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Ottendorfer Zeitung I WWItM. g »». «ISM««, ». V-Pq-PM-«. » Pofksch«ü-Ko«to Leipzig Nr. 29148. MA km V§L«TW ^s«r IUsKrierte", „M»öe «es Heim* «» „Der K»d»V. SchrisÄrUWG D«Ä mck BerÜH Herma«« Kühl», VML^-OLrWa. Dirfe Zettun- v«Lff«Mcht die des GeMrinderELW vk ,OU«»d»rf« Vt»»- to«, »» L»»«>«nL. »« V,s««»»Pr»t, ,»i» «t» Not» iS»«ü» t-karu-t ,«„«««. M NWBMl «Mich« BMrmtMachMis« M OUmdochMrEa. Lokal-Anzeiger für Ottendorf-OKMa und Nummer ^05 MitLwocb, den 8. September 1926 25. Jahrgang Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Dkrilla, dm 7. August zSrs. — In der öffentlichen Gi-meindeverordnetm-Sitzung am 3. d. M. wurde von einem Antwortschreiben des Straßenbauamte» Kenntnis genommen, in welchen mitge- teilt wurde, daß nach Möglichkeit im Jahre 1927 größere Straßenstreckell mit Kleiupflaster belegt und die dann noch verbleibenden Strecken mit Kaltasphalt behandelt werden sollen. Bekanntlich war die Gemeindeverwaltung in dieser Richtung vorstellig geworden. Weiter wurde bekannt gegeben, daß er gelungen ist, für den Wohnungsbau ein Staatsdar- lehen von 25000 RM. zu äußerst günstigen Bedingungen zu erhalten. Mit Ausnahme des Darlehn» erklärte mau stch einverstanden. 15000 R. sind für die Gemeinde be stimmt, 10 000 M. werden den Bauherrn Großmann und Knöfel überlasten. Sine Sondrrumlage für die Erwrrb»losen- siirsorge in Höhr von 1170 M. wurde bewilligt. Ein Nach trag zur Steuerordnuug sieht einen Zuschlag zur Gruud- nnd Gewerbesteuer von 150 »/« vor. Ein Protestschreiben des Tewerbeoereins lag gleichzeitig vor. Die Aussprache ge staltete sich teilweise recht erregt. Herr Wirth erklärte sür die Kommunistische Fraktion, daß diese Zuschläge überhaupt ablehne. Herr König wieß auf die steuerliche Belastung de» Gewerbestandes hin und warnte vor einer Ueberspaunung de« Steuerdruckes. Herr Lödrich erklärte daß die sozialdemo kratische Fraktion mit Rücksicht auf die gedrückte Finanzlage der Gemeinde für den Zuschlag von 150"/o eintrete. Herr Tamme bezeichnete den Zuschlag für den Grundbesitzer der Gemeinde als untragbar. Herr Bürgermeister Richter führte au«, daß eine Ablehnung des Zuschlages für die Finanz- läge der Gemeind« die bedenklichsten Folgen haben müsse. In der Abstimmung stimmten die kommunistische und dir bürgerliche Fraktion gegen die Vorlage sodaß diese der Ab- lehnung verfiel. Der Zuschlag kann daher nur in Höhe von 100°/« erhoben werden. Der Vorschlag de» Gemeinde rate« über die Versorgung der bedürftigen Erwerbslosen im Winter veranlaßte ebenfall« eine eingehende Aussprache. Er wurde gegen die Stimmen der Kommunisten ange nommen. Vom Stande des Wegestreites mit dem Rittergut Medingen wurde Kenntnis genommen. E» steht fest, daß die Verpflichtung des Rittergut«» zur Uutrrhaltung di» Weg«« hintrr der Schafmühle) im Grundbuche eingetragen ist, das Rittergut ist daher zur Erfüllung seiner Verpflichtung aufgrfordert worden, da die Wrg«strecke sehr beff«ung«be. dürftig ist. Vorschläge der Bauaurschuffe» über di« Er richtung »ine« Bade« auf den Lirbahngelände und über di« Einrichtung einer Herberge für Jugendwanderrr wurden an- nommeu. Herr Wirth sprach sich dafür au«, schon im kommenden Jahre eine Erholuugsstätte für Kinder etnzu- richten. Wegen drr Einrichtung eine« Urn«nhain« lag ein Schreiben de« Kircheuvorstande» vor, nach welchen «in Platz zur Beisetzung von Urnen auf den