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tendorser Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend E Die »Ottendorfer Zeitung' erscheint Dien»» " tag, Donneritag und Sonnabend. - Der Bezug«-Pret» wird mit Beginn - - feden Monat« bekannt gegeben. » Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. 2 2 irgendwelcher Störungen de» Betriebe« der 2 L Zeitung, d. Lieferanten od. d. Beförderung»« 2 — Ginrichtungen) hat der Bezieher keinen An« - »» sprach auf Lieferung oder Nachlieferung der - 2 Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreise». 2 «iiiiiiiiiigiiiiiiiiiiiiiiiiiiriiiiii» Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. UiterUItWS- ,K, M AozetzeM Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen des Gemeinderates zu Ottendorf-OKMa. MU den Beilagen »Neue Illustrierte", »Mode und Heim" und »Der Kobold". Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. - Anzrtgrn werd«, an dru Grschrin-mgitag«» I »» bi» sptteK«»» vorrntttag KV Uhr i» »i» I D»s«Lst»ste»« rrbMr». 2 Di« Fests«t»n, de» Dnz«tg»u»Mr»is»< « 2 wird bri «intr»trnd«r Lndrruno Nm««« W L »orh« b«kanntgeg»t>««. I I«d«r Anspruch aus N»chlah «NfOt. »M» S » d« Anzrigen-Vrtrag durch Klar« «i»»«»g«i 8 » wrrd« «ch od«r w«rn> d« A»t»««»b« in « Kontur» g«E. Gemeinde-Giro-Konto Nr. 1SL. Nummer Sonntag, dsn 25. Januar ^925 2H. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, den 2^. Januar (925. — In vergangner Nrcht wutde in der Guten Quelle mittels Eindrücken« einer Fensterscheibe eingebrochen und verschiedene Gegenstände gestohlen — Da« im Umlauf befindliche Gerücht, vier etwa 18 jährige Burschen hätten einen aus Grünberg gebürtigen 11jährigen Knaben im Walde in Nähe de« Ottes einige Finger aufgeschnitt-n, be uht auf Unwahrheit. Ter Junge hat sich selbst geschnitten und die ganze Geschichte erlogen. — Warnung vor Preisausschreiben! Da« Presseamt des Polizeipräsidium« schreibt uns: Trotz wiederholter Warnungen finden sich im Inseratenteile der Zeitungen immer noch hin und wieder Anzeigen über Preisausschreiben und Preisrätsel, die als Ausspielungen im Sinne des H 286 de« ReichSstrafgesetzbucheS zu betrachten und daher unzulässig find. E« wird darauf htugewiesen, daß die Polizeibehörden anderweit angewiesen wordeu sind, gegen die Veranstalter derartiger Ausspielungen scharf vorzugehen. Klotzsche. Gestern abend wurde auf den Schänk- Hübel in den dort befindlichen Lichtspielen die Kiuokasse ge raubt. Schwepnitz. Seit längerer Zeit geht man mit dem Gedanken um, ein Genesungsheim für Lungenkranke der Be- zirksverbände und bezirk-freien Städte der Lausitz (Regierungs bezirk B ntzen mit den AmtShauptmannschajten Bautzen, Zittau, Löbau und Kamenz) zu schafft«. Nunmehr hat man ein hier gelegenes größere«, von Wald umgebene« Grund stück zu diesem Zwecke erworben. Es gehören zwei Wahn- gebäude, mehrere Anlagen zur Kleintierzucht, Luft- und Wasserbad, Ziergarten, 30- bis 40 jähriger Kiefernbestand dazu. Der Kaufpreis beträgt 75 000 Mark mit Inventar. Eine Besichtuug durch Krei«hauplmann Dr. Richter, die Be- zirksärzte von Bautzen und Kamenz und die Vertreter der vier Bezirksverbände der Lausitz ließ das Grundstück für Wohlfahrtrzwecke als außerordtNUich günstig erscheinen, zu- mal sich auch dar Klima al« ganz besonder« geeignet für Lungenkranke erweist. Für ein solches Heim ist um so mehr Bedürfnis vorhanden, al« in der Lande-verstcheruug«- anstalt nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der vorhandenen Tuberkulosekranken Aufnahme finden kann. Zunächst hat der Kamenzer Bezirk das Grundstück erworben, um es dann später dem von den Bezuk-oerbünden der Lausitz zu gründenden Zweckverbaude zu überlassen. Gtttersee. Einen Beleg dafür, wie traurig e» in religiöser Hinsicht mit einem Teil unserer evangelischen Lehrerschaft bestellt ist, liefert ein in der „Sächsischen Staat»- zeitung" erschienene« Inserat. Durch dieses sucht die große Vorstadtgemeind» Äittersee bei Dresden, die hauptsächlich von Industriearbeitern bevölkert ist, einen Reltgton-lehrer, der in der dortigen Volktschule nach den Bestimmungen der Reich«verfaffung wöchentlich zehn Stunden Religion«unterricht zu erteilen hat. Also unsere in christlichen Familien ausge wachsenen und in