalsmiet, -Mahlt werden, ganz zu schweigen von all dm andren Rechnungen, die ebenfalls der Bezahlung harrt«. Wo hemehmeqtz „ ... Seine Ersparnisse waren auftzehvaucht, FuMsse von Hans, mach« St, sich gar «ein, .gab es keine, Kredit hatte er ebensowenig — wie «Uo ist nur ein Zufall. Ich mar Ms der Reise noch Pari», Rat schaffen? Da plötzlich ging die >Klpngel. Wh! Er- wartungsvoll stand er da und harrte, wen die Aufwärterin melden würde. Alber auch diesmal mar die Freude wieder umsonst, kein Patient war e«, sondern nur der Briefträger, der einen dicken Brief bracht«. Lächelnd, resigniert öffnete er da» Kuvert und entfaltete einen langen Brief, den fein Freund Berger ihm schickte. Der gute Junge hatte sich vier Jahre in der Welt herumgetrioben, hatte sein Erbteil mit Eleganz durchgebracht, nun mar er müde ge worden, wollte stch jetzt irgendwo in,der Resistenz festsetzen, von den Erträgnissen seiner Feder leben und stch «ine reiche Frau suchen. Das alles teilte vr seinem alten Jugend freunde Bachmann in diesem Briefe mit. Als der ver gagte Doktor diese lange Epistel durchlas, kam. etwas von dem alten tollen Jugendüdermut in sein« Seele, und es ward di, Hoffnung in ihm reg«, daß ds elfer Freund ihm auf irgendeine Art Letst«hen könnte. Kurz entschlössest fetzte er stch hin und schrieb dem Freunde einen langen Brief, in dem er ihm seine hoffnungslose Lage schilderte und um seinen Rot und Beistand bat. Es verging denn auch kaum ein Tag, al» bereits Antwort vom Fpeunde -am; in -sehr ulkiger WM« schrieb er, dah er ihm zwar kein Geld schicken könne, «eil er selber Mr aus Pump lebe, doch versprach er, ihn mit einem Schlage au» seiner fatalen Situation erretten zu wollen; da» Wie möge er ihm nur überlassen. Doktor Nachmann lächelte stillver gnügt und dachte: jedenfalls wird er wieder einen seiner berühmten tollen Streiche inszenieren wollen. Darüber vergingen ungefähr vierzehn Lage, Mr den Docktor natürlich vierzehn pattentenlose Tage; doch da ge schah mit einem Mack etwa», da- beinahe wie «in Wunder auffah. Eine» Lage» kam «in sehr vornehm« Herr, be gleitet von einem ebenso vornehmen Dt«n«r, in dem Städt. eyen an und mietete vier Zimm«», in dem ersten Hotel. Der Wirt verlor vor Auf" nicht, wo» alle» «r tun Logt» so an-,! ober «Märte - wurd- aber unterwegs von meinem alten Hebel befallen, so daß ich hier die Reise unterbrechen mutzte. Ich könnt« ja nun meinen Leibarzt telegraphisch herrUfen; leider aber ist er krank; also schicken Sie mir. sofort Ihren besten Arzt her, den Sie hier haben. Der Wirt machte einen tiefen Diener und verschwand, um sofort den alten« Sanitätsrat herrufen zu lasten. Inzwischen aber war di« Neuigkeit bereit» wie «in.Lauffeuer durch die Stadt gegangen, die Neuigkeit, daß ein Fürst oder.Prinz im Hotel wrchne; es -sei ein äußerst vornehmer.Herr, das bewiesen schon der aristokratische Diener und das sehr elegante Gepäck; wer er aber sei, das wisse keiner genau, «r reise inkognito unter dem Namen Hermann von der Mark, und sogar di« Wappen und Initialen auf den Koffern seien verklebt, damit niemand sie erkenne. So war djas Städtchen in großer Aufregung, denn seit undenklichen Zeiten mar «in fo vornehmer Gast nicht dagewesen. Nach einer -halben Stunde erschien der alte Sanitäts rat. Gr untersuchte den Patienten, der ihm seine Krank- heit»erscheinungen sehr eingehend mitteilte, macht« dann ein sehr ernstes, gelehrtes Gesicht, verordnete Ruhe, ver schrieb ein lange» Rezept und kündigte seinem Besuch Mr morgen früh wieder an. Als aber am «anderen Morgen d«r Wirt «am, stch nach dem Befinden de» hohen H-irrn zu erkundigen, erklärte der Diener sehr reserviert, daß che, Herr eine äußerst schlechte Nacht gehabt und daß di» Medizin gar keine Linderung gebracht habe. Darüber,war der Wirt ganz untröstlich und schickte sofort zum Sanitäts rat, der denn auch sofort wieder erschien, ober äußerst un gnädig empfangen wurde, weil das Seiden stch noch per- Wimmert hatte. Der alte Herr wollte stch kein« Plötze geben, aber «r wußte absolut nicht, «a»,« von den An gaben de» Pattenten hallten sollt«; indessen v«rschpich er wiederum «in Rezept und empfahl van neuem Ruhe und Schonung. Doch auch do» mar ohne Grfotz, denn am Abend de» Tage» erklärte der Fremde sehr energisch: Schaffen Sie mia -inen anderen Gtzt, -dm ich fahre schort ob. Darauf mußt» der gaäntzfticha Wirt stch keinen anderen Rat, al» schort den jungen Doktor Bachmann holen zu