Friedhof vorgesehen ist Gegen 4 Stimmen der kommunistischen Fraktion, die einen Urnenhain der politischen Gemeinde wünschte, erklärte man sich mit der Regelung der Kirchgemeinde einverstanden. Ein Antrag der kommunistischen Fraktion auf Gewährung einer Pauschalvergütung au die „Arbeiterstimme" für Aufnahme amtlicher Bekanntmachungen soll erst in der nächsten Sitzung behandelt werden. Einem Antrag der gleichen Fraktion auf Ueberlaffung der Schule für ein Massenquartter anläßlich eines Jugendtreffen« stimmte mau zu. Herr König machte dabei zur Bedingung, daß man bei anderen Organistonen ebenso verfahre. Auf besonderen Antrag wurden 2 Punkte der geheimen Sitzung öff«ntltch beraten. Au» einer geheimen Sitzung war eine persönliche Angelegenheit dem davon Be troffenen mitgeteilt worden. Herr König verwahrte sich da gegen, daß die Geheimhaltung nicht gewährleistet sei und sprach sich dafür aus, daß di« geheimen Sitzungen in einem Raume stattsindeu müssen, in welchen eine Geheim haltung garantiert sei. Ein besonderer Ausschuß soll eine Ermittelung derjenigen Person versuchen, die anscheinend die Schweigepflicht verletzt hat. Für Versicherung der Steuer- kasstererstrll« beim Laud«rpenfiousverbaud fordert dieser ein« Nachzahlung der Prämie auf 3 Jahre in Höhe von 996 M. Aus ein Erlabgesuch hin wurd« die Zahlung in 3 Raten nachgelassen. Bei 7 Sttmmrneuthaltungrn wurde gegen 4 Stimmen Bewilligung beschlossen. Hierauf geheime Sitzung. Wir uns mitgeteilt wurde beschloß nun da« Kollegium in geheimer Sitzung zunächst durch eine Umfragt feststelleu zu lassen, wieviel Hausbesitzer sich an eine zu erbauende Wasser leitung anschließen würden, dell Hauebesitzern werden ent- sprechend« Fragebogen Wehen, die dann au-gefüllt umge ¬ hend rinzurrichen sind, daß ein» geordnete Wasserversorgung sür unseren Ort eine Lebensfrage ist, bedarf keiner Br° grüvdung. In manchen Orts gebieten versagen die Brunnen entweder oder ihr Wasser ist nicht ganz ilnwaudfrei. Es wäre daher dringend zu wünschen, wenn sich recht viele Hausbesitzer zum sofortigen Anschluß entschließen würden. Wer die Wohltat einer Wasserleitung einmal genossen hat, gibt sie sicher nicht wieder auf. — Die neugegründete Freiwillige Feuerwehr der Gla«- abrik A. G. Brockwitz, Abt. Ottendorf-Okrilla, wurde am vergangenen Sonnabend durch den Kreisvertreter Herr Bau- )irektor Thum aus Radeberg in Gegenwart der Fabrik- ürektion, des Herrn Bürgermeister Richter, der Kommando» )er hiesigen Freiwilligen Feuerwehren und zahlreiche Ver treter auswärtiger Wehren einer Prüfung unterzogen, die Leistungen der Wehr, di« von Hrrrn Instrukteur Schmidt ausgebildrt worden ist, wurden mit sehr gut bezeichnet. Führer und Mannschaften arbeiteten mit Ruhe und Sicher heit nnd zeigt«« sich ihrer Aufgabe voll gewachsen. Auf Grund der günstigen Prüsung«ergebniffe« wurde vom Kreisver treter die Aufnahme der Wehr in den Landesverband sächsisch« Feuerwehren vollzogen. Die Löschlinrichtungen der Fabrik, bestehend in «in« Dampfpumpe und einer stationär«« Motor spritze erwiesen sich al» recht leistungsfähig. Unser Ort besitzt nunmehr 4 Freiwillige Feuerwehr«». Arnsdorf. Sonnabend früh in der 6. Stunde lauert« ein von seiner Ehefrau getrennt lebender Rann in Wallroda dieser auf, überfiel fi« beim Heraustreten au» dem Hause, würgte sie und versuchte, sie zu erstechen. Durch Hilferufe der überfalltnen Frau kam ihr erwachsener Sohn