christlichen Schulen erzogenen Lehrer schämen sich ihre« Glauben und lehnen es ab, Vermittler detselben an die Jugend zu sein. In Sachsen muß man Religion«lehrer durch Jaserat suchen. Auch ein Zeichen der Zeit! Freital. Am Dienttag wurde hier ein fünfjähriges Mädchen weinend angetroffen, da« an der Schläsenselt» eine blutunterlaufene Quetschung auswies. Die Kleine ist von einem älteren Manne ausgefordert worden, ihm eia Paket zu tragen. Er hat da« Mädchen dann mit sich genommen und jedenfalls ein Verbrechen an ihm verübt. Meißen. Am Dien«tag ist in Magdeburg ein Schul flugzeug der Luftreederei Magdeburg bet der Landung abge- stürzt. Die beiden Insassen de« Flugzeuges, der bekannte Flugzeuglehrer Georg Hans und ver Flugschüler Rudolf Rüdiger stud. ing. hier find tödlich verunglückt. Ueder die Ursache de« Absturzes ist noch nicht« bekannt, weil da« Flugzeug vollständig zertrümmert war. Der mit- abgestürzte Flugschüler ist der Sohn des Kaujmanns Rüdiger am Bahnhof. Ehemuitz. Ein 27 Jahre alter Schlosser aur Pforten war in den K.ller einer hiesigen Schankwirlschaft erngtbrochen und halte bereit» eine recht ansehnliche Beule an Butter und Büchsenmtlch an sich gebracht, al« er aus einen größeren Wetnvorrat fließ und der Versuchung nicht widerstehen konnte, von dem köstlichen Naß zu probieren. Die Probe fiel so sehr -u seiner Zufriedenheit au», daß er ei dem edlen Tropfen blieb, bis ihn Morpheus in seine! Arme nahm und der Kriminalpolizei au«lieferte, die in-! zwischen auf den Einbrecher aufmerksam geworden war und ihn an dem Orte seiner Tat dingfest machen konnte. Johanngeorgenstadt. Der von der kom munistischen Mehrheit der Gemeindeverordneten von Breiten, brunn zum dortigen Bürgermeister gewählte frühere Ober- bahnhofsvorstehrr Fraaß aus Lauter sollte am 15. d. M. fein Amt antreten. Da aber 126 von 1280 wahlbe rechtigt« Einwohnern der Antrag auf Auflösung des Ge- meinderats gestellt worden war, untersagte der Bezirksaus schuß der Aml»hauptmannschaft Schwarzenberg bis auf weiteres die Einweisung. Trotz des behördlichen Einspruchs erfolgte sie in der S tzang am 17. Januar, und am 19. wollte Fraaß die Amrsgeschäfte übernehmen. Ein Teil der Einwohnerschaft aber hatte sich am Gemeindeamt versammelt und verweigerte dem neuen Oberhaupt den Zutritt. Alle Verhandlungen auf offener Straße halfen ihm und seinen Getreuen nicht; unter Händeklatschen und Zurufen zog der Partetgewaltige von dannen. Plauen. Der im städtischen Krankenhaus unterge- brachte 38 jährige Krastwagensührer Heinrich Degenkolb, der in der Nähe von Schöneck auf einer Dirnftfahrt mit seinem Auto Unglück hatte, ist seinen schweren Verletzungen erlegen. Mil dem Verstorbenen find mehrere Insassen de« Wagen« verunglückt, von denen einer infolge eines SchädelvrucheS noch besinnungslos im Krankenhaus varmederliegt. Eingesandt. Die bürgerliche Fraktion der Gemeindeverordneten schreibt uns: Die 1. diesjährige Gemetndeverordnetensttzung am 14. ds«. Rl«. bot wiederum Gelegenheit, zu erkennen, daß die linke Seite de« Hause« für Demokratie nur dann Verständnt» zu haben scheint, wenn sie in der Minderheit ist. Wenn sie dagegen selbst infolge der Stärke ihre Macht beweisen können, so versagt sie. Die letzte Sitzung zeigte das. Es wurde wiederum der Vorsteher und seine Stell vertreter gewählt. Zahlenmäßig setzt sich da« Gemeinde- Parlament folgendermaßen zusammen 8 Sozialdemokraten, 7 Bürgerliche und 4 Kommunisten. Dem Stärkeverhältni« und den Gedanken der Demokratie entsprechend hätten die Sozialdemokraten, den Vorsitzenden, den 1. Stellvertreter die Bürgerlichen zu stellen. Die Abstimmung ergab aber, daß der 1. Stellvertreter wiederum den Vertreter der Kommunisten Herrn Wirth zugrschoben wurde, trotzdem di« lmke Mehr heit die Geschästsordnung der Gemeindeverordneten zugr- stimmt halten die besagt: „Die Zujammense^ung de« Vor standes soll dem Stärkeverhältni« der Parteien oder Gruppen entsprechen." Ganz mettwürvtg aber war besonder« die Be- gründung die Herr Lehmann gab, der sich in der großen Politik zu dem rechten Flügel der Sozialdemokratie bekennt. Er wie« auf Pirna hin, wo angeblich die Bürgerlichen ihre Macht voll aurgenutzt Härten und daß in der Geschäftsord nung nicht stehe e» „maß" sondern eS „soll" dem S.