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Amts- Wh AlWMblktt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage »Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 10 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 25 Pf. 1SL I8»8 Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 45. Jahrgang. " Donnerstag, den 22. Dezember Oessentlichc Sitzung des Bezirksausschusses zu Dchwarzenberg Donnerstag, den 29. Dezember 1898, von Nachmittags 3 Uhr an im Verhandlungssaalc der unterzeichneten Amtshauptmannschast. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des anilshauptinann- schastlichen Dienstgebäudes zu ersehen. Schwarzenberg, am 19. Dezember 1898. Königliche Amtshauptmannschaft. «rüg v. Nidda. Am 20. Dezember dss. Js. ist der letzte Termin der diesjährigen Landrenten fällig gewesen. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten exeentivisch vorgegangen werden wird. Die Ortsstcuereinnahmc zu Schönheide. Herr Hemeitldeättester I'rLLL Lmil kotier in Schönheiderhammer ist am 12. dieses Monats als lSemeindevorstand für Schönheiderhammer in Pflicht genommen worden. Schwarzenberg, am 13. Dezember 1898. Königliche Amtsh auptm an nschast. Krug v. Nidda. K Bekanntmachung. Die Erpeditioncn des unterzeichneten Stadtraths werden am Weihnachtsheiligabend, Sonnabend, den 24. Dezember dieses Jahres, von Mittags 12 Uhr ab geschlossen. Das Standesamt ist an diesem Tage Von 8 bis 11 Uhr Vormittags geöffnet. Eibenstock, den 20. Dezember 1898. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtel. — Der Oberpräsident v. Koellcr wie« durch den Landrath in Sonderburg alle Gemeindevorsteher im Jundcwill an, die Eltern ihrer Gemeinde, deren Kinder dänische Schulen be suchen, zu veranlassen, daß sie die Kinder unverzüglich zurückrufen, widrigenfalls sämmtliche dänische Ilntcrthanen in der belr. Ge meinde ausgewiesen würden. — Offenbach a. M., 17. Dezbr. Die hiesige Ergänzungs wahl zur Stadtverordnetenversammlung, beider 16 So zialdemokraten gewählt wurden, dürfte so ziemlich ohne Beispiel dastchen. Die Niederlage der bürgerlichen Parteien, die keinen einzigen Kandidaten durchbrachtcn, ist, wie den „B. N. N." ge schrieben wird, ihrer Lässigkeit und Uneinigkeit zu verdanken. Von den 36 Stadtverordneten sind jetzt 17 Sozialdemokraten. Unter den 16 neugewählten Stadtverordneten befindet sich auch — ein Tagelöhner. — Frankreich. Zwei DreysuS-Jntcrpellationen haben am Montag in der Kammer dem Kriegsminister Frehcinet und dem Ministerpräsidenten Anlaß zu bündigen Erklärungen über den Kernpunkt der Frage der Revision de« DrcyfuSprozesseS gegeben. Beide stellten in aller Form fest, daß das vielbesprochene »geheime Dossier" in Sachen Dreyfus exlstire, und zwar im Gewahrsam des Äriegsministers, und baß vie gegenwärtige Re gierung mehrere wesentliche Aktenstücke daraus, weil sic militärische Staatsgeheimnisse enthielten, nur daun dem Kassationshofe aus liefern werde, wenn deren unbedingte Geheimhaltung verbürgt würde. — Zu den inneren Wirren gesellt sich in Frankreich, um da« Mißbehagen allgemein zu machen, die wachsende Unzu friedenheit mit dem russischen Verbündeten. Diese hat sich schon mehrfach in unverhohlener Weise selbst in den Spalten der offiziösen Organe geäußert. Den neuesten Anlaß bietet der jetzige Besuch de« Großfürsten Nikolaus in Konstanti nopel. Der „TempS" kanzelt die russische Politik wegen diese« Besuche« mit einer Miene überlegener Staatskunst ab, als hätten die französischen StaatSlcnkcr gerade in der jüngsten