herbei, wodurch da« Vorhaben mißlang. Der Sohu wurde am rechten Arm durch Schnitte verletzt. Die Kleidung der Frau wurde zum Teil zerrissen. Der Täter wurde verhaftet dem Amtsgericht Radeberg zugeführt. Bautzen. Vom Zuge erfaßt und vollständig zer trümmert wurde das Gefährt de» Wirtschaftebesitzers G«org Delan au» Radibor. Da Drlau Kark kurzsichtig ist, hatte er da« Nahen de» Zuges Bautzen-Hoyerswerda nicht bem«rkt. Als er den Bahnübergang bei Cölln passierte, wurde der Wagen etwa vierzig Meter fortgeschleift und stürzte d«n Bahnkörper hinunter. Delan wurde schwer verletzt nach dem Bautzener Statdkrankeuhause gebracht, wo er bewußtlos da niederliegt. Das Pferd konnte sich losrrißen. Dir Trümmer de» Wagen« lagen weit verstreut zu beiden Seiten der Bahnstrecke. Bärenstein. Mit schweren Verletzungen wurde am Wege nach dem Bahnhof« neben einem etwa acht Met« hohen Felsen ein jüngerer Manu von au«wärt« aufgefunden, der vom Wege abgekommen und abgestürzt ist. Die Per sonalien de» Verunglückten konnten noch nicht festgestellt werden. Leipzig. Ein schwerer Autounglück ereignete sich in drr Nacht zum Sonntag auf der Landstraße zwischen Wurzen und Eilenburg. Infolge starker Nebelbildung fuhr ein mit 35 Prrsonen besetzter Popomnibus gegen einen Chauffeebaum, stürzte die etwa 1 ftz m Hoh, Straßenböschung hinunter und ging in Flammen auf. Die Insassen de« Wagens konnten sich durch die Fenster in» Frei« rette«. Durch Slarsplitter wurden 21 Personen verletzt. Mehre« Fahrgäste erlitten Knochenbrüche. Chemnitz. In einem Materialwareugeschäft de« Vor ort«» Harthau versuchte dieser Tage ein von hier stammender 20jähriger Eisrnformer, ein falsche« Zweimarkstück in Zahlung zu geben. Da dem GeschästSsührer die Fälschung auffiel, veranlaßt« « die sofortige Verhaftung de« Burschen, in dessen Besitz die Polizei noch vier weitere Falschstücke fand. Bei einer Durchsuchung seiner im Stadtteil Kappel g«lege«eu Schlaskammrr wurden noch vier gefälschte Einmarkstücke b«- schlagnahmt. Nach seinen Angaben hat er erst vor kurzem mit der Herstellung der Falschstücke begonnen und bisher erst drei gefälschte Zw«imarkstüä« an Zigarrettenverkauf«ständeu ausgegeben. — In Schwrizerthal geriet ein 16 jähriger Lehrling, der während der Mittagsstunde mit seinem Kameraden im Chemnitzfluß badete, in einen Strudel, der ihn in die Tiefe riß. Die Leiche de« Ertrunkenen, die am Diethendorfer Wehr versank, konnte noch nicht geborgen werden. — I« Roder«dorf wurde der im Freien arbeitende 17 Jahre alte Wtrtschaftsgehils« Kurt Gebhardt, der bei seinen Elter«, dem Guttbesitzer Gebhardt, in Diensten stand, vom Blitz «schlagen. AMeWesiLö Agrarier. (Bon unserem volkswirtschaftlichen Mitarbeiter.) In den neunziger Jahren des vorige« Jahrhunderts entstand die Bezeichnung „notleidender Agrarier". Damit, bezeichneten die Verfechter gewerblicher Interessen sowie die Wortführer der Verbraucherschast diejenigen Land wirte, die sich bei dem Kamps gegen die/ ermäßigten (Caprivischen) Eetreidezölle auf ihre besondere Notlage beriefen. Es war also eine feindselige und ironische Be zeichnung. — Heute wagt niemand in Deutschland, der An spruch darauf macht, für urteilsfähig und unvorein genommen zu gelten, zu leugnen, daß es der deutschen Landwirtschaft in ihren überwiegenden Teilen schlecht geht, und daß man hierbei nicht einmal von einer vorübergehen den ungünstigen Konjunktur reden kann. Deutschland ist