äck«- verhältnl« entsprechen. Hoffentlich vergißt die linke Mehr heit auch in den weiterhin sestzulegenoen Ottsgefttzen da» Wort; „Soll" nicht hinein zu legen, um es aus ihre Ari ausnützen zu können? Wenn dre Angaben de« Herrn Lehmann in Prrna nach dieser Sette hm richtig wären, würden wir die Handlungsweise in Pirna nicht gurheißeu, zu sagen ist aber, wenn man diese Art al- Härte empfindet, warum handelt man bann in Orleadols-Okrilla auch so un- sozial und undemokcatrsch. Das Merkwürdigste in der Be gründung leistete sich aber Herr Lehmann indem er die Tätig- kett der Kommunisten gebührend lobte. Ob diese» Lob in den Ohren der Kommunisten nicht Schmerzen verursacht haben sollte. Jedenfalls wird die Z-mrale der K. P. D bet ihrer radikalen Einstellung zur Sozialdemokratie tzu« Lob einer rechts gerichteten Sozialdemokraten nicht gern yörrn. Der Einwohnrrjchast aber wild wiederum em B.werS dafür gebracht, wie unsere Heuen Sozialdrmokrateu ihre Macht au-oützen und die „Demokratie" berjette stellen. Mrchesmachrichte». Sonntag, den 25. Januar 1925. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienji. Borm, r/,11 Uhr Kindergottrrdienst. Keine Jugrndocreinigung Hierzu eine BeUaie. Der Manker des LMKve^MÄiMs. Dieser Winter ist nicht nur politisch und wirtschafte^ gleichsam „auf den Kopf gestellt". Auch meteorologisch scheinen wir in einer verkehrten Welt zu leben. Der bisher privilegierte Beherrscher der winterlichen Eis- und Schnee periode hatte sich anscheinend dauernd jenseits des grasten Heringsteiches niedergelassen und dort seine Ovfer qeford-"-i- Stürme, Regengüsse und Unwetter aller nur denkbaren Art brachen in der gleichen Zeit über den alten Kontinent herein, so dah selbst die berühmten „ältesten Leute" sich ähnlicher-„Wetterverdrehtheiten" nicht mehr zu erinnern vermochten, die Modern-Aufgeklärten jedoch eine neue Art „Untergang des Abendlandes" prophezeiten. Leider haben die Launen des Wettergottes nicht nur auf seinem ur eigensten Gebiete, dem Ozean, sondern auch in den Binnen ländern zahlreiche schwere Opfer gefordert. Schiffe sanken in die Tiefe, der Verkehr wurde teilweise tagelang gestört. Vor allem die Küstenstriche am Kanal hatten unter den rasenden Gewalten der Stürme zu leiden. Nicht weniger zahlreich sich die Menschenleben, die im europäischen Inland« zu beklagen sind. Bilder von Ler englischen Küste, wo große Stürme wüte ten, sodaß ein Anlegen der Schiffe unmöglich war. Gewaltige Flutwellen, Überschwemmungen und Or kane suchten auch unser deutsches Vaterland heim und ver nichteten viele Werte an Blut und Gut. Dazu aber sprossen an den Fliederbüschen die ersten lenzlich anmutenden Keime. Die Weiden begannen hier und da bereits ihre frühlings- verheitzende Filigranarbeit zarten Knospens — just zur Zeit, als die Skileute ihre Schneeschuhe fetteten und d!» liebe Jugend täglich vom anscheinend eingeschlafenen Onkel Petrus das ersehnte „Eiswetter" herbeiwünschte. In den Winterkurorten sah man bei 15—16 Grad Mittagsmärm, die sonst mit kleinem Eispickel und Ski bewaffneten Sportler beiderlei Geschlechts sich im milden Sonnenschein zur Weihnachtszeit ergehen, was immerhin noch gescheiter war, als kurzerhand den auch im weihnachtlichen „Frühling" herrlich sich darbietenden Regionen der treulosen Eisriesen wieder den Rücken zu kehren. Vor der Schneekoppenbaude aber wurde als gewiss eigenartige Attraktion und Sen sation in mehreren Mittagsstunden der Dezembermitte ein Herr gesehen und viel bewundert, der zu Madenstutzsn und Sportsweater einen funkelnagelneuen, in schönstem Sonnen, - blumenglanze strahlenden Strohhut spazieren trug. Dieser i Kavalier gehörte zweifellos zu denen, die des Lebens Un- i gemach mit dem rechten Humor zu ertragen und zu besiegen wissen. Wir wünschten allen unseren deutschen Volks, : genossen, die mit Recht oder Unrecht über die schweren ' Zeiten nichts als zu klagen wissen, ein wenig von dieser j glücklichen Gabe, dennoch ahnen wir nicht, was uns dieser i Winter des Missvergnügens zu bescheren beabsichtigt. Viel leicht Frost und Schnee bis in den kalendermässigen Lenz, Mond hinein oder gar als ganz besondere Infamie — neu« Reichstagswahlcn im Mai bei steifem Grog und Glüh» punsch. Wohl bekomm's! »