Zeit sich den Anspruch auf besondere Autorität erworben. Die Einweihung der Gedächtnißkirchc bei San Stefano sei nur ein Vorwand ge wesen. In Wahrheit habe cs sich darum gehandelt, beim Sultan für Rußland diejenige Stellung zurückzugewinnen, welche Kaiser Wilhelm „usurpirt" habe. Der Sultan habe sich die Frage vorgelegt, ob die Errichtung eines Denkmals für Soldaten, die in einem für die Türkei unglücklichen Kriege gefallen sind, eine passende Gelegenheit für den Austausch gegenseitiger Höflichkeiten sei. Man habe ihn aber schließlich überredet und ihn bewogen, den Großfürsten nahezu mit dem gleichen Ccremonicll wie Kaiser- Wilhelm zu empfangen. Rußland habe sich entschlossen, gegen über der Türkei eine Politik der Artigkeiten und der Schmeichelei zu treiben. Schon seine Haltung in der kretischen Frage habe diese Absicht deutlich verrathcn. Rußland habe neben anderen Forderungen der Mäßigung gegenüber der Empfindlichkeit der Türkei es durchgesetzt, daß die neue kretische Flagge in der einen Ecke den Halbmond behalte. ES wäre zu hoffen, daß dieses Wohlwollen nicht soweit gehe, durch bedauerliche Schwäche da« Gelingen des von den Mächten auf Kreta gemachten Versuches zu gefährden, eine« Versuche«, der durch die cndgiltigc Ablehnung de« Herrn Ruma Droz, die etwas untergeordnete Funktion eine« Gehilfin de« Prinzen Georg von Griechenland zu übernehmen, nur zu sehr in die Gefahr de« Scheiterns gcrathen sei. Man darf gespannt sein, wie die Belehrung in Petersburg ausgenommen werden wird. — Kreta. Die Blockade von Kreta, welche am 21. März 1897 über die Insel Kreta verhängt wurde, ist nunmehr auf Grund eine« Ucbcreinkommen« zwischen den Regierungen von Frankreich, Großbritannien, Italien und Rußland aufgehoben worden; da« Einfuhrverbot für Waffen und Munition bleibt indeß auch fernerhin bestehen. — Afrika. Marchand räumte Faschoda mit seiner Ab- thcilung am Montag Morgen um 11 Uhr. Nachdem die franzö sische Flagge niedergelassen worden war, wurden die britischen und ägyptischen Flaggen aus dem Fort gehißt, da« sofort von den ägypstlchen Truppen besetzt wurde. Marchand begab sich nach dem Sobat-Fluß. Deutschland und Arankreich. Die Faust, die 27 Jahre lang uns mit Rache drohte, öffnet sich jetzt plötzlich, und uns entgegen streckt sich eine Bruderhand. Seit einigen Wochen führen französische Zeitungen, und zwar gerade diejenigen, welche ehemals am erbittertsten gegen un« hetzten, einen Feldzug zum Zweck eine« französisch-deutschen Bündnisses. Ausgetaucht waren, so führt ein der „T. R." zugebender Pariser Brief aus, dergleichen Gedanken schon öfters, da sie ziem lich nahe liegen. Jeder A-B-C-Schütze der Politik weiß, baß Frankreich und Deutschland eine Menge sachlicher Interessen ge mein haben, sich in ihrem Wesen und Streben gegenseitig er gänzen, und durch ihre geographische Lage aufeinander angewiesen sind, besonder« in der Neuzeit, wo der Gegensatz zwischen dem europäischen Kontinent und England sich verschärft und zu ihm noch der Daseinskampf zwischen der Alten und der -Neuen Welt kommt. Im Jahre 1890 traten einzelne französische Zeitungen für den Plan eines festländischen Zollvereins ein, der auch in sehr hohen deutschen Kreisen beliebt zu sein schien. Einige Jahre später hielt der „Mercurc de France" seine bekannte Umfrage nach der Stellung, welche seine Landsleute uns Deutschen gegen über entnähmen, und empfing neben allerlei chauvinistischem Ge polter auch eine Anzahl friedlicher und freundnachbarlicher Ant worten. Indessen beschränkten