in seiner gegenwärtigen Lage auf allen wirtschaftlichen Gebieten vorbelastet und benachteiligt. Während aber in einer Reihe von industriellen Branchen der allgemeine Nachteil durch besondere Anstrengungen und Fähigkeiten ausgeglichen werden kann, ist das bei der Landwirtschaft nur in beschränktem Umfange möglich. Bereits vor dem Kriege hatte Deutschland als Agrarland anderen Agrar ländern gegenüber den Nachteil schlechteren Bodens und un günstigerer klimatischer Bedingungen. Nach dem Kriege sind alle diejenigen Nachteile hinzugekommen, die mit der Aus plünderung Deutschlands durch die Entente und mit der Verarmung des deutschen Volkes Zusammenhängen. Von sachverständiger landwirtschaftlicher Seite ist un längst dargelegt worden, welchen Anteil der Kapitalmangel an der Not der deutschen Landwirtschaft hat. Bekanntlich haben Regierung und öffentliche Meinung auf die deutschen Landwirte einen starken Druck.ausgeübt, die Erzeugung besonders an Brotgetreide miv «llen Mitteln zu steigern, damit wir von der kostspieligen und unsere Währung be drohenden Einfuhr aus dem Auslands möglichst unab hängig werden. Das hat die deutschen Landwirte nach Neu ordnung unserer auswärtigen Schuldverhältnisse durch das Dawes-Abkommen im August 1924 veranlaßt, große Geld beträge zu leihen, um die Getreidewirtschaft zu „inteüst» vieren". Die Beträge mußten nach der Ernte zurückerstattet werden. Um das zu können, mußten die deutschen Land wirte ihr Getreide zu jedem Preise losschlagen. Die Folge davon war, daß der Eetreidepreis in Deutschland weit unter den durchschnittlichen Weltmarktpreis sank. Die Kapitalknappheit der Landwirtschaft hat starke Preis schwankungen für Brotgetreide zur Folge, an denen weder die Erzeuger noch die Verbraucher von Brotgetreide ein Interesse haben. Ohne regelmäßigen und sogar steigenden Kapitalaufwand besteht keine Möglichkeit, die zahlreichen Fortschritte in der Bodenbewirtschaftung und Bodenaus nutzung zu verwirklichen. Wenn also dis deutsche Land wirtschaft ihre volkswirtschaftliche Aufgabe erfüllen soll, so muß alles aufgeboten werden, daß reichlicher Kapitalauf wand für sie nicht eine ewige Krise und geradezu eine Be drohung des Daseins heraufbeschwört, sondern, daß er den Landwirt für seine Arbeit und seinen Unternehmungsgeist ausreichend entschädigt. Dresdner Gchlachtviehwartt. 6. Septembrr 1926, Auftrieb: 111 Ochs««, 220 Bulle«, 365 Kalb«« uvd Kühr, 576 Kälber, 595 Schafe, 1888 Schweine. Goldmarkpreis« sür 50 Kg. Lebendgewicht: Ochs«« 27-61, Bullen 42—61, Kalben und Kühe 23—59. Kälber 67-88, Schafe 33-66, Schweine 75—89. Die Stallpreise find nach den neuen Richtlinien der La«de»preisprüfung»stelle sür Rinder 20 °/„ für Kälber und Schafe 18 »/<» und für Schweine 16 niedriger al» die hier aufgeführten Marktpreise. Produktenbörse. 6, September 1926. Weizen 26,8—27,3. Rogge« ivländischer 21,5—22. Wintergerste 18,5—19,5. Hafer 21—21,8. Mai» 18,4— 18,9. Rap» 30,5 — 31,5. Erbse« 35—36. Cinquantin 22-23. Wicken 35-36. Lrockeuschnitzel 11,7—12,2. Kartoffelflocken 22,5—23. Weizenkleie 10,4—11. Roggen- kleie 10,4—11. Weizenmehl, Type 70 °/„ 41—43. Roggenmehl, Type 70 o/o, 32—34,5. Di« Preise verstehen sich sür 100 Kilo iu Goldmark. Rotklee, Mehl, Erbsen, Peluschken, Wicken und Lupinen in Menge« unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alle« andere in Miudestmeugen von 10000 Kilogramm wgfr. Dreidt«. Hierzu eine Beilaie.