sich jene Zeichen der Versöhnlich keit auf einen kleinen Kreis von Wirthschastslchrern und Menschen freunden. Die öffentliche Meinung ließ sich daraus nicht ersehen, und der Zorn der Patrioten vollends blieb unbesänftigt. Das Eigenthümliche der jetzigen Wendung ist, daß just die glühendsten Chauvinisten zum Bund mit Deutschland rathen und selbst auf Elsaß-Lothringen verzichten. Allen voran geht Paul de Eassagnac, der im Jahre 1870 zum Kriege trieb, nicht um der Hohenzollern- fragc Willen, sondern weil er behauptete, daß Frankreich da« linke Rheinufcr al« natürliche Grenze und rechtmäßigen Besitz zu ver langen habe. Hat jemals einer die Deutschen gehaßt, so war er c«. Aber unter den jetzigen Umständen meint er, müsse Frank reich nöthigcnsalls „sich selbst init dem Teufel verbinden". Wir danken für das Kompliment unv wollen uns die Sache überlegen. Was un« bei der Ucberlegung zunächst auffällt, ist die Plötz lichkeit und Heftigkeit der chauvinistischen „Bekehrung". Sie ist offenbar nicht da« Werk kühlen Verstandes, sondern kochender Leidenschaft. Deshalb läßt sich an Beständigkeit der neuen Ge sinnung zweifeln. Die Franzofen sind in ihren LiebeSwcrbungcn doppelt getäuscht — einerseits von Rußland, mit dessen Hilfe sie Elsaß-Lothringen wiedcrzucrlangen hofften, anderseits von Eng land, dem sic vor zwei Jahren noch, als es in der Transvaal- Frage gegen Deutschland ausbegehrte, ihre Unterstützung für den Fall eines Kriege« amtlich anboten. Nun, da weder von der einen noch von der anderen Seite da« Gehöfte erfolgt ist, sagen sich die Chauvinisten ganz richtig: Elsaß-Lothringen bekommen wir aus eigener Kraft doch nicht wieder, und da uns -Niemand dazu Helsen will, verzichten wir — freiwillig, wie aus Faschoda. Dafür muß uns aber Deutschland die Hand reichen, um England für den groben Korb, den es uns gegeben hat, zu bestrafe». Im wesentlichen läuft also der BundeSplan auf Rache an den Briten hinaus. Die Franzosen wissen wohl, daß wir mit unfern englischen Vettern nicht immer auf bestem Fuße stehen, und daß cS bei uns sogar weite Kneife giebt, die mehr mit Frankreich als mit England sympathisircn. Da« läßt sich ohne Weitere« zugcben. Die Frage ist nur, ob in absehbarer Zukunft ein Bündniß mit Frankreich für un« möglich und vorthcilhast werden könnte. Wir bemerken, daß die deutschfreundliche Bewegung, die seit l890 in gewissen intellektuellen Kreisen begann und neuerdings im entgegengesetzten Lager der Chauvinisten au-gebrochen ist, die öffentliche Meinung der Nation im Großen und Ganzen un berührt laßt. Letzter Tage noch erzählte un« der Bettreter eine großen amerikanischen Einsuhrhause« in Pari«, daß c« seinem deutschen Handlungs-Reisenden, trotz aller geschäftlichen Tüchtig keit, unmöglich gewesen sei, dar Geschäft in den französischen Provinzen emporzubringcn. Der Deutsche wurde durch einen Engländer ersetzt, und dieser sand, obgleich er weniger ruhig und erfahren war, bei den französischen Provinzialhäusern die er wünschte Aufnahme. Britcnhaß besteht in Frankreich freilich, und er ist hier älter und berechtigter, al« der Deutschenhaß; letz terer aber herrscht seit 28 Jahren vor und wird noch auf unab sehbare Zeit den Ton angcben. Mögen also kleine Kreise der Nation, sei c« au« wirthschaftSpolitischen und Humanitären Rück sichten, sei e« im Affekt der Leidenschaft, nach einem Bund mit Deutschland streben, die Masse de« Volkes bleibt von solchen Regungen doch unberührt. Einer französisch-deutschen Bündniß- politik fehlt von vornherein die nöthige Breite der Unterlage. Demnach ermesse man ihre Aussicht aus Beständigkeit selbst für den günstigsten Fall, daß sic amtlich zum Ausdruck käme. That- sächlich giebt es hier Niemanden, der für ein gegebenes Wort, für die Ausführung eines geschriebenen Vertrages einstehen könnte. Das Parlament ist eine Wetterfahne, die sich im Winde der VolkSlcidenschaften dreht. Da« Ministerium hängt von den Kammern ab und kann jeden Tag gestürzt werden. Der Präsi dent der Republik aber ist ein Greis, der sich nicht zu helfen weiß. Angenommen, er wollte ein Wort, da« er gegeben hat, gegen die Wünsche de« Volkes und der Kammern ausführen, so würde er einfach hinwcggefegt. Deshalb verzichtet er lieber auf eige nen Willen. Ob Frankreich jemals für Deutschland bündniß- fähig wird, diese Frage können wir getrost der Zukunft über lassen. In der Gegenwart haben wir uns vor der Hand zu hüten, die sich jetzt freundlich uns entgegenstreckt, weil sic sich ebenso rasch wieder zur rachcdrohcnden Faust batten könnte. Tagesgeschichte. — Deutschland. Zur Frage der Fleischnoth schreibt die „N.A.Z.": „In der Erörterung über die sogenannte Fleischnoth in den letzten Monaten ist die Absperrung des Deutschen Reichs gegen die Vieh- und Fleischeinfuhr aus vem Ausland oft über trieben und irrig dargestellt worden. E« dürfte sich daher ver lohnen, die wirklich bestehenden Einfuhrverbote übersichtlich dar- zustellcn. Weder für lebende« Vieh noch für thicrische Produkte besteht ein Einfuhrverbot gegen das gesammtc Ausland. Es be stehen nur Verbote gegen einzelne ausländische Staaten, aber selbst diese Verbote gelten in den meisten Fällen nicht für die gesammtc deutsche Zolllinie, sondern nur für die Grenzen eines oder mehrerer deutschen Staaten, da die Mehrzahl der Einfuhr verbote nicht von der ReichSregicrung, sondern von den einzelnen deutschen, an der Zollgrenze liegenden Staaten erlassen ist. Auf diese Weise kommt es, daß über den einen Theil der deutschen Zollgrenze die Einfuhr verboten, über den andern Theil dagegen, der zu einem andern Bundesstaat gehört, die Einfuhr frei ist. Dieser Umstand wird bei der Bcurtheilung der Absperrung des Deutschen Reiche» gegen das Ausland meistens übersehen. Ein fuhrverbote, welche die gesammtc deutsche Zollgrenze umfassen, giebt e« nur für Rindvieh gegen Rußland, die Niederlande, Schweden und Norwegen, Großbritannien und Amerika; für Schweine gegen Rumänien, Serbien und Bulgarien, ferner gegen die Niederlande, Dänemark, Schweden und Norwegen und Groß britannien; für Schafe gegen Rußland, die Niederlande, Schweden und -Norwegen und Großbritannien. Alle llcbrigen Einfuhr verbote für Rindvieh, Schweine und Schafe sind nur Thcilvcr- bote über gewisse Strecken ter deutschen Zolllinic, die die Ein fuhr über einen Theil der deutschen Zollgrenze nach wie vor gestatten. — Die JnvaliditätS- und AlterSversichcrungS- Anstalt Braunschweig hat bezüglich eine« Plane«, der dahin zielt, Rentenempfänger gegen Verzicht auf ihre Rente in einem von den Versicherungsanstalten nach Maßgabe der verfügbaren Mittel zu erbauenden Jnvaltden-Hause unterzubringen, eine Um frage bei den Rentenempfängern veranstaltet, und die meisten haben sich diesem Plane gegenüber zustimmend ausgesprochen. Dem daraufhin an das Reichsamt de« Innern gerichteten Ge suche um Aufnahme eine« entsprechenden Passu« in den Entwurf der Invalidität«- und Altersversicherungs-Novelle ist entsprochen worden, so daß sich jetzt noch der BundcSrath in dieser Angelegen heit schlüssig zu machen haben wird.